TEIL 1
WERTE FÜR EIN POSITIVES LEBEN
BEWUSSTSEIN
Leben
Voraussetzung für Bewusstsein
Leben ist Voraussetzung für Bewusstsein. Ohne Leben gibt es kein Bewusstsein, kein Wahrnehmen, kein Bewerten, kein Vorstellen, kein Denken, kein Glück oder Leid und keine bewusste Teilnahme am Universum.
Menschliches Bewusstsein ist an einen lebenden menschlichen Körper gebunden mit Organen, Zellen, Genen, Stoffwechsel und essenziellen Grundbedürfnissen wie Wärme, Licht, Luft und Nahrung. Es besteht eine fundamentale Abgrenzung zwischen jedem Lebewesen mit seinem individuellen Körper einerseits und dem Rest der Welt andererseits. Jeder Mensch hat genau ein individuelles Leben und einen individuellen Körper. Man kann aus einem Menschen nicht zwei Menschen und aus zwei Menschen nicht einen Menschen machen.
Lebenszyklus
Jedes menschliche Leben ist nur von begrenzter Dauer und endet mit dem irdischen Tod. Es unterliegt einem Lebenszyklus aus Entstehen, Wachsen und Vergehen und hängt ab von einer Aufrechterhaltung und Verteidigung der Lebensenergie. Überlebensinstinkte helfen, das eigene Leben und die eigene Zukunftsfähigkeit zu schützen.
Wenn mit der Lebensenergie das Leben eines Menschen erlischt, erlischt auch das Bewusstsein dieses Menschen. Es gibt keine Anzeichen für eine Fortdauer des Bewusstseins nach dem Tod.
Das schließt nicht aus, dass ein Menschenleben über den Tod hinaus Wirkungen auf der Erde nach sich ziehen kann und dass sich in manchen Fällen nachfolgende Menschen zu einer Nachahmung und Fortführung des Wirkens eines Verstorbenen inspiriert fühlen.
Ich
Bewusstseinsinhalte
An der Aktivität unseres Bewusstseins erkennen wir, dass wir leben. Wir sind uns der Aktivität unseres Bewusstseins bewusst. Die Aktivität unseres Bewusstseins begleitet unser Leben. Abgesehen von Zeiten traumlosen Schlafs und der Bewusstlosigkeit gibt es einen kontinuierlichen, die Gegenwart begleitenden Bewusstseinsstrom.
Neben aktuellen Bewusstseinsinhalten gibt es im Gedächtnis gespeicherte historische Bewusstseinsinhalte, die wir ins aktuelle Bewusstsein zurückholen können, indem wir uns an sie erinnern.
Die aktuellen Bewusstseinsinhalte ergeben sich im Zuge aktueller Bewusstseinsaktivitäten: wahrnehmen, sich erinnern, bewerten, sich etwas vorstellen, denken, entscheiden.
Durch das Wahrnehmen von Sinneseindrücken und das Hervorholen von Erinnerungen erhält das Bewusstsein seinen Input. Dieser Input wird vom Bewusstsein verarbeitet, indem Bewertungen vorgenommen werden, Vorstellungen entfaltet werden, in sprachlicher Form Gedanken formuliert werden und Entscheidungen getroffen werden.
Vorstellungen können auf Basis der Realität oder der Fantasie entstehen. Gedanken können konkret oder abstrakt sein. Und Entscheidungen können das Bewusstsein steuern oder sich in Handlungen niederschlagen. Das Bewusstsein kann sich damit befassen, wie die Dinge sind, wie sie sein könnten und wie sie sein sollten.
Allerdings sind die Kapazitäten unseres Bewusstseins beschränkt. Nur manches dringt in unser Bewusstsein und wird zu einem Teil unseres bewussten Erlebens. Das liegt auch daran, dass sich das Bewusstsein nur sehr eingeschränkt auf mehrere Vorgänge gleichzeitig konzentrieren kann. Das Bewusstsein kann Unterschiedliches zwar in hoher Geschwindigkeit hintereinander, aber kaum gleichzeitig verarbeiten.
Zentralität des Bewusstseins
Unser Leben findet in unserem Bewusstsein statt, zumindest der Teil, den wir davon mitbekommen. Das Bewusstsein ist der Ort, wo wir Wahrnehmungen und Erinnerungen verarbeiten, Glück und Leid empfinden, Fantasien und Gedanken entfalten und unser Leben steuern. Ohne Bewusstsein würden wir nicht wissen, ob wir leben oder nicht. Ohne Bewusstsein gibt es keine Bewertungen, Vorstellungen und Wünsche. Unser Bewusstsein ist somit die Zentrale, der wichtigste Teil, der Kern unseres Lebens. Nur durch unser Bewusstsein haben wir ein bewusstes Leben mit bewussten Aktivitäten.
Da materielle Dinge nicht physisch in unser Bewusstsein dringen können, erlangen sie ihre bewusste Bedeutung durch die immateriellen Wirkungen, die sie im Bewusstsein hinterlassen. Vorgänge außerhalb unseres Bewusstseins beeinflussen unser Bewusstsein. Unser Bewusstsein kann aber über das Auslösen von Handlungen auch das Geschehen außerhalb unseres Bewusstseins beeinflussen.
BEWERTUNGEN UND WERTE
Bewertungen
Bewertungsreflex
Alle fühlenden, mit Bewusstsein ausgestatteten Wesen, Menschen wie Tiere, reagieren fortwährend mit Bewertungen auf die von ihnen wahrgenommenen Reize. Das neurochemische System reagiert auf Reize automatisch mit Bewertungen. Unser Bewusstsein unterscheidet ständig alles, was zu ihm vordringt, in Positives und Negatives. Alle Phänomene werden bewertet, manche besser, manche schlechter. Bewerten ist eine Basisabstraktion, die die Welt in Positives und Negatives einteilt. Manche Phänomene finden wir gut, erfreulich und schön, andere finden wir schlecht, unerfreulich und unschön. Und in einer dritten Gruppe sammelt sich ein Rest, bei dem unser Bewertungssystem keine klaren Signale produziert und wir uns hinsichtlich der Bewertung unsicher sind.
Emotionen
Emotionen sind der impulsive, reflexhafte, vorübergehende physische Ausdruck von Bewertungen. Sie sind die Körpersprache der Bewertungen. Positive Emotionen sind physischer Ausdruck positiver Bewertungen. Negative Emotionen sind physischer Ausdruck negativer Bewertungen. Behagen und Unbehagen kann man sowohl Menschen als auch Tieren oftmals leicht ansehen. Emotionen können allerdings auch willentlich unterdrückt oder willentlich simuliert werden.
Im Zuge von Emotionen werden physische Energien aktiviert und freigesetzt. Emotionen können so von Bewertungen zu Handlungen überleiten. Andererseits verbrauchen Emotionen auch Energien und können sich mit der Zeit erschöpfen.
Oft kommt es bei Emotionen zu einer Selbstverstärkung, indem Emotionen die zugrunde liegenden Bewertungen verstärken. Positive Emotionen können sich zu Euphorie steigern. Negative Emotionen können sich zu Deprimiertheit verdichten. Gelegentlich können Emotionen allerdings auch ins Gegenteil umschlagen.
Menschen unterscheiden sich im Grad ihrer Emotionalität. Hinzu kommt, dass man in manchen Situationen emotionaler ist als in anderen. Die Stärke einer Emotion hängt nicht zuletzt davon ab, wie bedeutsam oder kritisch das die Emotion auslösende Phänomen für das eigene Leben ist.
Es gibt im Wesentlichen eine positive Emotion: Freude. Zum Ausdruck von Freude gehören gute Laune, Heiterkeit, Strahlen, Lächeln und Lachen.
Die zentrale negative Emotion ist der Ausdruck von Schmerz. Angst ist Schmerz bei Gefahren wie Veränderungen, Erstarrung, Vereinsamung oder Vereinnahmung. Ärger ist Schmerz angesichts enttäuschter Wünsche. Und Trauer ist Schmerz bei einem Verlust von Positivem.
Wünsche
Aus unseren aktuellen und historischen Bewertungen ergeben sich Wünsche und Ziele für die Zukunft. Gegenüber dem, was wir positiv finden, empfinden wir Zuneigung, und wir wünschen uns, dass es mehr davon gibt. Und gegenüber dem, was wir negativ finden, empfinden wir Abneigung und wünschen uns, dass es weniger davon gibt.
Wenn wir unterschiedliche Möglichkeiten für die Zukunft einer vergleichenden Bewertung unterziehen, konkretisieren sich unsere Wünsche und es ergeben sich Vorlieben und Prioritäten. Manches wünschen wir mehr als anderes. Indem Bewertungen zu Wünschen führen, steuern sie unser Verhalten.
Unterscheiden lassen sich Wünsche insbesondere auch danach, ob sie egoistisch oder altruistisch sind. Während egoistische Wünsche auf das eigene Wohl abzielen, geht es bei altruistischen Wünschen um die Mehrung des Wohls anderer.
Gier ist der egoistische Wunsch, selbst mehr zu haben. Und Hass ist der Wunsch, dass andere weniger haben. Wenn Gier und Hass in Kombination auftreten, äußert sich dies in dem Wunsch, dass eine Umverteilung stattfindet, bei der man selbst Positives erlangt, das zuvor anderen genommen wird.
Liebe
Sehr positive Bewertungen sind gleichbedeutend mit Liebe. Wir lieben, was wir sehr positiv finden.
Auf ein Objekt unserer Liebe konzentrieren wir mitunter in so hohem und uneingeschränktem Maße positive Bewertungen, dass wir negative Facetten dieses Objekts oder positive Facetten anderer Objekte ausblenden. Was wir lieben, hat Priorität, andere Interessen und Wünsche treten in den Hintergrund.
Liebe verursacht den starken Wunsch und somit das Begehren, dass es mehr von dem gibt, was wir lieben. An sich ist Liebe nicht egoistisch und unabhängig von Besitz. Liebe kann aber den egoistischen Wunsch, das Geliebte zu besitzen, und somit...