Der Limeserlebnispfad
Bedenkt man, dass der Obergermanisch-Raetische Limes (ORL) sich einst über 550 Kilometer erstreckte und den Rhein mit der Donau verband, nimmt sich der Limeserlebnispfad mit seinen gerade mal 30 Kilometern Länge quer durch den Taunus vergleichsweise bescheiden aus. Doch sollte man sich in diesem Fall von den Zahlen nicht täuschen lassen. Wie heißt es doch: „In der Kürze liegt die Würze“.
Wenn dieser alte Sinnspruch seine Berechtigung hat, dann ganz sicher auf diesem Teilabschnitt der alten Grenze. Nicht ohne Grund sprechen Archäologen von der Königsetappe des Limes.
Just im Taunus sind die Relikte der jahrtausendealten römischen Grenzanlage noch heute in solch einer Dichte vorhanden, wie nirgendwo sonst.
Während der Mensch andernorts die Reste des Limes unterpflügte oder überbaute, blieben Wallanlagen und Turmfundamente hier in den bewaldeten und unwirtlichen Höhenlagen sehr viel besser erhalten.
Der Limeserlebnispfad – mit der Saalburg als Herzstück – ist das zentrale Element, wenn es um die Pflege des römischen Erbes in Hessen geht. Als Idee schon vor der Erhebung des Limes zum Weltkulturerbe auf der Agenda, nahmen die „Limeserlebnispfad Hochtaunus GmbH“, das Saalburgmuseum und das Hessische Landesamt für Denkmalpflege das Projekt im Juni 2008 in Angriff.
Das erkennt schnell, wer sich vom Startpunkt in der Taunusgemeinde Glashütten auf den Weg nach Osten macht, um den Limeserlebnispfad zu erkunden. Bis hin zum Ziel in der Wetterau-Kommune Ober-Mörlen ist das Bodendenkmal von Weltrang ein stetiger Begleiter.
Immer wieder taucht der von römischen Pionieren aufgeschüttete Erdwall am Wegesrand auf und führt den Spaziergänger über viele hundert Meter hinweg bis zur nächsten Turmstelle oder den Resten eines Kastells.
Im Zeichen des UNESCO-Welterbes erklären Info-Tafeln dort auf Deutsch, Englisch und Französisch, welche Bewandtnis die jeweiligen Bauwerke einst hatten, und vermitteln darüber hinaus einen guten Eindruck davon, wie die Menschen vor fast 2.000 Jahren am und mit dem Limes lebten.
Das Taj Mahal im indischen Agra – eine von 936 Welterbestätten.
Seit 1972 führt die UNESCO, als „Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur“ eine Liste von 962 „Welterbestätten“ (Stand Juli 2012). Der Obergermanisch-Raetische Limes trägt seit 2005 dieses Prädikat und gehört damit zu den 37 deutschen Welterbestätten. Mehr Informationen finden sich unter: www.unesco.de/welterbe.html Während die Hinweis-Schilder in Design und Dreisprachigkeit ganz zeitgemäß daherkommen, setzen die Macher des Limeserlebnispfades beim Wegzeichen auf einen Klassiker: Der schwarze Limesturm gibt den Kurs vor.
Der schwarze Turm weist den Weg in die Vergangenheit.
So wie sich der Erlebnispfad im Taunus die Streckenführung mit dem längeren und um einiges älteren „Limeswanderweg“ teilt, wird auch der stilisierte Wachtposten als Markenzeichen vom jüngeren und kürzeren Ableger mitgenutzt.
Wandern auf den Spuren der alten Römer war schon vor der Erhebung des Limes zum Weltkulturerbe (2005) en vogue. Davon zeugt nicht zuletzt der Limesweg. Dieser erstreckt sich über die komplette Länge des Obergermanisch-Raetischen Limes und bildet im Taunus die Leitlinie für den Limeserlebnispfad. Eine perfekte Richtschnur, von der der neue Qualitätswanderweg nur einmal – auf dem Weg zur Kapersburg – abweicht.
Sich am schwarzen Turm auf weißem Grund zu orientieren, ist also (fast) immer richtig. Die Einschränkung „fast“ muss gemacht werden, da in einigen Abschnitten die Zuführungen zum Limeserlebnispfad mit dem gleichen Piktogramm gekennzeichnet sind.
Wer hier unsicher ist, dem empfiehlt sich, wie so oft, ein Blick auf das Kleingedruckte. Findet sich über dem Turm der Schriftzug „Zuführung“, ist die Sache klar und der eingeschlagene Weg nicht der, der gesucht wird.
Ein kleiner Zusatz markiert die Zuführung. Da empfiehlt es sich schon mal, genauer hinzuschauen.
Grundsätzlich aber gilt: Sich auf dem Limeserlebnispfad zurechtzufinden, wird dem Wanderer wirklich leicht gemacht. Vermutlich mit ein Grund dafür, dass der Pfad sich seit Januar 2012 mit dem Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ schmücken kann.
Seit 2001 vergibt der deutsche Wanderverband das Prädikat „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“, um so ein Zeichen für Freizeitspaß und Erholung auf hohem Niveau zu setzen. Strecken, die sich dieser Auszeichnung würdig erweisen wollen, müssen einer Überprüfung nach 9 Kernkriterien und weiteren 23 Wahlkriterien standhalten. Mehr Informationen finden sich unter: www.wanderbares-deutschland.de Ein weiterer Pluspunkt, der den Pfad vom Start weg auszeichnet, ist die reizvolle, aber keineswegs beschwerliche Streckenführung.
Trotz einiger nicht zu unterschätzender Auf- wie auch Abstiege überzeugt der Limeserlebnispfad doch gerade dadurch, dass er von jedermann, jeder Frau und jedem Kind problemlos per pedes bewältigt werden kann. Dieser Weg ist zweifelsohne „familienkompatibel“.
Absolut wanderbar und von anerkannter Qualität, das ist der Limeserlebnispfad.
Etappen + Touren
Eine Gesamtstrecke von gerade einmal 30 Kilometern verteilt auf sechs Etappen, von denen eine zudem „nur“ durch und um das Saalburgmuseum herumführt – erfahrenen Wanderern mag die für dieses Buch gewählte Untergliederung des „Limeserlebnispfades“ auf den ersten Blick vielleicht doch etwas zu kleinteilig erscheinen.
Da im Folgenden aber eben nicht nur die angesprochen werden sollen, die bereits viele hundert Kilometer in den Waden haben, sondern auch Sonntags-Ausflüglern und Gelegenheits-Spaziergängern das volle Limeserlebnis zu vermitteln ist, wurden die Etappenziele bewusst etwas kürzer gesteckt. Zumal dadurch mehr Zeit bleibt, sich mit dem zu beschäftigen, was rechts und links des Pfades liegt. Denn zu wandern und zu sehen gibt es auf jedem Streckenabschnitt eine ganze Menge – nicht zuletzt die Überreste des Limes.
Auf dem Weg durch die Geschichte kommt das Naturerlebnis natürlich nicht zu kurz.
Sie zu skizzieren und den Blick darüber hinaus auf weitere Besonderheiten am Wegesrand zu lenken, ist eine der zentralen Aufgaben, denen sich die Etappenbeschreibungen in Form von Hinweisen und Einschüben widmen.
Info-Tafeln informieren den Wanderer links und rechts des Weges darüber, wie es am Limes vor fast 2.000 Jahren aussah.
Natürlich gehört nicht jeder Wachtposten zum Pflichtprogramm, nicht jedem überwuchertem Wallrest ist eine spannende Geschichte zu entlocken. Des Chronisten Pflicht sollte es dennoch sein, in gebotener Kürze zumindest die Zeugen der Vergangenheit aufzulisten, die unmittelbar am Weg liegen. Was der Wanderer daraus macht, ob er tiefer in die Geschichte einsteigt oder sie nur im Vorübergehen mitnimmt, bleibt ganz allein ihm überlassen.
Das gilt im Übrigen auch für das persönliche Wanderpensum, das man sich auferlegt. Selbstverständlich steht es jedem – bei entsprechendem Zeitkontingent und Fitnesslevel – frei, auch mehrere Etappen „in einem Rutsch“ durchzulaufen. Doch sollte man stets darauf achten, den Rückweg noch einzukalkulieren.
Vom Spaziergang mit Kind und Kegel auf dem Taunus-Lehrpfad bis zur anspruchsvollen „Berg- und Talfahrt“ auf dem Siegfried-Rumbler-Weg reicht das Spektrum, das die Wanderer auf den Touren im Umfeld des Limeserlebnispfades erwartet.
„Familien-kompatibel“ – dieses Prädikat verdienen sich viele der in diesem Buch vorgestellten Touren.
Die Ausflüge ins Grenzgebiet führen bewusst ein wenig weg von der Zeit der Römer und Germanen. Sie rücken die enorme Vielfalt des Taunus, seiner Natur und Geschichte in den Blick.
Jede der 17 Touren hat ihren eigenen Anspruch, ihren eigenen Schwerpunkt und soll so Lust auf noch mehr Wandererlebnisse im Naturpark Hochtaunus machen. Schon an dieser Stelle sei darauf hingewiesen: Die ausgewählten Touren bilden nur einen kleinen Ausschnitt der Vielfalt an Wegen und Pfaden ab, die der Taunus zu bieten hat. Sicherlich finden sich in Wanderkarten zu jeder Route noch weitere interessante Varianten, vielversprechende Abkürzungen oder auch Querfeldein-Angebote. Das Hauptaugenmerk lag bei der Arbeit an diesem Buch jedoch darauf, Touren vorzustellen, die ausgeschilderten Wegen folgen und damit auch für weniger erfahrene Wanderer gut nutzbar sind.
Dass die Touren dabei von Zeit zu Zeit den Limeserlebnispfad kreuzen, sich mit ihm sogar längere Wegstrecken teilen, liegt in der Natur der Sache, ist gewünscht und spiegelt sich auch in diesem Buch wider. Um die Orientierung zu erleichtern und nicht zu viele Informationen wiederholen zu müssen, wird in solchen Fällen mit Verweisen auf die jeweiligen Etappen gearbeitet.
Im Unterschied zu den Etappen führen die Touren im mehr oder minder großen Bogen zurück zum Ausgangspunkt. Das erleichtert einerseits die Vorplanung des Ausflugs. Andererseits gestaltet sich dadurch die Orientierung auf dem Weg in Teilen ein wenig anspruchsvoller.
Markierungen und Wegzeichen können auf einer Tour schon mal mehrfach wechseln. Hier gilt es, aufmerksam zu bleiben und gerade an kniffligen Stellen und Übergängen sehr genau Ausschau nach den Orientierungspunkten zu halten. Die verstecken sich ab und an gerne hinter Blattwerk oder sind in ihrer Richtungsangabe in einigen wenigen Ausnahmen nicht auf Anhieb schlüssig. Wer sich hier etwas...