Kapitel 5

Verstand im Leerlauf

Definieren Sie »High Performance Mindset«

Ihr persönliches Performance Mindset

Die Vorteile eines High Performance Mindsets 

Mentale Performance bestimmt den Erfolg

Das Tignum-Performance-Mindset-System

Kapitel 6

Entwickeln Sie Ihr High Performance Mindset

Stufe 1 – Entwickeln Sie Ihr Bewusstsein

Reframe, Reframe, Reframe

Ihr Gehirn – der große Geschichtenerfinder

Der Mythos der angeborenen Begabung

Ihr persönlicher Überprüfungsprozess

Kampfansage an den Status quo

Wie viel Stehvermögen haben Sie?

Profitieren Sie von Ihren persönlichen Stärken 

Kapitel 7

Erweitern und festigen Sie Ihr High Performance Mindset

Stufe 2 – Strategien für mehr Energie, Klarheit und Kreativität

Mental Imagery für Geschäftserfolg

Identifizieren und visualisieren Sie Must-win-Events

Stufe 3 – Stärken Sie Ihre Nachhaltigkeit

Nutzen Sie Erinnerungsstützen als Shortcuts

Entwickeln und verwenden Sie Performance-Rituale

Bewerten Sie Ihre Mindset Habits

Entwickeln Sie Performance-Mindset-Ziele

Kapitel 5
Verstand im Leerlauf

»Ich gehe jeden Tag mit einer – meiner Meinung nach – positiven Einstellung zur Arbeit. Ich bin glücklich und entspannt, aber schon nach kurzer Zeit habe ich das Gefühl, dass mich die Arbeit völlig auslaugt. Ich reagiere negativ und bin nicht in der Lage, Bestleistung zu erbringen. Oft fühle ich mich wie ein Tennisball, der hin und her geschlagen wird, ohne dass ich die geringste Kontrolle darüber habe.«

Vielleicht können Sie sich mit der Erfahrung dieses Tignum-Kunden identifizieren. Leider gilt das für sehr viele Führungskräfte. Bei jedem Programm beginnen wir unsere Mindset-Diskussion mit genau dieser Kundenerfahrung, und obwohl alle darüber lachen, ist nicht zu übersehen, dass sie sich bei dieser Vorstellung nicht sehr wohlfühlen. Wir bekommen diese Reaktion, weil unsere Teilnehmer die Herausforderungen nachvollziehen können, die selbst die besten Absichten, eine positive Einstellung zu bewahren, untergraben.

Welche Kriterien tragen im Laufe des Arbeitstages dazu bei, Ihr positives Mindset zu ruinieren?

Welche Dinge zehren an Ihnen, werfen Sie aus dem Gleis, rauben Ihnen die Tatkraft und nehmen Ihnen die Fähigkeit, sich Ihr High Performance Mindset zu bewahren?

Die Antworten auf diese Fragen drehen sich ständig um Themen wie Verkehr, Wetter, Berufspendeln, unhöfliche Mitmenschen, permanente Überflutung mit E-Mails, unrealistische Erwartungen, zu viele oder unnötige Meetings, ständig wechselnde Prioritäten, Konfliktsituationen, verspätete Flüge, lange Schlangen an den Sicherheitskontrollen, negative Menschen im Büro, finanzielle Probleme und Bürointrigen. Eine lange Liste in der Tat, aber bestimmt keine vollständige. Vermutlich können Sie selbst noch einige Punkte beisteuern.

Es ist uns klar, dass Sie dies als negativen Beginn eines sehr positiven Themas empfinden mögen, aber wir halten es für notwendig. Dies ist eine Übung in Selbstwahrnehmung, und es ist von entscheidender Bedeutung, dass Sie sich der Wirkung Ihrer negativen Gedanken auf Ihr Mindset bewusst werden.

Definieren Sie »High Performance Mindset«

Was ist das, ein Performance Mindset? Etwas, das sich beschreiben lässt? Etwas, das Sie erlebt haben? Erkennen Sie ein High Performance Mindset, wenn Sie ihm begegnen? Gibt es eine Person (ein Kollege, eine Führungspersönlichkeit, ein Sportler, ein Politiker, ein Verwandter), die das lebt, was Sie als High Performance Mindset bezeichnen würden? Welche Qualitäten, Eigenschaften und Fähigkeiten stellen Sie sich für Ihr persönliches High Performance Mindset vor?

Je ausführlicher Ihre Antwort auf diese Fragen, desto konkreter wird Ihr persönliches Performance Mindset. Dieser Teil ist ein wesentlicher Beitrag zur Entwicklung einer klaren Vorstellung, wie Ihr Mindset aussehen soll.

Im Rahmen unserer Arbeit mit High Performern haben wir eine schlüssige (wenn auch nicht unbedingt erschöpfende) Liste der Qualitäten, Eigenschaften und Fähigkeiten erarbeitet, die für die Entwicklung eines solchen positiven Mindsets erforderlich sind. Die verschiedenen Komponenten lösen stets große Diskussionen aus, weshalb wir hier ein Muster als Anregung für Ihre Mindset-Liste eingefügt haben:

Konzentration

Die Zahl der Unterbrechungen, die Menschen täglich am Arbeitsplatz erdulden, ist immens. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass ein neues Forschungsgebiet – Interruption science – ins Leben gerufen wurde. In einem Interview mit dem Magazin Businessweek erklärte Maggie Jackson, Autorin des Buches Distracted: The Erosion of Attention and the Coming Dark Age, dass der durchschnittliche amerikanische Büroarbeiter alle drei Minuten unterbrochen wird und sich im Schnitt elf Minuten mit einer Aufgabe beschäftigt. Jackson verwies weiterhin auf Untersuchungen der Computerwissenschaftlerin Gloria Mark und anderer Experten, die ergaben, dass der durchschnittliche Arbeitnehmer nach einer Unterbrechung 25 Minuten braucht, bis er wieder zu seiner ursprünglichen Beschäftigung zurückkehrt.

Interruption science ist ein neuer Forschungsbereich, der die Auswirkungen von Unterbrechungen auf die Arbeitsleistung untersucht. Diese »Wissenschafts-Neugründung« ist angesichts folgender Statistiken absolut naheliegend: Jede Sekunde werden eine Million Instant Messages und zwei Millionen E-Mails versandt, und jeden Tag werden 100 Milliarden Klicks im Internet getätigt.

Jüngste Forschungsergebnisse auf diesem Gebiet ergaben, dass diese ständigen Unterbrechungen alleine in den USA zu einem geschätzten Produktivitätsverlust von 650 ­Milliarden Dollar pro Jahr führen. Deshalb müssen Sie sich Ihr Umfeld so gestalten und Maßnahmen ergreifen, dass Sie sich konzentrieren und sich Ihr High Performance Mindset schaffen können.

Kontrollierte Emotionen

Haben Sie jemals einen Ausnahmesportler oder eine Ausnahmesportlerin, wie zum Beispiel Steffi Graf, Punkt für Punkt in einem großen Match spielen und gewinnen sehen, und das scheinbar ohne große Emotion? Oder Tiger Woods, wenn er einen Winning Putt über 7,5 Meter versenkt, um ein großes Turnier zu gewinnen? Doch kaum ist das Match vorüber, öffnen sich alle Schleusen und die Sportler brechen in Freudentränen aus. Woher kamen diese Emotionen so plötzlich? Noch eine Sekunde zuvor zeigten diese High Performers keinerlei menschliche Regungen. In Wirklichkeit ist es unmöglich, keine Empfindungen zu haben (es sei denn, es liegt ein pathologischer Gemütszustand vor). Die Herausforderung ist, Gefühle dann im Zaum zu halten, wenn es kontraproduktiv ist, ihnen freien Lauf zu lassen. Was tun Sie zum Beispiel, wenn Sie Wut, Frustration oder Unzufriedenheit verspüren, aber wissen, dass Sie das Vertrauen oder die Energie der Gruppe zerstören, wenn Sie diese Empfindungen zeigen? Zu lernen, die eigenen Gefühle zu zügeln (nicht, sie zu verleugnen oder auszuschalten), ist grundlegender Bestandteil eines High Performance Mindset.

Kreativität

Noch vor zehn Jahren wäre Kreativität auf unserer Attribute-Liste wahrscheinlich noch kein Thema gewesen. Es war wohl von Kriterien wie Wissen (über das Geschäft, Wettbewerber und Kunden) ins Abseits gedrängt worden. Doch wie bereits erwähnt, ist Kreativität die Währung der Zukunft. Tatsächlich führen wir selten eine Mindset-­Diskussion, ohne dass irgendjemand Kreativität erwähnt und der Rest der Gruppe in ­enthusiastischer Zustimmung nickt. Kreativität ist und bleibt ein integraler Bestandteil von Problemlösung und Businesserfolg.

Resilienz

Der Weg zum Erfolg verläuft keineswegs linear. Er ist gesäumt von Höhen und Tiefen. Ausschlaggebend ist die Fähigkeit, sich nach Rückschlägen, schlechten Nachrichten und Misserfolg wieder aufzurappeln. Ein High Performance Mindset pendelt sich immer wieder ein. Die meisten High Performer empfinden Rückschläge oder Misserfolge nicht als negativ. Sie sind so hart im Nehmen, dass sie diese als Sprossen einer Leiter betrachten, die letztlich zur Verwirklichung ihrer Ziele und der Erfüllung ihrer Vision führt.

Optimistische Sicht auf die Zukunft

Dieses Thema ist regelmäßig Gegenstand unserer Diskussionen und löst leidenschaftliche Debatten über den Stellenwert aus, den Pessimismus in einem High Performance Mindset einnehmen darf.

Topführungskräfte können nicht immer optimistisch sein, weil die Fakten für sich selbst sprechen müssen. Zwar besteht eine positive Beziehung zwischen Optimismus und Flexibilität/Resilienz, aber es gibt auch ein stichhaltiges Argument für Pessimismus und das Infragestellen von Annahmen oder Zielsetzungen. Voraussetzung für das Erreichen Ihres High Performance Mindsets ist ein authentischer Optimismus, dass High Performance tatsächlich erzielbar und die...