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Timaios

Vollständige Ausgabe

AutorPlaton
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783849618049
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Der Timaios (auch 'Über die Natur' genannt) ist ein Dialog des griechischen Philosophen Platon. Er wurde um 360 v. Chr. verfasst und zählt damit zu Platons Spätwerk. Die Schrift beschäftigt sich vorwiegend mit naturphilosophischen, kosmologischen und mathematischen Fragen.

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Leseprobe

Timaios


 

 

Sokrates · Timaios · Kritias · Hermokrates

 

I.



Sokrates: Eins, zwei, drei – wo aber bleibt uns denn der Vierte, mein lieber Timaios, von denen, welche gestern bewirtet wurden, jetzt aber selber bewirten sollen?

 

Timaios: Es hat ihn gewiß irgend eine Unpäßlichkeit befallen, lieber Sokrates, denn aus freien Stücken würde er wohl nicht aus dieser Gesellschaft wegbleiben.

 

Sokrates: Demnach dürfte es denn deine Aufgabe und die der Übrigen sein, hier auch die Stelle des Abwesenden auszufüllen?

 

Timaios: Gewiß, und wir werden es in nichts daran fehlen lassen, soweit es in unseren Kräften steht. Denn nachdem wir gestern von dir mit allem, was sich geziemt, gastfreundlich bewirtet worden sind, wäre es nicht recht, wenn wir anderen dich nicht bereitwillig wiederbewirten wollten.

 

Sokrates: Nun denn, erinnert ihr euch noch, wieviel und worüber ich euch zu sprechen aufgab?

 

Timaios: Zum Teil erinnern wir uns dessen noch; was uns aber entfallen ist, an das uns wieder zu erinnern bist du ja da. Oder lieber, wenn es dir nicht lästig ist, wiederhole es uns von Anfang an in der Kürze noch einmal, damit es sich besser in uns befestige! 

 

Sokrates: Das soll geschehen. Der Hauptinhalt meiner gestrigen Erörterungen über den Staat war ungefähr dieser, wie und aus was für Männern er sich nach meiner Meinung am besten gestalten würde.

 

Timaios: Ja, und zwar ganz nach unser aller Sinne stelltest du ihn dar.

 

Sokrates: Schieden wir nun nicht zuerst in ihm den Beruf der Landbauer und alle andern Gewerbe von der Klasse derer, denen die Kriegführung für alle obliegen sollte?

 

Timaios: Ja.

 

Sokrates: Und indem wir je nach seiner Naturbeschaffenheit einem jeden nur die eine, ihm allein angemessene Beschäftigung [und einem jeden nach seiner Art sein Gewerbe] zuerteilten, erklärten wir, daß diejenigen, welche für alle in den Krieg ziehen sollten, auch nichts weiter als Wächter des Staates sein dürften, wenn etwa einer von außen her oder auch einer von den Einwohnenden käme, um ihm zu schaden, und zwar so, daß sie dabei die von ihnen Beherrschten als ihre natürlichen Freunde milde richten, denen aber, welche ihnen in den Schlachten als Feinde begegneten, hart zusetzen sollten.

 

Timaios: Allerdings.

 

Sokrates: Denn die Seelen der Wächter müßten – so, denke ich, sagten wir – eine gewisse zugleich willenskräftige, zugleich aber auch ganz vorzüglich zur richtigen Erkenntnis hinstrebende Natur besitzen, damit sie gegen jeden von beiden Teilen mild oder hart zu sein vermöchten.

 

Timaios: Jawohl.

 

Sokrates: Und dann, was ihre Erziehung anlangte, sagten wir da nicht, daß sie im Turnen und in der Tonkunst und in allen für sie erforderlichen Zweigen des Wissens gebildet werden müßten?

 

Timaios: Freilich.

 

Sokrates: Und wenn sie dann so gebildet wären – so etwa fuhren wir fort –, sollten sie weder Gold noch Silber noch überhaupt irgend etwas anderes jemals als ihr ausschließliches Eigentum ansehen dürfen, sondern als Beschützer von ihren Schützlingen für deren Bewachung einen Sold von der Größe empfangen, wie sie zu einem mäßigen Leben hinreicht, und sollten diesen dann gemeinsam mit einander verzehren und zusammenspeisend mit einander leben und ihr Streben durchaus allein auf die Tugend richten, von allen andern Geschäften aber befreit sein.

 

Timaios: Auch das ward so festgesetzt.

 

Sokrates: Und was dann ferner ihre Frauen anbetrifft, so gedachten wir doch auch dessen, daß man nur solche von ähnlicher Beschaffenheit ihnen zugesellen dürfe, und daß man ihnen in bezug auf den Krieg sowie auf die übrige Lebensweise allen ganz die nämlichen Beschäftigungen zuerteilen müßte.

 

Timaios: In dieser Weise ward auch dieses ausgemacht.

 

Sokrates: Was stellten wir denn ferner hinsichtlich der Kinderzeugung fest? Doch das ist wohl schon wegen der Ungewöhnlichkeit dessen, was darüber angeordnet ward, leicht zu behalten, daß wir nämlich alles, was Ehen und Kinder anlangt, allen insgesamt gemeinschaftlich machten, indem wir Anstalten dafür treffen ließen, daß keiner jemals seine Abkömmlinge vor denen der andern heraus erkennen könnte, sondern alle sie insgesamt als von gleicher Abkunft betrachten würden, nämlich als Schwestern und Brüder, soweit sie innerhalb des passenden Alters geboren wären, die aber ein Menschenalter vorher und noch weiter zurück Geborenen als Eltern und Großeltern, und die in absteigender Linie Geborenen als Kinder und Kindeskinder.

 

Timaios: Ja, und es ist dies, wie du sagst, leicht zu behalten.

 

Sokrates: Damit sie nun aber gleich mit so vortrefflicher Naturanlage als möglich geboren würden, – erinnern wir uns nicht, daß wir zu diesem Zwecke festsetzten, es müßten die Vorsteher und Vorsteherinnen des Staates für die Schließung der Ehen vermittelst gewisser Lose die Einrichtung treffen, daß die Guten und die Schlechten gesondert von einander beide mit Frauen von gleicher Beschaffenheit zusammenkämen und daß so deswegen keine Feindschaft unter ihnen entstände, indem sie vielmehr den Zufall als die Ursache der jedesmaligen Verbindung ansähen?

 

Timaios: Wir erinnern uns dessen.

 

Sokrates: Und doch wohl auch dessen, daß wir feststellten, daß die Kinder der Guten aufgezogen, die der Schlechten aber heimlich unter die übrigen Angehörigen des Staates verteilt werden müßten, und wie die Staatsvorsteher dann die Heranwachsenden zu beobachten und die Würdigen von ihnen wieder in ihren Geburtsstand zurückzuversetzen, die Unwürdigen innerhalb dieses letzteren selbst aber in den Platz dieser Wiederhinaufgerückten einzustellen hätten?

 

Timaios: Freilich.

 

Sokrates: Nun hätten wir denn wohl alles ebenso wie gestern bereits wieder durchgegangen, soweit dies für eine Wiederholung in den Hauptzügen erforderlich, oder vermissen wir, mein lieber Timaios, noch irgend etwas von dem Gesagten, was wir etwa übergangen hätten?

 

Timaios: Nein, sondern gerade dies war sein Inhalt.

 

Sokrates: Hört nun ferner, wie es mir in bezug auf diesen Staat, wie wir ihn entwickelt haben, geht: Ich habe nämlich ungefähr dieselbe Empfindung dabei, wie wenn einer schöne Tiere sieht, sei es bloß gemalte, sei es auch wirklich lebende, die sich aber in Ruhe verhalten, und ihn dann das Verlangen ankommt, sie auch in Bewegung zu erblicken und etwas von den Eigenschaften, welche belebten Körpern zukommen, im Kampfe erproben zu sehen. Ebenso also geht es mir mit dem von uns entwickelten Staate. Denn gerne möchte ich jemanden darstellen hören, wie er diejenigen Kämpfe, welche einem Staate zukommen, gegen andere Staaten bestehen würde, indem er auf eine würdige Weise zum Kriege geschritten wäre und nunmehr während desselben das der in ihm herrschenden Erziehung und Bildung Entsprechende sowohl in der Ausführung durch Taten als in der Verhandlung in Worten dem jedesmaligen anderen Staate gegenüber leisten würde. Hierin nun, mein Kritias und Hermokrates, bin ich mir selber bewußt, daß ich niemals imstande sein werde, den Staat und die Männer gebührend zu verherrlichen. Und was mich betrifft, so ist das kein Wunder; aber ich habe dieselbe Meinung auch von den vormaligen sowie von den jetzt lebenden Dichtern gewonnen: nicht als ob ich damit das Geschlecht der Dichter herabsetzen wollte; vielmehr ist es jedem klar, daß alles, was zu der Klasse der nachahmenden Künstler gehört, dasjenige am leichtesten und besten nachahmen wird, worin ein jeder auferzogen ward, und daß es dagegen für einen jeden schwer ist, dasjenige, was außerhalb seines Bildungskreises liegt, in den Taten, noch schwerer aber, es in den Worten gut nachzuahmen. Das Geschlecht der Sophisten aber wiederum halte ich zwar für sehr erfahren...

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