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E-Book

Trotzdem Genial

Darwin, Nietzsche, Hawking und Co.

AutorHeinrich Zankl, Katja Betz
VerlagWiley-VCH
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl300 Seiten
ISBN9783527671755
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis25,99 EUR
Wußten Sie, dass Albert Einstein Autist und der Erfinder der Glühbirne, Thomas Edison, von Geburt an schwerhörig war? Spitzenforschung pur gepaart mit menschlichen Schicksalen - unglaublich spannend.

Heinrich Zankl studierte Veterinärmedizin, Anthropologie und Humangenetik. Vor seiner Pensionierung (2006) lehrte er über 25 Jahre als Professor für Humanbiologie und Humangenetik an der Universität Kaiserslautern. Regelmäßig präsentiert er auch unterhaltsame Sachbücher zu Themen aus verschiedensten Forschungsgebieten. Bei Wiley-VCH sind erschienen: 'Potzblitz Biologie', 'Fälscher, Schwindler, Scharlatane', 'Nobelpreise: Brisante Affären, umstrittene Entscheidungen', 'Irrwitziges aus der Wissenschaft' und 'Kampfhähne der Wissenschaft'.Für sein Engagement erhielt der Autor die Heinrich Bechhold-Medaille für Wissenschaftsjournalismus.
Katja Betz, Diplombiologin, legt hier ihr Erstlingswerk vor.

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Leseprobe

1


Isaac Newton (1643–1727): hochbegabte Frühgeburt


Der Start ins Leben war für Isaac Newton keineswegs leicht. Nach dem heute gültigen gregorianischen Kalender war sein Geburtstermin der 4. Januar 1643. In England galt damals aber noch der julianische Kalender, wonach Newton am 25. Dezember, also am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1642 geboren wurde. Für seine Mutter dürfte diese Weihnachtsüberraschung nicht sehr angenehm gewesen sein, denn ihr Sohn kam etwa zwei Monate zu früh auf die Welt (weitere Informationen im Abschnitt »Frühgeburt«). John Conduitt, ein entferntes Familienmitglied, schrieb darüber etliche Jahrzehnte später: »Sir I. N. erzählte mir, man habe ihm erzählt, dass er bei seiner Geburt so klein gewesen sei, dass er in ein Litergefäß gepasst habe, und so schwach, dass man ihm eine Rolle um den Hals habe legen müssen, um den Kopf gerade zu halten, und man habe so wenig an sein Überleben geglaubt, dass die zwei Frauen, die … etwas für ihn holen sollten, sich unterwegs auf ein Treppchen setzten und sagten, es gebe keinen Grund zur Eile, denn sie waren sicher, dass das Kind tot sein würde, bis sie zurückkämen.« Da niemand mit dem Überleben des Kindes rechnete, wurde es erst nach einer Woche getauft. In der Folgezeit entwickelte sich Isaac aber zum allgemeinen Erstaunen ganz gut, blieb jedoch zeitlebens klein und körperlich recht schwächlich. Auch familiär lag bei den Newtons einiges im Argen, denn der Vater war bereits drei Monate vor der Geburt seines Sohnes verstorben. Zumindest wirtschaftlich hatte die Mutter von Isaac keine allzu großen Sorgen, denn ihr verstorbener Ehemann war ein durchaus vermögender Bauer in dem Dörfchen Woolsthorpe gewesen, das in der mittelenglischen Grafschaft Lincolnshire liegt. Dort ist das Geburtshaus von Isaac Newton auch heute noch zu besichtigen.

Im Alter von drei Jahren traf Isaac ein schwerer Schlag. Seine noch recht junge Mutter heiratete wieder und zog in ein Nachbardorf, wo ihr neuer Ehemann Pfarrer war. Der geistliche Herr wollte aber Isaac nicht bei sich aufnehmen, sodass seine Mutter sich gezwungen sah, ihn bei den Großeltern zurückzulassen, wo er sich gar nicht wohl fühlte. Die frühe Trennung von seiner Mutter war wohl mit dafür verantwortlich, dass sich Isaac zu einem Einzelgänger entwickelte, der wenig Kontakt zu anderen Kindern hatte. Er besuchte zunächst zwei verschiedene Dorfschulen, wo er allerdings nur mäßige Leistungen zeigte. Als 1653 sein Stiefvater starb, kehrte Isaacs Mutter wieder nach Woolsthorpe zurück. Er hatte nun zwar seine Mutter wieder, aber sie brachte drei jüngere Kinder mit, zu denen er keine guten Beziehungen aufbauen konnte. Zwei Jahre später wurde der inzwischen 12-jährige Isaac wieder von seiner Mutter getrennt, weil er die Lateinschule in der Kreisstadt Grantham besuchen sollte. Zu diesem Zweck wurde er bei dem dortigen Apotheker Clark untergebracht, dessen Frau mit Isaacs Mutter befreundet war. In dem Haus lebten noch drei weitere Kinder, die aus der ersten Ehe von Clarks Frau stammten. Mit den zwei Knaben verstand sich Isaac nicht gut, zu dem Mädchen entwickelte er jedoch eine gewisse Zuneigung. Soweit bis heute bekannt ist, hat er jedoch in seinem ganzen Leben nie ein liebevolles Verhältnis zu einer Frau entwickelt.

In der Lateinschule von Grantham wurde Newton in die unterste Klasse eingestuft und dort auch noch in die letzte Schulbank gesetzt, weil seine Leistungen anfangs so ziemlich die schlechtesten waren. Da Newton lieber mit Mädchen als mit Jungen spielte und auch sonst wenig mit seinen meist recht ruppigen Geschlechtsgenossen gemein hatte, wurde er von denen häufig gehänselt. Schon bald kam es zu einem ersten tätlichen Angriff, bei dem Newton in den Bauch getreten wurde. Nach der Schule forderte er den Übeltäter zum Kampf heraus und trotz seiner geringen Körperkräfte soll Newton sogar als Sieger aus der Rauferei hervorgegangen sein. Vermutlich wurde ihm aber dabei klar, dass er für diese Art der Auseinandersetzung nicht geschaffen war, denn er vermied zukünftig solche Prügeleien und versuchte stattdessen, seine Klassenkameraden durch seine überlegene Geisteskraft zu beeindrucken. Er strengte sich ab diesem Zeitpunkt im Unterricht deutlich mehr an und arbeitete sich auf Grund seiner Leistungen auch räumlich nach vorne. Als Zeichen seines schulischen Aufstiegs gravierte er auf jeder Bank, die er vorrückte, seinen Namen ein. 1659 nahm die Mutter Newton jedoch von der Schule, weil sie meinte, er sollte sich jetzt auf die Bewirtschaftung des väterlichen Bauernhofes vorbereiten. Dafür war der oft sehr in seine Gedanken versunkene Newton allerdings gar nicht geeignet. Mehrfach wurde er vom zuständigen Gutsgericht zu Geldstrafen verurteilt, weil er beim Schafe- oder Schweinehüten so unaufmerksam war, dass die Tiere auf Nachbarfeldern beträchtlichen Schaden anrichteten. Als Newtons Mutter über diese Probleme mit ihrem Bruder sprach, riet er ihr, den geistig sehr begabten Isaac wieder auf die Schule zu schicken, wo er sich auf ein Universitätsstudium vorbereiten sollte. Da sich der Bruder sogar erbot, Isaac bei sich aufzunehmen und das Schulgeld zu bezahlen, fiel Newtons Mutter die Zustimmung relativ leicht. Isaac Newton war über diese Wendung in seinem Leben hoch erfreut, denn er litt sehr unter der bäuerlichen Arbeit, die ihn geistig völlig unterforderte. Er entwickelte nach seiner neuen Einschulung einen so großen Lerneifer, dass er die Schule als Jahrgangsbester abschloss.

Im Juni 1661 reiste Newton nach Cambridge, wo er am altehrwürdigen Trinity College sein Studium aufnahm. Er hatte dort den Status eines »Subzisars«, der sich aus Geldmangel seine Unterkunft und Verpflegung durch Dienstleistungen verdienen musste. Damit hatte Newton den niedrigsten sozialen Status am College und musste viele Demütigungen ertragen, wodurch sein schon vorhandenes Einzelgängertum vermutlich noch erheblich gefördert wurde. Glücklicherweise fand Newton einen väterlichen Freund in Isaac Barrow, der damals die noch heute berühmte Lucasian-Professur innehatte und Newtons außerordentliche Begabungen erkannte. Barrow förderte ihn vor allem in Mathematik und Physik, stellte aber nach einiger Zeit fest, dass sein Schüler in diesen Fächern noch leistungsfähiger war als er selbst. Von Barrow ist die Aussage überliefert, »dass er wahrhaftig einiges von Mathematik verstehe, dass er aber im Vergleich zu Newton wie ein Kind rechne«.

1665 musste Newton Cambridge verlassen, weil dort die Pest ausgebrochen war. Er kehrte nach Woolsthorpe zurück, wo er, ganz auf sich allein gestellt, an seinen wissenschaftlichen Ideen weiter arbeitete. Seine geradezu unglaublichen Fortschritte beschrieb er später selbst so: »… Zu Beginn des Jahres 1665 fand ich die Methode zur Reihenentwicklung und die Regel, um jede Potenz eines Binoms in eine solche Reihe umzuwandeln. Im Mai desselben Jahres fand ich die Tangentenmethode … verfügte im November… über die direkte Fluxionsmethode, im Januar des nächsten Jahres über die Farbentheorie und im … Mai über den Zugang zur umgekehrten Fluxions-methode. Im selben Jahr begann ich über die Gravitation nachzudenken … All dies trug sich in den Pestjahren 1665/1666 zu. Denn zu dieser Zeit befand ich mich auf dem Höhepunkt meiner Erfindungskraft …«

Nach seiner Rückkehr an das Trinity College schrieb Newton zwei wichtige Artikel, die ihm viel Anerkennung eintrugen. Deshalb beschloss er, sich um eine bezahlte Hochschulstelle zu bewerben, die er aber nicht bekam. Erst zwei Jahre später wurde er zum »Minor Fellow« und wenig später zum »Major Fellow« ernannt. 1669 konnte er sogar die Lucasian-Professur übernehmen, die sein Lehrer Barrow aus freien Stücken räumte, wohl auch, um für seinen besten Schüler optimale Entfaltungsmöglichkeiten zu schaffen. Newton behielt diese Professur dreißig Jahre lang und vertiefte in dieser Zeit seine Forschungen. Er musste auch Vorlesungen für Studenten halten, aber diese Aufgabe war ihm eher lästig und seine Ausführungen waren meist auch so unverständlich, dass er kaum Hörer hatte. Es gibt Berichte, wonach er sogar hin und wieder in einem völlig leeren Hörsaal doziert hat. Wahrscheinlich ist Newton dieser merkwürdige Umstand gar nicht bewusst geworden, denn er war oft so in seine Gedanken versunken, dass er seine Umgebung kaum wahrnahm. Sein langjähriger Sekretär beschrieb das Verhalten seines Chefs einmal so: »Ich habe nie erlebt, dass er sich Erholung oder Zeitvertreib gönnte … Er hielt jegliche Zeit für verloren, die nicht seinen Studien gewidmet war … Er ging sehr selten zum Essen in den Speisesaal … und wenn man ihn dann nicht darauf aufmerksam machte, ging er sehr nachlässig gekleidet hin, in Schuhen mit schiefen Absätzen, heruntergerutschten Strümpfen, übergeworfenem Chorhemd und ungekämmtem Haar.«

Trotz seiner menschlichen Eigenheiten und der Scheu vor öffentlichen Auftritten verbreitete sich Newtons Ruf als hervorragender...

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