Vorwort
Schon nach einem kurzen Gespräch mit Dr. Nasha Winters weiß man: Diese Frau ist eine wahre Koryphäe auf dem Gebiet der integrativen Medizin. Als ich sie kennenlernte, interessierte ich mich vor allem für ihre eigene radikale Remission, die Heilung ihrer Krebserkrankung entgegen aller Erwartungen. Fünf Minuten später wurde mir klar, dass sie eine Meisterin der Naturheilkunde mit 25 Jahren klinischer Erfahrung in integrativer Onkologie und mit Dutzenden von Patienten ist, die unter ihrer Anleitung selbst radikale Remissionen erlebten. Ich wusste, dass wir eine Menge Gesprächsstoff hatten.
Fürs Erste betonte Dr. Winters etwas, wovon die von mir untersuchten geheilten Patienten schon seit über einem Jahrzehnt sprachen: »Das Wichtigste ist der zugrundeliegende Zustand.« In diesem Buch wird dieser als das »Terrain« bezeichnet. Eine wunderschöne Metapher, wie ich finde: der Körper als Garten.
Wenn die Pflanzen im Garten nicht gedeihen, sprüht der unerfahrene Gärtner vielleicht Unkrautvernichtungsmittel und hofft auf das Beste. Ein erfahrener Biogärtner hingegen schaut sich die Umstände genauer an: Verfügt der Boden über die nötigen Nährstoffe? Kann es sein, dass Giftstoffe in die Erde fließen und die Pflanzen angreifen? Bekommen sie genügend Sonnenlicht? Ausreichend sauberes Wasser? Sind die Samen gesund? Verursachen Wetterfaktoren wie starker Wind unnötigen Stress? Genau so eine tiefgreifende Analyse des gesamten Körper-Geist-Seele-Systems bietet dieses Buch – und das mit bemerkenswerten Ergebnissen.
Wenn die moderne Medizin in den letzten fünfzig Jahren etwas über Krebs herausgefunden hat, dann ist es die simple Tatsache, dass er keine einfache Krankheit ist. Tatsächlich ist Krebs nämlich nicht nur eine Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für über hundert Leiden. Gemeinsam ist ihnen allen eine mitochondriale Störung. Noch dazu kommt, dass keine zwei Körper gleich sind, sondern sich erheblich voneinander unterscheiden. Keine zwei Menschen sind denselben Giften ausgesetzt oder gleichen sich in Immunsystem, Stoffwechsel oder Mikrobiom. Wer das beachtet, der versteht leicht, warum die hier vorgestellte hoch individuelle Herangehensweise an die Krankheit Sinn macht.
Trotz dieser extremem Komplexität stimmen die Autorinnen und ich einer einfachen (mit dem Nobelpreis ausgezeichneten) Theorie zu, die Krebs auf einen einzigen Sachverhalt reduziert: Funktionieren die Mitochondrien einer Zelle nicht richtig, wird die Zelle zur Krebszelle.
Diese Erkenntnis wurde für mich während meiner ersten Jahre der Erforschung radikaler Remissionen zum Aha-Moment. Damals promovierte ich an der University of California in Berkeley. Ich hatte noch nie an die vorherrschende Theorie geglaubt, dass Krebszellen einfach nur gesunde Zellen waren, die sich – aus irgendeinem unbekannten Grund – plötzlich bösartig verhielten. Stattdessen denke ich, dass es für alles auf der Welt eine Erklärung gibt, auch für die Umwandlung von gesunden Zellen in Krebszellen.
Die Stoffwechsel-Theorie der Krebsentstehung – erstmals von Otto Warburg in den 1920er-Jahren aufgestellt und mit dem Nobelpreis ausgezeichnet – besagt, dass beschädigte Mitochondrien einer Zelle diese krebsartig werden lassen. Diese Erklärung machte für mich einfach Sinn, denn aus der einfachen Biologie weiß ich bereits, dass die Mitochondrien die »Kraftwerke« der Zellen sind. Sie produzieren Energie (durch aerobe Atmung) und weisen die Zelle zur Teilung oder zum Absterben an. Eine Krebszelle verhält sich genau umgekehrt. Sie teilt sich, wenn sie sich nicht teilen soll und »vergisst« abzusterben. Außerdem ernährt sie sich von Glucose anstatt von Sauerstoff (anaerobe Atmung).
Wenn also eine Fehlfunktion der Mitochondrien zu Krebs führt, ist die nächste logische Frage: »Was führt zur Störung der Mitochondrien?« Die Antwort lautet: Dafür gibt es die unterschiedlichsten Gründe.
Heutzutage sind Krebsforscher oft frustriert, weil sie bei der Untersuchung der Krebsursachen widersprüchlichste Ergebnisse erhalten. So fanden zum Beispiel einige Wissenschaftler heraus, dass Viren Krebs auslösen können. Das ist beim HPV-Virus und Gebärmutterhalskrebs der Fall. Andere Forscher stellten wiederum fest, dass auch Bakterien krebserregend wirken können, wie zum Beispiel Heliobacter pylori als Ursache von Magenkrebs. Wieder andere zeigten, dass Krebs durch Giftstoffe ausgelöst werden kann (zum Beispiel Nikotin), durch bestimmte Strahlungen (man denke an Tschernobyl) oder durch genetische Mutationen, Traumata sowie chronischen Stress.
Wer hat letztendlich recht? Alle, wenn wir davon ausgehen, dass all diese Ereignisse zu Mitochondrien-Störungen führen können.
Genau hier kommt dieses Buch ins Spiel. Seine individuelle Herangehensweise an die Krebsbehandlung füllt eine große Lücke. Warum sind gerade Ihre Mitochondrien (oder die eines geliebten Menschen) gestört? Und was noch viel wichtiger ist: Wie kann man sie reparieren? Wie Sie in diesem Buch erfahren werden, lassen sich diese Fragen durch eine genaue Überprüfung Ihrer früheren und aktuellen Lebensweise sowie durch bestimmte Blut- und genetische Untersuchungen beantworten. Anstatt einfach nur zu versuchen, die Krebszellen abzutöten, lehren Dr. Winters und Jess Kelley in diesem Buch, wie Sie die Wurzel Ihrer Krebserkrankung finden und behandeln können. Haben Sie einmal Ihr Terrain mithilfe der wunderbaren »Terrain Ten« (zehn Bereiche Ihres Körpers und Geistes, die Sie untersuchen und bewerten können) genau unter die Lupe genommen, dann schlägt Ihnen das Buch einen sehr einfachen und sehr wirksamen Lösungsansatz vor: die Ernährung. Ja, Sie haben richtig verstanden: Essen ist das beste Heilmittel überhaupt. Schon Hippokrates sagte: »Lass die Nahrung deine Medizin sein und Medizin deine Nahrung.« Ich glaube fest an diese Worte, nur leider wurden sie von der modernen Medizin immer wieder kritisiert und ignoriert. Zum Glück beginnt dieses Buch damit, diesen unerhörten Fehler mithilfe der Erkenntnisse funktioneller und integrativer Medizinerkollegen umzukehren.
Im Grunde ist alles nämlich recht einfach: Unsere Körper leben von Nahrung, Wasser und Energie. Versorgen wir unsere Körper mit dem nötigen gesunden Essen und Wasser, während wir außerdem für einen emotionalen Zustand sorgen, der reichlich Energie frei fließen lässt, sind wir auf dem besten Weg zu guter Gesundheit.
Beim Thema Essen empfiehlt dieses Buch die ketogene Ernährung. Dabei wird die Kohlenhydratzufuhr stark eingeschränkt und der Fettkonsum erhöht, sodass die Zellen ihre Energie nicht mehr aus Glucose (bei Krebszellen beliebt), sondern aus Fett beziehen. Da viele meiner vegetarischen und veganen Kollegen mit bestimmten Aspekten der ketogenen Ernährung nicht einverstanden sind, möchte ich mich lieber auf die Gemeinsamkeiten dieser zwei Perspektiven konzentrieren: den Verzehr von großen Mengen an Gemüse und die Beseitigung von Giftquellen aus dem Leben. Bei einem sind wir uns alle einig: Heilung beginnt mit einer sehr großen Steigerung des Gemüseverzehrs und einer ebenso großen Senkung der Toxine.
Wenn es um Ernährung geht, ist für mich das absolut Wichtigste an der Herangehensweis dieses Buches die Überzeugung der Autorinnen, dass aufgrund der persönlichen Physiologie und Krebserkrankung jedes Patienten auch die Ernährung ganz individuell gestaltet werden muss. Hier gibt es keine »Einheitsgröße«, also keine Diät, die auf jeden passt. Ich habe die riesige Anzahl an Untersuchungen gesehen, die Dr. Winters jedem ihrer Patienten verordnet und die sie dann selbst auswertet. Die Ergebnisse dieser Tests bilden die Basis ihrer Ernährungsberatung sowie ihrer Empfehlungen für Nahrungsergänzungsmittel und Änderungen in der Lebensweise der betreffenden Person. Sie schaut sich an, was dem Patienten jetzt – in diesem Moment – guttut und weiß genau, dass er oder sie in einem halben Jahr höchstwahrscheinlich schon wieder etwas ganz anderes braucht.
Einige Ernährungstherapien – wie zum Beispiel das Fasten – kommen nur vorübergehend zum Einsatz, andere hingegen können vor allem durch Langzeitanwendung die besten Resultate erzielen. Die Autorinnen betonen in ihrem Werk besonders die Tatsache, dass jeder Mensch anders ist, und ich stimme ihnen zu 100 Prozent zu. Der Schlüssel zur Heilung liegt darin, Symptome und Untersuchungsergebnisse als Boten zu sehen, die uns darauf hinweisen, wo und wie wir das Gleichgewicht verloren haben.
Wer einmal weiß, an welcher Stelle der Körper außer Balance geraten ist, den stattet dieses Buch mit dem nötigen Werkzeug zur Wiederherstellung seiner Gesundheit aus. Von köstlichen Rezepten über bestimmte körperliche Übungen bis hin zu Tipps zum Stressabbau – am Ende des Buches werden Sie eine unschlagbare Liste mit wirkungsvollen Möglichkeiten zur Lebensveränderung in Ihren Händen halten. Sie haben die Kontrolle über Ihre eigene Gesundheit und das ist wunderbar, wie ich finde. Ein Problem der konventionellen Krebsbehandlung ist nämlich, dass der Patient sich oft machtlos fühlt.
In diesem Buch rufen die Autorinnen Sie als Leser dazu auf, zum Obergärtner Ihres eigenen »Gartens« zu werden, das heißt, sich selbst um das gute Gedeihen Ihres Körper-Geist-Seele-Systems zu kümmern. Sie stellen gezielte Fragen, die tiefer gehen: Versorgen Sie Ihren Körper mit genau der Nahrungsmedizin, die er gerade jetzt in diesem Moment braucht? Haben Sie emotionale oder körperliche Symptome, die Sie auf etwas aufmerksam machen wollen? Welche Veränderungen können Sie umsetzen, um Stress abzubauen und Freude zu steigern? Wie können Sie Ihren Körper zurück ins...