„Du Unternehmer“
Lebensmaxime
Warum ist ein Unternehmer ein Unternehmer? Es ist sehr wichtig, die unterschiedlichen Typen zu kennen und sich selbst zuzuordnen. Ich habe verschiedene Motivationen kennen gelernt:
Der Machtmensch
Diese häufigste Spezies ist die erfolgreichste. Quantitativ betrachtet.
Auf der vorherigen Karriereleiter war er der Ellenbogen-Kämpfer, brutal, von niemandem geliebt, kaum Freunde – und wenn, die gleichen Typen – und gerne intrigant, lügnerisch, unzuverlässig und ... der erfolgreichste auf dem Weg nach „oben“. Allerdings keine Führungskraft.
Später diversifizieren sich diese Menschen in Untergruppen: Der eine wird bei gutem Erfolg ruhiger, gerechter und zuverlässiger.
Bei weniger Erfolg noch schlimmer und unmöglich, mit oder für ihn zu arbeiten. Genau das ist sein Schicksal: ohne gute Mitarbeiter kein erfolgreiches Unternehmen.
Seine Maxime: MACHT über Menschen und Geld. Mit diesem Geld wird er auch im privaten Bereich Macht ausüben. Bei Dienstleistern, Freunden und Familie. Für diesen Typ ist dieses Buch nicht.
Seine Säulen: Macht – Geld – Erfolg
Der Gewinnmaximierer
Von zehntausend vielleicht ein erfolgreicher Unternehmer.
Meist ehemalige Bänker, Betriebswirtschaftler und Anwälte, welche die Idee eines anderen adaptieren, in ein ordentliches Konzept packen und hervorragend umsetzen. Schneller Aufstieg, meist durchschnittliche Führungsqualitäten und leider auch schnelle Abstiege, da diese Menschen kein produktbezogenes Detailwissen haben und sich zu sehr auf andere verlassen müssen. Hier erfahren diese auch die meisten Enttäuschungen.
Seine Maxime:
Das Erlernte in eine Selbstständigkeit umzusetzen. Es endlich denen, die er beraten hat, zeigen, wie es optimaler, kontrollierter und sicherer laufen kann.
Das Geld ist nicht die Hauptsache, aber ein angenehmer Nebeneffekt.
Für diesen Typ ist das Buch hilfreich.
Seine Säulen: Geld – Erfolg
Der Ingenieur
... dem ja nix zu schwör ist ...
Super-Idee, tolles Produktionskonzept, oftmals gute betriebswirtschaftliche Berechnungen. Meistens ein hervorragender Team-Arbeiter, nette – aber unfähige – Führungskraft und schafft ein tolles Arbeitsumfeld. Leider sehr anfällig für schlechte Berater, Abzocker und sehr gute Chancen, schnell mit großen Schulden abzustürzen.
Seine Maxime:
Endlich seine technische Idee nach seinem Konzept PER-FEKT umsetzen. Ein perfektes Produkt mit Freude und Erfolg auf den Markt bringen. Geld? Ach ja ... braucht man auch und huch ... könnte man ja auch verdienen ...
Für diesen Typ ist dieses Buch SEHR hilfreich.
Seine Säulen: Erfolg – Spaß
Der Zufallstyp
Meistens der ehemalige Angestellte, der die Abteilung, die Firma, den Bereich sein vielen Jahren mit aufgebaut hat. Die Firma wird jetzt zerlegt, verkauft, kann nicht vererbt werden und nun ...
Meistens ist der Zufallstyp nicht allein, sondern andere Kollegen möchten gerne auch Gesellschafter, Geschäftsführer etc. sein, werden ... VORSICHT!
Seine Maxime:
Endlich eine/die Firma so führen und entwickeln, wie ich mir das immer vorgestellt habe!
Alles wird toll und schön! Die alten Mitarbeiter werden sich die Platze freuen und ich werde reich! Ich werde bewundert und ich werde Gutes tun.
Für diesen Typ ist dieses Buch IDEAL.
Seine Säulen: Erfolg – Geld – Macht
Ich denke, Du gehörst wahrscheinlich zu dieser Kategorie, oder?
Dann kommt jetzt für Dich hoffentlich ganz viel, was Dir auf Deinem Weg helfen wird!
Bauchgefühl
Als Angestellter hattest Du ein gutes Bauchgefühl, auf dass Du Dich verlassen konntest? Du hattest eine gute Menschenkenntnis, die Dich vor den doofen bewahrt hat?
ERHALTE ES DIR!
Dieses Kapitel ist das wichtigste dieses Buches.
Ich hatte nach meinem Studium in vier Firmen gearbeitet.
Schließlich fand ich ein Unternehmen, welches eine neue Abteilung aufbaute und mich als Assistenten wollte.
17 Jahre wühlte ich mich unter einem sehr cholerischen Chef vom kleinen Assistenten über Verkäufer, Verkaufsleiter, Abteilungsleiter zum Bereichsleiter hoch. Dann wurde der Konzern an einen französischen Weltkonzern verkauft, der meinen Bereich nicht wollte. Er sollte geschlossen werden.
Ich weiß noch, wie ich im Hardrock-Cafe in Kopenhagen mit meinen Segler-Freunden saß und die Nachricht per Handy bekam. Mein Freund sagte darauf hin zu mir: „dann kauf´ doch den Scheiß-Laden ...!“. Gute Idee ...
Ich hatte bis dato viele Mitarbeiter meines Bereiches selbst eingestellt, kannte jeden persönlich, war bei einigen sogar Trauzeuge, Taufpate, Freund und auf jeden Fall KOLLEGE.
Das Vertrauen war allseits Top! Freundschaft und angenehmes Arbeiten, wie man es sich nur wünschen kann.
Am 1.9.2003 startete meine Firma nach erfolgreichem MBO (Management-Buy-Out = Unternehmensübernahme durch das Management).
An diesem Morgen traf mich der erste Schlag: Ich kam morgens ins Büro. Alle Mitarbeiter arbeiteten mit höchstem Einsatz an den erforderlichen Datenübernahmen ins neue System, arbeiteten die „gebunkerten“ Aufträge ab und alles war eigentlich herrlich.
Ich setzte mich in meinen Sessel und genoss das Gefühl.
Elf Monate Verhandlung gegen die Franzosen (Höchststrafe!), Kaufpreiszahlung sicher geplant, Banken organisiert, Working Capital aus dem Anlagevermögen ausreichend erstellt, Leasingverträge unterschrieben, Eröffnungsbilanz prima, Finanzamt geregelt, rechtlich alles gut, Gehälter und Aufträge gesichert, Kunden informiert und gesichert ...
jetzt bin ich Unternehmer!
Aber von den Mitarbeitern, meinen Freunden und Kollegen ...
keine Reaktion! Kein Glückwunsch, keine Emotion, nichts ...
Warum? In der Folgezeit erhielt ich Stück für Stück die Begründungen – es waren mehrere:
Du kannst noch so tolle Kollegen haben – wenn Du Geschäftsführer oder / und Inhaber wirst, bist Du nicht mehr Kollege. Dann bist Du nur noch „der Chef“.
Dann bist Du derjenige, der sie feuern kann. Und das, mein Freund, zerstört jede kollegiale Freundschaft. Es zerstört das Vertrauen, welches man in Dir hatte. Vorher hast Du sie beschützt. Jetzt bist Du plötzlich „da oben“.
Du bist plötzlich Unternehmer!
Unternehmer haben in Deutschland – und vor allem in Deutschland – eine merkwürdig negative Aura. Einen unerschütterlich schlechten Ruf.
Es sind Menschen, die Geld verdienen wollen, die mehr Geld wollen als man selber je verdienen kann. Sie wollen dicke Autos, fette Jachten, pompöse Villen haben, auf Feiern mit der Kohle um sich werfen, teuren Schmuck und beste Kleidung tragen. Sie sind angeberisch, laut und weit entfernt vom „Pack“, dass sich krumm buckelt und eigentlich sind das fette Geld doch wirklich verdient.
Das „Pack“ will eigentlich, dass der Chef, der Unternehmer höchstens vielleicht 30 % mehr als der normale Angestellte verdient. Alles andere ist unfair!
Die Freunde sticheln bei jeder Runde, die man mal ausgibt oder einem Essen, welches man zuhause veranstaltet, dass „man sich das ja jetzt schließlich leisten kann – es hätte ruhig etwas mehr sein können...“.
In anderen Ländern – eigentlich allen Industrie-Staaten ist das anders: Man kommt mit einem neuen, größeren Auto nach Hause und die Nachbarn applaudieren, weil man offensichtlich guten, beruflichen Erfolg hat. In Deutschland undenkbar. In Deutschland wird einem ALLES geneidet.
Leider muss sich deswegen ein Unternehmer in Deutschland auch komplett umorientieren.
ABER: das sollte Dir vollkommen egal sein! Wenn Dir Leute Deinen Erfolg neiden, dann vergesse sie! Das sind weder gute Freunde (die würden sich für Dich freuen), noch werden sie Dich in schlechten Zeiten oder bei Problemen unterstützen. Lasse es zu, dass sich Dein Freundeskreis ändert!
Ich erfuhr von den wenigen, verbliebenen Vertrauten von folgenden Gerüchten:
- Ich hätte eine riesige Villa im Vorort von Hamburg.
- Ich hätte eine Superyacht gekauft
- Ich hätte mehrere Millionen Euros auf dem Konto
Kein Ahnung, woher diese Gerüchte kamen, aber es ist für die Deutsche Mentalität typisch.
Tatsächlich hatte ich:
- das gleiche mittelgroße Haus im Vorort von Hamburg wie seit 17 Jahren. Zur Hälfte abbezahlt.
- Das gleiche kleine, 20 Jahre alte Segelboot wie vorher
- Persönliche Haftungen in Höhe von € 2,1 Millionen unterschrieben
- € 100.000 Darlehen für die Gesellschaftereinlage aufgenommen
- am Tage des MBO genau € 1.100,-- auf dem Konto
Ich war enttäuscht:
Ich hatte einen wesentlichen Teil des Unternehmenserfolges auf die unbedingte und ja schließlich erfahrene CI (Corporate Identity) meiner...