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Bewusstsein, Energie und die Macht der Gedanken
Bewusstsein – was das eigentlich ist, bleibt für uns so schwer zu verstehen, wie es für Helen Keller schwierig war, sich ein »Bild« von Dingen zu machen, die sie nicht anfassen konnte. Bis heute ist umstritten, ob Bewusstsein ein Erzeugnis des Gehirns darstellt oder das Gehirn lediglich eine Art Empfänger für bereits gegebenes Bewusstsein ist. Wenn das Gehirn stirbt, existiert dann auch das Bewusstsein nicht mehr? Oder bleibt diese Energie über die Funktionsfähigkeit des Gehirns hinaus bestehen? In dieser Debatte beharrt die eine Seite auf empirischen Tests und Beweisen, während die andere einfach davon ausgeht, dass Energie nicht stirbt.
Der Standpunkt, den ich als Medium einnehme, dürfte Sie nicht überraschen, schließlich vermag ich mich ja in das Bewusstsein »einzuwählen«, wenn das Gehirn schon längst nicht mehr lebt. Für mich existiert also keine Debatte, schließlich kann ich mein eigenes Erleben schlecht bestreiten.
Nehmen wir ein Funkgerät als naheliegendes Modell zur Erklärung. Das ist zwar ein verwickelter Apparat voller Drähte und anderer Komponenten, aber ohne Funkwellen wäre er einfach ein Kästchen ohne Funktion. Wenn das Gerät nicht mehr funktioniert, also »stirbt«, sind die Wellen deshalb nicht weg. Alles je von ihm Empfangene oder Gesendete ist immer noch als Energie da draußen vorhanden.
Das Rätsel des Bewusstseins
Sehen wir mal, ob wir uns mit einer vorläufigen Definition eine Grundlage schaffen können: Bewusstsein ist Wahrnehmung von »Sein«. Wir fühlen uns als Teil von allem. Unser Gefühl von Sein ändert sich von Augenblick zu Augenblick, und so gibt es viele Formen und Ebenen des Bewusstseins. Sie lesen jetzt dieses Buch, sie spüren es beim Blättern in den Händen, Ihr Blick wandert über die Zeilen, und Sie nehmen die Worte auf, irgendwo sind Ihnen aber auch die Geräusche und Gerüche der Umgebung bewusst, vielleicht auch die Nebengedanken, die Ihnen beim Lesen durch den Sinn gehen. Das alles nehmen Sie eben jetzt wahr, das ist Ihr Bewusstsein des Augenblicks. Es setzt sich mühelos von einem Augenblick zum nächsten fort, und was Sie da wahrnehmen, ist unterscheidbar – innerlich oder äußerlich.
Menschen haben schon immer zu bestimmen versucht, was Bewusstsein eigentlich ist, und natürlich gibt es dazu viele Theorien, Annahmen und Einschätzungen. Ich glaube nicht, dass wir mit diesem stofflichen Gehirn hier auf der Erde erkennen können, was Bewusstsein letztlich ist. Sicher haben wir Ahnungen, und manchmal werden uns Einblicke zuteil, und sicher ist es faszinierend, sich über Ideen und Hypothesen auszutauschen, aber am Ende kommen wir eben doch zu keiner endgültigen Definition. Bewusstsein umfasst zu viel, als dass Menschen es ganz begreifen könnten.
Bewusstseinserweiterung
Das bedeutet aber nicht, dass wir unser Bewusstsein nicht auf eine höhere Stufe heben könnten. Dazu gibt es Mittel, sogar Tricks. Ich zeichnete mir zum Beispiel ein Hochhaus und klebte es mir an den Badezimmerspiegel. Die Etagen sind nach den Gefühlsregungen benannt, die bei mir so vorkommen. Ganz unten heißt es zum Beispiel »Angst«, und nach oben folgen »Schlechtes Gewissen« und »Selbstmitleid«, dann »Bejahung«, »Hilfsbereitschaft«, »Freude«, »Frieden« und schließlich »Liebe«.
Am Morgen beim Rasieren oder Zähneputzen halte ich mir vor Augen, was der Tag bringen könnte, und stelle fest, in welchem »Geschoss« ich mich befinde. Und dann setze ich alles daran, die nächsthöhere Etage zu erreichen und den ganzen Tag da zu bleiben. Nehmen wir an, ich hätte einen unfreundlichen Kommentar auf meiner Facebook-Seite oder meinem YouTube-Channel bekommen. Vielleicht bin ich dadurch im Stockwerk »Selbstmitleid« gelandet, weil man mich nicht versteht. Was tue ich? Ich bejahe ganz bewusst, dass ich auf dieser Erde bin, um zu dienen und zu helfen, weil mich das froh macht. Sie werden bemerkt haben, dass es sich bei den hervorgehobenen Wörtern zugleich um Geschosse meines Hochhauses handelt. Jedenfalls wird mir bereits beim Zähneputzen wohler.
Das Bild leistet mir auch beim Meditieren gute Dienste. Man kann mit still versunkenem Dasitzen in Meditation den Blutdruck senken, wie wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt haben. Wenn ich bei der Meditation mein Hochhaus visualisiere, versuche ich hingegen, mein Bewusstsein zu heben.
Vergewissern Sie sich zunächst, auf welcher Stufe Ihre Gedanken und Verhaltensweisen überwiegend angesiedelt sind. Menschen, die sich mit einiger Beständigkeit in den oberen Stockwerken aufhalten können, sind sehr selten – messen Sie sich lieber nicht an anderen. Sie möchten ja Ihr Bewusstsein auf eine höhere Stufe heben, und das soll kein Wettkampf sein. Alle Menschen erleben da ein Auf und Ab, je nachdem, was in ihrem Leben gerade passiert. Deshalb verwende ich mein Hochausbild auch, wenn ich verstehen möchte, was die Menschen antreibt und weshalb sie sich in bestimmten Situationen so und nicht anders entscheiden.
Bei der Frage, was wir tun können, um unser Bewusstsein zu weiten und auf eine höhere Stufe zu heben, ist immer auch zu bedenken, dass alles, was ringsum vor sich geht, unser Bewusstsein beeinflusst: was wir lesen, welche Musik wir hören, welche Fernsehsendungen wir uns ansehen, unser Umgang, unsere Freizeitgestaltung.
Zeichnen Sie also Ihr eigenes Hochhaus und benennen Sie die Stockwerke so, wie es für Sie tatsächlich zutrifft. Was wäre das wohl für eine Welt, wenn sich jeder am Morgen ganz bewusst für den »Aufwärts«-Knopf im Lift seines Hochhauses entscheiden würde?
Energie stirbt nicht
Als ich vor etwa dreißig Jahren mit meiner spirituellen Arbeit begann, habe ich mit meinen Klienten immer zuerst über Energie gesprochen. Ich sagte ihnen, dass alles Energie und deshalb ununterbrochen in Bewegung ist. In dichten Dingen bewegen sich die Moleküle langsamer, in weniger dichten schneller.
Vor Jahrzehnten, wenn ich das Thema »Energie« aufbrachte, sahen mich die Leute oft an, als redete ich in einer fremden Sprache. Heute haben die entsprechenden Ausdrücke ihren festen Platz in unserer Umgangssprache, denken Sie nur an Sprüche wie diese:
•»Du hast eine so gute Energie, das mag ich an dir.«
•»Der Makler hat mir ein Haus mit ganz schlechtem Feng Shui gezeigt.«
•»Schickt mir bei diesem Vorstellungsgespräch bitte gute Energien.«
•»Ihr Freund hat eine Schwingung, da kriegt man eine Gänsehaut.«
•»Was du an Energie reinsteckst, bekommst du auch heraus.«
•»Du hast das auch so empfunden? Dann sind wir wohl auf derselben Wellenlänge.«
Die wissenschaftlichen Theorien zur Energie ändern sich so schnell wie die Technik. Da kommen schon die Fachleute kaum noch mit und ein normaler Sterblicher natürlich erst recht nicht. Da ich alles andere als ein Wissenschaftler bin, kann ich Ihnen nur mitteilen, was ich glaube, nämlich dass Energie sich zwar wandelt, aber niemals stirbt. Ich glaube auch, das Quantenmechanik und Spiritualität sich irgendwo treffen werden und das, was wir schon immer sagen – »Gott ist überall« – dann auch wissenschaftlich Bestand hat. Bisher drücken wir es einfach laienhaft aus.
Quantenenergie: Wo sich Wissenschaft und Spiritualität begegnen
Die Quantenphysik verrät uns manches Faszinierende über Energie, zum Beispiel dass subatomare Teilchen an mehreren Stellen gleichzeitig sein können und nicht nur einer Bahn folgen. Und da alles, was wir als real sehen, aus Atomen besteht, muss das wohl auch für die stoffliche Welt gelten, die wir wahrnehmen. Die göttliche Kraft, Gott, existiert wirklich, und da gibt es ganz bestimmt keinen bärtigen alten Mann, der auf einem Thron in den Wolken sitzt und urteilt. Die göttliche Kraft ist eine gute Energie in allem und allen.
Mit Energie gehen Menschen anscheinend schon immer um. Alte Kulturen wie die ägyptische kannten heilende Energie. Sehen Sie sich irgendein Werk über die Dynastien Ägyptens an, und Sie werden Pharaos mit zylinderförmigen Dingen in den Händen abgebildet finden. Diese Zylinder, einer aus Kupfer und der andere aus Zink, sollten die beiden energetischen Grundströmungen des Menschen, Ba und Ka genannt, in Einklang bringen, ähnlich wie wir es von Yin und Yang in der chinesischen Überlieferung kennen. Die Chinesen kannten den genauen Verlauf von Energie-Meridianen im Körper, über die man den Körper mittels einer Technik, die wir Akupunktur nennen, kräftigen und heilen kann. Und so gibt es viele andere Traditionen und schamanistische Systeme, die den menschlichen Körper unter energetischen Gesichtspunkten betrachten und diese Zusammenhänge als Heilansatz nutzen.
Wissenschaftlich ist die Lebensenergie heute noch nicht schlüssig zu erklären, aber es gibt glänzende Geister wie den aus Indien stammenden amerikanischen Quantenphysiker Amit Goswami, die sich für den Schnittpunkt von Wissenschaft und Bewusstsein interessieren....