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E-Book

Supervision und Coaching im Spannungsfeld Gesundheit. Gesundheitsfördernde Führung und Organisationen

AutorBettina Bickel, Gabriela Demmelbauer
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783668216297
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2016 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, , Sprache: Deutsch, Abstract: Welchen Beitrag können Supervision und Coaching zu einer gesunden Organisation und gesundheitsfördernden Führung leisten? Dieser Frage gehen die Autorinnen Bettina Bickel und Gabriela Demmelbauer in 'Supervision und Coaching im Spannungsfeld Gesundheit' sowohl theoretisch als auch praktisch nach. Psychische Erkrankungen sind in der Gesellschaft oftmals noch ein Tabuthema. Doch dass das Arbeitsumfeld sowohl Mitarbeiter als auch Führungskräfte psychisch krank machen kann, ist aufgrund der steigenden Zahl an Krankmeldungen nicht von der Hand zu weisen. Supervision und Coaching dienen, neben der betrieblichen Gesundheitsförderung und Präventionsangeboten, als Ergänzung zur Förderung und Organisationsentwicklung. Durch den Einblick in das Innenleben einer Organisation sowie die Optimierung des Miteinanders kann die Gesundheit aller positiv beeinflusst werden. Wie das in einem Unternehmen funktioniert, zeigen die Autorinnen anhand ausgewählter Praxisbeispiele. Sie schärfen das Verständnis dafür, was Supervision und Coaching leisten können - und was nicht. Und was Gesundheit mit Führung zu tun hat. Das Buch richtet sich an Führungskräfte, Fachkräfte und Teams, die in Organisationen arbeiten und ein gesundes Miteinander anstreben. Bettina Bickel ist Klinische und Gesundheitspsychologin und Gabriela Demmelbauer examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin. Ihre langjährigen Erfahrungen ermöglichen ihnen verschiedene Zugänge zum Thema 'psychische und körperliche Gesundheit'. Heute sind beide als freiberufliche Supervisorinnen und Coaches tätig.

Bettina Bickel, Mag.a, Studium der Psychologie, Ausbildung zur Klinischen und Gesundheitspsychologin bei der Gesellschaft kritischer Psychologen und Psychologinnen, Ausbildung zur Supervisorin und Coach an der Fachhochschule Vorarlberg und der Weiterbildungseinrichtung Schloß Hofen langjährige Erfahrung als Klinische und Gesundheitspsychologin und Amtssachverständige beim Land Steiermark, freiberuflich als Supervisorin und Coach tätig office@bettinabickel.at www.bettinabickel.at

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Leseprobe

2. Theoretische Ansätze und Modelle


 

Nach der Begriffsklärung und Definition von Gesundheit, Supervision und Coaching werden verschiedene Theorien und Forschungsbefunde aus der Fachliteratur als theoretische Grundlagen, Basis für Interventionen und Ansatzpunkte von Supervision und Coaching in weiterer Folge dargestellt.

 

Der erste Teil dieses Kapitels beschäftigt sich mit grundlegenden Konzepten wie dem Salutogenese Modell und dem Begriff Resilienz, sowie mit Merkmalen salutogener und achtsamer Organisationen.

 

Im zweiten Teil erfolgt die Auseinandersetzung mit dem Zusammenhang von Gesundheit und Führung, Führungskompetenzen, sowie mit unterschiedlichen Führungskonzepten unter Berücksichtigung von Achtsamkeit, Autorität und gesunder Führung. Darüber hinaus werden zehn Schlüsselfaktoren für Gesundes Führen vorgestellt.

 

2.1 Salutogene Organisationskultur


 

Veränderungen in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt führen zu zunehmendem Druck und Belastungen von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, sowie zunehmenden Anforderungen an den und die Einzelnen. Dem gegenüber stehen die Verantwortung von Organisationen und systemische Einflussfaktoren in Unternehmen. So wird beispielsweise in der Publikation „Die erschöpfte Arbeitswelt“ von Badura und Steinke (2011) im Vorwort auf die Bedeutung der Perspektive der Organisation und des Blicks auf kollektive Prozesse für die Leistung von Unternehmen und Belastungen Einzelner verwiesen.

 

Um diesem Organisationskontext Rechnung zu tragen, werden ausgehend vom Salutogenese Modell von Antonovsky, sowie den Konzepten Resilienz und Ressourcenorientierung Merkmale und Kriterien von Organisationen und Arbeitsbedingungen im Sinne von gesundheitsfördernden Rahmenbedingungen in Folge thematisiert.

 

2.1.1 Das Salutogenese Modell


 

Das Modell der Salutogenese von Antonovsky (1981 zitiert nach Faltermaier, 1994) setzt sich mit dem Gesundheits- und Krankheitsbegriff auseinander. Im Gegensatz zu defizitorientierten Krankheitsmodellen stehen nicht mehr potentielle Risiken im Mittelpunkt, sondern die personalen und sozialen Ressourcen und protektiven Faktoren, die Menschen gesund erhalten, sogenannte Coping-Strategien. Gesundheit wird in diesem Modell als aktiver und dynamischer Prozess verstanden und mit dem Begriff Salutogenese ist nicht nur die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit gemeint, sondern die sich verändernde Ausprägung von Gesundheit und Krankheit.

 

Abbildung 1 auf der folgenden Seite zeigt die wichtigsten Komponenten des Salutogenese Modells.

 

 

Abbildung 1: Modell der Salutogenese (Antonovsky, 1981 zitiert nach Faltermaier, 1994, S.49)

 

Ein wesentlicher Teil im Modell der Salutogenese stellt das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum dar, mit den beiden Polen Gesundheit und Krankheit. Die Position, die eine Person auf diesem Kontinuum einnimmt, hängt stark von der Ausprägung ihres Kohärenzsinns („sense of coherence“) ab.

 

Der Kohärenzsinn stellt eine kognitive und affektiv-motivationale Grundeinstellung in Bezug auf die Einschätzung eigener Fähigkeiten bei der Bewältigung von Anforderungen dar (Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001). Er kann als übergreifende Fähigkeit gesehen werden, potentielle Stressoren zu bewältigen und besteht aus drei Komponenten: der Verstehbarkeit, der Bewältigbarkeit und der Sinnhaftigkeit.

 

Die Verstehbarkeit bezieht sich auf Merkmale von Situationen oder Reizen und den darin enthaltenen Informationen und entspricht somit einer kognitiven Komponente des Kohärenzsinnes.

 

Die Bewältigbarkeit betrifft die subjektive Wahrnehmung der Anforderungen im Vergleich zu den eigenen Ressourcen und die Sinnhaftigkeit bezieht sich als motivationale Komponente auf den emotionalen Sinn des Lebens und der Probleme und Anforderungen (Faltermaier, 1994).

 

Ein weiterer Teil des Salutogenese Modells von Antonovsky (1981 zitiert nach Faltermaier, 1994) ist das Konzept der generalisierten Widerstandsressourcen. Dies sind Variablen, die die Bewältigung eines Spannungszustands unterstützen und bedeutsame Lebenserfahrungen ermöglichen. Diese Lebenserfahrungen beeinflussen wiederum die Ausprägung des Kohärenzsinnes einer Person. Beispiele für Widerstandsressourcen sind eine präventive Gesundheitsorientierung, materielle Ressourcen, Intelligenz und Wissen, Ich-Identität, effektive Bewältigungsstile, oder auch soziale Unterstützung und die Verbundenheit mit stabilen Kulturen und religiösen Glaubenssystemen.

 

Die Position einer Person auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum ist darüber hinaus abhängig von Stressoren, Ressourcen und der Bewältigung von Spannungen. Stressoren spielen eine große Rolle für die Gesundheit von Menschen im Sinne von Risikofaktoren bei verschiedenen Krankheiten. Ob Anforderungen für eine Person zu Stressoren werden, ist abhängig von der subjektiven Einschätzung der Person und ihren verfügbaren Ressourcen. Das Auftreten von Stressoren kann auch als Mangel an Ressourcen gesehen werden und führt zu einem Spannungszustand bei der Person, der Affekte und physiologische Erregung mit sich bringt. Kann ein solcher Spannungszustand bewältigt werden, dann bewegt sich eine Person in die positive Richtung auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum.

 

Wenn die Bewältigung eines Spannungszustands nicht gelingt, führt dies zu einem Stresszustand und damit einer Bewegung in die negative Richtung des Gesundheits-Krankheits-Kontinuums. Die Bewältigungsmöglichkeiten einer Person werden bestimmt durch die Ressourcen, die für sie verfügbar sind (Faltermaier, 1994).

 

Das Salutogenese Modell spielt besonders im Bereich der Gesundheitsförderung und bei der Entwicklung von Präventionsmaßnahmen eine wichtige Rolle im Sinne einer theoretischen Fundierung mit Perspektivenwechsel zur Ressourcenorientierung.

 

2.1.2 Resilienz und Ressourcenorientierung


 

Resilienz im Sinne des psychologischen Begriffs bedeutet psychische Widerstandskraft. Er stammt aus der Entwicklungspsychologie und darunter ist eine gesunde Entwicklung von Persönlichkeit und Verhalten trotz negativer Lebenserfahrungen und Belastungen zu verstehen (siehe auch Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001).

 

Petzold und Müller (2003 zitiert nach Hoffmann, 2015, S.4) beschreiben verschiedene Modelle von Resilienz als prozesshaftes Geschehen, so beispielsweise als „Möglichkeit der Erholung und Fähigkeit, wieder jene Muster von Anpassung und Kompetenz einsetzen zu können, wie vor dem krisenhaften Ereignis“.

 

Die Resilienzforschung beschäftigt sich mit protektiven Faktoren, insbesondere individuellen und sozialen Ressourcen, wie Problemlösefähigkeit, Selbstwertgefühl, soziale Unterstützung und das Erleben von Sinn und Struktur im Leben. Das Kohärenzgefühl gilt ebenfalls als Ressource (Bengel, Strittmatter & Willmann, 2001).

 

Haubl und andere (2013 zitiert nach Becker-Kontio & Schwennbeck, 2014) erweitern den Begriff der Resilienz von der Fähigkeit einzelner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zur Aufrechterhaltung der Gesundheit bei Leistungsdruck auch auf Organisationen und Teams.

 

Aus systemtheoretischer Sicht wird Resilienz definiert als Fähigkeit eines Systems seine Integrität bei Störungen von innen oder außen zu bewahren und einen statischen Grundzustand oder einen dynamischen Wechsel in verschiedene Systemzustände zu erreichen (Borgert, 2013).

 

Die Definition von organisationaler Resilienz nach Hoffmann (2015) nimmt Bezug auf Ressourcen, Kompetenzen und der Leistung von Individuen und Organisation in Auseinandersetzung mit der Umwelt. Er sieht die Anpassung, den Bestand und die Weiterentwicklung einer Organisation als verknüpft an mit einer organisationalen Identität.

 

Resilienzmodelle, wie beispielsweise das von Gruhl (2010 zitiert nach Borgert, 2013) beschäftigen sich im Sinne der Ressourcenorientierung mit der Bewältigung von Krisen und Risikosituationen. Gruhl unterscheidet sieben Faktoren der Resilienz, welche in Abbildung 2 ersichtlich sind.

 

 

Abbildung 2: Die sieben Faktoren der Resilienz (Gruhl, 2010 zitiert nach Borgert, 2013, S.15)

 

Es wird häufig zwischen internen und externen Ressourcen unterschieden. Hinsichtlich der Maßnahmen der Gesundheitsförderung differenziert beispielsweise der Fonds Gesundes Österreich zwischen Selbstwertgefühl, Bewältigungsstrategien und Kompensationsmöglichkeiten als internen Ressourcen einer Person, sowie ökonomischen Bedingungen, beruflichem Umfeld und sozialer Unterstützung als externen Ressourcen (Fonds Gesundes Österreich, 2015a).

 

Die Ressourcenorientierung dient der Stärkung einzelner Personen hinsichtlich ihrer Stressbewältigung, kann im Sinne von Ressourcen als...

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