Das Geheimnis der Gesundheit
Gesund sein – wie geht das?
Was brauchen wir, um gesund zu sein? Ist Gesundheit eine Frage der genetischen Anlage? Eines robusten Immunsystems? Sprechen gesunde Menschen täglich Gesundheitsaffirmationen? Nehmen sie das ultimative Gesundheitsmittel ein? Bewegen sie sich viel an der frischen Luft oder machen regelmäßig Sport? Machen sie regelmäßig Atemübungen? Folgen sie einer bestimmten Diät?
All das ist zweifellos wichtig und es kann ausgesprochen negative Auswirkungen haben, wenn wir uns falsch verhalten: Schlechte Ernährungsgewohnheiten, Bewegungsmangel, eine dauerhaft flache Atmung und viele andere Verhaltensfehler können unsere Gesundheit schwächen. Doch ist das alles? Gibt es ein Geheimnis, das die Menschen über diese Verhaltensweisen und Maßnahmen hinaus gesund, vital und jugendlich hält? Ein solches Geheimnis muss es geben, da sich gezeigt hat, dass unter denen, die erkranken, nicht nur Menschen sind, die sich schlecht ernähren, nicht nur Bewegungsmuffel, Stressgeplagte oder Menschen, die einen exzessiven Alkohol- oder Medikamentenkonsum betreiben, sondern auch sportliche Menschen, nicht nur ältere Menschen, sondern auch junge, nicht nur Singles, sondern auch Verliebte, nicht nur vom Leben Frustrierte, sondern auch erfolgreiche Menschen. Dass es ein Geheimnis der Gesundheit geben musste, ahnte ich schon zu einer Zeit, als ich mich noch nicht so intensiv mit Gesundheitsfragen auseinandersetzte. Denn mir fiel auf, dass Ärzte, die täglich zahllosen Erregern ausgesetzt sind, meist ausgesprochen gesund sind. Viele tragen kurze Ärmel auch wenn es kalt ist, wie im Operationssaal, wo dem Patienten schon beim Hineinschieben Frostschauer über den Körper laufen, und sie bleiben gesund und können ihre Arbeit tun. Sind sie einfach »abgehärtet«?
Viele Selbstständige und Unternehmer weisen ein hohes Maß an Gesundheit auf oder werden sehr schnell wieder gesund, auch wenn die Belegschaft in der Firma hustet und schnupft oder andere wenig erfreuliche Erreger mit zur Arbeit bringt. Sind diese Menschen einfach resistent gegen Krankheiten? Haben sie ein besonders aktives Immunsystem? Und wenn ja, woher kommt diese Immunstärke?
Natürlich gibt es auch unter erfolgreichen Menschen viele Kranke wie den Apple-Gründer Steve Jobs, der im Oktober 2011 an Krebs starb. Im Laufe meines Lebens machte ich jedoch immer wieder diese Erfahrung von Robustheit bei beruflich engagierten und erfolgreichen Menschen und fragte mich, was die Gesunden von den Kranken unterscheidet. Ich erinnere mich an einen Gynäkologen, der seine Arbeit gern tat und sich sein ganzes Leben bester Gesundheit erfreut und alle Grippeepidemien unbehelligt überstanden hatte. Kurz vor seiner Pensionierung starb er an Hautkrebs. Von der Diagnose bis zu seinem Tod verging nur ein Jahr. Was war geschehen? Was geht in Menschen vor, die plötzlich schwer erkranken? Wie kommt es, dass ein vielleicht schon länger bestehender, schleichender Krankheitsprozess plötzlich eskaliert? Wie kommt es von einem Augenblick zum nächsten zu einem Symptom wie Tinnitus? Und was löst einen Bandscheibenvorfall aus? Was geht in diesem entscheidenden Augenblick, in dem sich das Symptom manifestiert, vor?
Es musste etwas geben in diesen Menschen, das sie gesund sein ließ, und es musste sich etwas verändert haben, was bei einigen dazu führte, dass sie schließlich doch an einer gravierenden Krankheit zu leiden begannen und schlimmstenfalls starben. Die Ursache ihrer Gesundheit konnte nicht nur in einem »abgehärteten« Immunsystem liegen, denn nicht alle Gesunden essen gesundheitsbewusst, joggen, spielen Golf oder betreiben andere das Immunsystem stärkende Sportarten.
Diese Beobachtungen brachten mich zu der Frage: »Brauchen wir Erfolg, um gesund zu sein, und wenn ja, welche Art von Erfolg ist das? Ist es beruflicher, gesellschaftlicher, familiärer Erfolg? Eine geglückte Liebesbeziehung? Oder mehrere günstige Umstände zusammen?« Die Erkenntnisse der Neurobiologie zeigen unmissverständlich: Wir brauchen es, dass bestimmte Dinge in unserem Leben »klappen«. Warum das so ist und welche Dinge das sind, hat mit den zwei Grund- oder Urbedürfnissen »Verbundensein« und »Wachsen« zu tun, die jeder Mensch auf seine Weise befriedigen muss, um körperlich gesund und seelisch im Gleichgewicht zu sein. Wir brauchen das Gefühl, mit anderen verbunden zu sein, und wir brauchen die Erfahrung, etwas im Leben gestalten zu können. Jeder Mensch hat seine ganz eigene Art, mit diesen Bedürfnissen umzugehen, und die Formen, in denen jeder versucht, sie zu erfüllen, sind so vielfältig wie es Menschen gibt. Verbundensein können wir in der Familie, in einer Beziehung, in einer beruflichen, sozialen oder ideellen Gemeinschaft, in der Gesellschaft und über Religion und Glaube erfahren.
Den Wunsch nach Selbstentfaltung und unseren Gestaltungsdrang leben wir in den Dingen aus, die wir tun, angefangen von alltäglichen Verrichtungen bis zu persönlichen und beruflichen Zielen. Beide Bedürfnisse zusammen leben wir zum Beispiel aus, wenn wir uns darum bemühen, eine Beziehung zu einem anderen Menschen herzustellen oder eine Beziehung lebendig zu halten. Das seelische Gleichgewicht, das wir erreichen, wenn wir diese Bedürfnisse genügend gut verwirklichen können, wirkt sich entscheidend auf unsere körperliche Gesundheit aus. Die Ärzte und Selbstständigen, die mir aufgefallen waren, hatten einen Weg gefunden, diese Bedürfnisse zu erfüllen. Sie waren aktiv in einem Beruf, der sie erfüllte, ihnen einen Platz in der Gesellschaft sicherte und sie mit anderen Menschen verband.
Körper, Geist und Seele sind eins
Das ist der größte Fehler bei der Behandlung von Krankheiten, dass es Ärzte für den Körper und Ärzte für die Seele gibt, wo beides doch nicht getrennt werden kann.
Platon
Einst glaubte man, die Seele wohne in unserem Körper, so wie ein Mieter in einem Haus wohnt. Unsere gewohnte Sprache spiegelt diese Vorstellung noch heute wider, wenn wir sagen: »Ich habe einen Körper, der …« oder »mein Körper ist …«, als sei der Körper getrennt von unserem Inneren. Doch die Quantenphysik hat schon längst gezeigt, dass diese Trennung auf der Ebene der Quanten, der kleinsten Teilchen des Universums, aus denen auch wir bestehen, nicht existiert. Körper, Geist und Seele – oder Gefühl, falls Sie das Wort »Seele« nicht mögen – lassen sich nicht trennen. Wir sind ein Körper, in dem sich unsere Gefühlszustände, Gedanken und Überzeugungen in jeder Sekunde ausdrücken. Was wir fühlen, denken und wie wir uns verhalten setzt im Gehirn bestimmte Prozesse in Gang, die im Körper Veränderungen bewirken. Wir werden rot, wenn wir uns schämen, blass vor Schreck, bekommen Herzklopfen, wenn wir freudig erregt sind oder Angst haben, einen »Kloß im Hals«, wenn wir uns fürchten oder bedrückt sind, und wenn wir uns geborgen fühlen, wird uns »warm ums Herz«. Umgekehrt verändert sich – ebenfalls über Vorgänge im Gehirn – etwas in unserem Fühlen, Denken und Handeln, wenn sich auf der körperlichen Ebene etwas verändert.
Sie können das leicht selbst nachvollziehen: Richten Sie sich einmal ganz gerade auf, im Sitzen oder Stehen, wie es Ihnen lieber ist, und spüren Sie nach, was Sie empfinden, wenn Ihr Rücken gerade ist und Sie die Schultern etwas zurückgenommen haben. Wie nehmen Sie die Umgebung wahr? Wie geht es Ihnen mit dem, was Sie wahrnehmen? Lassen Sie Ihre Schultern dann etwas nach vorn sinken und noch ein wenig mehr und vielleicht noch etwas mehr. Was ändert sich in Ihrem Empfinden? Wie nehmen Sie die Umgebung nun wahr? Vermutlich stellen Sie fest, dass der gerade Rücken Sie zuversichtlicher und aktiver stimmt, selbst wenn es Ihnen nicht ganz leicht fallen sollte, sich aufzurichten. Eingesunkene Schultern machen dagegen schwerer, besorgter und weniger handlungsaktiv. Ein Lächeln freut nicht nur andere Menschen, es stimmt auch Sie selbst froh. Ein Stirnrunzeln lässt Sie weniger offen und eher kritisch sein. Bereits diese einfachen Beispiele zeigen, dass unmittelbare Wechselwirkungen zwischen Körper, Geist und Gefühlen bestehen. Und sie machen deutlich, dass Sie diese Wechselwirkungen aktiv nutzen können, um positive und gewünschte Veränderungen im Fühlen, Denken und Verhalten sowie im Körper herbeizuführen. Mehr noch, das eine geschieht nicht, ohne das andere zu beeinflussen. Denn wie bei einem Tisch alle vier Beine zusammen »mitkommen«, wenn Sie an einem Tischbein ziehen, so kommen auch die beiden anderen Ebenen mit, wenn sich eine der drei Ebenen von Körper, Geist und Seele »bewegt«, das heißt verändert. Das müssen Sie nicht einfach glauben – Wissenschaftler können diese Wechselwirkungen und die von ihnen ausgehenden Veränderungen inzwischen mithilfe von Messverfahren nachweisen1. Da es Ihr Denken, Fühlen oder Verhalten ist, das Symptome und Krankheiten hervorrufen kann, wird es Ihnen helfen, sich diese Verbindung von Körper und Seele/Geist, von Materie und dem Immateriellen in Ihnen immer wieder deutlich zu machen. Nicht nur sich anders zu verhalten, auch anders zu denken und zu fühlen kann ausschlaggebend für Heilung sein.
Körper, Geist und Seele bilden ein Beziehungsgeflecht, das sich nicht einfach reparieren lässt, wie man ein Auto repariert. Wenn Sie Magenprobleme haben, können Sie ein Mittel einnehmen, das die Säure bindet, wodurch Ihre Beschwerden vermutlich verschwinden. In Ihrem Organismus können sich trotzdem Übersäuerung und Verschlackung aufbauen und kurzfristig Schlaflosigkeit, Leistungsabfall und ein Stimmungstief auslösen. Langfristig sind zahlreiche Folgeerscheinungen...