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Geschichte Alexanders des Großen

AutorJohann Gustav Droysen
Verlage-artnow
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl495 Seiten
ISBN9788026814658
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis1,99 EUR
Dieses eBook: 'Geschichte Alexanders des Großen' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Geschichte Alexanders des Großen ist eine detaillierte Biografie über Alexander III. von Makedonien (356 v. Chr. - 323 v. Chr.). Alexander dehnte die Grenzen des Reiches, das sein Vater Philipp II. aus dem vormals eher unbedeutenden Kleinstaat Makedonien sowie mehreren griechischen Poleis errichtet hatte, durch den sogenannten Alexanderzug und die Eroberung des Achämenidenreichs bis an den indischen Subkontinent aus. Nach seinem Einmarsch in Ägypten wurde er dort als Pharao begrüßt. Johann Gustav Droysen betonte die Geschichte Alexanders des Großen aus seiner Sicht positiven kulturellen Folgen von Alexanders Politik einer 'Völkervermischung' statt einer bloßen makedonischen Herrschaft über unterworfene Barbaren. Er lobte die Wirtschaftspolitik, die Städtegründungen und die Förderung der Infrastruktur und meinte, auf religiösem Gebiet habe Alexanders Politik die Entstehung einer Weltreligion vorbereitet. Dieser Sichtweise war eine starke Nachwirkung beschieden. Den Ausgangspunkt der modernen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Alexander bildete die 'Geschichte Alexanders des Großen' von Droysen. Johann Gustav Bernhard Droysen (1808-1884) war ein deutscher Historiker. Droysen stellte sich bereits mit seinem Erstlingswerk Geschichte Alexanders des Großen 1833 in die erste Reihe der Historiker seiner Zeit. Den Begriff 'Hellenismus' erhob er zur Epochenbezeichnung für die Zeit zwischen Alexander und Kleopatra. Später arbeitete er auf dem Gebiet der neueren Geschichte.

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Erstes Buch


Inhaltsverzeichnis

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Erstes Kapitel


Inhaltsverzeichnis


Die Aufgabe — Der Gang der griechischen Entwicklung — König Philipp und dessen Politik — Der Korinthische Bund von 338 — Das Perserreich bis Darius III.

Der Name Alexander bezeichnet das Ende einer Weltepoche, den Anfang einer neuen.

Die zweihundertjährigen Kämpfe der Hellenen mit den Persern, das erste große Ringen des Abendlandes mit dem Morgenlande, von dem die Geschichte weiß, schließt Alexander mit der Vernichtung des Perserreiches, mit der Eroberung bis zur afrikanischen Wüste und über den Jaxartes, den Indus hinaus, mit der Verbreitung griechischer Herrschaft und Bildung über die Völker ausgelebter Kulturen, mit dem Anfang des Hellenismus.

Die Geschichte kennt kein zweites Ereignis so erstaunlicher Art; nie vorher und nachher hat ein so kleines Volk so rasch und völlig die Übermacht eines so riesenhaften Reiches niederzuwerfen und an Stelle des zertrümmerten Baues neue Formen des Staaten-und Völkerlebens zu begründen vermocht.

Woher hat die kleine Griechenwelt die Kühnheit zu solchem Wagnis, die Kraft zu solchen Siegen, die Mittel zu solchen Folgewirkungen? Woher erliegt das Königtum der Perser, das so viele Reiche und Lande zu erobern und zwei Jahrhunderte lang zu beherrschen vermocht, das soeben noch zwei Menschenalter hindurch die Hellenen der asiatischen Küste zu Untertanen gehabt, über die der Inseln und des Mutterlandes die Rolle des Schiedsrichters gespielt hat, dem ersten Stoß des Makedonen?

Einen Teil der Erklärung gibt der in aller Richtung völlige Gegensatz zwischen beiden Gestaltungen, der, geographisch vorgebildet, in der geschichtlichen Entwicklung fort und fort gesteigert, zur letzten Entscheidung gereift war, als Alexander gegen Darius auszog.

Den alten Kulturvölkern Asiens gegenüber sind die Hellenen ein junges Volk; erst allmählich haben sich sprachverwandte Stämme in diesem Namen zusammengefunden; das glückliche Schaffen einer nationalen, das vergebliche Suchen einer politischen Einheit ist ihre Geschichte.

Bis zu der Zeit, wo jener Name Geltung gewann, wissen sie von ihrer Vorzeit nur Unsicheres, Sagenhaftes. Sie glauben Autochthonen in der gebirgsreichen, buchtenreichen Halbinsel zu sein, die sich vom Skardos und den Axiosquellen südwärts bis zum Tänaron erstreckt. Sie gedenken eines Königs Pelasgos, der in Argos geherrscht, dessen Reich auch Dodona und Thessalien, auch die Abhänge des Pindos, Päonien, alles Land »bis zum hellen Wasser des Strymon« umfaßt habe; ganz Hellas, sagen sie, hat einst Pelasgia geheißen.

Die Stämme des Nordens blieben in ihren Bergen und Tälern, bei ihrem Bauern-und Hirtenleben, in altertümlicher Frömmigkeit, die die Götter noch ohne besondere Namen nur »Mächte« nannte, »weil sie alles machen«, und die in dem Wechsel von Licht und Dunkel, von Leben und Tod, in den Vorgängen der Natur Zeugnisse und Beispiel von deren strengem Walten erkannte.

Andere Stämme führte die Not daheim oder Wanderlust hinab an das nahe Meer und über das Meer, mit Krieg und Seeraub Gewinn zu suchen oder mit Wagnis und Gewalt sich eine neue Heimat zu gründen. Da war denn der persönlichen Kraft alles anheimgegeben und die volle entschlossene Selbständigkeit die Bedingung erfolgreichen Tuns und sicheren Gewinnes; ihnen verwandelte sich das Bild der Gottheit; für sie waren und galten statt der stillen in der Natur lebenden und wirkenden Götter solche Mächte, wie sie nun ihr Leben bewegten und erfüllten, Mächte des energischen Wollens, des entschlossenen Handelns, der gewaltigen Hand. Wie äußerlich, so innerlich verwandelten sie sich; sie wurden Hellenen. Die einen begnügten sich von den Bergen in die Ebenen Thessaliens, Boiotiens, den Peloponnes hinabzusteigen und da zu bleiben; andere lockte das Ägäische Meer mit seinen schönen Inseln, die Küste in dessen Osten mit ihren weiten Fruchtebenen, hinter denen die Berge zum inneren Hochland Kleinasiens aufsteigen; und die schwellende Bewegung machte immer neue Scharen lose ihnen zu folgen.

Wenn daheim, wo »Könige«, mit ihren »Hetairen«, ihren Kriegsgesellen, in die nächstgelegenen Täler oder Ebenen wandernd, die Alteingesessenen ausgetrieben oder untertänig gemacht hatten, sich ein Herrentum der Hetairen entwickelte, das bald genug auch das Königtum, mit dem sie begonnen, beseitigte oder bis auf den Namen beschränkte, um in strenger Geschlossenheit und Stetigkeit die Adelsherrschaft zu sichern, — so suchten und fanden die Ausgetriebenen und Hinausgezogenen, um sich in der Fremde und unter Fremden fester zu begründen und rühriger auszubreiten, bald um so freiere Formen und um so raschere, dreistere Spannung des Lebens; sie eilten der Heimat weit voraus an Reichtum, Lebenslust und heiterer Kunst.

Die Gesänge der Homeriden sind das Vermächtnis dieser bewegten Zeit, dieser Völkerwanderungen, mit denen die Hellenen in dem engen und doch so reichen Kreise der alten und neuen Heimat die Anfangsgründe ihres geschichtlichen Lebens lernten.

Dies Meer mit seinen Inseln, seinen Küsten ringsum war nun ihre Welt. Gebirge umziehen sie von der Nähe des Hellesponts bis zum Isthmus, von da bis zum tänarischen Vorgebirge; selbst durch das Meer hin bezeichnen Kythera, Kreta, Rhodos die Umschließung, die auf der karischen Küste sich in mächtigeren Gebirgsformen erneut und in reichen Flußtälern, Fruchtebenen und Berghängen zum Meere sich absenkend bis zum schneereichen Ida und dem Hellespont hinzieht.

Jahrhunderte hat sich das hellenische Leben in diesem geschlossenen Kreise bewegt, wundervoll namentlich bei denen, die sich in dem ionischen Namen geeint fühlen, erblühend. »Wer sie da sieht«, sagt der »blinde Sänger von Chios« von der Festfeier der Ionier auf Delos, »die stattlichen Männer, die schöngegürteten Frauen, ihre eiligen Schiffe, ihre unendliche Habe, der möchte meinen, daß sie frei seien von Alter und Tod.« In immer neuen Aussendungen von ihnen, bald auch von den anderen Stämmen auf den Küsten und Inseln wie daheim, erblühten neue Hellenenstädte an der Propontis, im Pontos bis zur Mündung des Tanais und am Fuß des Kaukasus; es entstand in Sizilien und Süditalien ein neues Hellas; Hellenen besiedelten die afrikanische Küste an der Syrte; an den Gestaden der Seealpen bis zu den Pyrenäen erwuchsen hellenische Pflanzstädte. So nach allen Seiten, soweit sie mit ihren geschwinden Schiffen gelangen konnten, griffen diese Hellenen hinaus, als gehöre ihnen die Welt, überall in kleinen Gemeinwesen geschlossen, geschickt, mit den Umwohnern, von welcher Sprache und Art sie sein mochten, fertig zu werden und sich, was sie da nach ihrem Sinn fanden, anzueignen und anzuähneln, in bunter Verschiedenartigkeit der Dialekte, Kulte, Betriebsamkeit je nach Ort und Art ihrer Stadt, in steter Rivalität der einen gegen die anderen, der Ausgezogenen gegen ihre Mutterstädte, und doch, wenn sie zu den olympischen Festen von nah und fern zusammenströmten, alle in denselben Wettkämpfen um den Preis ringend, an denselben Altären opfernd, an denselben Gesängen sich entzückend.

Gesängen, die ihnen in zahllosen Mythen und Sagen, in den Abenteuern und Wanderzügen und Kämpfen ihrer Väter das Bild ihrer selbst gaben, vor allen die schönsten und ihnen die liebsten die von den Zügen nach dem Osten. Immer wieder richtet sich mit ihnen ihr Sinn morgenwärts. Aus dem Morgenlande entführt Zeus die sidonische Königstochter und nennt Europa nach ihrem Namen. Nach dem Morgenlande flüchtet Io, den hellenischen Gott zu umarmen, den ihr in der Heimat Heras Eifersucht versagt. Auf dem Widder mit goldenem Vließ will Helle nach dem Osten flüchten, um dort Frieden zu finden; aber sie versinkt in das Meer, ehe sie das nahe jenseitige Ufer erreicht. Dann ziehen die Argonauten aus, das goldene Vließ aus dem Walde von Kolchis heimzuholen; das ist die erste große Heldenfahrt nach dem Morgenlande, aber mit den Helden zurück kommt Medea, die Zauberin, die Haß und Blutschuld in die Königshäuser von Hellas bringt, bis sie, mißehrt und verstoßen von dem Heros Athens, zurückflüchtet in die medische Heimat.

Dem Argonautenzuge folgte ein zweiter Heldenkampf, der heimatliche Krieg gegen Theben, das traurige Vorbild des Hasses und der Bruderkämpfe, die Hellas zerrütten sollten. In verhängnisvoller Verblendung hat Laios gegen das Orakel des Gottes einen Sohn gezeugt, hat Ödipus, über seine Eltern und sein Vaterland in Zweifel, den Gott gefragt; er kehrt, die Fremde suchend, zur Heimat zurück, erschlägt den Vater, zeugt mit der Mutter, herrscht in der Stadt, der besser das Rätsel der männermordenden Sphinx nie gelöst wäre. Als er endlich seiner Schuld inne wird, zerstört er das Licht seiner sehenden Augen, verflucht sich, sein Geschlecht, seine Stadt; und das Geschick eilt seinen Fluch zu erfüllen, bis der Bruder den Bruder erschlagen hat, bis die Epigonen den Tod ihrer Väter gerächt haben, bis ein Trümmerhaufe die Stätte drei-und vierfacher Blutschuld deckt.

So in Frevel und Blutschuld eilt die Zeit der Heroen ihrem Ende zu. Die Fürstensöhne, die um die schöne Helena geworben haben, sitzen daheim bei Weib und Kind, kämpfen nicht mehr gegen Riesen und Frevel. Da rufen die Herolde Agamemnons zum Heereszuge gen Osten, nach dem Schwur, den einst die Freier getan; denn der troische Königssohn, den Menelaos gastlich in seinen Palast aufgenommen, hat ihm seine Gemahlin, die vielumworbene, entführt. Von Aulis ziehen die Fürsten Griechenlands gen Asien, mit den Fürsten ihre Hetären und ihre Völker. Jahrelang kämpfen...

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