Kleiner Exkurs: Astromedizin

Wie wir gesehen haben, entspricht jede Planetenkraft im Menschen einem Organ. Der Vollständigkeit halber sei noch eine weiterführende klassische Zuordnung erwähnt. Bei dieser projiziert man die Tierkreiszeichen auf den menschlichen Körper: Das erste Zeichen des Tierkreises (Widder) entspricht dabei dem obersten Teil des Menschen (Kopf), das zweite (Stier) dem Hals und Nacken und so weiter bis zum letzten Tierkreiszeichen (Fische), das den Füßen entspricht. In jedem Tierkreiszeichen ist ein Planet „zu Hause“, man sagt, er habe hier sein Domizil und herrsche über die jeweils zugeordnete Körperregion. Dazu gibt es schöne alte bildliche Darstellungen wie die gegenüber.

Dadurch, dass Widder und Skorpion die Domizile („das Zuhause“) von Mars sind, hat Mars also mit dem Kopf und dem Genitalbereich zu tun, Venus (Domizil in Stier und Waage) mit dem Hals und Unterleib, Merkur (Domizil in Zwillinge und Jungfrau) mit Armen und Bauch, Mond (Domizil in Krebs) mit Brust und Magen, Sonne (Domizil im Löwen) mit dem Rücken, Jupiter (Domizil im Schützen und in den Fischen) mit der Hüfte und den Füßen und der Saturn (Domizil im Steinbock und Wassermann) mit den Oberschenkeln, Knien und Unterschenkeln. Diese Einteilung spielt in der Astromedizin eine wichtige Rolle und wurde weiter verfeinert, so zählt man beispielsweise zum Saturn auch die Knochen, die Zähne und das Gedächtnis.

Dies als kleine Einführung für alle, die sich näher mit der klassischen Astromedizin beschäftigen wollen.

Ein Zitat von Johann Agricola aus der „Chymischen Medicin“ von 1638/39 zeigt uns, dass die Astromedizin nicht reine Theorie war, sondern ganz konkret Anwendung fand:

Ein Medicus adeptus, der muss wohl in acht nehmen, mit welchem Planeten der Morbus übereinkomme und welcher ihn auch mache. Aus desselben Planeten Familia muss die Arznei genommen werden, denn also geht die Cur glücklich vonstatten. Oder da derselben (Planet) zu schwach, muss ihm sein Widerpart, der am stärksten ist, begegnen, und den schwachen austreiben, so wird eine Reconciliation der Aphorismen Hippocratis et Paracelsi, welche sagen Similia Similibus et Contraria Contrariis curari oportet.

Für die Herstellung unseres Lebenselixiers ist jedoch v. a. die Entsprechung von Planet – Organ – Pflanze von Interesse, da es hier nicht um bestimmte Krankheiten oder Körperregionen geht, sondern wir ein Elixier zur allgemeinen Erhaltung und Stärkung unserer Lebensenergie bereiten wollen.

ZUORDNUNGEN GEMÄSS DER ASTROMEDIZIN

DIE ZUSAMMENSTELLUNG DER ZUTATEN

Zunächst einmal: Sie können nichts falsch machen! Eine spagyrische Essenz, soweit sie wie oben beschrieben über eine schonende Destillation gewonnen wurde, ist ungiftig und hat keine unerwünschten Nebenwirkungen (im Unterschied zur Tinktur, siehe Seite 22), haben Sie also keine Angst beim Zusammenstellen der vorgestellten Pflanzen. Spagyrische Essenzen machen nicht abhängig und können bedenkenlos auch über einen längeren Zeitraum eingenommen werden; sie enthalten jedoch Alkohol, was sie ungeeignet macht für alle Menschen, die Alkohol meiden sollten, wie Kinder, Epileptiker oder alkoholkranke Personen.

Welche Pflanzen soll ich nehmen?

Ein Lebenselixier dient in erster Linie der Gesunderhaltung des Menschen, deshalb sollten Sie die Zutaten am besten so zusammenstellen, dass sie alle drei Bereiche des Menschen abdecken: Körper, Geist und Seele.

Um die „innere Sonne“, die Lebensenergie des Menschen zu stärken und zum Strahlen zu bringen, eignen sich besonders gut Pflanzen, die der Sonne zugehören und diese gehören auch unbedingt in ein Lebenselixier. Viele Gewürzpflanzen sind Sonnenpflanzen, sie bereichern nicht nur unsere Speisen mit ihrem Aroma und ihrer wohltuenden Wirkung auf die Verdauung, sondern sind auch ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil eines Lebenselixiers – gehen Sie großzügig damit um und nehmen Sie mehrere verschiedene Gewürze ins Aqua Vitae.

Venuspflanzen geben Ihrem Elixier eine harmonische Note, mindestens ein bis zwei Venuspflanzen sollte Ihr Rezept deshalb enthalten. Sie sorgen auch dafür, dass das Elixier nicht nur seine bloße Kraft entfaltet, sondern dies in der Weise der Venus tut: angemessen und im rechten Maße.

Sie sollten in Ihrem Elixier auch die Merkurpflanzen nicht vergessen, denn sie wirken energetisierend auf das Nerven- und Hormonsystem. Doldenblütler sind hierbei die erste Wahl, auch hier sind wieder wohlbekannte Gewürzpflanzen wie zum Beispiel der Kümmel vertreten.

Unsere Erde beherbergt einige „große“ Gewächse, Heilpflanzen, die vor allem nicht bei bestimmten Krankheiten Anwendung finden, sondern den Menschen allumfassend ansprechen und somit von großer Bedeutung für ihn sind, dazu zählen z. B. der Ginseng, der Salbei und die Schafgarbe. Schon bei der Planetenzuordnung zeigt sich, dass es oft schwierig ist, sie hauptsächlich einem Planeten zuzuschreiben, da sie von mehreren Planetenkräften signiert sind (siehe Pflanzenportraits). Es ist natürlich nicht zwingend notwendig, eine dieser Pflanzen mit ins Elixier zu nehmen, sie decken jedoch ein großes Wirkspektrum ab.

Welche Teile der Pflanze verwende ich?

Die meisten Pflanzen bestehen aus Wurzel, Stängel mit Blättern und oft Blüten oder Früchten. Ein gutes Lebenselixier enthält diese Aspekte in einem ausgewogenen Verhältnis, was nicht heißt, dass Sie von einer Pflanze alle Teile verwenden sollen – es wird jeweils der heilkräftigste genommen, z. B. von der Rose die Blüte, von der Erdbeere das Blatt und von der Engelwurz die Wurzel – sodass im Elixier Wurzeln, Blätter und Blüten unterschiedlicher Pflanzen enthalten sind.

Wie viele verschiedene Pflanzen nehme ich?

Für die Anzahl der unterschiedlichen Pflanzen gibt es kein Patentrezept, idealerweise verwenden Sie mindestens 5 bis 6, aber nicht mehr als 15 bis 20 Arten.

Ein persönlicher Tipp:

Wir alle kennen Pflanzen, die wir mehr mögen als andere, oft sind das genau jene Pflanzen, die wir in unserem Leben generell oder zu einer bestimmten Zeit brauchen. Ich zum Beispiel liebe die Engelwurz und den Weißdorn. Ich mag den Geruch der Engelwurz-Wurzel und den Geschmack ihres Tees oder den Duft ihres ätherischen Öls (die meisten Menschen empfinden ihn eher als unangenehm). Mit dieser Pflanze verbindet mich eine ganz persönliche Geschichte, sie hat in einer dunklen Zeit Licht in mein Leben gebracht und sie fehlt in keinem Lebenselixier von mir.

In unserem Wald steht ein uralter Weißdornbaum, eine mystische Stimmung umgibt ihn. Wenn man unter seinen Zweigen steht, schlägt das Herz ruhiger, man kommt in eine meditative Stimmung, in der besondere Wahrnehmungen möglich sind – Weisheit und Ruhe gehen von ihm aus. In meine Essenz aus Weißdornblättern und -blüten habe ich einige wenige Blätter auch von diesem Baum dazugegeben. Nie würde ich ihn dazu benutzen, ganze Zweige für eine Tinktur abzurupfen – aber durch seine Blätter ist dieser besondere Baum in der Essenz anwesend.

Dies sind nur einige Gedanken, wie wir eine Essenz jenseits aller Überlegungen hinsichtlich der Wirkung veredeln können und zu unserem ganz persönlichen Elixier machen.

Wie viel nehme ich von jeder Pflanze?

Das Schöne an einem selber erstellten Aqua Vitae ist, dass wir nicht unbedingt mit einer Apothekerwaage alles auf ein Gramm genau wiegen müssen. Die alten Alchemisten beantworteten die Frage nach dem Wieviel gerne mit einem „Quantum satis“, was bedeutet: Nimm so viel, wie gebraucht wird. Sie werden schnell ein Gespür dafür entwickeln, in welchem Verhältnis die Mengen der verschiedenen Pflanzen gut zueinander passen. Sie werden zum Beispiel von einem Kraut mehr nehmen als vom teuren und auch in geringen Mengen hochwirksamen Safran. Experimentieren Sie ein bisschen, legen Sie Ihre Zutaten auf einen Tisch und entscheiden Sie, wie viel Sie jeweils davon nehmen wollen. Wenn Sie daran interessiert sind, das Rezept zu einem späteren Zeitpunkt identisch noch einmal herzustellen, sollten Sie die von Ihnen ausgewählten Zutaten vor dem Zusammenfügen jedoch abwiegen und das Ergebnis notieren.

Im Kapitel über die Pflanzenportraits habe ich als Anhaltspunkt jeweils bei den einzelnen Pflanzen durch Symbole gekennzeichnet, ob Sie wenig, etwas mehr oder viel von der jeweiligen Pflanze im Verhältnis zu den anderen Pflanzen nehmen sollten.

Die Symbole

BEISPIEL FÜR EIN LEBENSELIXIER

In diesem Elixier sind alle Planetenkräfte enthalten, der Schwerpunkt liegt bei Sonne, Jupiter und Merkur; von den Pflanzenteilen finden wir Wurzel, Rinde, Harz, Kraut, Blätter, Blüte, Blütengriffel und Samen/Früchte; es...