2. UrSachen
Um Lösungen für Probleme oder ungünstige Situationen zu finden, ist es ratsam, den UrSachen auf den Grund zu gehen. Das „Ur-“ weist dabei auf den Anfang, den ersten, ursprünglichen Zustand von jemandem / etwas hin. „Ur-“ bedeutet „zuerst, ursprünglich, unverfälscht, im Ausgangszustand“. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten, diesen UrSachen auf den Grund zu gehen: entweder durch kausale oder durch analoge Denkprozesse.
1. Kausales Denken
Wir sind es gewohnt und werden meist von klein auf trainiert, kausal, linear und rational-logisch zu denken. Alles unterliegt dem Prinzip von direkter Ursache und Wirkung. Diese Art des Denkens und Wahrnehmens entspricht der linken Gehirnhälfte, und sie erfährt derzeit in der Welt der Wissenschaft ihren Höhepunkt. Wenn Sie sich z. B. einen Virus einfangen, kann Ihnen jeder Arzt im Sinne von Ursache und Wirkung genau erklären und beweisen, was und warum gerade etwas wie passiert.
2. Analoges Denken
Es gibt jedoch noch eine andere Betrachtungsweise, die sich an dem Analogiegesetz orientiert: wie oben, so unten – wie außen, so innen (s. a. Abschn. 3.5). Dieses geistige Gesetz besagt, dass die unterschiedlichen Ebenen der Wirklichkeit (Materie / Seele / Geist) einander entsprechen (gleich sind) und dass sie nach den gleichen Prinzipien funktionieren. Wird nun ein Problem auf irgendeiner Ebene entdeckt, so muss es laut dieser Ansicht auf allen anderen Ebenen ebenfalls vertreten sein (wie oben, so unten).
Dabei wird von einer bestimmten Ebene auf eine andere geschlossen, ganz, ohne kausale Ursachen zu bemühen. In jedem Geschehen existiert ein sinnvoller, nicht zufälliger Zusammenhang. Man spricht auch von Synchronizität, d. h., Dinge oder Menschen, die benötigt werden, tauchen genau rechtzeitig auf, Dinge fügen sich in kürzere Zeitabläufe, Spontanheilungen treten ein. Schon Paracelsus sagte: „Mikrokosmos (Mensch) ist gleich Makrokosmos (Universum)“ (Pörksen, 2008).
Das bedeutet, dass sich die innere Welt der Menschen und auch der Unternehmen analog in der Außenwelt spiegelt – und umgekehrt. Das analoge Denken stellt Zusammenhänge zwischen Ereignissen her, welche kausal nichts miteinander zu tun haben und schnell als „Zufall“ bezeichnet werden (s. Beispiel).
Ein Vormittag voller blöder „Zufälle“ im Leben von Paul: Paul wacht morgens auf und hat leichtes Fieber, das er jedoch ignoriert. Er steigt in sein Auto, und nach einigen Kilometern überhitzt sein Kühler und das Auto bleibt liegen. Endlich im Büro angekommen, trifft er seinen Chef auf dem Flur, der ihn erst mal grundlos anbrüllt.
Ist er ein Opfer des Schicksals? Alles nur Zufall, oder ...?
Können Sie hier Zusammenhänge erkennen? Versuchen Sie es erst einmal mit Ihrem kausalen Denken: Erklären Sie Ursache und Wirkung etwa folgendermaßen:
- Das Fieber tritt auf, weil Paul einen Virus hat.
- Der Kühler explodiert, weil das Thermostat defekt war.
- Der Chef brüllt, weil ihm etwas „über die Leber gelaufen“ ist.
Alles möglich und eine UrSachen-Klärung. Die Lösung aus dieser UrSachen-Analyse könnte heißen: Tabletten nehmen, Auto reparieren, Chef ignorieren. Thema erledigt. Bis zum nächsten Mal ...
Nun der analoge Ansatz: Wenn das Axiom „Wie außen, so innen“ stimmt, dann müssten doch die äußeren Ereignisse etwas mit Paul und seiner Innenwelt zu tun haben, oder? Gibt es ein gemeinsames, analoges Thema, welches sich durch alle drei Ereignisse zieht?
Ja! Überhitzung:
- Überhitzung (Körper), Überhitzung (Kühler), Überhitzung (Chef)
- Überhitzung (= überschießende Energie) scheint also ein Thema von Paul zu sein, welches er nicht wahrnimmt (= unbewusst ist) und welches er nun über die Außenwelt erlebt (Spiegel), um sich darüber bewusst zu werden. Es kocht eigentlich in ihm und er steht unter Druck, den er jedoch nicht beachtet. Diese äußeren Ereignisse haben Symptomcharakter (= Anzeichen; altgr. aus zusammen und fallen) und sind Informationsträger.
Die Lösung nach dieser UrSachen-Analyse wäre:
- ein bewusstes Innehalten (das Fieber hätte bereits dazu verholfen: einen Tag ins Bett und die Außen-Welt draußen – und die Innenwelt zuzulassen),
- Nachspüren auf der Gefühlsebene, Wahrnehmen und Anerkennen des Drucks,
- Dampf ablassen (statt den Kühler dies tun zu lassen) und
- Situationen ändern, die den Druck auslösen.
Sicher etwas mehr Aufwand in der UrSachen-Analyse. Die Lösung ist selbstverantwortlich: Paul gibt sich seine eigenen Antworten für das, was mit ihm und in seiner (Gefühls-)Welt geschieht, handelt bewusst und schafft Ausgleich, Balance zwischen innen und außen.
Diese Art des Denkens und Wahrnehmens findet in der rechten Gehirnhälfte statt, die für ganzheitliche Wahrnehmung, Bilder, Gefühle, Intuition und Kreativität zuständig ist.
2.1 Mangel an Selbstliebe
Eine weitverbreitete UrSache für Ungleichgewicht, Leid und Begrenzung ist der Mangel. Der größte und damit wirkungsvollste Mangel, ist der Mangel an Selbstliebe. Mangel auf körperlicher Ebene bezieht sich leider immer noch in vielen Regionen der Erde auf physische Nahrung. Mangel auf seelischer Ebene wird meist nicht als solcher erkannt und oft durch physische Ersatznahrung kompensiert. Selbstliebe ist die Nahrung der Seele und bedeutet, die eigene Schöpferkraft anzuerkennen.
Besonders die (Unternehmens-)Welt hungert nach neuen, wirklich neuen Antworten, Lebensweisen und neu gestalteten UnternehmensKörpern. Klar gibt es immer wieder neue Technologien und Errungenschaften materieller Art. Aber wo sind wahrhaftig neue Gedanken zu finden? Solche, die außerhalb der verstandesmäßigen Begrenzungen liegen, die das bisher Undenkbare tatsächlich denk- und lebbar machen? Solange wir uns verantwortlich für andere fühlen, können wir unser volles Potenzial, unsere Schöpferkraft nicht entfalten und das Neue in die Welt bringen. Z. B. meinen Arbeitnehmer, die Arbeit in ihrem Unternehmen zu brauchen, und machen so einen Job, den sie, wenn überhaupt, halbherzig lieben, um die vermeintlichen Bedürfnisse zu decken und zu befriedigen. Unternehmen brauchen Mitarbeiter, die Produkte in die Welt bringen und somit das Bedürfnis nach Profit befriedigen. Ist das neu? Ist es nicht eher so, dass das eine das andere bedingt: Ein Unternehmen ohne Menschen ist keines und Menschen brauchen Unternehmungen, die sie in Unternehmen einbringen können. Bisher war das nicht so klar: Unternehmer betrachteten sich eher als diejenigen, die Arbeit zur Verfügung stellen und denen die Nehmer dankbar sein sollten. Die (selbstgeschaffene) Knappheit an Arbeitsplätzen ließ diese Haltung sicher zu. Nur hat es den Menschen, den Unternehmen und unserer Erde genützt? Neu wäre ein gleichwertiges Miteinanderarbeiten für ein gemeinsames Ziel, bei dem jeder seine Fähigkeit und Fertigkeit im Bewusstsein seiner Schöpferkraft einbringt. Keiner ist im Mangel, niemand braucht, alle agieren aus der eigenen Fülle zum Wohle des Gesamten.
Geleugnete Schöpferkraft und mangelnde Selbstliebe führen zu Egoismus auf der Welt mit all seinen kleinen und großen Schwestern und Brüdern wie Gier, Maßlosigkeit und Herzlosigkeit. Hand aufs Herz:
- Können Sie sich 100-prozentig so annehmen, wie Sie sind?
- Morgens, beim Blick in den Spiegel, anerkennen, dass Sie ein einzigartiges geistiges Wesen sind, und sich freudig entgegenlächeln?
- Können Sie alles an Ihrem Körper so annehmen, wie es gerade ist, oder lehnen Sie bestimmte Körperteile ab?
- Handeln Sie stets nach Ihrem Sein und sind damit wahrhaftig aufrichtig und ehr-l-ich (was wörtlich heißt, das Ich zu ehren!)?
Oder gehen Sie stattdessen viel lieber in die vermeintliche Verantwortung für andere, die diese aber genauso wenig brauchen wie Sie? Haben andere einen Mangel, den Sie ausgleichen können? Sie täuschen sich selbst mit diesem Vorgehen, verleugnen Ihre wahre Kraft und die der anderen. Jeder Mensch braucht sich selbst, denn hier ist unser allumfassendes Potenzial ver- und geborgen!
Selbstliebe ist der Schlüssel: Aus dem Selbst, aus der Liebe zu sich selbst, erwachen und erwachsen neue Antworten, Lebensweisen und dementsprechende UnternehmensKörper. Das bedeutet nicht, niemanden mehr um Unterstützung bei einem Projekt zu bitten. Es geht um das Motiv dahinter: Miteinander arbeiten, um ein Ziel zu erreichen oder Annerkennung und Liebe zu erhalten.
Der Mangel an Selbstliebe lässt uns Erwartungen anderer erfüllen, so „gut“ es uns möglich ist. „Gut“ ist dabei ein von anderen definiertes Verhalten. Leistungen und Fertigkeiten werden größtenteils erbracht, um als Gegenleistung Anerkennung und Liebe zu bekommen. So wird Liebe eher ein Tauschgeschäft: bedingungsvoll und manipulativ. Ständig Bewertungen, Be- und Verurteilen, Vergleich. So entsteht ein Klima der Angst vor Versagen, das gleichgesetzt ist mit Liebesentzug. Einzigartigkeit ist jedoch nicht vergleichbar!
Ich kenne keinen Menschen, der nicht eine tiefe Sehnsucht nach bedingungsloser Anerkennung hat. Diese soll von außen kommen und dort gestillt werden. Ein Fass ohne Boden, wenn das Defizit an Liebe und Anerkennung nicht auch im Inneren ausgeglichen wird: durch Selbstliebe. Selbstliebe ist das Anerkennen unserer Einzigartigkeit und des (So-)Seins.
Gleichzeitig verstecken viele Menschen ihre...