VORWORT
Doktor Leonard Coldwell hat sein bahnbrechendes Gesundheitshandbuch sozusagen zweistimmig verfasst. Wie bei einem Sänger, der nicht einen, sondern zwei schöne Töne gleichzeitig hervorbringt, verbinden sich diese zwei Stimmen zu einem harmonischen Gesang aus Gesundheit und persönlichem Potenzial. Und das Bemerkenswerte daran ist, dass jede einzelne Person, die dieses besondere Buch liest und befolgt, in der Lage sein wird, einzustimmen. Die erste Stimme ist die des sachkundigen, gut informierten Fachmanns in Physiologie, Medizin, Neurologie, Biochemie, Pathologie, Forschung sowie klinischer Behandlung – Doktor Coldwell –, die andere die des angenehmen, mitteilsamen, unverblümten holländischen Onkels, der dir verrät, was wirklich los ist, mit Einfühlungsgabe, jedoch ohne Sinn für Selbstmitleid oder sentimentale Ausreden.
Das heißt, Sie haben in diesem Autor einen Freund, der Ihnen sagt, wie die Dinge liegen, einen wissenschaftlichen Integrator, der die komplizierten Zusammenhänge der Biowissenschaften einfach, klar und – was am wichtigsten ist – verständlich rüberbringen kann.
Doktor Coldwell verbindet alle relevanten Wissenschaften in einem übersichtlichen Paket mit Ihrem Leben und zeigt in simplen, prägnanten und gut erläuterten Schritten, was zu tun ist und wie es funktioniert.
Stress tötet! Daran besteht kein Zweifel. Allerdings ist Stress ohne die ausgebildeten Krankheiten, die er nach sich zieht, finanziell uninteressant (mit Ausnahme des Verkaufs der Antistresspillen). Wenn der Stress morgen verschwinden würde, würde die gesamte Medizinbranche (was in Wirklichkeit die Pharmaindustrie bedeutet) verdientermaßen untergehen, mit Ausnahme der Notfallambulanzen und ihren Fertigkeiten.
Ohne Stress, in dem mindestens 85 Prozent aller Erkrankungen und mehr als 90 Prozent aller Arztbesuche begründet liegen, wären die ökonomischen Umwälzungen gewaltig und ebenso gewaltig wäre der Zuwachs an Freude und Gesundheit und wiederhergestelltem Wohlstand bei Milliarden von Menschen. Deshalb lässt sich mit der Behandlung von Stress selbst wenig Geld verdienen, dagegen fließt viel Einkommen und wirtschaftliches Potenzial in die Behandlung der vielen Menschen, die so lange an Stresss erkrankt sind.
Während meiner ärztlichen Tätigkeit in New York vor einigen Jahren hatte ich ein Problem. Mein Mann, Albert Stubblebine III., Generalmajor der US-Armee im Ruhestand, und ich verwendeten NeuroBio-Feedback (damals EEG BioFeedback genannt), um ein breites Spektrum an Problematiken zu behandeln. Es handelte sich um Menschen mit Diabetes, Krebs, Herzkrankheiten, schlimmen Kopfverletzungen und Ähnlichem, wobei es in der Regel weder Hoffnung auf Heilung noch sonst einen Ausweg gab. Sie kamen zu uns, weil sich die Nachricht von schwerkranken Menschen, die gesund werden und denen es plötzlich gut geht, schnell verbreitete.
Unsere Resultate waren wirklich beeindruckend: Für gewöhnlich führten wir drei Behandlungen von jeweils 30 Minuten pro Woche durch. Und innerhalb kurzer Zeit war das Leiden – womit auch immer der Patient zu uns gekommen war – verschwunden, der Patient nicht bloß symptomfrei, sondern in gutem Zustand. Die Schulmediziner konnten es nicht fassen und sagten – wie nicht anders zu erwarten –, wir seien Quacksalber. Denn schließlich würde ja niemand bei den schwerwiegenden Erkrankungen helfen können, mit denen die Patienten uns aufsuchten. Obschon mir diese Logik nicht einleuchtete, war uns auf Anhieb klar, weshalb sich verunsicherte Menschen auf diese Weise verhalten. Sie selbst hatten keinen blassen Schimmer, wie wir all dies bewirken konnten – was sie als Fachleute natürlich nervös werden ließ.
Und das Problem war, wir hatten ebenfalls keine Ahnung! Wir kannten die Protokolle, da wir bei so gut wie allen studiert hatten, die etwas zu BioFeedback beigetragen hatten. Wir verstanden den technischen Teil ziemlich gut. Wir kannten das Resultat, zumal wir es im Labor und auf anderen objektiven Wegen messen konnten. Jedoch wussten wir nicht, weshalb die von uns angewandte Behandlung funktionierte und, wichtiger noch, weshalb es 85 Prozent unserer Patienten wirklich gut ging, aber sich bei den restlichen 15 Prozent außer einer Beruhigung nichts tat.
Mit anderen Worten: Wir vollbrachten Wunder, aber nur mit der Note 2+. Jeder, der entweder General Bert oder mich kennt, weiß, dass wir uns mit einer 2+ nicht zufrieden geben. Ich mache keine Statistiken, weil ich keinen Zugang zur Mathematik habe. Wir wussten, dass sich die Antwort in unseren sehr präzisen und detaillierten Daten befand, kamen jedoch dem Geheimnis, das uns gestatten würde, eine Eins mit Sternchen zu erreichen – eine hundertprozentige Wunderquote für jeden Patienten, der zu uns käme – nicht auf die Spur.
Wir hatten einen guten Freund namens Professor Doktor Michel Bounias, ein weltbekannter Toxikologe, der in Südfrankreich lebte. Toxikologen können mit Zahlen und Statistiken umgehen. Das ist für sie das A und O. Also rief ich Professor Bounias an und fragte ihn, ob er wohl die Zeit hätte, sich für etwa zwei Wochen mit meinen Daten zu beschäftigen, und er antwortete: „Ja!“ Nur dauerte das Projekt am Ende deutlich länger als zwei Wochen. Wir veröffentlichten in den folgenden elf Jahren circa 50 Arbeiten: 25 über Physiologie und Neurologie im Hinblick auf NeuroBioFeedback und 25 über die mathematische Physik des Bewusstseins, der Gedanken und Absichten, des Willens und dessen Auswirkungen auf die physische Welt.
Diese Arbeiten wurden als Gesamtheit unter dem Titel „Alexandria Arbeiten“ bekannt, nach dem Alexandria Institut für integrative Medizin, an dem wir tätig waren. Sie erregten die Aufmerksamkeit von mathematischen Physikern und Nobelpreisträgern. Eine UNESCO-Versammlung wurde einberufen, um sich mit den überwältigenden Ergebnissen auseinander zusetzen. Und Professor Bounias gewann als mathematischer Physiker in der Folgezeit internationale Auszeichnungen für seine Mathematik des Bewusstseins, die er für diese Arbeiten entwickelt hatte.
Aber wir hatten immer noch nicht unser Wunder auf Bestellung. Erst mit einer der letzten Arbeiten aus der Serie – elf Jahre, nachdem wir mit den einfachen Fragen angefangen hatten: Wie wirkt NeuroBioFeedback, und wie können wir es verbessern? – erhielten wir die Antwort: Die geistigen Abbildungen, die in unserem Gehirn auf der bewussten und unbewussten Ebene geformt werden, verursachen Veränderungen der Rezeptorbeschaffenheit, Position und Funktion jeder einzelnen Zelle. Sie ändern ihre Konfiguration und damit ihre Funktion auf der Grundlage dessen, was antizipiert wird, nicht was geschehen ist. Daraus folgt, dass jeder Rezeptor in jeder Körperzelle darauf anspricht, was empfunden wurde, nicht was sich tatsächlich ereignet hat. Die Patienten wurden auf scheinbar wundersame Weise wieder gesund, wenn wir ihnen zeigten, wie sie ihrem Gehirn, ihrem Körper, ihren Zellen, beibrachten, nach etwas zu streben, das Wohlbefinden erzeugt.
Mit anderen Worten: Der zerstörerische Stress im Leben des Patienten – und damit oftmals verbunden der nahe bevorstehende Tod –, instruierte jeden Rezeptor im Körper, so zu agieren, als hätten sich die durch chronischen Stress wahrgenommene Abläufe bereits ereignet. Die mentalen Abbildungen und die Programme, in denen sie ruhten, wiesen die Rezeptoren an, genau das Zerstörerische für die Person mit der Krankheit oder Diagnose herbeizuführen. Wir erkannten jedoch, dass durch NeuroBioFeedback andere bewusste und unbewusste mentale und emotionale Bilder konstruiert und installiert wurden. Auf diese Weise aktivierten wir das körpereigene Selbstheilungsvermögen, das auf einer ganz besonderen tiefen Befähigung basiert.
Wir lernten daraus, wie wir die verbliebenen 15 Prozent verändern müssten, und unsere klinische „Zensur“ verbesserte sich von 2+ auf 1+. Obschon es stets Patienten gibt, die nicht gesund werden wollen. Diese Personen brachen die Behandlung ab, bekundeten eindeutig, dass sie nicht leben wollten, waren nicht willens, ihre Krankheit (oder manchmal ihre Invalidenrente) aufzugeben. Und obgleich wir dies als eine Tragödie ansahen, ist es doch die Entscheidung eines jeden selbst, was mit seiner Gesundheit, seinem Schicksal oder Körper geschieht. Also respektierten wir die Wünsche der Patienten.
Paradoxerweise entwickelte Professor Bounias – den wir nicht nur intellektuell schätzten, sondern auch persönlich sehr mochten, als Familienmitglied ansahen und unseren „Französischen Schwieger-Wissenschaftler“ nannten, weil wir so viel Zeit miteinander verbrachten und gemeinsam zu Kongressen reisten – ein Siegelringkarzinom, eine bösartige Art von Magenkrebs. Und obschon er wegen der Behandlung zu uns kam, tat er es nur, weil er wusste, dass er es tun sollte, nicht weil er es von innen heraus wollte.
Woher wussten wir das? Zuerst einmal wartete er vier Monate, bis er uns diese Diagnose mitteilte, obgleich er die Erfolgsrate unserer Arbeit mit Krebspatienten kannte. Während dieser Zeit hatte er keinerlei Behandlung, nicht einmal den verstärkten Fokus auf den Stressabbau. Dabei war ihm vollkommen klar, wie wirksam dies sein kann. Stattdessen wartete er.
Nach vier Monaten rief er uns an und erzählte uns, dass er einen schnell wachsenden Tumor hätte. Ich organisierte sofort ein Flugticket, das für den nächsten Morgen am Pariser Flughafen Charles De Gaulle für ihn hinterlegt war. Er nahm das Flugzeug und kam zu uns in die Praxis.
Wir begannen sogleich mit seiner Behandlung. In der ersten NeuroBioFeed-back-Sitzung nach seiner Ankunft stellten wir Ziele auf (wie es Doktor Coldwell in diesem Buch lehrt) und baten ihn zu sehen, zu...