MACHE DEINE EIGENEN REGELN
Wie du bessere Entscheidungen für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden triffst.
Habe Spaß, liebe dein Essen und dich selbst und mache deine eigenen Regeln. Das ist meine kleine Rezeptur fürs Leben. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber meine glücklichsten Momente hatte ich immer dann, wenn ich meine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Das Gefühl, das entsteht, wenn du dein Leben selbst gestaltest, ist einfach so unvergleichlich viel besser, als wenn du nach den Trommeln anderer Leute tanzt.
»Du kannst dein Leben nicht als Reaktion auf andere führen. Du musst es zu deinem eigenen machen.«
Yogi Bhajan, Kundalini-Yoga-Lehrer
Bestimmt hast auch du schon Phasen erlebt, in denen du nicht dein eigenes Süppchen gekocht, sondern das von anderen gelöffelt hast. Das ist im besten Fall okay, aber immer etwas fad. Und lebendig, frei und fröhlich war es bestimmt nicht, denn das geht nur, wenn du nach deinen eigenen Regeln lebst und im Selbstversuch herausfindest, was dir guttut und was nicht. Gerade im Bereich Ernährung gibt es unendlich viele Konzepte, Meinungen und Erkenntnisse. Wenn du dich nur auf die Ratschläge anderer verlässt, bleibst du zwangsläufig verwirrt zurück, da fast jedes Lebensmittel irgendwo als gefährlich und gesundheitsschädigend eingestuft wird. Und zu jeder Ernährungsweise gibt es eine andere, die diametral entgegengesetzt ist. Du kannst dich also letztlich nur auf deine Erfahrungen, dein Bauchgefühl und deinen gesunden Menschenverstand verlassen.
Ich lasse mich gerne von verschiedenen Ernährungsmethoden inspirieren und probiere Dinge aus, um dann zu entscheiden, was mir und meinem Körper guttut. Dabei mag ich mich nicht einer Gruppierung anschließen. Ich esse hauptsächlich vegetarisch, bin aber keine Vegetarierin. Ich backe meist vegan, bin aber keine Veganerin. Zu Hause verwende ich keinen weißen Zucker, aber an einem heißen Sommertag hole ich mir auch mal ein Eis und genieße es einfach. Fleisch oder Fisch kaufe ich sehr bewusst und nur selten. Kuhmilchprodukte tun mir nicht gut, Ziegen- oder Schafmilchjoghurt esse ich aber. Ich bin ein Mensch, der isst. Auf meine Art. Nach meinen eigenen Regeln.
Ein Ernährungsstil, der auf die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen eingeht und prinzipiell nichts ausschließt, wird »intuitive Ernährung« genannt. Bei der intuitiven Ernährung hörst du auf deinen Körper und passt dein Essen auf dessen Bedürfnisse immer wieder flexibel an.
Essen bereitet mir Freude, und meinem Körper gibt es die Energie, die er benötigt, um gut zu funktionieren. Eigentlich ganz einfach. In den letzten Jahrzehnten ist das Thema Essen allerdings um einiges komplizierter geworden. Unsere Nahrung kommt nicht mehr direkt aus unserem Garten auf den Tisch, sondern durchläuft oft komplexe Prozesse, bis sie auf unserem Teller landet. Essen ist zu einem großen Wirtschaftszweig mit vielen Interessen geworden. Ein Großteil dieser Interessen hat nicht unsere Gesundheit im Blick, sondern wirtschaftliche Faktoren. Hier sind wir gefragt, uns zu informieren, um zu entscheiden, was wir für unsere Ernährung auswählen und was nicht. Dafür müssen wir herausfinden, was uns guttut, unseren eigenen Weg gehen und unsere eigenen Regeln machen.
Ich sehe uns wie die kleinen Kinder der Weltgeschichte, die erstmals mit großen glänzenden Augen vor einer riesigen Menge an Lebensmitteln stehen, aus denen wir frei auswählen können. Diese Entscheidungsfreiheit, die für uns so selbstverständlich ist, stellt eigentlich eine Sensation in der Menschheitsgeschichte dar. Oft vergessen wir, dass vor 100 Jahren kaum jemand wählen konnte, was er essen wollte oder nicht. Man nahm, was die Natur gerade im Angebot hatte. Noch nicht einmal Kaiser und Könige hatten dieselbe Bandbreite an Speisen, aus denen wir heute jeden Tag wählen.
»Wenn ich etwas gelernt habe, dann das: Wir müssen unseren Weg aus diesem ganzen Schlamassel hinaus kochen.«
Dr. Mark Hyman, Arzt und Autor
Mit Freiheit muss man umgehen können, denn sie macht erst einmal alles möglich. Du kannst essen, bis du platzt, oder zwei grüne Äpfel pro Tag knabbern und sonst nichts. Du kannst aus deiner Ernährung eine komplizierte Angelegenheit machen oder gar nicht darüber nachdenken. Doch egal, was du tust, du triffst immer, ob bewusst oder unbewusst, eine Entscheidung. Und die Entscheidung, wie und was du isst, gehört zu den grundlegendsten überhaupt, denn dadurch bestimmst du über deinen Körper, deine Gefühle, deine Gesundheit und letztlich über dein Schicksal.
Sage mir, wie du isst, und ich sage dir, wer du bist
Du bist, was du isst, sagt eine alte Weisheit. Für mich heißt das auch, dass wir an der Art, wie wir essen, erkennen können, wie es uns geht. Nirgends sonst wird so deutlich, wie unsere Beziehung zu uns selbst ist. Wenn wir essen, dann lassen wir einen Teil der Außenwelt in unser Innerstes hinein und nähren unser Lebensfeuer damit. Unsere Zellen brauchen die Nährstoffe, die wir ihnen durch unsere Nahrung anbieten. Essen in seiner reinsten Form ist ein Akt der Liebe: Wir geben unserem Körper alles, was er braucht, und stärken gleichzeitig die Verbindung zu uns selbst, weil Selbstvertrauen entsteht, wenn wir gut für uns sorgen.
»Perfekte Gesundheit beginnt mit jedem Gedanken, den du denkst, und mit jedem Bissen, den du isst.«
Louise Hay, Autorin und Gründerin des Verlags Hay House
Wie sorgen wir gut für uns? Nicht, indem wir wahllos alles in uns hineinschaufeln. Auch nicht, indem wir jedes Lebensmittel als potenziellen Krankmacher betrachten. Wir sorgen gut für uns, wenn wir unseren Körper mit natürlicher Nahrung versorgen. Wenn wir unser Essen mit Liebe und Sorgfalt kaufen, zubereiten und zu uns nehmen. Wenn wir ganz bei der Sache sind und unsere Nahrung genießen. Wenn wir unseren Verstand benutzen, um Nahrung auszuwählen, die unser Körper braucht, und unseren Gaumen, um sie zu genießen.
Viele Menschen entscheiden sich (oft unbewusst) für eine Ernährung nach der Vernunft oder nach dem Geschmack. Wer nur nach der Vernunft isst, neigt zur Strenge. Es fehlen das Herz, die Lust, die Sinnlichkeit. Essen wird zur Religion. Vernunftesser definieren sich genauso stark über das, was sie nicht essen, wie über das, was sie essen. Wirklich Spaß macht das nicht.
Wer dagegen nur nach dem Geschmacksprinzip isst, kommt in einer Zeit, in der der nächste Hamburger höchstens fünf Minuten entfernt ist, schnell unter die Räder. Und da ein Großteil unserer Gesellschaft aus Genussessern besteht, haben wir auch so viele gesundheitliche Probleme:
Mehr als ein Drittel unserer Erkrankungen gehen auf unsere Ernährung und unseren Lifestyle zurück.
Unsere Volkskrankheiten sind Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes Typ 2 und Herzerkrankungen. Sie alle werden beeinflusst von der Art, wie wir essen und leben.
Die häufigste Todesursache in Deutschland sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass in 80 % der Fälle die Lebensspanne durch eine bessere Ernährung und einen gesünderen Lifestyle hätte verlängert werden können.
Immer mehr Kinder und Jugendliche erkranken an der »Alterskrankheit« Diabetes Typ 2.
Jeder zweite Deutsche ist übergewichtig, 16 % der Deutschen sind stark übergewichtig. Wissenschaftler prognostizieren, dass die Zahl der Übergewichtigen in Deutschland bis 2030 um 80 % steigen wird.
Das Deutsche Krebsforschungsinstitut meldet, dass Zehntausende von Tumordiagnosen in Deutschland durch Übergewicht ausgelöst werden. Mediziner gehen davon aus, dass Übergewicht in Zukunft der Krebsrisikofaktor Nummer eins sein wird.
Übergewicht wird anhand des BMI (Body-Mass-Index) definiert. BMI-Rechner und Bewertungen in Unter-, Normal- und Übergewicht findest du im Internet. Der Body-Mass-Index allein ist aber nicht entscheidend, es muss zum Beispiel auch der Taillenumfang berücksichtigt werden, denn Bauchfett ist das für die Gesundheit schädlichste Fett. Deshalb sollte der Taillenumfang bei Frauen möglichst nicht über 88 cm und bei Männern nicht über 102 cm liegen.
Wonach wir eigentlich hungern
Wenn wir aus der Art, wie wir essen, Rückschlüsse ziehen wollen, wie es uns als Gesellschaft geht und wie viel wir uns selbst wert sind, dann sieht das Ergebnis nicht besonders rosig aus. Wir Deutschen befinden uns an vierter Stelle der Länder weltweit, die im Verhältnis zu ihrem Einkommen am wenigsten Geld für ihre Nahrung ausgeben. Sogar für unser Auto wenden wir mehr auf.
Wir Deutschen geben nur knapp 11 % unseres Einkommens für Essen aus – vor 60 Jahren waren es noch 44 %. Für Auto und Verkehr geben wir 14 % unseres Verdienstes aus.
Lange Zeit haben wir so getan, als hätte unser Essen keine Auswirkung auf unser Leben. Selbst viele unserer Ärzte haben nur minimale Kenntnisse darüber. Geh mal als Kranker in ein Krankenhaus und schau, was du zu essen bekommst, dann weißt du, was ich meine. Wir haben nur nach der Vernunft oder nur nach dem Genuss gegessen, und beides hat uns nicht wirklich gesünder oder glücklicher gemacht. Wir wollten es lange Zeit nicht wahrhaben, aber wir...