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Was heißt hier schon gläubig. Standortbestimmung eines kritischen Katholiken

Standortbestimmung eines kritischen Katholiken

AutorEwald Fettweis
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2006
Seitenanzahl155 Seiten
ISBN9783638510981
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Theologie - Sonstiges, , Sprache: Deutsch, Abstract: Religion ist ein allgemeines menschliches Phänomen. Wahrscheinlich ist der Menschheit eine Uroffenbarung in die Wiege gelegt worden. Die ursprüngliche Religion ist monotheistisch. Erkenntnismöglichkeiten transzendenter Dinge werden erörtert. Unser Verstand ist nicht unser Gott. Der Auferstehungsglaube ist der Angelpunkt des Christentums. Paradiesesgeschichte und Erbsündenlehre werden nach der Botschaft Jesu vom gütigen Gottvater neu interpretiert. Die Bibelkritik verlangt ihrerseits Kritik. Sie leugnet eine Reihe von Schilderungen im. N.T. Es werden z.T. Texte, die zu ihren Aussagen nicht passen, ausgelassen oder ignoriert. Das wird am Johannesevangelium, an der 'Flucht nach Ägypten' und dem Kindermord von Bethlehem ausgeführt. Die Jungfrauengeburt ist nicht zentrales Thema des Christentums. Die Frage, warum Jesus leiden musste, sollte besser lauten, 'warum hat Jesus gelebt?' Dann erfährt der Opfergedanke eine tiefere Sinngebung. Jesu Einstellung zur Gewalt wird dargelegt. Die Fragen Teufel oder 'die Macht des Bösen' werden erörtert, mit den vielfältigen Strategien, die diese Macht mit unheimlicher Logik und erfolgreich anwendet. Unter 'Papst und Kirche' zeigt sich, dass Petrus tatsächlich in Rom war und der Bischof von Rom das Petrusamt hat. Das Papsttums ist unverzichtbar. Es gibt keinen Grund, Frauen vom Priestertum auszuschließen. Ohne Liebe verbleiben die Behandlung der Geschiedenen und Wiederverheirateten, der Priester, die am Zölibat scheiterten und das Schicksal der Priesterkinder. Das Thema 'Wie konnte Gott das alles zulassen' wird erörtert und die Fragestellung aufgesplittert. Menschliche Freiheit und deren Einschränkungen werden erörtert. Die Angriffe auf die Heiligenverehrung werden mit den Worten von Augustinus zurückgewiesen. Die katholische Lehre über Sexualität, Ehe und Familie wird kritisch unter die Lupe genommen. Sexuelle Begehrlichkeit ist keine Strafe für die Erbsünde, sondern ein Gottesgeschenk. Die naturrechtliche Lehre über den Zweck der Ehe geht auf Aristoteles zurück, ist also heidnischen Ursprungs, vorwiegend animalisch und ignoriert die Sonderstellung des Menschen und seine Würde. Das Beharren auf dieser Lehre und die angegebenen Lieblosigkeiten haben viele Menschen von der Kirche entfremdet.

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Leseprobe

Welche Religion?


 

Ich habe gesagt, wenn man sein volles Menschsein bejaht, muß man Religion haben. Aus logischen Überlegungen heraus ist auf die Existenz Gottes zu schließen. Dieser Gott muß ein persönlicher Gott sein. Unsere Erkenntnismöglichkeiten transzendenter Dinge sind begrenzt. Der menschliche Verstand ist dabei wichtig aber nicht letzte Instanz. Welche Religion ist denn die richtige? So der Mensch ein Geschöpf Gottes ist, kann denn Gott den Menschen ohne Wissen um die letzten Dinge in die Welt entlassen haben, gewissermaßen  mit dem Satz: ”Nun so gehe denn und sieh zu, daß du zurechtkommst?”

 

Der Steyler Pater und Ethnologe WILHELM Schmidt ist zu der Überzeugung gekommen, daß dies nicht so ist. Hier muß zuerst vor Voreingenommenheit gewarnt werden. Die Völkerkunde ist erst durch die wissenschaftliche Arbeit von Missionaren in die Stellung gekommen, die sie heute hat. Die Missionare waren und sind ja die Europäer, die nicht um der wirtschaftlichen Ausbeutung und Unterdrückung willen zu fremden Völkern kamen, sondern um ihnen das “Heil” zu bringen. Daß hier viele Fehler gemacht wurden, steht auf einem anderen Blatt. Der Missionar muß diese Völker kennenlernen. Und gerade die Steyler Patres haben hier Hervorragendes geleistet und oft auch reine Feldforschung ohne Mission betrieben. Es wäre falsch, wollte man die wissenschaftlichen Untersuchungen und Ergebnisse dieser Forscher mit dem Argument relativieren, sie seien ja “nur” Missionare und so könnten sie daher auch nicht unparteiisch urteilen. Ein Arbeitsfeld der Steyler Patres war die Erforschung der sogenannten “Urkulturvölker”, gemeint sind damit die Völker, die auch heute noch auf der untersten Kulturstufe stehen, der der Sammler und Jäger, eine Steinzeitkultur haben. Ich sage bewußt Kultur. Denn auch dieses Stadium ist eine Kultur, wenn auch auf der untersten Entwicklungsstufe. Diese Menschen als kulturlos zu bezeichnen, wäre falsch und überheblich. Deren Herzensbildung und Herzenskultur ist nicht schlechter sondern eher besser als die der Menschheitsgeneration, die sich anschickt, den Weltraum zu erobern. Zu diesen Urkulturvölkern gehören auch die Pygmäen (Zwergvölker) Asiens und Afrikas, die besonders die Patres GESINDE und SCHEBESTA erforscht haben. Nach Wilhelm Schmidt kann man ursprüngliche menschliche Verhaltensweisen besonders bei den Urkulturvölkern studieren, da sich ihre Lebensweise vermutlich in Jahrtausenden nicht wesentlich geändert hat. Das gilt z.B. für das Studium der Anfänge von Besitz, Machtstrukturen, Privat- und Gemeinwirtschaft, Ehe und Familie. Das gilt auch für die Religion. Das Erstaunliche ist nun, daß diese Völker monotheistisch anmutende Vorstellungen haben, den Glauben an ein höchstes Wesen, von dem alles kommt. Auch der Glaube an eine Art Weiterleben nach dem Tode findet sich bei Ihnen. Wilhelm Schmidt schließt aus all dem, daß es eine Uroffenbarung gibt, die Gott den Menschen mitgegeben hat. Wie bei allen wissenschaftlichen Theorien gibt es auch hier, in diesem Fall neuerdings, andere Meinungen. Unbezweifelbar aber ist die Tatsache der monotheistisch anmutenden Anschauungen der Pygmäen und anderer Urkulturvölker, wie der Feuerlandindianer, die inzwischen Opfer des vielfachen Völkermordes durch die Weißen geworden sind. Die Untersuchungen der Völkerkunde ergeben jedenfalls, daß es bei der Religion nicht die Entwicklung von niederen zu höheren Formen nach darwinistischem Muster gibt. Viel schlüssiger ist, daß die Entwicklung umgekehrt verlaufen ist, von an den Monotheismus gemahnenden Auffassungen zu Naturreligionen mit vielen Göttern und Geistern und einer großen Religionsvielfalt auch bei sogenannten Hochkulturen.

 

Es ist ohne weiteres einsehbar, daß der Monotheismus eine höhere Religionsstufe darstellt, ja die höchste überhaupt. In vielen Religionen werden Geschöpfe, deren Existenz für den Menschen, ja das Leben überhaupt, an sich notwendig sind, als Götter angesehen, wie die Sonne, die Urmutter Erde aber auch andere Gestirne. Buddhismus und Hinduismus, die großen asiatischen Religionen, sind keine geschlossenen Religionssysteme und vielfach aufgesplittert. Der Buddhismus war ursprünglich sogar eine atheistische Religion. Beide Religionen üben vielfach auf Europäer eine große Anziehungskraft aus, wohl wegen der Aktivierung mannigfacher mystisch-seelischer Kräfte. Aber Nachrichten von Gott oder dem Jenseits geben sie nur unvollkommen oder gar nicht.

 

Von den 3 großen monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam ist mir das Christentum gefühls- und verstandesmäßig die Religion, die den Menschen am ehesten und am vollkommensten mit Gott verbindet, einfach die Religion der Wahrheit. Der Islam, der teilweise aus dem Christentum und dem Judentum hervorgegangen ist, steht ethisch unter diesen beiden. Der Gründer, MOHAMED, hat selber Kriege geführt. Kann man sich JESUS als Kriegsherren vorstellen, JESUS, der seine Friedensbotschaft bis zum Kreuzestod durchgehalten hat? Zwar haben auch Christen immer wieder “im Namen JESU” Kriege geführt, aber auf JESU Lehre und Lebensbeispiel können sie sich in Wahrheit nicht berufen. Die jüdische Religion ist der Boden, auf dem das Christentum entstanden ist. Anfänglich hielt man das Christentum sogar für eine jüdische Sekte. PAULUS ging auf seinen Missionsreisen zuerst in Synagogen, wo er predigte, was ihm als Juden ja erlaubt war. Die Bücher des Alten Testamentes sind nicht nur Schriften des Judentums sondern auch des Christentums, gehören gewissermaßen zu dessen Vorgeschichte. Sie sind für uns oft schwer zu verstehen, was sich ja schon daraus ergibt, daß sie mehrere tausend Jahre alt sind. Sie geben die Geschichte des Volkes Israel wieder, bzw. Israels mit seinem Gott. Israel hält sich für das von Gott auserwählte Volk, aus dem der Messias hervorgehen wird. Es stand wegen seines Monotheismus religiös weit über seinen Nachbarvölkern. “Monotheismus mit seinem Glauben an den einen Schöpfer Gott ist religionsgeschichtlich eine ungeheure Leistung dieses kleinen Volkes”, dies würde jedenfalls ein Religionswissenschaftler sagen, der darin seinen persönlichen Standpunkt nicht mit einbringen will. Aber ist das wirklich eine Leistung dieses Volkes alleine? Es hat ja im Gegensatz zum Hellenismus in damaliger Zeit keine Philosophen hervorgebracht. Israel selbst ist der Überzeugung, daß Gott selber ihm das geoffenbart hat. Und so hat es anstelle von Philosophen Propheten. Diese mit den Verfassern der biblischen Bücher sind der Wahrheit näher gekommen als die Philosophen. Das ist gemeinsamer Glaube von Juden und Christen, damit auch die Überzeugung des Verfassers.

 

Das, was uns von Kindheit an gelehrt wurde, daß Gott sich im Volke Israel die Basis geschafft hat, aus der dann JESUS hervorgehen sollte als der Mittler zwischen Gott und den Menschen, ist auch heute noch nachvollziehbar. Insofern ist Israel das “auserwählte Volk”.

 

Hier liegen die Grenzen zum Glauben. Die Überlegung, daß Gott der Schöpfer der Welt, der persönliche Gott, Interesse am Menschen haben muß, kann man einigermaßen logisch aus den bisherigen Abschnitten ableiten. Die Überlegung, daß der Kontakt zwischen Gott und den Menschen nur durch Aktivwerden Gottes im Sinne einer irgendwie gearteten Offenbarung möglich ist, ergibt sich angesichts der begrenzten Erkenntnismöglichkeiten transzendenter Dinge an sich, wie oben geschildert. Diese Überlegung ist auch noch nachvollziehbar. Die Auffassung, daß dieser Kontakt zwischen Gott und den Menschen in dem Menschen und Gottessohn JESUS von Nazareth gegeben ist, ist Glaubenssache. Die Glaubwürdigkeit dieser Überzeugung kann aber auch noch verstandesmäßig dargelegt werden. Die Lehre, die JESUS vermittelt hat, daß es einen allmächtigen barmherzigen Gott gibt und daß sein oberstes Gebot an die Menschen die Liebe zu Gott und den Menschen ist, bis hin zur Feindesliebe, ist die vollkommenste Lehre, die ich mir vorstellen kann. Dieser Gott ist an jedem Menschen interessiert, will sein Heil, will ihn an sich ziehen. Er ist für jeden ansprechbar. Er kennt jeden. Dieser Gott verlangt aber auch konsequentes Einstehen für diese Lehre, bis zum Tod. Er ist gütig und streng zugleich. Diese Lehre könnte rein philosophisch sein, also Theorie, wenn nicht JESUS sie durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferweckung unter Beweis gestellt hätte. Über die Auferweckung werde ich im nachfolgenden Abschnitt schreiben. Es ist doch unbezweifelbar, wenn alle Menschen die Forderungen der 10 Gebote, die Gott den Menschen im Alten Testament gegeben hat, freiwillig befolgen würden, hätten wir paradiesische Zustände schon auf Erden. In einem Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurden vor vielen Jahren die 10 Gebote als das “Grundgesetz der Menschheit” bezeichnet, und der Autor hatte recht. Es bedarf keiner großen prophetische Gabe, um feststellen zu können, wenn die Menschheit sich angesichts der Massenvernichtungsmittel, der zunehmenden Umweltzerstörung und neuerdings der drohenden Manipulation der menschlichen Gene nicht bald und zunehmend unter dieses Grundgesetz stellt, vernichtet sie sich selbst und alles Leben auf der Erde, ohne daß ein kosmisches Ereignis eintreten würde.

 

Diese Lehre ist wahrhaftig eine frohe Botschaft, Evangelium, eine befreiende Nachricht. Sie nimmt der Menschheit die Ängste und Nöte, so sie die Botschaft annimmt und ist daher echte Erlösung. Wer sich darauf einläßt, versucht danach zu leben, in Gebet und Meditation sich an Gott wendet...

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