»Agile Unternehmen erzielen bis zu fünfmal häufiger höhere Margen und stärkeres Wachstum als ihr Wettbewerb!« (Boston-Consulting-Studie 2017).
Warum ein Mitmachbuch?
Mit diesem Buch werden Sie selbst aktiv und agil. Bearbeiten Sie die einzelnen Kapitel. Machen Sie sich im Buch Ihre Notizen. Nehmen Sie sich Zeit für einzelne Übungen sowie zum Reflektieren. Überlegen Sie sich am Ende, was Sie an Ideen und Anregungen weiter bedenken oder umsetzen wollen. Lassen Sie sich von diesem Buch inspirieren und entwickeln Sie eigene Ideen und Aktivitäten, um die agile Praxis damit zu verbessern.
Nutzen Sie jedes Kapitel wie einen kleinen Sprint. Ein Sprint ist ein Zeitfenster, meist in Wochen gerechnet. Sie arbeiten z. B. ein Kapitel pro Woche durch. Am Ende jedes Kapitels können Sie sich Ihre wesentlichen Gedanken und Aktivitäten notieren. Schreiben Sie diese in das Themen-Backlog am Ende des Kapitels. Ein Backlog ist eine Liste mit allen Aufgaben, die für Sie relevant sind. Daraus wird im Kapitel 10 des Buches Ihr Umsetzungs-Backlog für Ihre weiteren Aktivitäten. Schätzen Sie den Zeitaufwand pro Maßnahme und legen Sie klare Prioritäten fest. Setzen Sie sich Sprints, also Zeitfenster von zwei bis vier Wochen, in denen Sie einzelne Aufgaben umsetzen. Am Ende des Sprints können Sie sich in einer persönlichen Retrospektive oder auch im Austausch mit anderen Personen Gedanken machen, wie Sie diese umgesetzt haben und was Sie weiter tun wollen. Eine Retrospektive ist ein Rückblick auf den Sprint mit den jeweiligen Stärken und Verbesserungen. Ihre Maßnahmen können Sie gleich wieder in das Umsetzungs-Backlog schreiben und im kommenden Sprint ausführen.
Zur Vertiefung diverser Themen haben wir mit Unternehmen Interviews geführt und stellen Ihnen die zentralen Ergebnisse in den einzelnen Kapiteln vor.
Geschichtliche Wurzeln der Agilität
Über Agilität wird gern und oft nur im Zusammenhang mit Softwareentwicklung geredet und geschrieben. Mittlerweile werden agile Methoden jedoch in vielen Branchen und Funktionsbereichen von Unternehmen mit zunehmendem Erfolg eingesetzt. Die Berichterstattung darüber nimmt stetig zu.
Agilität wird häufig als eine der neuen Managementmoden dargestellt, dabei reichen ihre Wurzeln bis in die 1940er-Jahre zurück. In den 1990er-Jahren schufen die japanischen Wissenschaftler Ikujiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi im Rahmen ihrer Forschungen zum Wissensmanagement und zur Organisationsentwicklung die Grundlagen von Scrum und übertrugen erstmalig den Begriff Scrum (Gedränge) aus dem Rugby in das Management.
Das Agile Manifest aus dem Jahr 2001 wird von vielen Verfassern als die »Geburtsstunde« der agilen Bewegung gesehen. Tatsächlich wurden aber bereits in den 1940er-Jahren bei Lockheed Martin in Amerika Flugzeuge nach agilen Prinzipien entwickelt.
Einen starken Einfluss hatte das Iacocca Institute der amerikanischen Lehigh University im Jahr 1991 mit seinem Report »21st Century Manufacturing Enterprise Strategy«. Dieser wurde als Reaktion auf die japanischen Wettbewerber erstellt. Bereits 1992 erfolgte die Gründung des Agile Manufacturing Enterprise Forums (AMEF). Es entwickelte sich unter dem Namen Agility Forum zu der zentralen Anlaufstelle für Unternehmen aus Werkzeugmaschinen-, Luftfahrt- und Elektronikindustrie. Damit war eine schnelle Verbreitung der innovativen Ideen in der amerikanischen Industrie sichergestellt.
Jeff Sutherland (2014) und Ken Schwaber, zwei amerikanische Softwareentwickler, wendeten bei der Guinness Peat Aviation den Entwicklungsprozess nach Scrum-Regeln an und präsentierten bei der Konferenz der OOPSL 1995 ihre Ergebnisse einem breiteren Publikum.
Im Februar 2001 trafen sich 17 Experten der Softwareentwicklung in Utah und schufen das Agile Manifest mit vier Werten und zwölf Prinzipien als Basis für ihre Vorstellungen zur Entwicklung von Software (siehe Anlage 1).
Ken Schwaber und Jeff Sutherland entwickelten im Jahr 2011 den Scrum Guide, auf den sich heute viele Praktiker in der täglichen Anwendung beziehen (scrum by the book). Dieser Guide wird mittlerweile regelmäßig weiterentwickelt und an neue Erfahrungen angepasst und kann kostenlos unter dem Schlagwort Scrum Guide heruntergeladen werden.
Ihr roter Faden durch das Buch
Sie bekommen einen ersten Überblick über die komplexe agile Landschaft und können sich orientieren. Gut geeignet für Anfänger, die sich mit verschiedenen Begrifflichkeiten vertraut machen wollen.
Zu Ihrer besseren Orientierung in der VUKA-Welt stellen wir Ihnen das PESTEL-Modell vor und bieten Ihnen mit der externen Themenwolke eine Vorlage zu Ihrer individuellen Themenwolke.
Sie erhalten Ideen für Ihre Reisevorbereitung zum Projekt »agile Zusammenarbeit« und führen den Test »Wie agil sind Sie schon?« durch. Sie erhalten dadurch einen Überblick über den aktuellen agilen Ausprägungsgrad im Unternehmen/im Team.
Sie erfahren, wie Sie Ihre Kundengewinnung agil gestalten können.
Aus der »Wertewolke« zu allgemeinen Werten leiten wir die zentralen agilen Werte ab und zeigen auf, wie diese in der täglichen Zusammenarbeit gelebt werden.
Sie lernen verschiedene agile Vorgehensweisen kennen und wie diese durch Teamarbeit erfolgreich umgesetzt werden können. Einzelne Werkzeuge können Ihre agile Teamarbeit wesentlich bereichern.
Sie erfahren, wie sich die Wechselwirkungen zwischen Führungskraft und Teammitgliedern auf die Selbstverantwortung auswirken und wie Sie diese steigern.
Lernen Sie, das Team zu einer guten Performance zu entwickeln, und unterstützen Sie eine konstruktive Gruppendynamik, die zur Leistung und Zusammenarbeit motiviert.
Neben Flexibilität und Schnelligkeit bietet agiles Arbeiten eine Fülle weiterer Vorteile, wie z. B. steigende Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit. Zusätzlich beschäftigen wir uns mit den am häufigsten vorkommenden Hindernissen, wie Silodenken, unrealistischen Schätzungen und zeigen Wege zu deren Überwindung auf.
In klaren Schritten zeigen wir Ihnen Möglichkeiten auf, wie Sie agile Teamarbeit in die Organisation einführen und erfolgreich damit arbeiten können.
»Es gibt nichts Gutes, außer Sie tun es!« Formulieren Sie Ihre Erkenntnisse aus den einzelnen Kapiteln und die notwendigen Aufgaben in Ihrem Themen-Backlog. Wählen Sie sich Aufgaben für die nächsten Sprints.
Erstellen Sie am Ende der einzelnen Kapitel Ihr Themen-Backlog. Notieren Sie hier, welche Aktivitäten Sie aus dem jeweiligen Kapitel für sich ableiten wollen. Ihr Aktionsplan sollte sich dann an diesen Aktivitäten orientieren.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen die männliche Form gewählt. Es ist jedoch immer die weibliche Form mit gemeint.
Bild 1 gibt Ihnen einen Überblick über agile Zusammenarbeit.
Bild 1 Mindmap der Agilität
Sechs zentrale Elemente unserer agilen Mindmap
Agilität ist eine Haltung, eine Unternehmenskultur mit gelebten Werten. Es gibt klare Vorgehensweisen und Werkzeuge, die die Selbstorganisation von Einzelpersonen, Teams und Organisationen unterstützen. Ziele der agilen Zusammenarbeit in einem komplexen und volatilen Umfeld sind: die Kundenzufriedenheit zu steigern, bessere Produkte in kürzerer Zeit zu liefern, die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen und eine hohe Attraktivität des Unternehmens für junge Mitarbeiter zu erreichen.
Während Change-Programme in Unternehmen selten eine Erfolgsquote von mehr als 30 % erreichen, erzielen agile Projekte einen ROI (Return on Investment) von eins zu zehn bis eins zu fünf. Details dazu finden Sie bei David F. Rico unter www.davidfrico.com, der sich intensiv mit den Erfolgen unterschiedlicher Projektmethoden beschäftigt hat. Vertiefende Informationen und eine Auswertung der diversen Studien finden Sie in seinem Buch The Business Value of Agile Software Methods. Mit diesen fundierten Ergebnissen können Sie Ihre eher finanzwirtschaftlich orientierten Entscheider sicher überzeugen.
Wir sind überzeugt davon, dass Agilität mehr braucht als Rahmenwerke und Werkzeuge. Nachhaltiger Erfolg bei agilen...