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Die Weiße Rose

Der Widerstand Münchner Studenten gegen Hitler - Informationen zum Film

AutorMario Krebs, Michael Verhoeven
VerlagS. Fischer Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl216 Seiten
ISBN9783105604694
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Der Film »Die Weiße Rose« erzählt die Geschichte einer Gruppe von Studenten, die sich 1942 gegen Hitler stellen. Das vorliegende Werk beleuchtet, wie diese jungen Menschen zusammenfinden, beschreibt das historische Umfeld, die Hintergründe und Konsequenzen, die zur Bildung der »Weißen Rose« führten, und berichtet auch, wie und weshalb dieser engagierte Film entstand. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Michael Verhoeven, Studium der Medizin, Dr. med., Schauspieler, Regisseur. Der erste Film, bei dem er Regie führte, war »Paarungen« (1968). Weitere Filme u. a.: »O. K.« (1970), »Ein unheimlich starker Abgang« (1973), »Die Herausforderung« (1975), »Sonntagskinder« (1980).

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Leseprobe

Drehbuchauszug


Atelier Eickemeyer

Innen/Tag

Die Verdunkelung ist heruntergelassen.

Hans, Willi, Alex, Christoph.

CHRISTOPH(liest aus einem Manuskript)

»Wie kann man gegen den gegenwärtigen Staat am wirksamsten ankämpfen … wie ihm die empfindlichsten Schläge beibringen?«

Christoph sieht die anderen vorwurfsvoll an, liest weiter:

»Sabotage in rüstungs- und kriegswichtigen Betrieben … Sabotage in allen Versammlungen, Kundgebungen …«

Blick auf Hans.

Hast du dir eigentlich überlegt, was das bedeutet – Sabotage?

 

HANS

Sonst hätt’ ich’s ja nicht geschrieben.

 

CHRISTOPH

Hans, das sind doch nicht nur Gleisanlagen oder was weiß ich … Eisenbahnwaggons oder Munitionslager. Das trifft auch Menschen. Das kann ich jedenfalls nicht unterstützen. Versteht ihr, das ist Gewalt.

 

HANS

Jeden Tag werden Tausende ermordet, überall … was ist denn mit dieser Gewalt?

Er nimmt Christoph das Manuskript aus der Hand.

Solange du nichts unternimmst, damit das wirklich aufhört … solange hast du diese Menschen auch auf dem Gewissen.

Stille.

 

CHRISTOPH

Das sind nicht unsere Mittel.

Wulf Kessler als Hans Scholl

HANS

Glaubst du, wir können uns das aussuchen?

 

CHRISTOPH

Die Nazis wirklich beseitigen – das kann nur die Wehrmacht.

 

ALEX

Sollen wir vielleicht darauf warten? Glaubst du, so was kommt von allein?

 

CHRISTOPH

Unser Ziel ist geistiger Widerstand!

 

HANS

Aber dabei kann’s doch nicht stehenbleiben. Es müssen andere Gruppen entstehen, immer mehr … ein ganzes Netz. Wir sind gerade dabei, Kontakte zu anderen Städten aufzunehmen.

 

CHRISTOPH

Seid ihr auf einmal übergeschnappt? Wie stellt ihr euch das vor?

Willi springt auf, spuckt sein Papierkügelchen aus.

 

WILLI

Mir reicht das jetzt! Wozu machen wir eigentlich die Flugblätter? Damit die Leute sich genüßlich zurücklehnen und ihr Gewissen beruhigen? Jetzt muß doch was getan werden!

 

Werner Stocker als Christoph Probst

Wohnung Hans und Sophie

Innen/Nacht

Hans, Sophie.

SOPHIE

Was glaubst du, was die gesucht haben in seinem Büro? Die interessieren sich doch nicht für Steuerakten … Warum haben sie ihn verhaftet? Nur wegen seiner Äußerung?

(Anmerkung: Der Vater hatte gesagt: »Hitler ist eine Gottesgeißel« und war deswegen von seiner Sekretärin denunziert worden.)

Hans! … Ich will, daß du mit mir sprichst.

 

HANS

So eine Durchsuchung, das ist Routine. Was willst du eigentlich?

 

SOPHIE

Unsere Familie ist für die Gestapo kein unbeschriebenes Blatt. Begreifst du das nicht? … Hast du vergessen, wie schnell sie damals deine Jugendgruppe aufgerollt haben?

 

HANS

Das war anders. Wir waren ständig auf Fahrt, das war viel riskanter.

 

SOPHIE

Aber jetzt, wo sie den Vater haben, müssen wir doppelt vorsichtig sein! Und da stellst du Flugblätter her …

 

Lena Stolze als Sophie Scholl

HANS

Verstehst du: wenn jemand unsere Flugblätter liest, vielleicht redet der endlich offen mit anderen darüber …

 

SOPHIE

Die Menschen sind doch inzwischen viel zu abgestumpft.

 

HANS

Es gibt Tausende, die nicht mehr einverstanden sind. Und keiner weiß vom andern.

 

SOPHIE

Hans, ich hab’s doch selbst gesehen. Die meisten haben doch Angst, die Flugblätter überhaupt mitzunehmen oder zu lesen.

 

HANS

Ach hör auf. Außerdem ist das meine Sache … Einer muß doch mal den ersten Schritt machen. Wie sollen die Leute Mut finden? Wie sollen sie sich wehren? Immer haben sie das Gefühl, alleine dazustehen. Schau, an der Front, jeden Moment kann’s mich da erwischen … Aber hier weiß ich wenigstens, wofür …

 

Ulrich Tukur als Willi Graf

Wohnung Hans und Sophie

Innen/Tag

Sophie, Fritz, ihr »Verlobter«.

FRITZ

Warum muß dein Vater auch so was sagen?

 

SOPHIE

Das war richtig.

 

FRITZ

Aber unvorsichtig. Verstehst du das nicht?

 

SOPHIE

Er hat es ja nicht aus dem Fenster gerufen.

 

FRITZ

Du siehst ja … trotzdem hat ihn einer denunziert.

 

SOPHIE

Soll ich das, was ich denke, immer nur runterschlucken?

 

FRITZ

Hat doch keinen Sinn, sich mit den Nazis anzulegen … Wir können nur überwintern. Was ist los mit dir, Sophie?

 

Oliver Siebert als Alexander Schmorell

SOPHIE

»Überwintern«. Du bist doch auf den Führer vereidigt. Wie willst du dich da raushalten? Du schießt auf Leute.

 

FRITZ

Ich habe bis jetzt das Glück gehabt, nicht auf jemanden schießen zu müssen. Das weißt du genau.

 

SOPHIE

Aber du bildest andere aus, die es tun müssen.

 

FRITZ

Es ist Krieg. Begreifst du das nicht?

 

SOPHIE

Ja. Es ist Krieg. Und auf welcher Seite stehst du?

 

FRITZ(väterlich)

Du kannst da nicht mitreden. Du warst nie in der Situation.

Wohnzimmer Huber

Innen/Tag

Professor Huber, Hans, Alex.

HANS

Herr Professor, wir haben Sie aus einem ganz bestimmten Grund besucht.

Er gibt ihm ein Flugblatt.

Wir haben das da in der Uni gefunden und …

Huber blättert es auf, sieht die beiden erstaunt an.

 

HUBER

Was hab’ ich damit zu tun?

 

HANS

Wir haben darüber diskutiert, Herr Professor, und wir wollten mit jemand, der … wir wollten mit Ihnen darüber sprechen.

Huber schließt die Tür. Er holt ein Flugblatt aus seiner Tasche.

 

HUBER

Das hab’ ich heute zugeschickt bekommen … Was halten Sie davon?

 

HANS

Es könnte den Leuten Mut machen.

 

HUBER

Das könnte sein. Das stimmt.

 

HANS

Ich hab’ mir … Wir haben uns gedacht, man müßte diese Leute unterstützen …

 

HUBER

Sie meinen, die Flugblätter weiterverbreiten?

 

ALEX

Zum Beispiel.

 

HUBER

Das sollte man vielleicht tun. Aber sehen Sie mal, wie begrenzt die Verbreitung ist. Und dann das Risiko. Wenn man das mit dem vergleicht, was dabei herauskommt …

 

Martin Benrath als Professor Kurt Huber

HANS

Herr Professor …

 

HUBER

Wen wollen Sie denn erreichen? Die Millionen, die dem Weltkriegsgefreiten noch immer an den Lippen hängen?

 

HANS

Herr Professor Huber, Sie können doch nicht …

 

HUBER

Ich seh’s doch an meinen Kollegen. Jeder versucht noch, was Gutes daran zu finden. Aus purem Opportunismus. Und die anderen haben sich eingesponnen in ihre Arbeit und wollen von nichts wissen.

 

HANS

Das ist ja erst ein Anfang.

 

HUBER

Was soll sich denn durch solche gutgemeinten Appelle ändern, frage ich Sie.

Er steckt das Flugblatt ein.

Hans und Alex sehen sich enttäuscht an.

Wohnung Hans und Sophie

Innen/Tag

Der Raum ist...

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