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Einflussgrößen und Aufgabenfelder des strategischen Lieferantenmanagements

AutorSebastian Pittner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl83 Seiten
ISBN9783638494212
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich BWL - Industriebetriebslehre, Note: 2,0, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Betriebswirtschaftliches Institut), 118 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Darstellung der im Rahmen der Lieferantenauswahl wirkenden Einflussgrößen sowie die inhaltliche Spezifikation der unterschiedlichen Tätigkeitsfelder des Bereiches Lieferantenmanagement aus Sicht des Beschaffungsunternehmens. Dazu wurden in der Einleitung die Veränderungen im strategischen Beschaffungsbereich erläutert, eine Hervorhebung der Bedeutung und eine Einbettung der Thematik in das Aufgabengebiet der Beschaffung vorgenommen. Dem folgt im zweiten Kapitel die Erklärung der theoretischen Grundlagen in Form von Begriffsdefinitionen, der Vorstellung verschiedener Kategorisierungssysteme für Lieferanten und der Beschreibung eines Portfolios mit dessen Lieferantenstandardstrategien. Das dritte Kapitel thematisiert die Ziele und deren Interdependenzen im strategischen Lieferantenmanagement, sowie die unternehmensinternen und -externen Einflussfaktoren der Lieferantenauswahl. Weiterhin sind in diesem Abschnitt die Vorgehensweise und Inhalte der Lieferantenauswahl sowie eine Charakterisierung der Aufgabenfelder Lieferantenintegration und Lieferantenüberwachung enthalten. Die Ausführungen zu Lieferantenbeziehungen mit deren Gestaltungsmaßnahmen schließen den dritten Teil ab. Den Abschluss der Ausführungen bildet der vierte Abschnitt mit einer Schlussbetrachtung und einem Ausblick. [...]

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Leseprobe

3. Strategisches Lieferantenmanagement


 

3.1 Ziele des strategischen Lieferantenmanagements


 

Allgemein wird unter den Zielen von Entscheidungsträgern ein angestrebter Zustand oder Sachverhalt verstanden. Sie sind wie Präferenzen und Einstellungen in den autorisierten Entscheidungsträgern der Unternehmung verankert und können „wertende Entscheidungs­prämissen“ genannt werden.[106] Die Beschaffungsziele, und somit auch die des Lieferanten­managements, sind eine funktionsbereichsbezogene Operationalisierung der übergeordne­ten Unternehmensgesamtziele.[107] Somit dürfen Beschaffungsbereichsziele in keiner konkurrierenden[108] Beziehung zur unternehmerischen Gesamtzielsetzung stehen, sie sollten dazu komplementär oder zumindest indifferent sein.[109] Die Beschaffungsziele dienen als Entscheidungskriterium bei der Konzeption und Auswahl von Beschaffungsstrategien.[110]

 

3.1.1 Kostenreduktion


 

Untersuchungen zufolge legen Unternehmen den Hauptaugenmerk auf den Faktor Wirtschaftlichkeit bzw. auf das Ziel der Kostensenkung,[111] da mittlerweile in einem durchschnittlichen Produktionsunternehmen über 50 Prozent der Umsatzerlöse für direkte Beschaffungskosten aufgewendet werden.[112] Zunächst wird versucht, eine Kostensenkung unmittelbar durch die Verminderung der Materialeinstandskosten herbei­zuführen.[113] Vorprodukte können teilweise von einem Lieferanten kostengünstiger hergestellt werden als vom beschaffenden Unternehmen, da Zulieferer im Vergleich zum Abnehmer oft anderen Tarifverträgen unterliegen und so eine niedrigere Lohnkostenstruktur aufweisen.[114] Aus Kostengründen verringern die Beschaffungsunternehmen ihre eigene Wertschöpfung: Sie konzentrieren sich auf ihre Kernbereiche, die ihre Wettbewerbsfähigkeit ausmachen, und lagern andere Aktivitäten auf Lieferanten aus.[115] Mit einer Reduktion der Fertigungstiefe, die den vom Unternehmen selbst produzierten Anteil am Produktionsergebnis angibt,[116] geht eine Ausweitung der Anzahl von Zulieferer-Abnehmer-Beziehungen einher.[117] Die so an das Unternehmen angelagerte Komplexität erzeugt zusätzliche Kosten:[118] Externe Transaktions- und Logistikkosten steigen aufgrund zusätzlich notwendiger Planungs- und Steuerungs­vorgängen, während gleichzeitig die internen Organisationskosten sinken.[119] Um eine Überkompensation der Vorteile einer niedrigen Fertigungstiefe durch diese zusätzlichen Kosten zu vermeiden, wenden die Abnehmer spezifische logistische Konzepte wie modular- oder system-sourcing[120] an.[121] Anhand der Auslagerung von Wertschöpfungsprozessen auf die Vorstufe der Lieferanten werden Kostendegressionseffekte angestrebt, welche aufgrund von Mengenbündelungen beim Lieferant entstehen.[122] Darüber hinaus existieren Kostenein­sparpotentiale in der Zusammenarbeit mit dem Zulieferunternehmen im Bereich der Forschung und Entwicklung.[123] So sind die Entwickler der vorausgehenden Wertschöpf­ungsstufe auf ihre Produkte spezialisiert, verfügen über mehr Erfahrung und haben eine bessere Möglichkeit der Abstimmung zwischen vorhandenen Fertigungsanlagen und der Entwicklungsabteilung.[124] Da die wesentlich größeren Möglichkeiten zur Kostenredu­zierung beim Lieferanten liegen, ist dessen Know-how-Nutzung zur Realisierung gemein­samer Einsparungen unbedingt notwendig.[125] Neben dem Einstandspreis müssen zudem auch andere entscheidungsrelevanten Größen in Form von bestellfixen Kosten und Lager-/Fehlmengenkosten im strategischen Lieferantenmanagementprozeß berücksichtigt werden.[126]

 

3.1.2 Reduktion des Versorgungsrisikos


 

Unter dem Begriff Versorgungsrisiko wird in der Praxis meist die Gefahr eines Totalausfalls eines Lieferanten bzw. die Gefahr des Zustands der Nichtverfügbarkeit eines benötigten Vorproduktes verstanden.[127] Das bedeutet, dass eine oder mehrere zwischen Zulieferer und Abnehmer vertraglich vereinbarten Produkteigenschaften nicht planmäßig zur Weiter­verwendung im Produktionsprozess des Beschaffungsunternehmens verfügbar sind.[128] Im Allgemeinen kann unter einer Steigerung der lieferantenbezogenen Leistungs­konstanz im Zeitablauf die Reduktion des Versorgungsrisikos verstanden werden, was eine verlässliche Erfüllung der Vertragsbedingungen von der Zulieferseite aus bedeutet.[129] Koppelmann[130] nimmt eine inhaltliche Aufteilung des Versorgungsrisikos vor: Das Mengen- und Gestaltungsmittelleistungsrisiko wird unter der Beschaffungsobjekt­komponente subsumiert, das Zeit-, Ort-, Service-, Kommunikations- und Entgeltrisiko hingegen wird der Modalitätskomponente zugeschrieben. Die Risiken, welche durch die Nichterfüllung von Verträgen seitens des Lieferanten entstehen, sollen optimal zwischen den beiden Kontraktparteien aufgeteilt werden.[131]

 

Die Versorgungssicherung eines Unternehmens kann durch die Anzahl der Vorproduktlieferanten beeinflusst werden.[132] Dabei kann nur ein oder gleichzeitig mehrere Unternehmen der vorgelagerten Wertschöpfungsstufe Vertragspartner des Abnehmers sein, was als single- bzw. multiple-sourcing in der Literatur bezeichnet wird.[133] Die Wahl nur eines Zulieferers kann das beschaffende Unternehmens in eine gefährliche Abhängigkeitsposition bringen.[134] Dagegen wird durch eine Aufteilung der Bezugsmenge auf mehrere Lieferanten –dem „order splitting“[135] – das Gesamtrisiko in der Beschaffung stark reduziert.[136] Jedoch sind aus ökonomischer Sicht bei der Festlegung der Anzahl von Bezugsquellen Produkteigen­schaften wie Spezifität, Komplexität, marktliche Verfügbarkeit und strategische Bedeutung für das Unternehmen zwingend[137] zu berücksichtigen.[138] Je nach Eigenschafts­ausprägung der Beschaffungsprodukte kann jeweils eine geringe bzw. eine große Anzahl von Lieferunternehmen zur Erreichung der Ziele im Bereich Beschaffung vorteilhaft sein. Die Wirkung von Risiken kann partiell, zum Beispiel die Beeinträchtigung der Lieferzeit durch Streiks, oder total, wie im Falle eines Einfuhrverbotes, sein.[139]

 

3.1.3 Steigerung der Beschaffungsqualität


 

Der Begriff Qualität ist ein fester Bestandteil unseres Sprachgebrauchs, aber trotzdem existieren viele verschiedene Ansichten[140] darüber was Qualität bedeutet.[141] Für die vorliegende Arbeit soll unter Qualität die Gesamtheit aller Merkmale und Eigenschaften einer Tätigkeit oder eines Produktes verstanden werden, anhand derer dessen Eignung für die Erfüllung vorgegebener Anforderungen gemessen wird.[142] Diese festgelegten Anforderungen werden aus den verschiedenen innerbetrieblichen Funktionsbereichen kommuniziert und sollten vom Beschaffungsprodukt erfüllt werden, wobei Anforderungsänderungen eine Leistungsänderung zur Folge haben.[143] Eine Erhöhung der Beschaffungsqualität kann mittels zwei verschiedener Aspekte erfolgen:[144]

 

1. Durch eine höhere Leistungskonstanz im Zeitablauf, d.h. eine vereinbarte Leistung weist im Zeitverlauf geringere Schwankungen auf.

2. Mittels eine Leistungssteigerung, d.h. es wird nicht das Gleiche sondern ein Mehr an Leistung, z.B. durch Intensitätssteigerung, angestrebt.

 

Qualitätskomponenten können grundlegend dadurch unterschieden werden, ob sie direkt aus dem gelieferten Objekt oder den Liefermodalitäten abgeleitet werden.[145] So wird die Beschaffungsobjektleistung durch die Gestaltungsmittel, wie z.B. Formgebung, Material und Funktionsprinzip, determiniert. Die Modalitätskomponente enthält die Kriterien Lieferzeit, -ort, -service, -kommunikation und -entgelt.[146]

 

Ein hoher Qualitätsstandard stellt eine scharfe strategische Waffe im Wettbewerb mit der Konkurrenz dar.[147] Denn die vom Lieferanten bezogene Vorproduktqualität übt einen erheblichen Einfluss auf die Qualität der Endprodukte und somit auf den Markterfolg des Beschaffungsunternehmens aus.[148] Somit wird die im Abschnitt 1.1 dargelegte Bedeutung des strategischen Lieferantenmanagements vor dem Hintergrund, dass die Hersteller die Verantwortung für die Lieferung von qualitativ einwandfreien Produkten sukzessiv den Lieferanten übertragen,[149] nochmals hervorgehoben.

 

3.1.4 Hohe Beschaffungsflexibilität


 

Durch das Ziel hoher Beschaffungsflexibilität kommt das Interesse des Abnehmers an einem möglichst großen Handlungsspielraum, und einer ausgeprägten Anpassungsfähigkeit gegenüber den Lieferanten und den Veränderungen in der Umwelt zum Ausdruck.[150] So kann zum Beispiel die beschaffende Unternehmung durch eine Aufteilung der Aufträge bei Ausfall einer der beauftragten Firmen flexibel reagieren, indem einfach die potentielle Fehlmenge auf die restlichen Vertragspartner...

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