Mein Name und ich
Wie wir zu unseren Namen kamen
In diesem Stundenentwurf geht es um viel Wissenswertes rund um Namen, aber auch um die Entdeckung und Bedeutung des eigenen Vor- und Nachnamens. In Gesprächen wollen wir über Gefallen und Nichtgefallen unserer eigenen Namen sprechen und herausfinden, warum wir zusätzlich auch noch „Christin/Christ“ heißen.
Einstieg: Namensquiz
Männlich oder weiblich? Die Teilnehmenden erhalten eine Tabelle mit Namen (s. Downloads) ausgedruckt und müssen jedem Namen ein Geschlecht zuordnen. Dafür wird w für weiblich und m für männlich angekreuzt. Im Anschluss gibt es die Auflösung. Wer hat die meisten Namen richtig zugeordnet?
Diese Vornamen sind unter der Rubrik „seltene Vorname“ zu finden. Doch wie kam es überhaupt dazu, dass Menschen sich Namen gaben?
1. Entstehung von Vornamen
Schon der erste Mensch gab seiner Frau einen Namen: Männin. Damit drückte er seine Beziehung zu ihr aus, sie ist ergänzende Person und ihm gleichrangig. Auch in unserer Gegend gibt es Vornamen schon länger als es die deutsche Sprache gibt. Über 1.000 Jahre lang reichte ein Name, um eine Person eindeutig anzusprechen. Man sprach von Rufnamen. Namen waren ursprünglich ein Zusammenschluss zweier Namensglieder (Ger-hard, Heid-run) und meist zweisilbig. Die Namensglieder waren sinnvoll zusammengesetzt und aus den Vorbildern der Natur, der Tierwelt und der Lebensform der Germanen abgeleitet. Die Namensgebung war mit dem Heilswunsch verbunden, die in dem Namen ausgedrückten Eigenschaften (der Gottheit) mögen durch einen Namenszauber auf den Träger des Namens übergehen. Der Name stellte auch eine kultische Beziehung zu einer Gottheit dar, unter deren Schutz der Namensträger stand. Ab dem fünften Jahrhundert waren Wohlklang und die Kenntlichmachung von Verwandtschaftsbeziehungen wichtiger, die Bedeutung des Namens rückte in den Hintergrund. Fremde Rufnamen kamen etwa im siebten Jahrhundert in unseren Sprachraum. Dabei handelte es sich vor allem um christliche Rufnamen aus dem Alten Testament, ab dem zwölften Jahrhundert auch aus dem Neuen Testament. Diese Rufnamen erfuhren zahlreiche Veränderungen, Verfremdungen, Kürzungen und Anpassungen der Betonung an die damalige Sprache. Durch die Vergabe von Heiligennamen im 13. Jahrhundert rückten die ursprünglichen germanischen Namen immer mehr in den Hintergrund. Ab dem 16. Jahrhundert kamen französische und englische Vornamen in der Oberschicht in Mode. Die Namensgebung erfolgte immer in Modewellen. Die Oberschicht vergab besondere Vornamen, die ihre Kinder vom Rest des Volkes unterscheiden sollten. Ungefähr zehn Jahre später wurden diese Namen dann auch von der Unterschicht gebraucht, sodass sie gewöhnlich wurden. Die Oberschicht wählte dann wieder andere Namen, die die nächste Modewelle ankündigten. So entstanden Doppelnamen oder alte unbekannte Namen wurden wiederentdeckt.
Bei der Vergabe von Vornamen gibt es heute einige Regelungen zu beachten.
- Der Vorname muss als Vorname erkennbar sein,
- er muss eindeutig weiblich oder männlich sein,
- er darf dem Kindeswohl nicht schaden, es lächerlich machen oder mit dem Bösen in Verbindung bringen,
- er darf kein Orts-, Familien- oder Markenname sein,
- er muss innerhalb eines Monats nach der Geburt festgelegt werden,
- er kann nicht rechtlich geschützt werden (kann also nicht einzigartig bleiben).
- Die Anzahl der Vornamen ist pro Person auf fünf begrenzt.
Erlaubt oder nicht?
Einige Eltern bemühen sich sehr, ihrem Kind einen bestimmten Namen zu geben. Bei einigen Namen ist dafür ein Gerichtsurteil notwendig. Welche Namen sind erlaubt, welche nicht? Die Teilnehmenden erhalten jeweils eine rote und eine grüne Karte. Eine Person aus dem Mitarbeiterteam liest einen Namen vor und die Teilnehmenden müssen raten, wie das Urteil für diesen Namen ausgegangen ist. Rot steht für „nicht erlaubt“, Grün für „erlaubt“. Die Teilnehmenden zeigen die entsprechende Karte. Eine Liste von außergewöhnlichen Namen findet man im Downloadbereich zu diesem Buch.
Gesprächsrunde
In einer lockeren Runde sollen folgende Fragen besprochen werden:
- Eure Eltern haben sich etwas dabei gedacht, als sie euren Namen ausgesucht haben. Wisst ihr, warum sie euch so genannt haben?
- Wer von euch hat einen zweiten Vornamen? Und warum? Gefällt dir dein Name?
- Manchmal würden wir gern anders heißen. Jede/jeder schreibt ihren/seinen Namenswunsch auf einen Zettel, faltet ihn und wirft ihn in einen Hut. Eine Person aus dem Mitarbeiterteam zieht anschließend einen Zettel, liest den Namen vor und die Gruppe muss erraten, wer sich gern diesen Namen geben würde.
- Was assoziiert ihr mit bestimmten Namen? Und warum? Was macht ein Name aus? Eine Person, die man mit diesem Namen kennt, die Bedeutung, die Aktualität ...
- Weißt du eigentlich, was dein Name bedeutet? Ein Namensbuch kann schnell darüber Aufschluss geben. Findest du, dass diese Bedeutung zu dir passt? Welche Bedeutung würde besser zu dir passen?
- Früher (oder auch jetzt noch) habt ihr sicherlich ein Stofftier oder eine Puppe gehabt. Wie habt ihr sie genannt und warum? Welche Namen tragen eure Haustiere und warum habt ihr sie so genannt?
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2. Entstehung von Nachnamen
Heute haben wir alle auch noch einen Nachnamen, mit dem wir mehr oder weniger glücklich sind. Lange Zeit aber reichte der Rufname aus, um eine Person eindeutig anzusprechen. Ab dem zwölften Jahrhundert hatten durch Namensmoden und rasantes Wachstum der Städte viele Menschen auf engem Raum denselben Rufnamen. So entwickelte sich der Trend, dem Rufnamen einen Beinamen zu geben, der die Person genauer beschrieb (langer Hans, dicker Otto). Um Landbesitz schriftlich zu dokumentieren, funktionierte der Beinamen nur so lange, wie alle diese Person persönlich kannten. Mit nur zwei Generationen Abstand waren die amtlichen Dokumente kaum noch nachzuvollziehen. Aus diesen administrativen Gründen setzte sich ein fester Nachname durch, der amtlich verbindlich war, lebenslang bestand und auch vererbbar war. Nur so war eine richtige schriftliche Dokumentation über Grundstücke, Steuern usw. gewährleistet. Adlige und Patrizier besaßen zuerst einen Nachnamen, Knechte und Dienstboten erst später, in manchen ländlichen Gegenden blieb das Rufnamen-Modell bis ins 18. Jahrhundert gültig.
Allen Nachnamen ist gemeinsam, dass dem Namen ein Wort als Ursprung zu Grunde liegt, das eine Person zu einer bestimmten Zeit auf irgendeine Weise charakterisierte und ihre Einmaligkeit gegenüber der restlichen Bevölkerung beschrieb. Die Nachnamen kann man daher in verschiedene Gruppen einteilen:
- Patronymische Familiennamen: Kindern mit demselben Rufnamen (z. B. Frieda) wird der Vorname des Vaters angehängt, z. B. Gerhards Frieda oder Konrads Frieda. So entstanden die Nachnamen, die wir auch als Vornamen kennen.
- Matronymische Familiennamen: Den Kindern wird der Name der Mutter angehängt, was aber äußerst selten der Fall war.
- Herkunftsnamen: Der Nachname bezeichnet einen Ort, aus dem die Familie stammt (z. B. wenn sie in ein anderes Dorf zieht) oder eine Wohnstätte innerhalb der Siedlung (Bach, Baum, irgendein Hügel).
- Übernamen: Solche Nachnamen sagen etwas über das Aussehen oder den Charakter einer Person aus, z. B. groß, klein, weiß, kahl, gefräßig (Pfannkuchen), Frühaufsteher (Morgenschweiß).
- Berufsnamen: Unter den 20 häufigsten deutschen Familiennamen finden sich Müller, Schmied, Schneider, Fischer, Meyer, Bäcker, Bauer, Wagner, Koch.
Mein eigener Nachname
Informationen zur Bedeutung von Nachnamen sind im Internet nur teilweise gebührenfrei zu bekommen, z. B. unter www.bit.ly/2UOvkTb (letzter Zugriff am 22.06.2019). Wer mehr wissen möchte, kann in der Bücherei z. B. im Duden Familiennamen nachschlagen. Wenn man ein Stammpublikum an Teilnehmenden hat, kann man im Vorfeld der Stunde für jede/jeden die Bedeutung des eigenen Namens ausdrucken.
Neue Namen erfinden
In Brasilien gibt es nur eine begrenzte Anzahl an Nachnamen. Die meisten heißen (übersetzt) Wald, Küste, der Heiligen, Birnbaum, Olivenbaum, Hase, Feile, Fahne, Holz oder Burg. Darum spielt der Vorname eine weitaus größere Rolle als bei uns. Die meisten Menschen nennen sich beim Vornamen und auch die Schülerinnen und Schüler lernen die ehemaligen Präsidenten nur nach dem Vornamen auswendig. Per Gesetz ist es erlaubt, seinem Kind jeden nur erdenklichen Namen zu geben, den es dann sein Leben lang tragen muss. Namensänderungen werden so gut wie nie gestattet.
Was sich manche Eltern jedoch bei der Namensgebung ihrer Kinder gedacht haben, bleibt wohl ein Geheimnis. So sind folgende Namen beim Standesamt eingetragen: Zementeimer, Jesusbart, Kugellager, Wehweh, Straßenbahn. Manche Namen werden auch aus Sätzen gebildet wie z. B. Josef-Heiratete-Mit-Kurzen-Hosen, Maria-Geht-Singend-Vorbei, Manuel-Immer-Pünktlich, Erinnerung-Eines-Anderen,...