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Na also, sprach Zarathustra

Neue Sprachwitze

AutorHans-Martin Gauger
VerlagVerlag C.H.Beck
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl219 Seiten
ISBN9783406659324
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,49 EUR
Eine Kuh macht Muh, viele Kühe machen Mühe. Vom Kalauer bis zum geistreichen Aperçu reicht das Spektrum der Sprachwitze in diesem Buch. Sprachwitze sind Witze, die aus sprachlichen Gründen witzig sind; es sind witzige Spiele mit der Sprache. Dabei kann ein elaboriertes Instrumentarium rhetorischer Techniken ebenso zum Einsatz kommen wie einfachere Figuren, die zuweilen sprachliche Grobheiten oder Albernheiten sind. Auf jeden Fall appellieren diese Witze immer an unser Sprachbewusstsein, und aus den besseren unter ihnen lässt sich manches lernen.

Hans-Martin Gauger, emeritierter Ordinarius für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Freiburg, ist einer der renommiertesten deutschen Sprachwissenschaftler.

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Leseprobe

Karl Valentin


Ein Fußballspiel


«Und nun begann der Anfang. Es erschienen die Fußballlieblinge, die vom Publikum vergötterten Fußballisten. Da begannen die 45.000 Menschen ein 90.000 händiges Applaudieren. Der Torwärter stand schon vor dem Tore, und die Musik spielte dazu ‹Am Brunnen vor dem Tore›. Alles stand kampfbereit, aber der Fußball stand noch immer allein und einsam in der Mitte. Es war bereits 4 Uhr 30 alte und 16 einhalb Uhr neue Zeit zugleich. Da ging wie ein Lauffeuer ein unleises Raunen durch die Menschenmassen … ‹Die Photographen kommen.› Mindestens ein halbes Dutzend Photographen ohne Ateliers bevölkerten jetzt das Spielfeld. Das Spiel begann nun – immer noch nicht und die Kapelle spielte dazu das alte Volkslied ‹Es kann doch nicht immer so bleiben›. Das war denn auch meine Meinung, und nach einigen kürzeren Minuten erschienen endlich drei Kinooperateure. Nun trat eine Pause ein, nach deren Ende plötzlich die Sanitätsmannschaft auf dem Platze Platz nahm. Anschließend kam der Herr Amtsrichter – Verzeihung – Schiedsrichter, um seines Amtes zu walten. Er ging in die Mitte, pfiff, und das Spiel begann. Enden tat das Spiel mit dem Sieg der einen Partei – die andere hatte den Sieg verloren. Es war vorauszusehen, dass es so kam.»

(«Fußball-Länderkampf», in: Gesammelte Werke I, S. 51).

Am Ende trat der Schluss ein


«‹Wehe, wehe›, sprach der Oberlehrer von der Gasanstalt, ‹richtet nicht, sonst werdet ihr gerichtet.› Da öffnen sich die Wolken und mit blinzelnden Augen treten achtzehn Packträger hervor und verkünden das Ende der Welt. Links und rechts stehen je vier goldene Jungfrauen mit Semmelbrösel bepappt und halten ein vernickeltes Butterbrot in der Hand. Die Luft zitterte wie Schweinssulz, die Erde wühlte sich auf, die Vesuve speiten Honig und Sauerkraut, Nacht- und Tageulen, Junikäferln und Lämmergeier schwirrten gespensterhaft auf dem Fußboden umher, panikartig zerplatzte ein alter Leberkäs und am Ende des Vortrags trat plötzlich der Schluss ein» («Der Weltuntergang», in: Sturzflüge im Zuschauerraum. Der gesammelten Werke anderer Teil, S. 39).

Kräuter


«Du hast ja a damals an Blödsinn dahergredt wiast gsagt hast, da Hitler hat a Glück ghabt, dass er net Adolf Kräuter ghoaßn hat, sonst hättn ma schrein… müassn ‹Heil Kräuter!» («Verstehst nix von der Politik», Gesammelte Werke, S. 112).

Dürfen


«Wollen hätten wir schon mögen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut» (Gesammelte Werke, S. 407).

Verleger


Valentin sucht ein Notenblatt und findet es nicht. Er erklärt: «Das muss ich verlegt haben – ich bin der reinste Verleger» (Gesammelte Werke, S. 407).

Sofort


«Du bleibst da. Und zwar sofort!»

Sioux-Indianer


Richter: Sie haben den Kläger einen Ochs genannt und deshalb ist er beleidigt.

Angeklagter: Nein, ich habe ihn keinen Ochs genannt, ich habe nur zu ihm gesagt, «Sie Ochs…»

Richter: Nun ja, Sie geben es doch zu, dass Sie «Sie Ochs» zu ihm gesagt haben.

Angeklagter: Nein, ich habe zu ihm gesagt «Sie Ochs…»

Richter: Zum Donnerwetter noch eimal, Sie sagten doch gerade im Moment, dass Sie «Sie Ochs» zu ihm sagten. Angeklagter: Aber bitte, Herr Richter, fallen Sie mir doch nicht immer ins Wort, lassen Sie mich doch den Satz aussagen; ich sagte zu dem Kläger: «Siochs-Indianer sind ausgestorben» (Gesammelte Werke, S. 407).

Im Schallplattenladen


Stellen wir die Sprachwitze aus dieser eher langen «Szene» Karl Valentins zusammen (dieser Text enthält besonders viele):

Verkäuferin: Wie steht es mit dem Gramola da? Der wäre sehr billig und gar nicht teuer. Karl Valentin: Also unteuer!

Karl Valentin (auf einen anderen Apparat deutend): Was kostet denn der? Verkäuferin: Ja, der ist eminent teuer. Karl Valentin: Der ist mir auch zu eminent teuer. Verkäuferin: Wissen Sie denn, was der Apparat kostet? Karl Valentin: Nein! Verkäuferin: Der kostet fünfhundert Mark.

Verkäuferin: Wollen Sie nicht das Reisegramola ansehen? Das wäre sehr billig, das kostet nur zwanzig Mark. Karl Valentin: Mit Reise? Verkäuferin: Nein, natürlich ohne Reise. Karl Valentin: Aber ich reise ja fest selten nie, ich bin noch ganz selten gerissen. Verkäuferin: Sie können ja den Apparat zu Hause auch spielen lassen. Karl Valentin: Geht der zu Hause auch? Verkäuferin: Natürlich! Karl Valentin: Und auf der Reise? Verkäuferin: Und auf der Reise! Karl Valentin: Zu gleicher Zeit? Verkäuferin: Nein, entweder zu Hause oder auf der Reise. Karl Valentin: Ah, dann ist das ja ein Entweder-Apparat.

Karl Valentin: Na, also, dann werde ich mich für einen von den drei beiden entschließen.

Karl Valentin: Ja, Sie, ich habe einen bekannten Freund, der hat auch so einen Apparat … Verkäuferin: Und dann hätten wir noch sehr schöne Sachen in Schallplatten. Karl Valentin: Die wären mir eigentlich viel lieber als ein Gramaphon. Verkäuferin: Was sollen das dann für Platten sein? Karl Valentin: So runde dunkelschwarze Platten. Verkäuferin: Ja, ich meine, wollen Sie Schallplatten mit Musik oder mit Gesang? Karl Valentin: Nein, nur mit Schall, mit billigem Schall. Verkäuferin: Gut, wir werden Ihnen mal was vorspielen. Valentin: Ja, sind S’ so frei! Verkäuferin eine Platte herbeibringend: So, sehen Sie, da ist zum Beispiel ein Marsch. Valentin: M – arsch. Er wiederholt das öfters. Die Verkäuferin spielt den Marsch. Karl Valentin pfeift dazu, nachdem die Nadel abgesetzt ist: I pfeif auf jede Platten. Verkäuferin: Also, was sagen S’ dazu, die ist doch schön? Karl Valentin: Ja, das schon, aber das war doch nicht Caruso? Verkäuferin: Ja, Sie wollen Caruso hören? Karl Valentin: So!? Verkäuferin: Wollen Sie dann eine Platte hören von Caruso? Das können Sie natürlich auch. Sie legt eine Caruso-Platte mit dem Prolog des Bajazzo auf. Karl Valentin hört zu bis zum Lachen des Bajazzo, bevor die Nadel abgesetzt wird. Karl Valentin: Jetzt lacht er, jetzt freut er sich selber, weil er naufkommen ist. Verkäuferin: Was sagen Sie jetzt? Karl Valentin: Ja, die Caruso-Platten sind schön, aber man kann doch auf diese Platten nicht tanzen. Verkäuferin: Auf eine Caruso-Platte tanzt auch kein Mensch. Karl Valentin: Nicht auf der Platte, ich mein halt so, nach der Platte. Verkäuferin: Ach, Sie wollen eine Tanzplatte haben? Karl Valentin: Mit Schall! Verkäuferin: Ach, ich verstehe Sie schon. Sie wollen eine Schallplatte hören, nach der man tanzen kann. Karl Valentin: Ja!

Karl Valentin: Sagen S’ amal, haben Sie die Platte von der Freiwilligen Sanitätskolonne, das «Sanitätslos» oder so ähnlich? Verkäuferin: Wie meinen Sie, das Sanitätslos? Karl Valentin: Ja, das Sanitätslos! Verkäufer im Katalog nachsehend: Wie soll das heißen? Das Sanitätslos? Karl Valentin: Nein, das Sanitätslos – allein. Verkäuferin: Das Sanitätslos allein? Karl Valentin: Ohne allein. Verkäuferin: Nur «Das Sanitätslos»? Karl Valentin: Ohne Das! Verkäuferin: Nur Sanitätslos. Karl Valentin: Ohne Nur! Verkäuferin: Also Sanitätslos! Karl Valentin: Ohne Nur und ohne Also. Verkäuferin: Sanitätslos! Karl Valentin: Ja! – Die meine ich! Verkäuferin: Nein, eine solche Platte gibt es nicht. Karl Valentin: Doch, ich weiß ja genau. Verkäuferin: Vielleicht wollen S’ einmal die Melodie pfeifen oder singen. Karl Valentin: Der Refrain geht so Er singt die letzte Strophe von «Seemannslos». Verkäuferin: Ach, Sie meinen ja «Seemannslos»! Karl Valentin: Ja, stimmt, «Seemannslos» heißts, ja, so heißts.

Karl Valentin hat sich gesetzt: Sie, sagen Sie mal, wo ist denn jetzt eigentlich die Lehne? Verkäuferin: Wie meinen Sie? Was für eine Lene? Bei uns war noch nie eine Lene. Vielleicht in unserem Hauptgeschäft, bei Häring, ich glaube, da ist eine Lene, so ein großes, schwarzes Fräulein? Karl Valentin: Die Lehne meine ich! Verkäuferin: Ach, die Stuhllehne! Karl Valentin: Der Stuhl ist hier und die Lehne ist im Hauptgeschäft! Haben Sie vielleicht diese Himbeer-, Heidelbeer-, Brombeer-, Preiselbeeerplatten? Verkäuferin wiederholt: Himbeer-, Brombeer-, Preiselbeerplatten? Nein, die gibt es nicht! Karl Valentin: Halt – Meyerbeerplatten meine ich. Verkäuferin: Nein, die haben wir zur Zeit nicht mehr, die sind ausgegangen. Karl Valentin: Wohin? Verkäuferin: Kommen Sie mal an den Tisch, dann zeig ich Ihnen noch verschiedene Platten. Karl Valentin: Gestorbene Platten? Verkäuferin: Vielleicht darf ich Ihnen einige Valentin-Platten vorführen?

Stimme des Richters: Also, Sie geben zu, dass Sie den Kläger ein Rindvieh geheißen haben? Stimme des Angeklagten: Ja, ich habe aber gemeint, dass er deshalb nicht beleidigt ist. Stimme des Richters: Wieso meinten Sie das? Stimme des Angeklagten: Na jo, weil er so saudumm dahergeredet hat. Stimme des Richters: Eigentlich finde ich, dass Sie saudumm daherreden, denn ein...

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