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Kuba in der Fremde: Exil und Trauma in Zoé Valdés' 'Café Nostalgia'

AutorPatricia Riegg
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl68 Seiten
ISBN9783956848742
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Kuba in der Fremde: Exil und Trauma in Zoé Valdés' Café Nostalgia - das ist der Titel der vorliegenden Arbeit. Dem Exil sind viele Menschen ausgesetzt, insbesondere wenn sie innerhalb repressiver oder diktatorischer Systeme beheimatet sind. Ebenso erleiden viele Menschen Traumata, deren Aufarbeitung manchmal ein ganzes Leben lang andauert. Im Besonderen geht es hier um Kuba und Zoé Valdés' 1997 in Barcelona erschienenen Roman Café Nostalgia. Es ist die Geschichte der Protagonistin Marcela Roch, die aus ihrem Heimatland Kuba nach Paris ins Exil geht und dort als Fotografin und später als Maskenbildnerin arbeitet. Noch lange nach dem Verlassen der Insel leidet sie an der Sehnsucht nach den vergangenen Tagen. Die vorliegende Arbeit hat die Verflechtung von Exil und Trauma in Café Nostalgia im Blick. Dabei werden die beiden Phänomene zunächst einzeln betrachtet, um dann in einer Synthese die Zusammenhänge heraus zu arbeiten. Es stehen folgende Fragen im Zentrum des Interesses: Wie wirken sich das Exil und die Traumata auf die Figurenzeichnung der Protagonistin aus? Inwiefern ist eine Reziprozität beider Phänomene im Roman zu konstatieren? Bedingt das eine Phänomen das andere? Gibt es Traumata im Roman, die die Protagonistin erst im Exil zu bewältigen vermag? Inwiefern spielt das Exil dabei eine Rolle? Welche literarische Struktur verbirgt sich dahinter?

Patricia Riegg, MA., MA., wurde 1982 in Lauingen geboren. Ihr Studium der Italianistik, Soziologie und Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München schloss die Autorin im Jahre 2009 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.1, Exil nach dem Triumph der Revolution: Auch nach dem Triumph der Revolution von 1959 ist die Metapher 'aves de paso' noch immer bedeutungsvoll. Dies ist auf die zahlreichen Migrationswellen, auf die in den folgenden Unterpunkten explizit eingegangen wird, zurückzuführen. La diáspora cubana, que se ha puesto en marcha desde entonces, crece continuamente y origina la formación de nuevos centros de cultura en todo el mundo. Emigration und Exil sind in der kubanischen Kunst und Literatur ein zentrales Thema. Dies ist jedoch nicht erst seit dem Triumph der Revolution der Fall, denkt man nur an den oben bereits erwähnten Nationalhelden José Martí, der ebenso im Exil lebte. Wie bereits Lázara Izquierdo Pedroso konstatiert, hat ein wesentlicher Bestandteil des intellektuellen Wirkens in Kuba im 19. Jahrhundert außerhalb der Insel stattgefunden. Die Emigration in die USA und nach Europa hat seinen Ursprung bereits seit dem Beginn der kubanischen Unabhängigkeitskriege 1868. Kubanische Literatur ist stets eng mit politischen und historischen Begebenheiten verbunden. Nichtsdestotrotz ist die Revolution von 1959 das Ereignis, 'das in der jüngeren Zeit die größte Resonanz und weitestgehende Folgen auf die kubanische Nation gehabt hat.' Aus ihr resultierten Debatten, die nachhaltig die kubanische Literatur beeinflusst hat. Aufgrund der kulturellen Maßnahmen durch die Revolutionsregierung wie aufgrund des weltweiten Echos ist die Entwicklung der kubanischen Literatur nach 1959 beispiellos. Viele kubanische Schriftsteller beschäftigen sich heute noch mit der Revolution, die mittlerweile nicht mehr der Bedeutung einer Revolution per definitionem, also einer 'schnelle[n], radikale[n] (i. d. R. gewaltsame[n]) Veränderung der gegebenen (politischen, sozialen, ökonomischen) Bedingungen' nachkommt, sondern vielmehr eine 'institutionalisierte Revolution' mit ihren Auswirkungen darstellt. Eine davon ist freilich die Frage um die zwei Welten - das Exil und die Insel, um die sich der intellektuelle Diskurs dreht. Im Folgenden wird eine grobe Konturierung der Migrationsgeschichte Kubas nach 1959 vorgenommen, um so die hier im Zentrum stehende Autorin Zoé Valdés im Kontext der jüngsten kubanischen Geschichte und Literaturgeschichte beleuchten und situieren zu können. 2.1.1, Die drei Abwanderungswellen: Anders als vor dem 1.1.1959 sind drei verschiedene Abwanderungswellen aus Kuba nach 1959 auszumachen: '[L]a [oleada] de los primeros meses de 1959 y hasta 1962, la de 1980 - Mariel - y la de 1994 - los balseros.' 2.1.1.1, La primera oleada: Los gusanos: Die ersten exiliados sind unter der Bezeichnung 'gusanos' bekannt. Als sich der Sieg der Rebellen bereits abzeichnete, siedelten vor allem Anhänger des Batista-Regimes nach Miami über. Aus Angst vor politischen Repressalien oder starken Umwälzungen der Revolution suchten auch wohlhabende Mitglieder der Ober- und Mittelschicht den Weg ins Exil. Die ersten Reformen kamen ganz im Sinne einer sozialistischen Ausrichtung dem ärmeren Teil der kubanischen Bevölkerung zu Gute. Zu diesem Zeitpunkt war es den Kubanern noch möglich, ohne Probleme ihr Land zu verlassen. Deshalb stieg die Emigrantenzahl von 1959 bis 1961 auf 215.328 an. Sie wurden von den USA wegen der in dieser Zeit entstandenen politischen Haltung gegen das Regime Castro mit offenen Armen empfangen. Dennoch träumten die meisten in den USA lebenden Kubaner davon, irgendwann wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Auf der anderen Seite florierte in Kuba in den ersten Jahren nach der Revolution aufgrund der Einführung eines umfassenden Alphabetisierungsprogramms und einer Gratis-Bildung für alle Kubaner, die sowohl für Schulen als auch für Universitäten galt, das kulturelle Leben in Havanna. Vor allem das Verlagshaus und Kulturinstitut Casa de la Américas bemühte sich um die Öffnung der Grenzen Lateinamerikas, um renommierten kubanischen Autoren internationale Treffen zu ermöglichen. Kongresse, Symposien und Debatten, die vom Casa aus geführt und organisiert wurden, weckten das internationale Interesse der Verlage für die kubanische Literatur. Als jedoch im Jahre 1968 der Schriftsteller Heberto Padilla, der wenig vorher mit dem Premio Casa de las Américas ausgezeichnet wurde, wegen angeblicher Kontakte zu Konterrevolutionären verhaftet wurde, wendete sich das Blatt: 'Fue el inicio de la pérdida de ilusiones por parte de mucha gente.' Nachdem Padilla seine 'autocrítica' gelesen hatte, schworen viele der Revolution ab. Renommierte Schriftsteller, wie Guillermo Cabrera Infante, verließen Havanna. Cabrera Infante ging 1965 ins Exil nach London. José Lezama Lima zog sich ins innere Exil zurück. Er war ebenso wenig ein Freund der Revolution, wurde allerdings von der Regierung toleriert. Severo Sarduy lebte ab 1960 in Paris, wo auch Alejo Carpentier ab 1966 residierte. Dieser arbeitete für das kubanische Kulturattaché in Paris. Sein letztes Werk ließe jedoch, nach Strausfeld, ebenso auf einige Zweifel an der kubanischen Regierung schließen.
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