DAS SPIEL
Die meisten Menschen betrachten das Leben als einen Kampf, aber es ist kein Kampf, sondern ein Spiel. Es ist jedoch ein Spiel, das ohne Kenntnisse der geistigen Gesetze nicht erfolgreich gespielt werden kann, und das Alte und das Neue Testament legen die Regeln des Spiels mit wunderbarer Klarheit dar.
Jesus Christus lehrte, dass es ein großartiges Spiel des Gebens und des Nehmens ist. »Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.« Dies bedeutet: Alles, was ein Mensch in Worten oder durch die Tat aussendet, wird zu ihm zurückkehren, er wird empfangen, was er gibt. Gibt er Hass, so wird er Hass empfangen; gibt er Liebe, so wird er Liebe empfangen; kritisiert er, so wird er kritisiert; lügt er, so wird er belogen werden; betrügt er, so wird er betrogen werden. Es wird uns auch gelehrt, dass die Fähigkeit, uns etwas zu verbildlichen, eine leitende Rolle im Spiel des Lebens einnimmt. »Behüte dein Herz (das heißt die Fähigkeit der Verbildlichung) mit allem Fleiß, denn daraus geht das Leben.«
Dies bedeutet, dass das, was der Mensch sich bildlich vorstellt, früher oder später in seinem Leben zum Ausdruck kommt. Ich habe von einem Mann gehört, der eine gewisse Krankheit fürchtete. Sie war eine außergewöhnliche und seltene Krankheit, aber trotzdem stellte er sich diese Krankheit andauernd vor und las darüber, bis sie sich in seinem Körper zeigte. Er starb als Opfer seiner verkehrten Vorstellungskraft. Hieraus ersehen wir, dass wir, um das Lebensspiel erfolgreich zu spielen, unser Vorstellungsvermögen üben müssen. Der Mensch, der sein Vorstellungsvermögen darin geübt hat, nur das Gute zu verbildlichen, bringt jeden rechtschaἀenen Wunsch seines Herzens in sein Leben hinein: Gesundheit, Wohlstand, Liebe, Freunde, vollkommene Ausdrucksmöglichkeit, seine höchsten Ideale. Das Vorstellungsvermögen ist die »Schere des Geistes« genannt worden, und es schneidet Tag für Tag die Bilder, die der Mensch im Geiste sieht. Früher oder später begegnet er seinen eigenen Schöpfungen in der äußeren Welt. Um das Vorstellungsvermögen erfolgreich zu üben, muss der Mensch die Tätigkeit seines eigenen Denkens verstehen. Die Griechen sagten: »Erkenne dich selbst.«
Es gibt drei Abteilungen des Denkens: das Unterbewusstsein, das Bewusstsein und das Überbewusstsein. Das Unterbewusstsein ist lediglich Macht ohne Führung. Es ist wie Dampf oder Elektrizität und führt das aus, wozu es hingeleitet wird; es kann sich nicht von selbst betätigen. Jedes tiefe Erlebnis und jede deutliche Vorstellung wird dem Unterbewusstsein eingeprägt und von ihm in den kleinsten Einzelheiten ausgeführt. Als Beispiel hierfür dient das Folgende: Eine mir bekannte Frau hatte als Kind gerne gespielt, dass sie Witwe sei. Sie zog schwarze Kleider an und trug einen langen schwarzen Schleier. Ihre Angehörigen fanden dies entzückend und amüsant. Als sie erwachsen war, heiratete sie einen Mann, den sie sehr liebte. Nach kurzer Zeit starb er, und sie trug viele Jahre lang schwarze Kleider und Trauerflor. Das Bild ihrer selbst als Witwe hatte sich so tief in ihrem Unterbewusstsein eingeprägt, dass es sich mit der Zeit auswirkte, ungeachtet der Not, die es verursachte.
Das Bewusstsein ist als vergängliches Denken oder »fleischlich gesinnt« bezeichnet worden. Es ist das menschliche Denken und sieht das Leben, wie es zu sein scheint. Es sieht Tod, Unglück, Krankheit, Armut und Begrenzungen, es prägt dies dem Unterbewusstsein auf. Das Überbewusstsein ist Gottes Geist in jedem Menschen und es ist das Reich vollkommener Ideen. In ihm ist das göttliche Vorbild. Jeder Mensch hat ein göttliches Vorbild.
»Es gibt einen Platz, den du ausfüllen sollst und den kein anderer ausfüllen kann. Etwas, das du tun sollst und das kein anderer tun kann.«
Im Überbewusstsein gibt es dieses vollkommene Bild. Es blitzt gewöhnlich durch das Bewusstsein als ein unerreichbares Ideal, als etwas, was zu gut ist, um wahr zu sein. In Wirklichkeit sind es die wahre Bestimmung und der Bestimmungsort des Menschen, die ihm aus der in ihm wohnenden unendlichen Intelligenz blitzartig mitgeteilt werden. Die meisten Menschen sind sich jedoch ihrer wahren Bestimmung nicht bewusst und strengen sich an, Dinge und Zustände zu erlangen, die ihnen nicht zu eigen sind und die ihnen nach der Erlangung nur Misserfolge und Unzufriedenheit bringen würden. Eine Frau besuchte mich und bat mich, »das Wort« zu sprechen, dass sie einen bestimmten Mann, den sie sehr liebte, heiraten würde.
Sie nannte ihn Herrn A. Ich erklärte ihr, dass dies eine Verletzung des geistigen Gesetzes wäre, aber dass ich das Wort sprechen würde für den richtigen Mann, für die göttliche Bestimmung, für den Mann, der ihr kraft göttlichen Rechts gehöre. Ich fügte hinzu: »Wenn Herr A. der richtige Mann ist, können Sie ihn nie verlieren, wenn aber nicht, werden Sie einen anderen statt seiner finden.«
Sie traf Herrn A. öfter, aber sie kamen in ihrer Freundschaft nicht voran. Eines Abends besuchte sie mich und sagte: »Denken Sie, in letzter Zeit schien Herr A. mir gar nicht so wunderbar.«
Ich antwortete: »Vielleicht ist er nicht die göttliche Bestimmung – vielleicht ist ein anderer Mann der richtige.«
Bald darauf lernte sie einen anderen Mann kennen, der sich sofort in sie verliebte und der ihr sagte, sie sei sein Ideal. Tatsächlich sagte er alles das zu ihr, was sie früher von Herrn A. hören wollte. Sie sagte: »Es ist beinahe unheimlich.«
Bald erwiderte sie seine Liebe und hatte kein weiteres Interesse an Herrn A. Dies zeigt das Gesetz des Ersatzes. Eine richtige Idee wurde für eine falsche eingesetzt, deshalb waren kein Verlust und keine Entbehrung darin eingeschlossen.
Jesus Christus sagte: »Trachtet am besten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen«, und er sagte, dass das Reich inwendig im Menschen ist. Das Reich ist das Reich der richtigen Ideen oder des göttlichen Vorbildes. Jesus Christus lehrte, dass die Worte des Menschen eine leitende Rolle im Spiel des Lebens haben.
»Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.«
Viele Menschen haben durch unnütze Worte Unglück in ihr Leben gebracht. So fragte mich einst eine Frau, warum ihr Leben jetzt von Armut und Beschränkungen begleitet sei. Früher hatte sie ein Heim, war mit schönen Sachen umgeben und hatte reichlich Geld. Wir stellten fest, dass sie oft der Führung ihres Haushaltes müde geworden war und öfters gesagt hatte: »Ich habe diese Dinge satt – ich wünschte, ich lebte in einem Koffer.«
Und dann fügte sie hinzu: »Heute lebe ich in diesem Koἀer.« Sie hatte sich selbst in einen solchen »Koἀerzustand« hineingeredet. Das Unterbewusstsein versteht keinen Humor, und sehr häufig drücken sich unglückliche Zustände aus, die nur als Spaß gemeint waren.
Ein Beispiel: Eine Frau, die viel Geld hatte, sagte andauernd im Spaß, dass sie bald reif sein würde für das Armenhaus. Nach einigen Jahren war sie beinahe arm, da sie ihrem Unterbewusstsein das Bild des Mangels und der Begrenzung eingeprägt hatte. Glücklicherweise wirkt sich das Gesetz nach beiden Seiten aus, und ein Zustand des Mangels kann in einen Zustand des Wohlstandes umgewandelt werden.
An einem heißen Sommertag kam eine Frau zu mir und bat mich sehr, sie für Wohlstand zu »behandeln«. Sie war müde, niedergeschlagen und entmutigt. Sie erzählte mir, dass sie nur noch vier Euro besäße. Ich sagte: »Gut, wir wollen diese vier Euro segnen und sie vermehren, wie Jesus Christus die Brote und die Fische vermehrt hat.«
Er lehrte, dass jeder Mensch die Macht hat, zu segnen und zu vermehren, zu heilen und gedeihen zu lassen.
»Was soll ich jetzt tun?«, fragte sie.
»Folgen Sie Ihrer Eingebung«, antwortete ich. »Haben Sie irgendeine Eingebung, ein Gefühl, etwas zu tun oder irgendwohin zu gehen?«
Eingebung heißt, auf die innere Stimme horchen, von innen geführt werden. Sie ist des Menschen unfehlbarer Führer. In einem späteren Kapitel werden wir mehr über ihre Gesetze lernen.
Die Frau antwortete: »Ich weiß nicht – es scheint mir, als ob ich nach Hause gehen sollte; ich habe gerade genug Geld für das Fahrgeld.«
Ihr Heimathaus war in einer entfernten Stadt und war ein Heim des Mangels und der Begrenzung. Das konkrete Denken oder der Intellekt hätte gesagt: »Bleibe hier, suche Arbeit und verdiene dir Geld.«
Ich sagte: »Dann gehen Sie nach Hause, weigern Sie sich nicht, einer Eingebung zu folgen.« Ich gab ihr folgende Geleitworte: »Unendlicher Geist, öἀne du den Weg zu großer Fülle für Frau … Sie ist ein unwiderstehlicher Magnet für alles, was ihr nach der göttlichen Bestimmung zusteht.« Ich riet ihr, diese Worte auch ständig zu wiederholen. Sie reiste sofort nach ihrer Heimatstadt ab. Dort besuchte sie eines Tages eine Frau,...