Sie wollen also ein Buch schreiben
Sie haben eine Idee für ein belletristisches Werk oder die Kenntnisse, um Fachliteratur zu veröffentlichen?
Sie wollen eine Vereins- oder Betriebszeitschrift herausgeben oder brauchen ein Programmheft für eine Veranstaltung?
Sie haben ein technisches Gerät, ein Verfahren oder ein Computerprogramm entwickelt und möchten dazu eine Anleitung schreiben?
Sie haben sich auf den Inhalt gut vorbereitet und ein Konzept?
Famos! In »alten Zeiten« hätten Sie sich jetzt hinsetzen und zu schreiben beginnen können. Heutzutage jedoch, wo uns die Computer so viele lästige Arbeiten abnehmen, sind auch die Ansprüche an Sie als Autor gestiegen. Eben weil es »so einfach« ist, wird erwartet, dass das Manuskript oder die Publikation perfekt ist. Die Erleichterung verkehrt sich in erhöhte Anforderungen, in einem Sponti-Spruch auf den Punkt gebracht:
»Der Computer hilft uns bei der Lösung von Problemen,
die wir ohne ihn nicht hätten.«
Mit der Entscheidung, MS Word zum Schreiben zu verwenden, haben Sie die leichtere Variante gegenüber komplizierteren Satzprogrammen gewählt. Word ist von Haus aus für Fließtext gemacht, vorrangig für Korrespondenz. Satztechnische Anforderungen kann es zwar auch erfüllen, allerdings verlangt die Anwendung dieser Funktionen auch ein gewisses Maß an Kenntnissen der Satztechnik. Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, die einschlägigen Assistenzfunktionen zu verstehen und ihre Hürden zu meistern.
Eine andere Hürde stellt die spätere Produktion des Werkes dar, denn wenn Sie wissen, mit welchen Problemen Sie dabei rechnen müssen, können Sie sich rechtzeitig darauf einstellen. Deshalb gebe ich Ihnen gleich im Anschluss ein paar Hinweise, für welche Arten von Publikation bestimmte Satztechniken in Betracht kommen und bei welchen sie sich eher kontraproduktiv oder frustrierend erweisen können.
Nichtsdestotrotz hoffe ich, Ihnen mit diesem Buch einige Arbeitserleichterung vermitteln zu können.
Berlin, im August 2019
Was soll es denn werden?
Der aktuelle Stand der Technik lässt Ihnen die Wahl zwischen sehr unterschiedlichen Publikationsformen und -medien. (Im Folgenden verwende ich durchgängig den Begriff »Buch« oder »Werk« für alle Arten von Textpublikation, vom Vortragshandout bis zum dicken Wälzer.)
Die geplante Variante der Veröffentlichung wirkt sich auch auf das Gestalten Ihres Textes aus.
Gedruckte Bücher
Die klassische Buchform ist immer noch die gängige. Hier haben Sie auch mit den geringsten Einschränkungen zu rechnen.
Verlagsveröffentlichung oder Book on Demand
Egal, ob Sie für einen Verlag schreiben oder einen BoD-Vertrieb für Ihre Eigenproduktion bemühen, werden Ihnen fast immer unterstützende Verlagsvorlagen zur Verfügung gestellt, die die wesentlichen Formatierungen vorgeben. Leider ist nicht in allen Fällen gesichert, dass Sie damit auch etwas anfangen können.1
Sollten Sie mit einer brauchbaren Vorlage arbeiten, aber Ihnen Teile davon für Ihr geplantes Werk nicht zusagen, besteht die Möglichkeit, in Absprache mit Lektorat und Setzerei Abweichungen abzustimmen. Dabei kann Ihnen typografisches Wissen, wie es dieses Buch vermitteln soll, hilfreich sein.
In Eigenproduktion drucken (lassen)
Gewiss, Sie haben einen »Drucker«, aber damit Eigenproduktionen zu drucken, ist stets die unwirtschaftlichste Methode und wird noch erschwert durch das notwendige Binden. Für Kleinstauflagen mit wenigen Seiten, zum Beispiel Seminar- oder Sitzungsunterlagen, mag das noch angehen. Soll es etwas mehr sein, lohnt der Gang zum Copyshop; dort stehen auch bessere Geräte fürs Binden bereit, doch es bleibt eine teure Angelegenheit. In Kapitel 24 finden Sie weitere Hinweise dazu.
Vom Layout her haben Sie bei dieser Herstellungsmethode völlig freie Hand. Niemand redet Ihnen hinein, doch Sie sind bei allen Gestaltungsfragen auf sich allein gestellt.
Elektronische Bücher
Als moderne Variante des Vertriebs setzen sich »elektronische Bücher« immer mehr durch. Dabei kommen zwei grundsätzlich unterschiedliche Verfahren zum Einsatz: satzgetreue PDF-Dateien2 und darstellungsvariable E-Books.3
Als PDF publizieren
Die kostengünstigere Alternative der Selbstproduktion ohne typografische Einschränkungen ist die Umwandlung des in Word geschriebenen Textes in eine PDF-Datei. Damit sind Sie ebenfalls frei in der Gestaltung, doch es gibt keine Produktionskosten. Sie stellen das Buch auf einer Website oder bei einem Filehoster bereit, Interessenten oder Kunden laden es sich herunter und erhalten aufgrund der Besonderheiten dieses Formats im Browser oder mit einem PDF-Reader-Programm ein exakt dem Original entsprechendes Exemplar, das alle Schriftarten, Illustrationen etc. mitbringt.
Hierfür ist setzerisches Know-how nötig, um eine ansehnliche Fassung auf die Reihe zu bringen.
Als E-Book publizieren
Bei einem E-Book (auch E-Pub genannt, was aber nur eines der üblichen E-Book-Dateiformate beschreibt) handelt es sich um ein spezielles Dateiformat, das es den Lesern ermöglicht, die angezeigte Schriftgröße individuell einzustellen und Bücher komfortabel mit Book-Readern, also darauf spezialisierten Geräten, aber auch mit Book-Reader-Programmen auf Handys und Tablets zu lesen. Diese besondere Technik beim Wiedergeben des Textes schränkt aber die Gestaltung des Manuskripts erheblich ein. Zwar lässt sich aus jedem Word-Text mit Konvertern ein E-Book erstellen, doch nicht die vom Autor vorgesehenen Schriften werden verwendet, sondern im Gerät integrierte Schriften, Tabellen werden interpretiert etc. Beim Lesen mit dem Book-Reader kommt die nächste Umgestaltung, weil Benutzereinstellungen die Autoreneinstellungen aushebeln: Zeilenumbrüche richten sich nach dem Zoom-Faktor des Reader-Bildschirms.
Deshalb kann das E-Book guten Gewissens derzeit nur für Belletristik empfohlen werden. Für Fachliteratur ist das PDF besser geeignet; die meisten Book-Reader können es auch darstellen, aber um den Preis des Verlusts der typischen Bequemlichkeiten beim Anpassen der Darstellungsgröße und freien Blättern.
Typografische Gestaltung einer Vorlage für E-Books ist also eher kontraproduktiv. Dennoch sind typografische Kenntnisse beim Schreiben der Word-Vorlage hilfreich, weil die Konvertierungsprogramme über ähnliche Gestaltungsmittel verfügen wie Word. So können Sie dafür sorgen, dass das in Word verwendete Layout möglichst unverändert in Ihr E-Book übernommen wird, oder mit den Konvertereinstellungen nachbessern. Auf die endgültige Darstellung im Book-Reader haben Sie allerdings keinen Einfluss.
Exemplarisch: Voreinstellungen zur Absatzgestaltung
Verlage gehen den Umweg, ein Word-Manuskript erst in einem speziellen Satzprogramm aufzubereiten, um daraus dann ein E-Book zu erstellen, doch auch dabei bleibt vieles noch auf der Strecke.
Doch Technik entwickelt sich weiter, und es kann nicht verkehrt sein, auch als E-Book publizierte Werke bereits in Word sauber zu gestalten, denn vielleicht ist in der nächsten Auflage die eine oder andere Stilübernahme doch möglich.
Über dieses Buch
Dieses Buch ist als Arbeitshilfe gedacht für alle, die die Gestaltung ihres Werkes in die eigene Hand nehmen wollen. Es soll nicht von vorn bis hinten durchgelesen werden, sondern eher als Nachschlagewerk dienen, in dem Sie die jeweils benötigten Funktionen zur Textgestaltung problemorientiert kompakt beschrieben vorfinden. Der Index am Buchende führt Sie gezielt zu den Einzelthemen.
Die Erfahrung aus zahllosen Schulungsveranstaltungen zeigt, dass vermeintliches Basiswissen nicht unbedingt bei allen Anwendern vorausgesetzt werden darf. Falls Sie mit der Bedienung von Word nicht in allen Feinheiten vertraut sind, können Sie die wichtigsten Vorgehensweisen und Termini in einem Online-Glossar nachlesen, das Sie mit dem QR-Code am Rand erreichen. Entweder erfassen Sie den Code per Smartphone-App in der gedruckten Fassung oder klicken/tippen in der elektronischen Version darauf.
Im Glossar finden Sie sowohl Bedienungsgrundlagen für Word als auch Fachbegriffe zu Word und aus der Druck- und Satztechnik erläutert.
Teil I dieses Buches behandelt die grundlegenden Gestaltungs- und Einrichtungsthemen, von der Blattaufteilung bis zu den Formatvorlagen, die fürs Gestalten und die Weiterverarbeitung unabdingbar sind.
Teil II beschäftigt sich mit der Typografie in der Textverarbeitung. Sie erfahren darin auch etwas über Bedienungsstandards in Word, mit denen Sie Ihre autodidaktisch erworbenen Schreibfähigkeiten effektiver und effizienter einsetzen können.
Teil III enthält Hinweise zum Umgang mit Tabellen und Illustrationen, für die in Word allerlei Besonderheiten zu beachten sind.
Teil IV erschließt die »Intelligenz« der Textverarbeitung, mit der sich sehr viele Aufgaben, die in der klassischen Satztechnik für Probleme sorgten, durch den Computer bequem erledigen lassen.
Teil V schließlich zeigt Ihnen, was zum Abschluss und zur Veröffentlichung Ihres Werkes zu beachten ist.
Die Word-Versionen
Die Beschreibungen dieses Buches entsprechen den Versionen...