SharePoint 2013 und Webauftritte
Chic im Web
Jasmin Reith
Der Wettbewerb „Intranet Design Annual 2013“ [1] der Nielson Norman Group hat in diesem Jahr die besten Intranets weltweit prämiert. Das Ergebnis zeigt, dass sieben der zehn prämierten Intranets auf Basis von SharePoint erstellt wurden. Im Gegensatz zu Intranetlösungen ist SharePoint in Bezug auf reine Webauftritte noch nicht mit diesem Erfolg in Erscheinung getreten. Vielmehr gibt es hier die überwiegende Meinung, dass es durchaus bessere Technologien gibt, um einen Internetauftritt zu realisieren. Dieser Artikel geht der Sache auf den Grund.
Microsoft hat sich in der neuen Version SharePoint 2013 gerade auch vertieft dem Web-Content-Management gewidmet. Dies schlägt sich in einem neuen Lizensierungsmodell, neuen Web-Content-Management-Features bzw. neuen Publishing-Funktionen nieder. So können Unternehmen mit der SharePoint-Standard-Lizenz ab sofort auch kostenfrei die Lizenzen für Internet- und Extranetszenarien sowie die FAST-Search nutzen. Die Neuerungen bieten einen bunten Strauß an Möglichkeiten, um den Webauftritt neben der Verwirklichung eines Portals und Collaboration-Bereichs mithilfe von SharePoint in einem Guss zu realisieren.
Web-Content-Management-Features
Wie bereits erwähnt, bietet SharePoint in der Version 2013 verschiedene neue Funktionalitäten, um einen Webauftritt zu realisieren. Natürlich wird man jetzt sagen, dass dies bereits in der Version 2010 möglich war. In diesem Zusammenhang kam man jedoch um programmatische Anpassungen nicht umhin. Microsoft stellt in der Version 2013 Web-Content-Management-Features zur Verfügung, die einen Webauftritt in hohem Maße unterstützen. Zu diesen Neuerungen zählen:
- das Cross-site Publishing
- die Managed Navigation
- Search by Content Web Parts
- der Asset Picker und Image Renditions
- die Suchmaschinenoptimierung, Friendly-URLs und Device Channels
Cross-site Publishing
Eines derThemen in SharePoint 2013 ist das Cross-site Publishing: Es ist eine Kombination vieler Funktionen, wie Kataloge, Metadatennavigation, das Content by Search Web Part, die Display Templates und das Targeting. Funktional gesehen ermöglicht das Cross-site Publishing in Ergänzung mit den aufgezählten Funktionen eine webseitensammlungsübergreifende Aggregation von Inhalten. Aus einer Quellwebseitensammlung können die Inhalte webseitenübergreifend in verschiedenen Webseiten zur Verfügung gestellt werden. Voraussetzung hierfür ist, dass die Cross-site-Publishing-Features aktiviert sind. Durch Einsatz des Search by Content Web Parts können die Inhalte jeweils konsolidiert werden. Betrachtet der Anwender eine Webseite, auf der ein Content Search Web Part platziert und konfiguriert ist, werden die Anfragen des Web Parts zum Suchindex gesendet. Die Anfrageergebnisse werden dann wiederum in dem Content Search Web Part angezeigt. Der große Vorteil ist, dass auf diesem Weg Inhalte aus verschiedenen Quellen über eine Suchabfrage angezeigt werden können. Für einen Webauftritt können Inhalte demnach aus verschiedenen Webseitensammlungen sehr komfortabel dargestellt werden, ohne dass jede einzelne Webseitensammlung als ein in sich geschlossener Container existiert. Dies bedeutet, dass zum Beispiel auch Inhalte aus dem firmeneigenen Portal für einen Webauftritt genutzt werden können.
Managed Navigation und Term-driven Pages
In SharePoint 2010 konnte die Navigation ohne programmatischen Aufwand jeweils nur themenbezogen aufgebaut werden. Die Einführung einer Managed Navigation in SharePoint 2013 erlaubt es nun, auch themenunabhängig eine Navigation aufzubauen. Was steckt dahinter und welchen Vorteil bringt dies für einen Webauftritt? Im Terminologiespeicher können Navigationsstrukturen mithilfe der verwalteten Metadaten erstellt werden. Die hier aufgebaute Struktur der Navigation ist vollkommen unabhängig von der Inhaltsstruktur einer einzelnen Webseitensammlung. Diese kann aber natürlich durch die zentrale Verwaltung in der Zentraladministration webseitensammlungsübergreifend genutzt werden. Die Managed Navigation ist sowohl für die Haupt- als auch für die Schnellnavigation einsetzbar. In Bezug auf die Erstellung einer Webseite ist der Vorteil der inhaltsunabhängigen Navigation klar ersichtlich: Jedem einzelnen Term können zum Beispiel jeweils eigene URLs zugeordnet werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, Inhalte in SharePoint mit Kategorien zu versehen. Diese Kategorien können wiederum Terms zugeordnet werden. Im Terminologiespeicher besteht darüber hinaus die Möglichkeit, die verschiedenen Inhalte in einer Term-driven Page aufzubereiten (Abb. 1). Die Term-driven Page beinhaltet ein Content Search Web Part, das suchebasiert Inhalte darstellen kann. Dies geschieht in Abhängigkeit von dem gewählten Navigationspunkt und den jeweils hinterlegten Kategorien. Alle Inhalte, die den einzelnen Kategorien entsprechen, werden angezeigt. Der Benefit der Term-driven Pages gerade in Bezug auf Internetauftritte liegt darin, dass durch den Einsatz des Content by Search Web Parts, das den Such-String abhängig von der Auswahl des Navigationspunktes anpasst, dynamisch Inhalte aggregiert werden können. So können beispielsweise Onlineshops einfach und schnell realisiert werden. Durch die neuen Funktionalitäten von SharePoint 2013 kann ein Onlineschuhkatalog bspw. auf einer Seite alle Stiefel darstellen, während eine Filterung von braunen Stiefeln oder braunen Stiefeln in Größe 39 ebenso möglich wird.
Abb. 1: Managed Navigation über den Terminologiespeicher
Device Channels – Der Weg in die mobile Welt
SharePoint geht in der neuen Version den Weg in die mobile Welt. Das Stichwort ist Device Channels. Mithilfe der Device Channels in SharePoint 2013 kann eine Webseite in unterschiedlicher Weise auf verschiedenen Geräten, Handys, Tablets etc. angezeigt werden. Für SharePoint-Kenner ist dies zunächst keine neue Funktion, da es unter SharePoint 2010 ebenfalls die Möglichkeit gibt, eine Ansicht für mobile Geräte zu definieren. Dennoch gestaltet sich diese Möglichkeit als für die Praxis relativ unbrauchbar. Dem hat Microsoft jetzt Abhilfe geschaffen. Pro Websitesammlung können jeweils zehn Device Channels angelegt werden. Für jeden einzelnen Channel können wiederum 150 Device Inclusion Rules festgelegt werden. Die Device Inclusion Rules definieren die Einschlussregeln für die jeweiligen Geräte bzw. Gerätetypen und Browserversionen. Soll in diesem Zusammenhang keine Differenzierung erfolgen, ist es ebenfalls möglich, eine Device Inclusion Rule für alle mobilen Devices anzugeben.
Das Anlegen eines Device Channels ist denkbar einfach und erfolgt über die Seiteneinstellungen: Möchte man einen neuen Device Channel einrichten, wird ein Eintrag in der dafür vorgesehenen Liste vorgenommen. Hier sind der Anzeigename, ein Alias, eine Beschreibung und die Device Inclusion Rule anzugeben. Der Alias ist eine eindeutige ID zur Verwendung in Code oder Device Channel Panels. Die Device Channel Panels ermöglichen es auszuwählen, ob und welche Elemente aus der Masterpage bzw. dem Pagelayout angezeigt werden oder eben nicht. Dies hat zur Folge, dass gesteuert werden kann, welcher Inhalt für den jeweiligen Kanal zur Verfügung stehen soll. Dennoch gibt es in diesem Zusammenhang eine Einschränkung: Die Device Channels steuern nur die Site Masterpages und nicht die Systemmasterpages. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass einzelne Pagelayouts nicht über die Device Channels gesteuert werden können. Dies geht ausschließlich über die Device Channel Panels. Welcher Device Channel welche Masterpage verwenden soll, ist bequem über die Seiteneinstellungen im Bereich Aussehen und Verhalten über ein Drop-down-Menü auszuwählen. An dieser Stelle wird dann auch ersichtlich, dass nur die Site Masterpage in Channels unterteilt werden kann und dies nicht für die System-Masterpage Gültigkeit erfährt. Hat man nun einen Device Channel angelegt, kann man sich das Ergebnis auch sofort anschauen. SharePoint bietet hier eine Preview-Funktion an.
Des Weiteren kann man sich auch mit DOM-Explorern helfen, in denen man einfach den User Agent umschalten kann. Das Ergebnis ist am Ende das gleiche. Das Einführen der Device Channels und die wirklich einfache Konfiguration ist eine logische Konsequenz, um in die mobile Welt gerade auch in Bezug auf Webauftritte und deren Präsentation vorzudringen. Dennoch ist in diesem Rahmen zu erwähnen, dass man sich in der Planung eines Webauftritts sehr genau überlegen sollte, ob und wie man die Device Channels einsetzt. Nicht außer Acht zu lassen ist, dass über die Device Channels keine dynamische Anpassung des grafischen Aufbaus an die Anforderungen des jeweiligen Gerätes mit denen die Seite betrachtet wird, erfolgt. In Folge dessen muss in der Konzeptionsphase der Webseite sehr genau überlegt werden, wie die Darstellung auf den verschiedenen Geräten erfolgen soll. Dies ist gerade auch im Hinblick auf dem Umstand, dass der Inhalt einer Seite auf Basis des zugrunde liegenden Pagelayouts innerhalb der verschiedenen Masterpages angezeigt wird und nicht über die Device Channels gesteuert werden kann, zu berücksichtigen. Abbildung 2 zeigt die Liste zur Konfiguration der Device Channels.
Abb. 2: Liste zur Konfiguration der Device Channels
Das ewige Thema: Friendly URLs und SEO
Das Thema Suchmaschinenoptimierung (= SEO) ist gerade in Bezug auf Webauftritte ein Dauerbrenner. Betrachtet man die URL-Struktur in SharePoint, ist die Dateiendung...