Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Institut für Deutsche Philologie), Veranstaltung: 'Wolfram von Eschenbach: Parzival', 35 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Geht man [...] davon aus, dass der Held nicht nur verschiedene Altersstufen und Existenzformen durchläuft, sondern auch einen Prozess geistiger Reifung durchmacht [, also træclîche wîs wird] (4,18), in dem er an Selbst-, Welt- und Gotteserkenntnis zunimmt [...], bietet es sich an, Wolframs Parzival als gattungsgeschichtliche Präformation des neuzeitlichen Entwicklungsromans zu deklarieren.' Der Erzähler erzählt eine Geschichte vom anfangs tumpen Parzival, der am Ende Gralskönig wird. 'Die Figur wandelt sich von einem unreflektierten, infantilen und draufgängerischen Charakter zum vorbildlichen Repräsentanten der Gralsgesellschaft. [...] Die Annahme liegt nahe, dass diese Veränderung innerhalb eines Entwicklungsprozesses stattfindet, der in der zitierten Prologäußerung vorweg genommen wird.'
Diesen erstmals dezidiert nachzuverfolgen, ist das Anliegen der Dissertation von Ruth Sassenhausen, auf welche ich mich in dieser Arbeit beziehen werde. Nach einer Abgrenzung des Entwicklungs- vom Bildungsroman verfolgt sie mit Hilfe der Entwicklungspsychologie und den antiken/mittelalterlichen Vorstellungen des menschlichen Entwicklungsprozesses denjenigen des Parzival, welcher sich direkt aus dem inhaltlichen Aufbau des Werkes ergibt. Das Wolfram von Eschenbach diesen akzentuiert, untermauert sie dabei durch den Vergleich mit dem Perceval von Chrétien de Troyes. Legitimationsgrundlage für eine literaturpsychologische Analyse des Inhaltes bietet das Postulat des Sternheimer Symposions von 1985: 'Eine Wissenschaft, die sich als Kulturwissenschaft versteht, kann nicht weiterhin historische Verhaltensweisen ignorieren und die Psyche des mittelalterlichen Menschen in ihrer Forschung ausklammern.'
Parzivals Entwicklung lässt sich im Groben in drei verschiedene Entwicklungsstufen einteilen: seine Kindheit in Soltane mit der Erziehung durch seine Mutter Herzeloyde, die Ritterlehre bei Gurnemanz und die religiösen Unterweisungen bei Trevrizent. Diese entsprechen den drei ineinandergreifenden Phasen in der Identitätsgenese von Parzival: tumpheit, Artusritterschaft, Gralskönigtum.
[...] Die Figur des Parzival werden soll daher im epischen Kontext seiner gesellschaftlichen Determinanten analysiert.
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