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E-Book

Tausche Chaos gegen Leichtigkeit

So entrümpeln Sie Ihr Leben

AutorGabi Rimmele
VerlagPatmos Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783843606394
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis11,99 EUR
Schubladen voller Krimskrams, nie getragene Kleidungsstücke, Bücher, die kein Mensch mehr liest. Warum fällt es so verdammt schwer, sich von überflüssigen Dingen zu trennen? Die Sozialarbeiterin Gabi Rimmele erlebt aus nächster Nähe, was Menschen an Gegenstände bindet: Schöne Erinnerungen, Mangelerfahrungen oder ein schlechtes Gewissen - all dies kann der Grund für das angehäufte Durcheinander sein. Die Autorin erfährt auch, wie ein Zuviel an Aktivitäten oder das Festhalten an belastenden Beziehungen inneres Chaos verursachen. Mit anschaulichen Geschichten vom Tauschmobil, einem Schenkladen auf Rädern, hilft die Entrümpelungsberaterin, die Hintergründe des Ansammelns zu verstehen. Ihr Buch gibt viele Anregungen, wie die Wohnung entrümpelt und innerer Ballast losgelassen werden können.

Gabi Rimmele ist Diplom-Sozialarbeiterin und war lange Jahre in der supervisorischen Beratung tätig. Vor dem Hintergrund ihrer Berufserfahrung entstand 2012 ihr Konzept der Entrümpelungsberatung. Dieses wendet sie seitdem mit Erfolg an. Außerdem betreibt Gabi Rimmele in Berlin das Tauschmobil, einen Schenkladen auf Rädern.

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Einleitung: Entrümpeln – vom Chaos zur Leichtigkeit


»Mein Schrank quillt über, und ich müsste mich eigentlich von ein paar alten Klamotten trennen. Aber von welchen? Selbst bei Sachen, die ich schon ewig nicht mehr getragen habe, denke ich dann, ich würde sie vielleicht ja doch noch einmal anziehen – bei einer passenden Gelegenheit. Mir fällt es sogar schwer, meine abgetragenen T-Shirts auszusortieren, irgendwie hänge ich an ihnen. Und so wird das immer mehr.«

Geschichten dieser Art begegnen mir sehr häufig. Ich betreibe ein Tauschmobil, eine Art Schenkladen auf Rädern, und arbeite außerdem als Entrümpelungsberaterin. Dabei erlebe ich, dass viele Menschen sich mit dem Aussortieren und Wegwerfen alter, ungenutzter Sachen schwertun. Sie schieben es von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, gar jahrelang vor sich her. Und so türmen sich die schleichend angesammelten Gegenstände immer weiter auf. Der Berg scheint unüberwindbar.

Was sich auf der äußeren Ebene in einem Zuviel an Gegenständen in der Wohnung zeigt, hat in aller Regel auch eine innere Dimension. Es sind tiefer liegende Ursachen, die Menschen an materiellen Dingen festhalten lassen. Der Prozess des Loslassens berührt emotionale Themen wie den persönlichen Umgang mit Veränderungen oder das Abschiednehmen. Auch kann sich ein Zuviel in anderen, immateriellen Lebensbereichen ansammeln. Viele Menschen leiden unter einem Zuviel an Aktivitäten und hetzen von Termin zu Termin. Andere fühlen sich unwohl in manchen Beziehungen, führen sie jedoch aus Gewohnheit oder aus anderen Gründen weiter. Das Phänomen des Festhaltens hat viele Dimensionen und Perspektiven. Deshalb begreife ich den Prozess des Entrümpelns als einen ganzheitlichen Prozess des Loslassens.

Das vorliegende Buch richtet sich an all die Menschen, die sich dem Thema des Loslassens und Entrümpelns in dieser ganzheit­lichen Betrachtungsweise nähern wollen. Es bietet Anregungen, über sich selbst nachzudenken und sich im Inneren wie im Äußeren neu zu sortieren und alten Ballast loszulassen – Chaos gegen Leichtigkeit einzutauschen. Die hier angesprochenen Themen, Erzählungen und Übungen bilden die Grundlage für neue Handlungsmöglichkeiten. Das Entrümpeln kann die eigenen Energien wieder besser zum Fließen bringen und die persönliche Zufriedenheit und Lebensqualität erhöhen. Das Loslassen von Altem lässt Raum entstehen und verleiht dem Leben eine neue Leichtigkeit.

Meine eigenen Erfahrungen mit Entrümpeln und dem Tauschmobil

Vor mehreren Jahren habe ich angefangen, in meiner Wohnung auszumisten. Es war ein langer Prozess, der sich über ein paar Jahre hingezogen hat. Manche Bereiche fielen mir leicht. Nachdem ich beispielsweise einen Kleiderschrank gekauft hatte, war ich in der Lage, eine große Chaosecke mit offener Kleiderstange und aufgetürmten Utensilien loszuwerden, da mir nun genügend Stauraum zur Verfügung stand. Andere Dinge fielen mir schwerer und dauerten sehr lange. Insbesondere die drei Bananenkisten voller alter Briefe und Karten, die ich in meinem Elternhaus auf dem Dachboden gelagert und dort vergessen hatte, waren eine große Herausforderung für mich. Was tun? Wegschmeißen konnte ich sie nicht so einfach, dafür waren zu viele Geschichten, Erlebnisse und Erinnerungen mit den Briefen verbunden. Also arbeitete ich mich durch die Briefstapel. Ich durchlebte meine ganze Jugend und mein frühes Erwachsenenalter noch einmal neu. Dabei wühlte ich viele alte Erinnerungen auf, sowohl schöne Erinnerungen wie auch alten Schmerz, der mit bestimmten Lebensphasen verknüpft war. Ich brauchte mehrere Monate, um die Briefe zu lesen und Stück für Stück auszusortieren. Am Ende blieb ein Bananenkarton voll übrig. Das war aber immer noch zu viel. Ich sichtete noch einmal die verbliebenen Briefe und Karten und setzte engere Kriterien beim Aussortieren an. Zuletzt blieb ein kleiner Stapel übrig und ich war zufrieden. Diese besonders wertvollen Briefe bekamen eine schöne Schachtel und durften bleiben.

Im Laufe der Monate und Jahre trennte ich mich von alten, abgetragenen oder unpassenden Kleidungsstücken, von doppelt vorhandenen Haushaltsgeräten, von einigen Büchern und allerlei Kleinkram. Ganz allmählich fühlte ich mich etwas leichter und beweglicher als vorher. Auch in meinem Inneren war durch das Aufräumen viel passiert. Zu Beginn des Prozesses hatte ich mich in einer inneren Stagnation befunden und hatte mich oft kraftlos und ziellos gefühlt, wie ein abgestelltes Auto ohne Motor. Während des Aufräumprozesses war vieles in meinem Leben wieder in Bewegung gekommen, sowohl in beruflicher Hinsicht als auch im privaten Leben. Ich hatte einen inneren Entwicklungsprozess durchlebt, bei dem ich mit manchen alten Mustern und Gewohnheiten aufgeräumt und manch innere Sperre aufgelöst hatte. Im Nachhinein erst wurde mir bewusst, wie das äußere und das innere Aufräumen parallel stattgefunden hatten und eng miteinander verknüpft gewesen waren. Am Ende fühlte sich mein Leben auf allen Ebenen deutlich leichter und befreiter an.

Ich fühlte mich gestärkt und hatte unerwarteterweise überschüssige Energie. Ich arbeitete in Teilzeit als Sozialarbeiterin und zusätzlich freiberuflich als Beraterin. Ich begann mich zu fragen, ob ich meine Arbeit aufstocken sollte oder wie ich meine Energie anderweitig sinnvoll einsetzen könnte. In dieser Zeit nahm ich öfter an politischen Fachtagungen teil, die sich mit dem Zustand und der Entwicklung unserer Gesellschaft auseinandersetzten. Während in der Politik wirtschaftliches Wachstum als Allheilmittel für alle Probleme propagiert wurde, gab es demgegenüber eine deut­liche Gegenbewegung. Auf diesen Tagungen wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit ökologischen Fragen konfrontiert. Die Frage der Lebensqualität jenseits von Konsum und Wachstum wurde thematisiert.1 Die Idee des buen vivir (»gutes Leben«) der lateinamerikanischen indigenen Philosophie wurde lebhaft diskutiert. Deren politische Umsetzung wird beispielsweise in Bolivien und Ecuador erprobt. Zentrale Idee des buen vivir ist ein gemeinschaftliches Leben im Einklang mit und nicht auf Kosten der Natur und anderer Menschen. Gleichzeitig wurden verschiedenste Formen der konkreten Ressourceneinsparung vorgestellt. Es wurde sichtbar, dass immer mehr Menschen Dinge tauschen, verleihen oder verschenken, die sie nicht mehr selbst benötigen, um so Ressourcen zu schonen. Im Internet entstanden und entstehen weiterhin unzählige Foren, in denen gebrauchte Gegenstände verkauft, versteigert oder verschenkt werden.

Irgendwann wurde mir klar, dass ich mich in diesem Bereich engagieren wollte. Und kaum hatte ich diesen Entschluss gefasst, wusste ich auch schon, wie: Ich wollte ein Tauschmobil ins Leben rufen, mit dem ich jeden Samstag auf einem kleinen Wochenmarkt in meinem Kiez in Berlin stehen würde, um eine Plattform zum Tauschen von Alltagsgegenständen anzubieten. Das Tauschmobil sollte so unkompliziert wie möglich für jeden nutzbar sein. Es sollte dort stehen, wo die Menschen ohnehin und ohne große Umwege vorbeikommen, deshalb wählte ich den Wochenmarkt als Standort. Jeder sollte Gegenstände des Alltags dort abgeben können und jeder sollte Dinge mitnehmen können – unabhängig davon, ob er etwas mitgebracht hatte. Eine bargeldlose Plattform zum Tauschen all der schönen Dinge, die »noch zu gut sind zum Wegwerfen«, die man selbst aber nicht mehr benötigt. Beim Tauschmobil sollten diese Dinge neue Liebhaber finden können. Was zu Hause ungenutzt in Schränken wertvollen Platz wegnimmt, sollte hier wieder zu neuem Wert finden, indem die Dinge neue Besitzer finden und so wieder genutzt werden.

Ein paar Wochen lang trug ich die Idee mit mir herum, dann legte ich los. Ich erarbeitete ein kurzes Konzept für das Tauschmobil und setzte mich mit dem Leiter des Wochenmarktes in Verbindung. Ich hatte ein klares Bild davon, wo das Tauschmobil stehen sollte. Der Marktleiter war von der Idee angetan und sagte mir einen kostenlosen Standplatz zu. Gleichzeitig machte ich mich auf die Suche nach einem passenden Fahrzeug und fand schließlich einen Kleintransporter mit Regalen. Ein Freund half mir beim Einbau einer Kleiderstange und passte die Regale für meine Zwecke an. Mit unterhaltsamen und fröhlichen Tauschpartys in meinem privaten Umfeld begann ich mein Vorhaben. Alles, was dort keine Abnehmer fand, ging in die Erstausstattung des Tauschmobils ein. Fünf Monate nach der ersten Idee zum Tauschmobil startete es an einem frühen Samstagmorgen im Oktober 2012. Schon nach kurzer Zeit wurde das Tauschmobil zu einem festen Bestandteil des Marktes und zu einem lebendigen Ort des Tauschens und der Begegnung.

Abb. 1: Gabi Rimmele und ihr Tauschmobil

Parallel zum Aufbau des Tauschmobils verfolgte ich ein weiteres Projekt: Ich hatte die Idee, meine bisherigen Kenntnisse und Erfahrungen in der Beratungsarbeit mit meiner persönlichen Erfahrung des Entrümpelns und Loslassens zu verbinden. Wie viel Freiheit und Kraft hatte ich doch selbst durch mein inneres und äußeres Entrümpeln gewonnen. Überzeugt, dass sich auch andere Menschen gern von altem Ballast befreien würden, wenn sie wüssten, wie sie es in Angriff nehmen könnten, erarbeitete ich ein spezielles Konzept der Entrümpelungsberatung. Mit diesem arbeite ich seit Juli 2012 als Entrümpelungsberaterin.

Der Ratgeber, den Sie nun in Händen halten, ist geprägt von vielen Gesprächen, die rund um das Tauschmobil entstehen. Viele Menschen kommen auf mich zu und erzählen mir ihre Erfahrungen mit dem Loslassen und Entrümpeln,...

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