TEIL A: Zahlen, Daten, Fakten
Land, Lage und Klima
Lage von Curaçao / Karibische Inseln - Koordinaten: Willemstad: 12° 6′ N, 68° 56′ W
Nordwesten = Banda ‘Bou / Südosten = Banda ‘Riba
Curaçao liegt etwa 60 km vor der Küste Venezuelas im Karibischen Meer und nordöstlich von Kolumbien. Sie gehört zu den 'Inseln unter den Winden' und liegt daher außerhalb des 'Hurrikan Gürtels'. Auch Erdbeben, Waldbrände oder Überschwemmungen, so wie man es Jahr für Jahr von anderen Erdteilen gewohnt ist zu hören, gibt es hier nicht.
Curaçao mit der Hauptstadt Willemstad ist die größte Insel der ehemaligen Niederländischen Antillen und zugleich Teil der ABC-Inseln, zu denen auch Aruba und Bonaire zählen. Die Insel ist 444 Quadratkilometer groß, ca. 61 km lang und zwischen 5 und 14 km breit. Der Sint Christoffelberg ist mit 375 Metern die höchste Erhebung der Antilleninsel.
Curaçao wird geografisch unterschieden in Banda Abou (das Gebiet nordwestlich von Willemstad) und Banda Ariba (das Gebiet um Willemstad bzw. östlich von Willemstad).
Curaçao ist ein Ganzjahres-Reiseziel, da die Tagestemperaturen ganzjährig zwischen 29 und 32 Grad Celsius liegen. Ein steter Passatwind, der immer für eine frische Brise sorgt, bringt wohltuende Abkühlung. Die Wassertemperatur beträgt durchschnittlich angenehme 26 Grad. Nachts kühlt es sich kaum unter 24 Grad ab.
Zwischen November und Januar herrscht Regenzeit, d.h., hier kann es zu heftigen, aber meist kurzen Regenfällen kommen. Nur in Ausnahmefällen regnet es den ganzen Tag oder sogar mehrere Tage. In dieser Zeit ist auch die Luftfeuchtigkeit mit über 75 % am höchsten.
Geschichte
Curaçao war seit ungefähr 4000 v. Chr. von indianischen Ureinwohnern besiedelt. Eine weitere, höher entwickelte indianische Kultur bildete sich nach einer zweiten Besiedlungswelle um ca. 1500 v. Chr. Die Zeichnungen sind heute noch an der Hato-Höhle sichtbar.
Die europäische Entdeckung fand 1499 durch Alonzo di Ojeda, einem ehemaligen Begleiter Christoph Columbus, statt, der auf dessen zweiten Amerikafahrt, eine Expedition von der Insel Hispaniola aus startete und so als erster Europäer auf Curaçao landete.
1501 wurde Alonzo di Ojeda Gouverneur der venezolanischen Küste und war somit auch zuständig für die ABC-Inseln.
1513 tauchten die ABC-Inseln zum ersten Mal auf einer Weltkarte des Kartographen Juan de la Casa auf. Die Entdeckung durch den Spanier Alonso de Ojeda führte bereits nach wenigen Jahren dazu, dass die indianischen Ureinwohner zur Zwangsarbeit aufs Festland deportiert wurden.
1520 lebten kaum noch Menschen auf den Inseln.
1526 wurde der Rücktransport der noch lebenden Sklaven von der Insel Hispaniola angeordnet und so wurden sie mit Viehherden zurückgebracht. Hier dienten die Indios den Spaniern als Hirten.
1568 erklärten die Vereinigten Niederlande ihre Unabhängigkeit von Spanien. Ein langer Krieg zwischen beiden Nationen begann und die Niederländer lieferten sich einige Kämpfe mit der Spanischen Flotte.
1621 wurde die West Indian Company (WIC) in Amsterdam gegründet und arbeitete fortan in enger Kooperation mit der holländischen Regierung zusammen. Das erklärte Ziel dieser Gesellschaft war es, den Handel und Wandel in der Karibik zu schützen.
1634 eroberten die Holländer Curaçao von den Spaniern und 1636 fielen auch Aruba und Bonaire in die Hände der Holländer. Bonaire diente dabei nur als Versorgungsplantage für Curaçao.
Ab dem 17. Jahrhundert wurden auf Curaçao Sklaven für den Salzabbau eingesetzt. Unter dem neuen Direktor der WIC – Peter Stuyvesant – wurde die Insel Curaçao zum größten Flottenstützpunkt und größten Sklavendepot der Holländer ausgebaut. Stuyvesant, der der Insel bis 1642 vorstand, bevor er Gouverneur von Neu Amsterdam (heute New York) wurde, forcierte den Sklavenhandel enorm. Jeder fünfte Sklave, der von Afrika verschleppt wurde, kam nach Curaçao zur 'Erholung', um somit eine Wertsteigerung zu erfahren.
Nach 1648 und dem westfälischen Friedensschluss liberalisierte sich der Handel und Curaçao wurde zur Anlaufstelle für Handelsschiffe aller Nationen. Während der spanisch-portugiesischen Auseinandersetzung 1654 kamen viele Juden aus Brasilien nach Curaçao und verhalfen der Insel mit ihren guten Handelskontakten und Geschäftserfahrungen im 17. und 18. Jahrhundert zu Wohlstand. So wurde Curaçao zum blühenden Handelszentrum der Karibik. Der Salzhandel blühte und die gute strategische Lage der Insel führte dazu, dass Curaçao bei den Niederländern, den Engländern und den Franzosen immer wieder zum Streitobjekt wurde.
Holland etablierte sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an der Seite Englands zur größten Sklavenhändlernation Europas. Zu Hochzeiten wurden durch die Depots der Insel mehr als eine halbe Million afrikanische Sklaven geschleust. Auseinandersetzungen zwischen England und Frankreich beeinträchtigten jedoch den Handel auf Curaçao. Der französische Pirat Cassard eroberte 1713 die Insel und ließ sich nur durch eine Zahlung von 115.000 Pesos und 200 Sklaven bewegen die Insel wieder zu verlassen. 1792, nach dem Niedergang der West Indian Company, wurde Bonaire Besitz der Niederländischen Krone. Der Krieg in Europa hatte ebenfalls Auswirkungen auf die ABC-Inseln. Überfälle von Briten und Franzosen häuften sich. Am 17.08.1795 zettelten die Sklaven auf Curaçao einen Aufstand an, der einige Wochen später blutig niedergeschlagen wurde. Die Anführer Carpata und Tula werden zu Tode verurteilt und hingerichtet.
Zwischen 1800 und 1816 ergriffen die Briten die Macht auf Curaçao und eroberten 1805 – im Zuge des Napoleonischen Krieges in Europa – die Insel Aruba. 1807 wurde Bonaire ebenfalls britisch. 1816 (Wiener Kongress) gab Großbritannien die ABC-Inseln an die Niederlande zurück. Der erste niederländische Generalgouverneur der ABC-Inseln wurde Albert Kikkert.
Ab 1860 verlor Curaçao an wirtschaftlicher Bedeutung, die sie erst mit den Erdöl-Entdeckungen wieder erhöhen konnte.
1863 hob die Niederlande als letztes europäisches Land die Sklaverei auf und entließ allein auf Curaçao 6.751 Sklaven in die Freiheit. Jeder Sklave bekam – nach der sogenannten 'paga tera' Vereinbarung – ein Stück Land zum Bewirtschaften.
Bei der Entdeckung des Öls in der Maracaibo-See vor Venezuela entschied sich die Caribbean Petroleum Kompanie 1914 auf Curaçao eine Raffinerie zu bauen. Im Mai 1918 war diese betriebsbereit. Die 440 Hektar große Raffinerie in Schottegat (ab 1960 in den Händen von Shell Curaçao N.V.) beschäftigte zu den besten Zeiten mehr als 2.500 Menschen aus aller Herren Länder. In dieser Zeit stiegen die Preise schneller als die Löhne und traditionelle Handwerksbetriebe gaben ihr Geschäft auf, um auch ein Stück vom Ölwirtschafts-Kuchen ab zu bekommen. Die Kluft zwischen Arm und Reich wurde im Laufe der Jahre immer größer. Hinzu kam, dass im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklung immer mehr Einwanderer auf die Insel strömten. 1954 gewährte Holland seinen karibischen Kolonien die Selbständigkeit. Die insgesamt sechs Inseln (Aruba, Curaçao, Bonaire, Saba, Sint Eustatius und Sint Maartin) bildeten den Verbund der niederländischen Antillen. Die Niederländischen Antillen waren seither innenpolitisch völlig autonom, lediglich die Außen- und Verteidigungspolitik wurde durch die Niederlande wahrgenommen.
1969 kam es nach Lohnkürzungen zu heftigen Demonstrationen vor den Toren der Raffinerie auf Curaçao. Die Inselregierung ließ hart durchgreifen und erschoss einige Demonstranten, worauf es zu einer heftigen Eskalation kam. Niederländische Fallschirmjäger unterstützten die Regierung, um die Lage auf Curaçao wieder unter Kontrolle zu bringen, was ihnen nach einigen Wochen auch gelang. Größere soziale Gerechtigkeit und ein stärkeres Engagement der Regierung in der Wirtschaft waren die Ziele der 70er und 80er Jahre.
1985 zog sich Shell aus Curaçao zurück. Die alte Raffinerie wurde für einen symbolischen Dollar an die Regierung verkauft, die wiederum die Raffinerie an eine venezolanische Erdölgesellschaft vergab.
1986 verließ Aruba den Verband der Niederländischen Antillen und wurde autonomer Teil des niederländischen Königreiches.
1997/1998 wurde die Hauptstadt von Curaçao von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Bis zum Zeitpunkt als die Niederländischen Antillen am 10.10.2010 aufgelöst wurden, war Curaçao die Hauptstadt des Verbundes.
2010 wurde auch Curaçao selbstständig und zum eigenständigen Land innerhalb des Königreichs der Niederlande ernannt.
Bevölkerung, Sprache und Religion
Auf Curaçao leben 151.892 Einwohner (Stand: 2012) aus über 40 Nationen, davon allein 101.096 in und um Willemstad. Die Bevölkerungsdichte beträgt durchschnittlich 342 Einwohner pro km2.
Aufgrund der vielen Nationalitäten gibt es entsprechend viele Religionen auf der Insel. Der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung, ca. 80 %, ist jedoch römisch-katholisch.
Die Lebenserwartung liegt bei durchschnittlich 76,16 Jahren.
Die Geburtenrate liegt bei 2,2 Kindern.
Die ursprünglichen Einwohner Curaçaos waren die Arawak-Indianer, von denen nur noch sehr wenige auf der Insel leben.
Heute gibt es ebenfalls noch Nachfahren von sephardischen Juden, die im 17. Jahrhundert aus Spanien und Portugal vor der Inquisition geflohen...