Die Zahl 9
Die Engel fliegen in Spiralen, der Teufel nur geradeaus.
HILDEGARD VON BINGEN (DEUTSCHE MYSTIKERIN)
Die Zahl 9 ist eine heilige Zahl, sie steht für die Transformation. Als letzte einstellige Zahl symbolisiert die 9 den Übergang in eine neue Ebene, einen höheren Bereich, zu einem höheren Bewußtsein. Sie ist die Zahl der Initiation, also des Aufstiegs in einen anderen Seinszustand, z. B. vom Kind zum Mann, vom Novizen zum Priester, vom Laien zum Schamanen. Im Christentum haben die Taufe, die Kommunion und die Firmung initiativen Charakter – die Errettung der Seele durch die Aufnahme in den Kreis der Gläubigen. Bei Einweihungen spielt die 9 als Zahl der Sammlung und Vorbereitung eine Schlüsselrolle.
Es sind 9 Stunden, 9 Nächte, 9 Tage, 9 Wochen, 9 Monate oder 9 Jahre, die diesem Initiationsschritt vorausgehen. Pythagoras verbrachte 3 x 9 Tage in einer Grotte, um in die Mysterien eingeweiht zu werden. Das eigentliche Ziel der inneren Sammlung vor dem Schritt ins Neue ist die Selbsterkenntnis. Bereits Pythagoras lehrte, daß der Mensch die 9 erreichen sollte: »Ich wachse über mich selbst hinaus.« Sowohl als Symbol der Selbsterkenntnis als auch als Wegweiser für die richtige Schrittfolge zeigt sich die 9 im Enneagramm. Ursprünglich beschrieb es einen 9stufigen Entwicklungsprozeß. Jakob Böhme, ein bekannter deutscher Mystiker und Philosoph aus dem 16. Jh., schrieb: »9 ist die Zahl der Tinktur; bis in die neunte Zahl sollen wir gehen, weiter nicht; in der neunten Zahl sieht man alle Dinge.«
Das Bagua des Feng Shui zeigt vier Haupt- und vier Zwischenrichtungen an. Die Orientierung erfolgt aus der Mitte, dem Sitz der 9, diese symbolisiert das Zentrum, den Ort der Gesundheit. Als Potenzierung der göttlichen 3 (3 x 3) hat die 9 eine starke, religiöse Bedeutung. Im Christentum gibt es die Vorstellung von 9 himmlischen Engelschören und einem 9-stufigen Himmel, und in der Bergpredigt sind es 9 Seligpreisungen. Der 9. Tag ist der Tag der Stille, des Lichts, der absoluten Göttlichkeit. Christus starb zur 9. Stunde, die Odyssee dauerte 9 Jahre, ein Kind wird nach 9 Monaten geboren.
Die beiden Worte »neu« und »neun« sind in vielen Sprachen miteinander verwandt bzw. sich sehr ähnlich:
Obwohl die meisten Menschen den Schriftzug anders herum machen, ist auch das Schriftzeichen 9 ein Symbol für den Weg von außen nach innen, ihr Kehrbild, die Zahl 6 gilt als fruchtbar und geht aus sich heraus.
Die 9 steht für physikalische Kräfte, Materialismus und Transformation. Ihr Vielfaches läßt sich am Ende immer wieder auf die 9 zurückführen, z. B. 3 x 9 = 27, Quersumme 2 + 7 = 9. Das bedeutet, daß diese Zahl immer erhalten und immer sie selbst bleibt. Somit bekommt sie eine Beziehung zum göttlichen Urgrund, der war, der ist und der sein wird, gleichgültig, welche Formen er annimmt.
Symbolik: Das Zeichen der 9 ist die Spirale
Sie gilt als eines der ältesten Sinnbilder überhaupt und erschien schon auf Felszeichnungen, im alten Ägypten oder in keltischen Ornamenten. Auf vielen alten Schmuckstücken findet sich dieses Symbol. Als rechtsdrehende Spirale bedeutet es Schöpfung. Von einem Punkt verbreitet sich alles nach außen. Die linksdrehende Spirale ist ein Zeichen der Rückkehr zur Einheit. Es ist ein Weg der Verinnerlichung, denn von außen nach innen kehren wir zurück in die Mitte, zu uns selbst, zu Gott. Die Spirale ist ein Symbol für die Einheit von Körper, Geist und Seele. In der Natur können wir immer wieder Spiralformen entdecken, z. B. bei Schneckenhäusern oder im Fruchtstand von Pflanzen, bei Sonnenblumen und Zapfen von Nadelbäumen. Auch eine Spinne spinnt ihr Netz meist spiralförmig. Das wohl wichtigste Beispiel ist aber sicherlich die DNS-Spirale.
Die Zahl 10
Die 10 ist die Zahl der göttlichen Ordnung, der Vollkommenheit, der Vollendung. Sie beschließt die Zahlenreihe der Einer und beginnt die Reihe der Zehner. Sie besteht aus 1 und 0, hier verbindet sich der Anbeginn, die Zahl 1, mit dem Nichts, der Zahl 0. Auch bei den Pythagoräern war die 10 eine heilige Zahl, denn sie bildet die Summe aus den ersten vier Grundzahlen: 1 + 2 + 3 + 4 = 10. Das Ergebnis aus den 4 Elementen ist die gesamte Schöpfung.
10 Finger haben unsere Hände, zusammengelegt, als betende Hände, begeben wir uns in die göttliche Ordnung. Im Christentum und im Judentum sind uns vor allem die 10 Gebote bekannt. Hier zeigt sich einmal mehr die Zahlenmystik. Die 10 Gebote setzen sich aus 3 Geboten für den Umgang mit Gott + 7 Geboten für den Umgang der Menschen untereinander zusammen. Auch im Buddhismus gibt es 10 Gebote, 5 für den Laien und 5 für den Mönch. Reinigungen und Fastenrituale dauerten 10 Tage. Der kabbalistische Sephirothbaum mit seinen 10 Energiezentren ist ein Sinnbild der ganzen Schöpfung. Die römische X für 10 wurde vielfach mit dem Kreuz assoziiert.
Symbolik: Die Verkörperung der 4 Elemente bzw. der 4 ersten Zahlen – 1+2+3+4 – veranschaulichten die Pythagoreer in dem für sie heiligen Symbol der Vierheit, die Tetraktys.
Dieses Sinnbild hat nach alter Überzeugung genau das, was die Qualität des Heiligen ausmacht. Es ist mehr als die Summe seiner Bestandteile. Die 10 Punkte, aus denen dieses Zeichen besteht, formen gleichzeitig ein göttliches Dreieck, das wiederum für Vollkommenheit und das Gleichgewicht der Polaritäten steht.
Die Zahl 11
Die 11 ist eine Meisterzahl, aber auch eine Märtyrer- und Prophetenzahl. Die 11, also 10 + 1, ist der Neubeginn auf einer höheren Stufe. Hier ist die Kraft der 1 um das Bewußtsein der vorangegangenen Zahlen erhöht. Die 11 ist auch als Zahl der Sünde bekannt, denn sie ist 1 mehr als die 10 Gebote und versinnbildlicht so die Überschreitung der göttlichen Ordnung. Sie ist 1 weniger als die vollkommene 12 und damit das Sinnbild der Unvollkommenheit. Daran erinnern auch gotische Kirchenlabyrinthe, wie z. B. jenes im Boden des Eingangsbereichs der Kathedrale von Chartres, die 11 Umgänge haben. Der Gläubige betritt dieses Symbol der Verwirrungen von Westen, vom Ort des Sonnenuntergangs (= Weltuntergang, Weltgericht) und wird sich auf der Suche nach der (seiner) Mitte in 11 Umgängen seiner Unvollkommenheit und Schuld bewußt.
Im Sephirothbaum mit seinen 10 Energiezentren gibt es noch eine 11. Sephira. Sie heißt Daath und gilt als Symbol der verbotenen Frucht, von der Adam und Eva im Paradies gegessen haben. Die 11 ist aber auch die Differenz zwischen den 365 Tagen unseres Kalenders und den 354 Tagen des Mondkalenders. Die 11 steht somit für die Zeit zwischen den Jahren; eine aus dem Rahmen fallende Zeit, wie sie die meisten Kulturen kennen. Eine verkehrte Zeit, in der die normalen Verhältnisse Kopf stehen. In dieser Zeit zwischen den Zeiten herrscht eine Art »rituelle Anarchie«, in der sich der zivilisierte Mensch vergessen darf. Er wird wieder eins mit den altertümlichen Kräften. Dazu gehören die Rauhnachtsbräuche und andere tolle Tage, wie z. B. unser Karneval oder Fasching, der am 11.11. um 11 Uhr 11 beginnt und von einem 11köpfigen Präsidium geleitet wird. Der Wassermann, das 11. Tierkreiszeichen, spiegelt diese Themen wider. Mit der 11 hat die letzte Stunde begonnen.
Symbolik: Das Labyrinth
symbolisiert die Zahl 11. Es hat in seinem Ursprung nichts mit einem Irrgarten zu tun, in dem aus verschiedenen Möglichkeiten der richtige Weg zur Mitte gesucht werden muß. Das ursprüngliche Labyrinth wird in seiner Grundform immer gleich dargestellt. Ein verschlungener Weg führt zur Mitte des Labyrinths. Der Weg hat weder Abzweigungen noch Sackgassen. In der Mitte angekommen, führt der Pfad auf gleichem Wege wieder hinaus. Man wird wie von einer unsichtbaren Hand (Gottes Hand?) geleitet.
In einem Labyrinth steckt reichlich Symbolik, eine Vielzahl an Deutungen und Bedeutungen. Es verbindet das Quadrat und den Kreis zu einer Figur. Das Quadrat ergibt sich, indem man in die Mitte des Labyrinths, um das Kreuz herum, die Eckpunkte der Wegbegrenzungen verbindet. Der Kreis findet sich in den Wegen des Labyrinths um die Mitte herum. Kreis und Quadrat sind die Symbole für Himmel und Erde, Geist und Körper und somit zusammen Symbole für die Welt und das Leben – die Ganzheit. Die Erde ist mit ihren 4 Himmelsrichtungen vom Kreis des Himmels umschlossen.
Wer ein Labyrinth betritt, hat das Ziel bereits vor Augen. Die Distanz scheint nur kurz zu sein. Doch der Weg führt um die Mitte herum und dann wieder weiter weg. Das Labyrinth ist ein Symbol für den komplexen Lebensweg des Menschen. Auf der Suche nach sich selbst liegt ein langer, unbekannter Weg mit überraschenden Wendungen. Das Labyrinth hat zwei Wege, einer führt hinein und der andere heraus aus der Mitte. Der Weg hinein ist voller unbekannter Dinge. Um den Weg hinausgehen zu können, ist eine Kehrtwendung unerläßlich. In der Umkehr liegt der Schritt in die Freiheit, ein Gedanke der Auferstehung und des Neubeginns. Der Weg heraus ist ein stiller, demütiger Weg, der zur Liebe führt.
Die Zahl 12
Die 12 ist ebenso eine heilige wie vollkommene Zahl, denn auch sie ergibt sich aus der...