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10 1/2 gute Gründe ... lieber locker zu bleiben

Zufrieden sein, auch wenn das Leben nicht perfekt ist

AutorClaudia Filker
VerlagBrunnen Verlag Gießen
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl112 Seiten
ISBN9783765571558
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Locker lassen, locker bleiben - nicht ärgern, nicht nörgeln! Eine Herausforderung, die gemeistert werden will. Gerade dann, wenn Sie einen schlechten Tag haben, der Chef drängelt, die Mutter nervt oder der Liebste wieder einmal vergessen hat, was er so oft vergisst.Claudia Filker schreibt mit Humor und Praxisbezug, wie das gehen kann und wie Sie den Druck des eigenen Anspruchs in den Griff bekommen. Erfahren Sie, wie Sie ... ... an Stress-Tagen den Blickwechsel schaffen, ... sich selbst und anderen mit etwas mehr Barmherzigkeit das Leben erleichtern und ... ganz nebenbei keine unnötigen Nörgel-Falten bekommen!

Claudia Filker, geboren 1957, ist Theologin, Familienfrau und Mutter von sechs Kindern. Sie lebt mit ihrem Mann in Berlin und arbeitet als Lehrkraft, Autorin, Referentin und Beraterin.

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Leseprobe

1. Grund:
Weil ich mit mir selbst
barmherzig sein darf


Warum wir selbst oft unsere
schärfsten Kritikerinnen sind


Kommt es Ihnen bekannt vor?


Annette wird nächsten Monat 50 Jahre alt. Zum Feiern ist ihr nicht zumute: „Irgendwie ist mein Leben so anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt habe. Ich wollte eine große Familie, einen netten Mann, mit dem ich gemeinsam alt werde, und ein Häuschen im Grünen. Klingt blöd. Ist aber so.“

Annette hatte einen Mann. Aber jetzt ist er ihr Exmann. Bei ihm wohnen auch die beiden fast erwachsenen Söhne. Ihr Häuschen im Grünen ist zu einer Zweizimmerwohnung mit Blumenkasten geschrumpft. Ihre Lebensbilanz hält ihrem eigenen kritischen Blick nicht stand.

Birgit hat sich sehr auf die Tagung gefreut. Ein Wochenende ganz für sich allein, das hatte sie schon lange nicht mehr. Andere Frauen kennenlernen, interessante Vorträge hören, Austausch in den Workshops … Alles verlief wie im Prospekt versprochen, sogar das Essen war vollwertig – und doch ist Birgits Stimmung am Sonntag im Zug nach Hause so seltsam gedämpft. Diese tollen Frauen! Die einen konnten reden wie gedruckt, während Birgit ihre Sätze dreimal im Kopf hin und her wendete. Und dann diese Übereifrigen, die schon morgens vor dem Frühstück eine Stunde um den Haussee gejoggt sind. Aber am ärgerlichsten war diese eine Referentin. Irgendwie erinnerte sie Birgit an Deutschlands Familienministerin, die mit den sieben Kindern und dem ewigen Lächeln. Schrecklich, wie solche Frauen alles unter einen Hut kriegen! „Wieso schaff ich nicht mehr?!“

Andrea, Mitte fünfzig, ist und hat das, um das sie andere beneiden: Sie leitet eine gut laufende Augenarztpraxis, ihr Mann ist Professor, ihre beiden Kinder haben ihr Studium nicht nur begonnen, sondern auch abgeschlossen. Von ihrem Immobilienbesitz wollen wir erst gar nicht sprechen. Andrea – eine wirklich erfolgreiche Frau. Jedenfalls nach menschlichen Maßstäben betrachtet. Oder sollten wir besser sagen: nach gesellschaftlichen Maßstäben? Denn sie sind oft alles andere als menschlich!

Vielleicht ist Andrea deshalb nicht zufrieden? Und locker schon gar nicht: „Mein ganzes Leben habe ich das Gefühl, das zu tun, was andere von mir erwarten. So oft frage ich mich: „Wer bin ich eigentlich?“

Zufrieden sein, auch wenn im Leben nicht alles glattgeht? Zufrieden sein, auch wenn man nach rechts und links guckt und wieder das Stehaufmännchengefühl in einem hochkriecht „Ich kann eh nicht mithalten“? – Wie funktioniert das denn? Man kann doch nicht raus aus seiner Haut!

Dass nicht alles glattläuft, sieht man spätestens ab vierzig jeden Morgen im unbeschlagenen Spiegel – einfach nicht mehr zu leugnen, die Falten. Ein feiner Wink der Natur: „Meine Liebe, Falten und Mängel kriegst du gratis obendrauf!“ Das Leben hinterlässt Spuren. Sichtbare und unsichtbare. Die unsichtbaren Falten unseres Lebens trägt unsere Seele.

Viele Menschen wollen der Natur ein Schnippchen schlagen und lassen sich in ihre Gesichtsfalten das Nervengift Botox spritzen. Ein „Fast-Food“-Lifting. Mit einigen Nebenwirkungen allerdings: Eine Studie weist nach, dass Menschen, die sich mit dem Nervengift Botox behandeln lassen, kaum noch Empathie zum Ausdruck bringen können. Der künstlich geglätteten Haut ist die Muskelkraft genommen, sie kann deshalb wenig Mitgefühl zeigen.

Wer die „Holperer“ und „Stolperer“, die Ecken und Kanten seines Lebens am liebsten glattbügeln möchte, macht sich selbst etwas vor. Der „Botox-Trick“ funktioniert also nicht nur nicht, sondern stört auch das Mitgefühl sich selbst gegenüber erheblich.

So wie man irgendwann mit der Antifaltencreme liebevoll die Falten streichelt, sich pflegt – sie aber nicht mehr wirklich zu überlisten sucht, so brauchen wir den barmherzigen Blick auf die Falten der Seele, die Ecken und Kanten des Lebens.

Eines hilft entscheidend: Entdecken Sie zuerst einmal genau die Sätze, mit denen die Unbarmherzigkeit durch die Hintertür Eintritt in Ihr Leben bekommt (und richtig miese Stimmung verbreitet!). Sind es diese … oder andere?

• „Ach, es ist so viel in meinem Leben verkehrt gelaufen.“

• „Könnt ich noch mal von vorn anfangen, ich würde vieles anders machen.“

• „Ich möchte es doch so gern gut machen.“

• „Ich will es doch nur recht machen.“

• „Mir ist so wichtig, was andere über mich denken.“

• „Ich will einfach gut ankommen!“

• „Ich habe immer das Gefühl, kämpfen zu müssen.“

Merken Sie: Wir können es uns selbst oft nicht recht machen. Wir sind manchmal (und manchmal immer öfter) selbst unsere schärfsten Kritikerinnen.

Schade. Denn es geht auch anders!

Entwicklungsmöglichkeiten


1. Werden Sie Ihre eigene Freundin

Probieren Sie den liebevollen Spiegelblick aus! Im Spiegel sehen Sie sich selbst – und Sie sind es wert, von sich selbst liebevoll angelächelt zu werden. „Ach, wenn das so einfach wäre!“, denken Sie jetzt vielleicht. Stimmt, wir sind oft „unzufrieden“, weil wir mit uns nicht im Frieden sind. Wir können es uns selbst nicht recht machen. Das hat doch gute Gründe, oder? Ja, denn das Bild, das man dort im (inneren) Spiegel sieht, ist eben nicht das Bild, das man sehen möchte. Es passt nicht. Es passt nicht zu dem Bild, das man von sich selbst gemacht hat. Dieses selbst gemachte Bild ist gemalt mit den schillernd bunten Farben der vielen Erwartungen, die man an sich selbst richtet.

Es ist gemalt mit den Festschreibungen unserer Kindheit („Wer was will, kriegt was auf die Brill’“, „Sei ein liebes Kind“, „Du mit deinen zwei linken Händen“, „Kannst du nicht endlich mal ruhig sitzen!“, „Meinst du wirklich, dass du das schaffst!?“), gemischt mit den kräftigen Farben der Ideale, die wir im Laufe unseres Lebens verinnerlichen und denen wir Energien, Gedanken, Gefühle schulden („Das schafft frau doch locker“, „Meinem Vater zeig ich es aber!“).

In einem Interview antwortete ein Psychotherapeut auf die Frage: „Warum kann ich mir oft selbst nicht verzeihen?“ – „Weil ich ein falsches Bild von mir habe.“ Deshalb diese Härte gegen sich selbst! Und Achtung: leider auch gegen andere. Menschen fühlen sich als Versager, minderwertig, vielleicht sogar als Aufschneider, weil sie die Diskrepanz zwischen ihrer Außendarstellung und der eigenen Innenwahrnehmung spüren.

Kennen Sie Ihr inneres Bild, Ihre Festlegungen, Glaubenssätze?

Vielleicht klingen sie so oder ähnlich:

• „Die anderen haben mir oft so viel voraus.“

• „Ich bin nett und die anderen sollen mich nett finden.“

• „Ich möchte möglichst hilfsbereit sein.“

• „Was ich sage, ist eigentlich nicht so wichtig.“

• „Grenz dich bloß ab!“

• „Menschen kannst du eigentlich nicht trauen.“

• „Ich möchte mit den Menschen gut auskommen.“

• „Nimm dich nicht so wichtig.“

• „Ich möchte erfolgreich sein.“

Jeder dieser Sätze hat Folgen für Ihr Selbstbild, so oder so. Deswegen: Kommen Sie sich selbst auf die Schliche. Sich selbst zur Freundin werden, bedeutet erst einmal, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein.

Wie lauten „Ihre Sätze“? Diese Sätze prägen das Selbstbild. Sie setzen uns unter Erwartungsdruck, schaffen Versagensangst und beeinflussen die Beziehungen zum Ehepartner, den Kindern, den Kollegen, Freundinnen usw. Und vor allem: Sie speisen die Unzufriedenheit.

Nun ist es wohl kaum möglich, sein Selbstbild „mal eben“ wie bei C&A in der Umkleidekabine wahrnehmen zu können. Selbsterkenntnis ist ein mühsamer Prozess. Und die Selbstwahrnehmung mit aller Begrenztheit ist auch nur der erste Schritt. Folgen muss als zweiter Schritt das freundliche Lächeln über diese Gestalt im Spiegel, mein „Okay“ zu mir selbst.

Menschen, die an der Essstörung Magersucht leiden, erleben häufig wirkliche visuelle Sinnestäuschungen. Sie schauen in den Spiegel und für alle anderen sichtbar steht ein klapperdürres Wesen im Raum, die Sinne spielen jedoch den Kranken einen Streich und das Gehirn meldet: „Dicker Mensch“. Und so sieht sich die magersüchtige junge Frau wie real dick. Obwohl sie es nicht ist!

Vergleichbare Verschiebungen unseres inneren Spiegelbildes kennen wir alle. Wie wir...

Blick ins Buch

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