IM JETZT LEBEN
Der Dalai-Lama soll einmal gesagt haben:
Der Mensch opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen.
Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wiederzuerlangen.
Und dann ist er so ängstlich wegen der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt.
Das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart oder in der Zukunft lebt.
Er lebt, als würde er nie sterben.
Und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt …
Irgendwann hat jeder von uns schon mal das Gefühl genossen, dass alle Puzzleteile am richtigen Platz liegen: Dann erleben wir für einen ganz kurzen Augenblick eine Ruhe und innere Stille, in der wir gern verharren würden und von der wir gern viel mehr hätten.
Sie wissen sicher, was wir meinen – diese Augenblicke überwältigender Liebe und intensiver Freude, die Sie mit Ihrem Kind, Ihrem Partner, Ihrem Haustier oder bei einem fantastischen Naturerlebnis erfahren können. Diese Momente sind ein kleiner Vorgeschmack auf ein bewusstes Leben im Jetzt!
Warum fällt es uns Menschen so unglaublich schwer, im Jetzt zu leben? Das Gehirn ist zukunftsorientiert, unternehmungslustig und unglaublich kreativ, daher beschäftigen und interessieren uns die Zukunft und die Vergangenheit mehr als das Jetzt.
Die Vergangenheit verleiht uns eine Identität, und die Zukunft enthält die Hoffnung auf Erfolg und Glück.
Gedankenrauschen
Wir Menschen sind von unseren Gedanken wie besessen. Dieses Monologisieren im Kopf geht sofort los, wenn wir morgens aufwachen, und läuft stetig weiter, bis wir wieder schlafen gehen. Gestresste Menschen schaffen es kaum, ihre Gedanken auch nur zehn Sekunden anzuhalten.
Der Intellekt und die Gedanken sind die größten Aktivposten, die wir als Menschen besitzen, aber wenn der Gedankenstrom die Kontrolle übernimmt und wir es versäumen, das Jetzt zu genießen, dann wird unser innerer Monolog auch zu einer großen Last. Wir müssen ein gesundes Gleichgewicht zwischen dem Bewusstsein (dem Jetzt) und den Gedanken an das Vergangene und die Zukunft anstreben.
Viele Menschen merken nicht einmal, dass sie tatsächlich die ganze Zeit über ununterbrochen denken. Der Monolog im Kopf kommentiert, spekuliert, verurteilt, vergleicht, beklagt, findet etwas gut und etwas schlecht und so weiter. Für viele Menschen ist diese Stimme in ihnen die Ursache für Stress, ein schlechtes Selbstwertgefühl, Unglück und Verzweiflung.
Das Jetzt ist eine Wirklichkeit, die immer ganz nah ist, die wir aber nur selten beachten.
Es fällt uns schwer, das Jetzt zu erleben, weil unsere Gedanken immer so viel Krach machen.
MATS ERZÄHLT
Ein Erlebnis beim Einkauf im örtlichen Supermarkt brachte mich zum »Aufwachen«. Ein Mann, den ich nicht kannte, ging herum und führte laut Selbstgespräche. Er überlegte, was er zu Abend essen und wen er noch anrufen sollte. Wie reagierten die anderen Kunden auf sein Verhalten? Natürlich mit Befremden. Die Leute machten Umwege, um dem Mann mit dem merkwürdigen Verhalten aus dem Weg zu gehen. Da ging mir auf, dass wir alle eigentlich exakt genauso sind. Die Worte, die er laut und deutlich aussprach, denken wir sogenannten »normalen« Menschen still und für uns selbst im Kopf.
Jagd nach dem Glück
Alkohol, Essen, Sex, Sport und Drogen sind Beispiele für sehr kurzfristige Genüsse, die ständig nach einem neuen Kick verlangen.
Das Glück währt immer nur eine begrenzte Zeit, deswegen sind wir Menschen ständig auf der Jagd nach Adrenalinkicks. Eine amerikanische Studie zeigt, dass der neue Job, die neue Beziehung oder die neue Wohnung nach drei Monaten keine große Wirkung mehr haben. Wir kaufen heutzutage zum Beispiel mehr Dinge als je zuvor, aber auch das führt nicht zu längerer Zufriedenheit.
Lernen wir es denn nie? Viele Menschen sind absolut davon überzeugt, dass die nächste Beziehung, Renovierung, der nächste Urlaub, Job, das nächste Kind und so weiter sie endlich »richtig« glücklich machen werden.
Unsere Sehnsucht nach der Zukunft führt dazu, dass wir vergessen, im Jetzt zu leben.
Schwedisches Sprichwort
Die meisten Menschen sind von der Zukunft besessen, weil sie im Jetzt so unzufrieden sind. Und viel zu viele glauben auch, dass sich das Glück im Geld findet. Stellen Sie sich einmal vor, Sie würden mit einem Rubbellos eine Million gewinnen. Wenn Sie zuvor nicht gelernt haben, im Jetzt zu leben, werden Sie nach kurzer Zeit wieder an Ihrem Ausgangspunkt angelangt sein.
Echtes Glück kann man nur im Jetzt erleben!
Micael Dahlén schreibt in seinem Buch Nextopia viel Interessantes über die »Erwartungsgesellschaft«. Wenn alles über das Internet zu erreichen ist, glauben wir seiner Ansicht nach, dass sich das Glück irgendwo dort in der Zukunft findet, nicht im Jetzt. Dass wir über Computer und Fernseher alle Dinge und Möglichkeiten, die es in der Welt da draußen gibt, sehen können, macht uns verrückt vor Verlangen, unser eigener, einfacher Alltag wirkt dagegen ziemlich grau.
Viele Menschen sind rastlos und wären gern woanders. Mit ihrem Hier und Jetzt sind sie selten oder nie zufrieden.
Finden Sie auch, dass Ihre Tage, Monate und Jahre viel zu schnell vorbeirauschen? Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, unsere erlebte Zeit zu bremsen – indem wir bewusster im Jetzt leben!
ALLES UND DOCH NICHTS
Freunde von uns mit zwei kleinen Kindern, 4 und 6 Jahre alt, verbrachten fast den ganzen Sommer unterwegs, voller Aktivitäten. Sie besuchten die Astrid-Lindgren-Welt, den Aquapark Skara Sommarland, den Freizeitpark Liseberg und Freunde in verschiedenen Ecken Schwedens. Als wir uns im Spätsommer trafen, fragten wir, wie es ihnen gefallen hat – und das war die Antwort: »Es fühlt sich an, als wären wir im Sommer wirklich überall gewesen und doch nirgendwo!«
Glücksmoment
Als der schwedische Fußballprofi Henrik Rydström das allerletzte Spiel seiner Karriere bestritt, geschah etwas sehr Interessantes, wie er erzählt:
Mein letztes Spiel ist vorbei. Als ich zu den Rängen aufschaue, sehe ich ein wohlbekanntes Gesicht: Aldor, mein erster Jugendtrainer aus Listerby, ist den ganzen Weg aus Blekinge gekommen, um das Spiel zu sehen. Ich gehe zu ihm, strecke ihm die Hände entgegen, er nimmt sie, und ich sage: Aldor, wie schön, dich zu sehen. Er bekommt kein Wort heraus, hat Tränen in den Augen, und es ist ein solcher Moment, ein solcher Augenblick, der anhält, der bleibt und der eigentlich jeden schweren Trainingstag in Gegenwind, Kälte, Regen und Schnee wert war, es ist ein solcher Augenblick, der im Grunde alles wert ist.
In diesem magischen Moment war Henrik ganz bewusst da und bekam einen Einblick in das Jetzt, wenn es am größten und wunderbarsten ist. Die schönsten Augenblicke des Lebens sind die, in denen wir uns voll konzentrieren und ganz bewusst im Jetzt sind.
Wenn wir lernen, bewusster im Jetzt zu sein, ist das der Beginn einer fantastischen Reise. Sie wird dazu führen, dass wir inneren Frieden und gleichzeitig ein Wachsein, eine Freude und Lebenserfüllung erfahren, wie wir sie wahrscheinlich zuvor selten oder noch nie erlebt haben.
Zu Anfang schaffen wir es vermutlich nur, kurze Einblicke ins Jetzt zu erhaschen, um später, wenn wir geübt sind, die Möglichkeit zu haben, deutlich bewusster und länger dort zu verweilen.
Die gute Nachricht ist, dass wir durchaus unsere eigenen Gedanken betrachten und feststellen können: Das ist der Monolog in meinem Kopf, und hier bin ich und höre zu. Wenn wir diesem Gedankenmonolog zuhören, sind wir uns nicht nur unserer Gedanken bewusst, sondern auch – als Zeuge dieser Gedanken – unserer selbst. Ein neues Bewusstsein breitet sich in Ihnen aus.
Jedes Mal, wenn wir eine Lücke in den Gedankenstrom reißen, entsteht ein Kontakt mit dem Jetzt. Bei den meisten Menschen ergeben sich solche Lücken nur selten und oft aus purem Zufall. Sie können in Zusammenhang mit intensiven Erlebnissen auftreten, bei körperlicher Nähe oder extremer körperlicher Anstrengung. Auf einmal herrscht dann eine kostbare Stille. Leider sind solche Augenblicke immer nur kurz, denn die Gedanken drängen sich rasch wieder in den Vordergrund.
Es hat sich gezeigt, dass wir größeres Glück empfinden, wenn wir es schaffen, gefühlsmäßig und mental das, was wir tun, bewusst zu tun.
Zu erlernen, mehr Zeit im Jetzt zu verbringen, ist das beste Geschenk, das wir uns machen können.
Wenn Sie Ihr Leben verändern möchten, dann machen Sie es sich zum Ziel, sich so oft wie möglich auf das Jetzt zu konzentrieren. Machen Sie es sich zu einer Gewohnheit, die Aufmerksamkeit so gut wie nur irgend möglich von der Vergangenheit und der Zukunft abzulenken. Achten Sie bewusst darauf, wie oft Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Augenblick fokussieren. Das hilft Ihnen dabei, schnell wieder ins Hier und Jetzt zu finden.
Wachen Sie aus Ihrem Zustand der Unbewusstheit auf. Benutzen Sie Ihre Sinne. Stellen Sie sich folgende Fragen: Wer ist hier bei mir? Welche Geräusche höre ich? Wie sieht es hier um mich herum aus, wo ich mich gerade befinde? Was rieche ich? Achten Sie darauf, Ihre Eindrücke nicht zu bewerten.
Nehmen Sie Ihre Atmung bewusst wahr, spüren Sie die Luft, die ein- und ausströmt. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz auf das JETZT und zählen Sie auf, welche Probleme Sie genau in diesem Augenblick haben.
Es ist unmöglich, zu lange um Probleme zu kreisen, wenn Sie sich komplett auf das Jetzt konzentrieren!
Jetzt-Übungen
Bewusster im Jetzt zu leben, erfordert viel...