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E-Book

Wenn der Körper Signale gibt

Wege zur Gesundheit durch Familienaufstellungen

AutorThomas Schäfer
VerlagVerlagsgruppe Droemer Knaur
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783426416273
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Wer krank wird, fragt sich: »Warum? Warum gerade jetzt? Warum habe ausgerechnet ich Herzrhythmusstörungen?« Durch Systemische Aufstellungen nach Bert Hellinger kann der tiefere persönliche oder familiäre Hintergrund eines Leidens aufgezeigt werden, denn Symptome und Krankheiten sind oft ein Hilferuf der Seele. Mit vielen Beispielen und Aufstellungsbeschreibungen.

Thomas Schäfer, geb. 1960, arbeitet seit vielen Jahren als Heilpraktiker mit dem Schwerpunkt Psychotherapie und Familienaufstellungen.

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Leseprobe

Claus | Das Gift


Claus arbeitet in einem chemischen Betrieb. Er sagt, er sei glücklich verheiratet, und macht einen sehr bodenständigen Eindruck. Doch erzählt er auch von unerklärlichen extremen Blutdruckschwankungen, von nervlicher Schwäche, kleinen Zitteranfällen, häufig auftretender Bronchitis und zunehmenden Atembeschwerden.

Meine erste Frage gilt der schulmedizinischen Abklärung. Claus berichtet, sein Hausarzt habe Routineuntersuchungen mit ihm durchgeführt, die jedoch alle ergaben, dass er völlig gesund sei. Sind also die Beschwerden mehr im psychischen Bereich zu suchen? Dies jedenfalls ist die Vermutung des Arztes.

In einer Aufstellung sucht Claus Papierscheiben für sich, für das Familiensystem und eines für ein Fragezeichen. Letzteres stellt in meiner Arbeit etwas dar, was möglicherweise eine Bedeutung hat, dem Betreffenden und auch dem therapeutischen Begleiter aber bislang noch nicht bewusst ist. Sowohl Claus als auch mir wird es schwindlig, wenn wir auf das Fragezeichen gehen oder wenn wir von Claus’ Platzhalter aus zu dem Zeichen hinüberschauen.

Spätestens an dieser Stelle ist es angezeigt, über Claus’ berufliche Situation zu sprechen. Erst jetzt berichtet er davon, dass die Symptome immer im Urlaub verschwänden. Sobald er jedoch in die Firma zurückgehe, träten sie wieder auf. Nun sei er seit sechs Jahren bei dem Unternehmen, und wenn er es recht überdenke, begannen die Probleme erst seit dieser Zeit. Außerdem erzählt er noch von einer weiteren Besonderheit, die ihm erst kürzlich bewusst geworden war: Je näher er in der Firma an der Produktionsstätte jener chemischen Substanz eingesetzt war, die dort vornehmlich hergestellt wird, desto schlechter ging es ihm hinterher, wenn er nach Hause kam! Außerdem sei er nicht der einzige Mitarbeiter dort, der solche Symptome entwickle. Viele seiner Kollegen seien ähnlich gesundheitlich belastet wie er selbst.

In einem weiteren Schritt stellen wir nun die Firma auf und auch eine berufliche Alternative, bei der die Herstellung dieses chemischen Produkts ausgeschlossen wird. Das Ergebnis ist für Claus verblüffend: Er fühlt ganz deutlich eine ungeheure Erleichterung, als er sich auf die Papierscheibe eines möglichen neuen Arbeitgebers stellt.

Einige Wochen vor dem Gespräch mit Claus hatte ich einen Arzt kennengelernt, der auf Umweltmedizin spezialisiert ist. Der Arzt machte einen sehr kompetenten Eindruck auf mich. Somit gab ich Claus seine Adresse und bat ihn, sich dort einmal gründlich untersuchen zu lassen. Die Befunde waren so, wie Claus und ich es jetzt erwartet hatten: Im Blut konnten mehrere Gifte isoliert werden, die auf Haut, Bronchien und auch auf den Kreislauf wirken, insbesondere ein spezieller gefährlicher Stoff. Diese toxische Substanz ist seit vielen Jahren in der Umwelt- und Arbeitsmedizin bekannt und war für die gesundheitlichen Probleme verantwortlich. Natürlich empfahl der Arzt Claus, sich umgehend einen neuen Arbeitsplatz zu suchen!

Interessanterweise war Claus noch vor dem Besuch meiner Praxis von seinem Schwager eine Stelle in einem gesundheitlich unbedenklichen Umfeld angeboten worden. Er selbst hatte zu dieser Zeit jedoch noch nicht daran gedacht, dass seine Symptome beruflich bedingt sein könnten. Für Claus ist nun klar, dass er auf alle Fälle die Firma verlassen muss.

 

Der Schwerpunkt dieses Buches liegt ganz klar auf dem Entdecken der verborgenen familiensystemischen Hintergründe von Krankheiten und Beschwerden. Dennoch soll hier nicht vermittelt werden, dass die Symptome stets und ausschließlich psychisch oder systemisch bedingt sind. In Zeiten steigender Umweltbelastung ist vielmehr auch die Gefahr gegeben, dass man sein Problem in einem bestimmten psychosomatischen Zusammenhang sieht, obwohl des Rätsels Lösung, so wie im Fall von Claus, eigentlich viel näher liegt!

***

Neben schädlichen Umwelteinflüssen müssen bei der Ursachenforschung noch weitere Faktoren berücksichtigt werden, die nicht oder nicht allein familiär bedingt sind: Bei zahlreichen der hier besprochenen Symptome kann es durchaus auch sein, dass sie durch eine schwere körperliche Traumatisierung hervorgerufen wurden. Das mag in Extremfällen im Zusammenhang mit Foltermaßnahmen, einer Entführung, dem erzwungenen Mitwirken in Satanismussekten im Kindesalter, mit schwerer Kindesmisshandlung oder traumatischen Kriegserlebnissen geschehen sein.

Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen und Migräne, Rückenschmerzen, Zittern, Herzrasen, sexuelle Probleme, Schlafstörungen, Essprobleme, Tinnitus, Depressionen, Ängste, Phobien und Zwangsbilder treten möglicherweise als direkte oder verzögert einsetzende Folgen einer starken körperlichen Schockwirkung auf. Hier kann es sinnvoll sein, nicht nur systemische Hintergründe zu beleuchten, sondern zusätzlich traumatherapeutisch vorzugehen. Besonders für die Opfer von Folterungen, Psychosekten, Satanismuspraktiken und Gefangenenlagern sollte man als Therapeut nur dann arbeiten, wenn man die speziellen Kenntnisse dafür erworben hat, die sich von denjenigen der »normalen« Traumatherapie deutlich unterscheiden. Die psychischen Anforderungen bei der Behandlung von schwer Traumatisierten sind enorm. Unerfahrene Therapeuten bekommen dann oft dieselben Symptome der »posttraumatischen Belastungsstörungen«, die ihre Klienten aufweisen!

In den meisten Beispielen dieses Buches geht es natürlich nicht oder weniger um gravierende Umwelteinflüsse oder ein schweres, persönlich erlebtes Trauma, doch diese Fragestellungen sollten vom therapeutischen Begleiter immer mitbedacht werden!

Genauso muss bei vielen Beschwerden oder Krankheiten die erste Frage an den Ratsuchenden lauten, ob er die Symptome medizinisch hat abklären lassen. Erst wenn dies getan ist, kann man nach psychischen Zusammenhängen Ausschau halten. Sonst besteht nämlich die Gefahr, dass man das medizinisch Notwendige unterlässt – unabhängig davon, ob es eine psychische Komponente bei den Symptomen gibt oder nicht. Herzbeschwerden können beispielsweise ihre Ursache zuweilen in einer Lungenkrankheit haben, die zunächst einmal entdeckt und als Erstes behandelt werden muss. Die möglichen psychischen Hintergründe, die an dem Krankheitsgeschehen beteiligt sind, können dann im Anschluss beleuchtet werden.

Aber auch bei anderen Organen muss man die medizinischen Ursachen stets im Auge behalten. So habe ich beispielsweise schon des Öfteren erlebt, dass mich Paare aufsuchten, weil ihr Kinderwunsch seit langem unerfüllt geblieben war und sie nun nach »psychischen Ursachen« fahnden wollten. Einige dieser Paare hatten sich nicht ärztlich untersuchen lassen; und häufig kam dann bei einer späteren Untersuchung heraus, dass der Samen des Mannes unfruchtbar oder der Eileiter der Frau verklebt war.

 

Die Leser meiner Bücher haben in der Vergangenheit immer wieder gefragt, ob es sich bei den Teilnehmern meiner Seminare um Menschen handle, die schon jahrelange »therapeutische Vorarbeit« geleistet hätten. Wie denn sonst ließe sich erklären, dass die Aufstellungen so erstaunlich positive Wirkungen zeitigten?, wurde oft vermutet.

Viele sind verwundert, wenn ich diese Fragen mit Nein beantworte. Die meisten Teilnehmer meiner Gruppen hatten keine jahrelange Psychotherapie hinter sich, und nicht wenige hatten noch nie in ihrem Leben eine solche in Anspruch genommen.

Allerdings gibt es immer auch einige Ausnahmen, beispielsweise bei psychisch kranken Menschen. Bei ihnen ist es freilich wichtig, vorher zu prüfen, ob eine Gruppenaufstellung zum gewünschten Zeitpunkt überhaupt die richtige Maßnahme ist und von wem sie gegebenenfalls unterstützend begleitet werden könnte. Ideal wäre es hier beispielsweise, wenn der behandelnde Arzt oder Psychiater dem Kranken zur Seite steht oder wenn dieser zuvor zumindest eine Prüfung vornimmt.

 

Das Familien-Stellen ist eine kurzzeittherapeutische Methode. Das gilt auch für die Einzelarbeit. Es gibt zwar Ratsuchende, die über einen Zeitraum von einigen Jahren regelmäßig zu mir gekommen sind, doch die meisten sehe ich durchschnittlich nur ein- bis höchstens achtmal. So hat denn auch eine psychotherapeutische Studie aus den USA herausgefunden, dass die kurzzeittherapeutische Arbeit wirkungsvoller ist als eine Langzeittherapie. Bei Letzterer besteht immer die Gefahr, sich vom Behandler psychisch abhängig zu machen. Wem in relativ kurzer Zeit nicht geholfen werden kann, der wird es in der Regel über lange Zeiträume ebenfalls schwer haben. Doch auch hier gibt es natürlich zahlreiche Ausnahmen, man denke nur einmal an gravierende psychische Störungen wie beispielsweise die Schizophrenie.

In meiner Arbeit steht jedenfalls die Kurzzeittherapie ganz im Vordergrund. Ich mache zwar Vorschläge über den zeitlichen Ablauf, doch ich überlasse die Entscheidung für den nächsten Praxistermin in der Regel den Ratsuchenden. Sie sollen selbst prüfen, nach wie vielen Wochen oder Monaten eine weitere Sitzung oder ein Seminarbesuch notwendig ist oder ob es vielleicht auch gar keines weiteren Kontaktes mehr bedarf. Meist liegen die Selbsteinschätzung des Hilfesuchenden und meine Einschätzung über den zeitlichen Ablauf eng beieinander, so dass ich selten jemanden bremsen muss, mich zu oft in Anspruch zu nehmen.

 

Bei vielen Aufstellungen in diesem Buch wird anschließend erwähnt, wie es im Leben des Ratsuchenden weiterging. Dies ist aber nicht bei allen Lebensgeschichten der Fall, weil sich nicht jeder Klient später noch einmal meldet. Um den seelischen Prozess nicht zu stören, würde ich nie aus Neugier bei jemandem anrufen und ihn fragen, ob seine Symptome mittlerweile verschwunden sind. Nicht selten erhalte ich...

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