A. Kostenpflichtige Portale
Die Musikindustrie hat in den letzten Jahren einen neuen Markt erschlossen, nämlich die Onlinedistribution von Musikwerken. Bei Filmwerken gibt es eine entsprechende Entwicklung nicht, sieht man einmal von kostenpflichtigen On-Demand-Angeboten ab.[7] Eigentlich ist das Prinzip ähnlich dem normalen CD-Kauf in einem Geschäft. Man besucht einen „Onlinestore“, sucht sich ein Lied oder auch ein ganzes Album aus, bezahlt per Kreditkarte, Bankeinzug o. ä. und kann sich dann das entsprechende Lied oder Album auf seine Festplatte herunterladen. Die bekanntesten Ausprägungen dieser Onlinestores in Deutschland sind Musicload[8] von T-Online und iTunes[9] von Apple. Die Portale unterscheiden sich darin, dass zum Besuch des iTunes Stores eine Software installiert werden muss, was bei Musicload nicht erforderlich ist. Trotzdem erfreut sich iTunes steigender Beliebtheit, nicht zuletzt aufgrund der Kompatibilität mit dem iPod.
Abbildung 1: Startseite des iTunes Stores
Um Lieder online kaufen zu können muss man sich zuerst registrieren. Danach stehen einem die Türen des virtuellen Kaufhauses offen. Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, kann man im iTunes Store nach bestimmten Musikrichtungen suchen oder sich auch einfach die Top-Titel anzeigen lassen. Bevor man ein Musikstück erwirbt, ist es immer möglich sich einen Ausschnitt des Liedes zur Probe anzuhören. Bei Musicload stellt es sich ähnlich dar.
Zu den großen Kritikpunkten der Onlinedistribution von Musik zählt das Digital Rights Management (DRM). Dieses bezeichnet verschiedene technische Mechanismen, mit denen die unbeschränkte Verarbeitung der Musikdateien verhindert werden soll und nur bestimmte Verarbeitungs- und Nutzungsarten möglich sind.[10] Mit Hilfe des DRM kann man z.B. nur eine gewisse Zahl von Kopiervorgängen auf verschiedene Datenträger zulassen.[11] Dies schränkt die Nutzungsmöglichkeiten eines käuflich erworbenen Liedes erheblich ein. Außerdem wird das Verfahren dazu genutzt, persönliche Daten verschlüsselt in der erworbenen Datei zu speichern. Das bedeutet, dass jede erworbene Datei dem Käufer, der sich vorher registrieren musste, zugeordnet werden kann. Natürlich auch im Fall eines missbräuchlichen Verhaltens. Gerade in Bezug auf den Datenschutz wird diese Praxis häufig hinterfragt. Anbieter gehen deshalb dazu über, den DRM-Schutz zu lockern. iTunes bietet mittlerweile einen Teil seines Angebotes im so genannten „itunes-Plus“ Format an, welches die freie Nutzung der Datei ermöglicht. Die persönlichen Daten werden jedoch immer noch gespeichert.[12]
Die bekannteste Ausprägung des Filesharings dürfte bis heute immer noch „Napster“ sein. Napster machte es möglich MP3 – Dateien kostenfrei downloaden zu können. Voraussetzung war dafür, dass ein anderer Napster - Nutzer diese Datei auf seiner Festplatte zum Download freigegeben hatte. Nachdem das Programm 1999 Einzug auf Millionen von PCs genommen hatte, wurde das Urheberrecht im Internet in seinen Grundfesten erschüttert. Die Entwicklung der Internettauschbörsen ist seitdem weit voran geschritten.[13] War es mit Napster nur möglich MP3 - Dateien zu „tauschen“, so ist es heute möglich alle Dateiformate im Filesharing anzubieten. Geblieben ist jedoch die Notwendigkeit eines Programms, mit dem man Filesharing betreiben kann. Diese Programme werden kostenlos von ihren Entwicklern im Internet angeboten. Neben der Möglichkeit alle Dateiformate im Filesharing anbieten zu können, hat sich auch die generelle Struktur der Programme verändert. Musste es bei Napster noch einen zentralen Server geben, so arbeiten die Programme heute mit einem Peer-to-Peer-Netzwerk oder kurz: P2P-Netzwerk. Grundgedanke dieser Netzwerke ist es, dass es keinen zentralen Server mehr gibt, sondern jeder Nutzer als Server fungiert. Es ermöglicht den gleichzeitigen Down- und Upload einer Datei bzw. von Dateistücken, ohne dass diese schon vollständig auf der eigenen Festplatte vorhanden ist.
Abbildung 2: Durchführung eines Downloads mit Azureus (BitTorrent)
Abbildung 2 zeigt den Download einer Datei mit Hilfe des Programms Azureus, das der BitTorrent-Technik zugrunde liegt. Diese erfreut sich im Rahmen von P2P-Netzwerken großer Beliebtheit. Aus der Abbildung geht hervor, dass obwohl die Datei erst zu 0,4 % auf der Festplatte vorliegt, schon eine Verteilung an weitere Nutzer vorgenommen wird. Gerade die BitTorrent-Technik wird aber nicht nur dazu verwendet, illegal Dateien zu tauschen, sondern auch Open-Source-Programme wie z.B. Linux[14] zu verbreiten.[15] Es hat den Vorteil, dass keine teuren Server angeschafft werden müssen, um Nutzern den Download der freien Software zu ermöglichen.
Das Web 2.0 stellt einen neuen Umgang mit dem Medium Internet dar. Es geht nicht mehr nur um den Datenaustausch als solches, sondern um die Außenwirkung bzw. die Selbstdarstellung im Internet. Der Grundgedanke des Web 2.0 liegt deshalb in der Mitgestaltung im Netz und der öffentlichen Kommunikation.[16] Begrifflich geprägt wurde dieses Phänomen von Tim O’Reilly und Jahn Battelle im Oktober 2004.[17] Die Ausdrucksformen des Web 2.0 sind dabei so unterschiedlich wie auch zahlreich. Das simpelste Beispiel ist der einfache Blog. Der Nutzer kann diesen z.B. als Internettagebuch verwenden oder auch nur zu bestimmten Anlässen seine Ansichten und Meinungen kundtun. Im Internet haben sich mittlerweile regelrechte „Kult-Blogs“ entwickelt. Als Beispiel wäre hier ein Blog zur der TV-Serie Lost[18] anzuführen, der sich ausnahmslos damit beschäftigt, Geheimnisse dieser Serie aufzudecken. Der Wahrheitsgehalt dieser Entdeckungen lässt dabei häufig zu wünschen übrig, was jedoch viele Leser nicht davon abhält, ihre Emotionen im Kommentarbereich des Blogs auszudrücken. Eine weitere Form des Web 2.0 sind Wikis, deren bekannteste Erscheinungsform Wikipedia[19] ist. Wikis sind Webseiten, auf denen Nutzer, direkt und ohne Vorkenntnisse, Einträge verfassen oder verändern können. Mittlerweile in über 50 Sprachen verfügbar ist Wikipedia das größte weltweite Internetlexikon. Die Besonderheit und zugleich der größte Nachteil ist, dass jeder Nutzer Wikipedia um Erläuterungen erweitern kann. Das führt dazu, dass manche Angaben, die zu bestimmten Begriffen gemacht werden überhaupt nicht oder zumindest teilweise nicht der Wahrheit entsprechen.[20] Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich auch die sozialen Netzwerke. Gerade im deutschsprachigen Raum machte StudiVZ[21] häufig von sich reden. Das global größte soziale Netzwerk ist Myspace.[22] Diese Netzwerke stellen Kommunikationsplattformen dar, die es ermöglichen in direkten Kontakt mit anderen Nutzern zu treten. Jeder Nutzer hat seine eigene Profilseite, die er mit Bildern, Kommentaren, Zitaten u. ä. versehen kann. Die Absicht eine gewisse Außendarstellung zu erzeugen ist deshalb bei sozialen Netzwerken auch ein zentraler Punkt.
Daneben gibt es noch zahlreiche andere Ausdrucksformen des Web 2.0, jedoch
soll an dieser Stelle nur noch auf die Videoportale eingegangen werden. Videoportale, wie Youtube[23], rückten das Web 2.0 erst vollständig in das Blickfeld der Allgemeinheit. Die zentrale Idee ist dabei, private Aufnahmen der ganzen Welt zugänglich zu machen, das hält jedoch viele Nutzer nicht davon ab, auch urheberrechtlich geschütztes Material hochzuladen.
Abbildung 3: Das meist geschaute Youtube-Video aller Zeiten[24]
Abbildung 3 zeigt die Darstellungsweise eines Videos auf Youtube. Das Video wird mittels Streaming angezeigt, es erfolgt also kein Download einer Datei. Der Nutzer, der das Video eingestellt hat, kann es benennen und so genannte „Tags“[25] festlegen. Youtube stellt bei Veröffentlichung auch noch einen Quellcode bereit[26], der es ermöglicht das Video in andere Webseiten einzubinden. Die Quelldatei verbleibt jedoch auf dem Youtube-Server. Es gibt allerdings Einschränkungen, so kann nicht jede beliebige Videodatei hochgeladen werden. Das Video darf die Länge von 10 Minuten und eine Größe von 100 MB nicht überschreiten. Das gleiche Konzept wie Youtube verfolgt auch die relativ neue Plattform Stage6[27]. Im Unterschied zu Youtube sind die Restriktionen aber wesentlich niedriger angesiedelt. Dort ist es möglich Dateien mit einer Größe von bis zu 2 GB hochzuladen, was die Möglichkeit bietet, komplette Filme zu zeigen.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass das Web 2.0 das Internet, technisch gesehen, nicht neu erfindet. Es wurden keine technischen Möglichkeiten geschaffen, die es vorher nicht schon gab. Was das Web 2.0 so neuartig...