A. Das Fest
Biblischer und historischer Hintergrund
An Weihnachten feiern wir, dass Jesus geboren wurde, dass Gott sich klein gemacht hat und als Mensch auf die Welt gekommen ist. Ursprüngliche Grundlage dafür sind die Überlieferungen in Lukas 2,1-21 und Matthäus 1,18 – 2,23. Weihnachten ist nach Ostern das höchste christliche Fest. Nach früheren Berechnungen fiel das Geburtsfest von Jesus auf einen Frühjahrstermin, z. B. den 28. März oder 2. April, denn die Geburt Jesu in Judäa im Freien zu einem winterlichen Termin galt als unwahrscheinlich. Papst Liberius legte das Weihnachtsfest im Jahr 354 aber schlussendlich auf den 25. Dezember fest.
Wie hat es sich entwickelt?
Seit dem 16. Jh. findet Weihnachten nicht mehr öffentlich, sondern eher im privaten Rahmen statt. Weihnachten wird meist als Familienfest gefeiert, bei dem man sich gegenseitig beschenkt. Diese Entwicklung geht auf den Reformator Martin Luther zurück. Er hatte die Bescherung 1535 als Alternative zum bisherigen Beschenken am Nikolaustag eingeführt mit dem Ziel, das Interesse der Kinder wieder mehr auf Jesus, anstatt auf die Verehrung des Heiligen Nikolaus zu lenken. Die Feierlichkeiten heute starten am 24. Dezember mit dem Heiligen Abend. U. a. in Deutschland, Österreich und der Schweiz kommt zum ersten Weihnachtstag am 25.12. noch ein zweiter Feiertag (26.12.) dazu.
Was bedeuten die Bestandteile und Symbole des Festes?
Christbaum: Der Brauch des Weihnachtsbaums hat sich im 19. Jh. von Deutschland aus über die ganze Welt verbreitet und ist ein Mix aus verschiedensten historischen Brauchtümern und Gewohnheiten. Beispielsweise haben die Menschen in der römischen Antike ihre Häuser mit immergrünen Pflanzen geschmückt, weil diese als Bild für Lebenskraft galten und sie sich davon Gesundheit erhofften. Außerdem wurde das Baumschmücken zur Wintersonnenwende im Mithras-Kult als Verehrung des Sonnengotts zelebriert. Der ursprüngliche Schmuck mit Äpfeln stammt von den sogenannten „Paradiesspielen“ aus dem Mittelalter, ein Gedenkritual zum Sündenfall, bei dem ein (Laub-)Baum mit Äpfeln behängt wurde. Diese standen symbolisch für die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis und dafür, dass Jesus die Menschen von ihrer Trennung von Gott befreit hat.
Christvesper: Der Weihnachtsgottesdienst (Vespergottesdienst von lat. „vesper“ = Abend) am Heiligen Abend stellt den Startpunkt für das Weihnachtsfest dar und ist für viele Menschen der Gottesdienst im Jahr schlechthin.
Hoffnung haben – Bedeutung für Jugendliche heute
In den Erzählungen über die Geburt Jesu werden Menschen beschrieben, die wenig Hoffnung auf Veränderung hatten, z. B. Maria als unverheiratete Schwangere oder die Hirten, die sich an ihrem Platz am Rande der Gesellschaft befanden. Jugendliche heute erleben ähnliche Situationen, in denen sie sich hoffnungslos fühlen: wenn die Leistung in der Schule oder Ausbildung nicht passt, bei Trennung oder Scheidung der Eltern, Scheitern in bzw. an eigenen Beziehungen, Freundschaften und Zielen oder wenn sie mit Krankheit und Tod konfrontiert werden.
Vor diesem Hintergrund kann die Weihnachtsgeschichte Jugendliche zum Hoffen einladen. Sie zeigt, wie Gott in scheinbar unausweichlichen Situationen handelt und (neue) Wege möglich macht wie bei Maria, die erlebt, dass Josef zu ihr hält, oder wie bei den Hirten, die in ihrer alltäglichen Nachtwache mit etwas ganz Neuem und Himmlischem überrascht werden. Für alle Menschen von damals und für Jugendliche heute gilt, dass für sie der Retter geboren worden ist, einer, der (schlussendlich) alles gut macht. Das gibt neue Hoffnung und macht die Zukunft heller und weiter.
Dazugehören
Das Gefühl zu haben, zu einer Gruppe oder zu anderen dazuzugehören und anerkannt zu sein, ist für Jugendliche wichtig. Umso ausgeprägter erleben sie Situationen, in denen sie sich ausgeschlossen und abgelehnt fühlen, z. B. wenn Freunde sich abwenden, sie in der Schule gemobbt werden oder ihre posts auf Facebook nicht genug likes bekommen. Vor diesem Hintergrund ist es für sie eine große Herausforderung, mit Themen wie Markenkleidung, neuesten Handy-Varianten oder Alkohol umzugehen. Es stellt sich für sie die Frage: mitmachen und dazugehören oder sich dagegenstellen und ausgeschlossen sein?
Wie es sich anfühlt, ausgeschlossen zu sein, das erleben auch die Hirten. Diese Identifikationsmöglichkeit kann man anbieten, um die Jugendlichen abzuholen und ihnen die gute Nachricht von Weihnachten zuzusprechen: Gott kommt zu den Menschen – besonders zu denen, die am Rand stehen, allein gelassen und übersehen werden oder sich so fühlen. Gerade denen bringt er die Einladung zur Gemeinschaft mit ihm und anderen Christen. In dieser Botschaft liegt eine große Kraft, die für Jugendliche heute noch genauso sinnvoll und lebensverändernd sein kann wie für die Hirten damals.
B. Stundenentwürfe
Vom Dunkeln ins Helle – Weihnachten mal leise
Grundidee
Die Gruppe schlüpft in die Rolle der Hirten und erlebt die Weihnachtsgeschichte aus deren Perspektive – ganzheitlich – nach. Sie setzt sich mit dem Thema Licht und Hoffnung auseinander.
Rahmen
Die Gruppe ist gemeinsam im Dunkeln unterwegs. Am besten draußen auf dem Feld oder zumindest im Freien. Am Ende wird ein helles, warmes Ziel erreicht (z. B. Scheune, Wanderhütte, Vereinsheim, Gemeindehaus). Auf dem Weg und vor allem vor Ort soll Dunkelheit (und Kälte) bewusst erlebt werden, also wenn möglich ohne Fackeln, Handytaschenlampen und Straßenbeleuchtung unterwegs sein. Nach jeder Moderation werden den Jugendlichen Fragen zum Nachdenken gegeben. Je nach Gruppe und Einschätzung kann man mit den Fragen in einen realen Austausch einsteigen oder sie bewusst den Einzelnen mitgeben, damit sie jeweils für sich darüber nachdenken.
Ablauf
Vorbereitung der Gruppe
Nach dem Treffen und Startpunkt im Gemeindehaus geht man als Gruppe ins Freie auf ein Feld oder einen Platz im Freien. Je dunkler es ist, desto besser für die Aktion. Falls das nicht möglich ist, können die Stationen auch im (dunklen) Gemeindehaus abgegangen werden.
Zu Beginn ist es sinnvoll, die Gruppe sensibel auf die Einheit vorzubereiten und in die Situation mit hineinzunehmen: „Ich lade euch ein, mit mir heute Abend in die Rolle der Hirten aus der Weihnachtsgeschichte einzutauchen. Wir wollen uns gemeinsam mit ihnen auf den Weg machen und versuchen nachzuempfinden, wie sich das Ganze für sie angefühlt hat. Dazu machen wir uns auf den Weg nach draußen.“
Der Weg zur ersten Station soll dazu dienen, Abstand zu dem direkt zuvor Erlebten zu gewinnen und sich auf die Einheit einstellen zu können. Dafür kann es sinnvoll sein, diese erste Strecke schweigend zurückzulegen. Wenn es der Gruppe zuzutrauen ist, kann man auch die komplette Aktion (Wege und Stationen) schweigend erleben (ca. ab 15 Jahren sinnvoll).
Station 1: Nichts zu erwarten (Umstände)
Moderation: Hier sitze ich. Mit den anderen, wie immer. Wieder eine Nacht. Pechschwarz wie immer. Kalte Hände und Füße wie immer. Und auch die Gefahr, die um uns her lauert: ein Wolf oder Bär auf der Suche nach Futter oder ein paar raue Männer, die uns das Letzte nehmen wollen. Ein Feuer könnte helfen, um sie früher zu entdecken oder gerade überhaupt abzuhalten. Aber das Holz ist zu teuer. Es macht keinen Sinn mich zu beklagen, es ist nun mal, wie es ist. Ich bin als Hirte geboren und werde Hirte bleiben. Immer hier draußen, jeden Tag, immer unterwegs auf der Suche nach genug Futter für die Tiere, jahraus, jahrein. So wird es sein, bis ich nicht mehr kann. Daran wird sich nichts ändern. Das ist das Leben.
Fragen zum Nachdenken
Wobei denkst du, dass alles so bleibt? Wo hast du keine Hoffnung, dass sich etwas ändert? In der Schule? Bei deinen Noten, in deiner Situation zu Hause? Mit deinen Freunden?
Kurze Pause und Stille, danach geht die Gruppe weiter.
Station 2: Ausgegrenzt
Moderation: Die Schafhirten waren damals sehr verachtet, weil sie sich häufig in wasserarmen Gegenden aufhielten. So konnten sie die jüdischen Reinheitsgebote und Waschungen nicht ordentlich einhalten. Deshalb galten sie als „Unreine“, also als solche, die es unbedingt zu meiden galt. Sie wurden von den Pharisäern, von der theologischen Elite, als Räuber und Betrüger hingestellt und waren den Zöllnern und Sündern gleichgestellt. Die Hirten zählten zum Pöbel, zum gemeinen Volk ohne Bildung und Kultur, als Menschen, die das Gesetz nicht kennen. Vor Gericht wurde ein Hirte nicht als Zeuge zugelassen, er galt als unglaubwürdig. Ein rabbinischer Ausspruch lautete: „Kein Stand in der Welt ist so verachtet wie der Stand der Hirten.“
Fragen zum Nachdenken
Wo hast du das...