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Die deutsche Besatzung im Land des 'Oberbefehlshaber Ost' während des Ersten Weltkrieges

AutorBenjamin Faust
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl77 Seiten
ISBN9783955497217
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Wenn die Ostfront thematisiert wird, findet für gewöhnlich eine Assoziation mit Begriffen, Bildern und Namen statt, die sich auf den Zweiten Weltkrieg beziehen. Dabei wird häufig vergessen, dass auch im Ersten Weltkrieg deutsche Soldaten weite Teile Osteuropas besetzten. Ab 1915 waren dies polnische Gebiete und vor allem Territorien der heutigen baltischen Staaten, Weißrusslands und der Ukraine, welche zum damaligen zaristischen Russland gehörten. Die militärischen Erfolge hatten eine Besatzung durch deutsche Truppen zur Folge, welche die dort eingesetzten Soldaten prägte und entscheidend zum Bild der Osteuropäer im Deutschen Reich beitrug. Im Gegensatz zu den deutschen Landsern, die einen starren Stellungskrieg an der Westfront erlebten, hatten die Frontkämpfer im Osten andere Geschehnisse zu verarbeiten. Der an der Ostfront geführte Bewegungskrieg führte dazu, dass riesige Territorien besetzt werden mussten. An der Front oder auch in den besetzten Gebieten im Hinterland der Hauptkampflinie, waren die deutschen Truppen mit ihnen unbekannten Gegenden, weiten, endlos erscheinenden Landschaften und fremden Völkerschaften mit unterschiedlichsten Kulturen konfrontiert. Allerdings gab es auch eine Minderheit von etwa 113.000 Baltendeutschen. Die Kultur, Lebensweise und auch die deutsche Sprache dieser Deutschbalten waren keineswegs fremd für die deutschen Soldaten. Vor dem Krieg hatten nur wenige Deutsche direkte Erfahrungen mit ihrem unmittelbaren östlichen Nachbarn gesammelt. Der Osten war in keinster Weise mit industrialisierten und modernen Ländern wie Belgien oder Frankreich zu vergleichen. Die dortige Situation glich einem ungeordneten und primitiven Chaos, als welches es Liulevicius bezeichnet. Deutsche Ordnung, Disziplin und Arbeit sollten auf das Land samt seiner Bewohner übertragen werden. General Ludendorff etablierte dort deshalb den Militärstaat 'Ober Ost', um dieser Mission einen äußeren Rahmen zu geben. Infrastrukturelle Maßnahmen und Kulturprogramme sollten diese Territorien schließlich beherrschbar machen. Bemerkenswert an diesem Umstand ist jedoch, dass diese Besatzungszeit bisher kaum erforscht ist.

Benjamin Faust, Master of Arts in History und Offizier der Bundeswehr, wurde 1984 in Kirn/Nahe, Rheinland-Pfalz geboren. Sein Studium der Geschichtswissenschaften an der Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr in Hamburg, schloss der Autor

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel II., Kriegsverlauf an der Ostfront: A, Ausgangslage: Nach der Schließung eines Verteidigungsbündnisses zwischen Russland und Frankreich im Jahre 1894, stellte Alfred Graf von Schlieffen, der preußische Generalstabschef, 1905 den nach ihm benannten Schlieffen-Plan vor. Er legte seinen Planungen eine langsame Mobilmachung der russischen Armee zugrunde. Mit der Hilfe von strategisch angelegten Bahnlinien sollte Deutschland daher eine schnelle Mobilmachung durchführen können und die eigenen Kräfte zügig gegen Frankreich richten. Weiter ging Schlieffen davon aus, dass Frankreich, wie bereits im Deutsch-Französischen Krieg von 1870, schnell kapitulieren würde. Der Plan des Generalstabs sah vor, dass das Deutsche Reich in einem Bewegungskrieg Frankreich nach wenigen Wochen besiegt haben würde. Unmittelbar nach dem vermeintlichen Sieg über Frankreich sollten die deutschen Verbände das russische Zarenreich werfen. Dieser Feldzug gegen Russland sollte im Schulterschluss mit den Armeen Österreich-Ungarns ebenfalls in nur sechs Wochen beendet sein. Die Dauer der russischen Mobilmachungsphase wurde aufgrund der langen Transportwege und des geringer ausgebauten Eisenbahnsystems auf mindestens sechs Wochen geschätzt. Die Beurteilung der Lage des deutschen Generalstabs sah diese Zeitspanne als ausreichend genug an, um einen Sieg im Westen zu erringen. Nach dem Schlieffen-Plan sollte Deutschland zunächst im Westen offensiv werden. Russland hatte aber früh mit der Mobilmachung begonnen, was dafür sorgte, dass die Deutschen unter Zugzwang gerieten und möglichst schnell den Krieg beginnen mussten, um handlungsfähig zu bleiben. Das russische Zarenreich hatte bereits am 29. Juli 1914 13 Armeekorps mobilisiert und stand 'Gewehr bei Fuß.' Die totale Mobilmachung Russlands erfolgte am 30. Juli 1914. Das mehrfache Drängen des deutschen Kaisers Wilhelm II., an seinen Vetter Zar Nikolaj II. von Russland, ihn vom Kriege abzubringen und die Teilmobilmachung zurückzunehmen, schien zunächst erfolgversprechend zu sein, da der Zar einlenkte. Auf Druck des russischen Außenministers und der Kriegspartei fügte sich der Zar jedoch schließlich. Am 31. Juli sandte Kaiser Wilhelm II. einen letzten verzweifelten Aufruf an den Zaren. Nachdem des Kaisers Telegramm an den Zaren unbeantwortet blieb, ließ Reichskanzler Theobald von Bethmann-Hollweg eine Depesche an die deutsche Botschaft in St. Petersburg überreichen, welche die russische Regierung aufforderte binnen 12 Stunden die bereits erlassenen Mobilmachungsbefehle zurückzuziehen, da das Deutsche Reich auch noch nicht mobil gemacht hätte, andernfalls sei der Kriegszustand zwischen Deutschland und Russland unvermeidlich. Nach Ablauf des Ultimatums, am 1. August 1914, um 19 Uhr, überreichte der deutsche Botschafter in St. Petersburg die deutsche Kriegserklärung. Deutschland verfügte zu diesem Zeitpunkt selbst nur über Defensivkräfte in Ostpreußen und die eigene Mobilmachung wurde erst an diesem Tag durchgeführt. Zeitgleich, mit dem Ablauf des Ultimatums, überschritten russische Kavallerieverbände die deutsche Grenze in Ostpreußen und konnten am 19. und 20. August die deutschen Truppen in der Schlacht von Gumbinnen besiegen. Eine, durch die Einfälle der Russen ausgelöste Panik in Ostpreußen, hatte nun zur Folge, dass ein erheblicher Teil der dort beheimateten deutschen Zivilbevölkerung in Richtung Westen floh. Auch die in Ostpreußen verbliebenen kaiserlichen Militärverbände begannen einen planlosen Rückzug, da der Armeeoberbefehlshaber der 8. Armee von Prittwitz den Auftrag an seine Armee streng defensiv interpretierte. Fast ohne Gegenwehr, denn die deutsche Hauptverteidigungslinie war im Zuge natürlicher Hindernisse, wie den Masurischen Seen errichtet, konnten russische Truppen in Ostpreußen einfallen, da an den Grenzen nur vereinzelt deutsche Grenzsicherungstruppen vorhanden waren und dem russischen Vorstoß nicht standhalten konnten. Kolonnen von Flüchtlingstrecks behinderten zu allem Übel den Vormarsch heranrückender deutscher Truppen.
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