Kapitel 2 Die Erfolgsfaktoren für Ihre unternehmerische Weiterentwicklung – der Teamchef
In Anlehnung an die TEMP-Methode® werden wir in den Kapiteln 2 bis 5 die vier Erfolgsfaktoren Ihres unternehmerischen Wachstums beleuchten. Wir starten mit dem Handlungsfeld „T“ – dem Teamchef, also dem Chef und Unternehmer.
Erfolgsfaktor 1: Der Teamchef und seine Unternehmeraufgaben
In Kleinunternehmen ist mit dem Teamchef oft auch der Inhaber des Unternehmens gemeint. In der Regel wird davon ausgegangen, dass der „Chef“ eines Kleinunternehmens auch gleichzeitig der Hauptakteur ist. Im Bereich des Sports würde man sagen, er „schießt die Tore“. In einer zukunftsorientierten Unternehmensstruktur ist der Chef aber mehr der „Trainer“, der sein Team zusammenstellt, die Ziele vorgibt oder abstimmt und über die Spielstrategie entscheidet.
Nach Stefan Merath („Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“) lassen sich die anfallenden Aufgaben in einem Unternehmen in verschiedene Bereiche einteilen:
- F =Aufgaben einer Fachkraft: das operative Geschäft, handwerkliche Ausführung
- M =Aufgaben eines Managers: Organisation und Planung, Terminierung, Schaffen von Systemen und Standards
- U =Aufgaben eines Unternehmers: Arbeit „am“ Unternehmen, nicht „im“ Unternehmen: strategische Ausrichtung, Zukunftsorientierung, Ziele und Wertebasis eines Unternehmens
Diese Differenzierung ist auch in einem Kleinunternehmen von Bedeutung: Hier kann sich der „Chef“ nicht nur den klassischen Unternehmeraufgaben widmen. Er sollte sich aber der Wichtigkeit dieser Arbeit bewusst sein und dafür Freiräume – am besten feste Zeiten – einplanen. So könnte beispielsweise jeder erste Freitag im Monat für unternehmerische Aufgaben reserviert sein: den Arbeitstag entspannt angehen, sich etwas gönnen, die Ausrichtung des Unternehmens überprüfen, Jahres- und Quartalsziele kontrollieren, neue Ideen kreieren, an der Unternehmensvision arbeiten und vieles mehr.
Im Rahmen der Unternehmeraufgaben gilt es, sich zunächst einmal Klarheit über die Bereiche zu verschaffen, die den Erfolgsfaktor „Teamchef“ betreffen. Neben der persönlichen Ausrichtung geht es um die Unternehmensstrategie, das Einbinden von Mitarbeitern und das Festlegen von Maßnahmen zur Zielerreichung.
Viele Fragestellungen und Entscheidungen, die in größeren Unternehmen im Rahmen von Strategietagen oder Arbeitskreisen getroffen werden, sind in einem Kleinunternehmen Sache des Chefs. Er prüft fallweise, inwiefern das Einbinden von Mitarbeitern ratsam ist oder der Austausch mit einem externen Berater oder Coach die Arbeit erleichtern kann.
Das „neue“ Bild des Chefs hat wenig zu tun mit dem klassischen Bild eines Akteurs, der möglichst viele Aufgaben selbst ausführt. Vielmehr geht es darum, Verantwortung an Mitarbeiter abzugeben, diesen die notwendigen Freiräume und Kompetenzen zu übertragen und eine Kultur des Vertrauens, der Werteorientierung und der Eigenständigkeit vorzuleben und zu ermöglichen. Hierzu bedarf es der geeigneten Mitarbeiter, der entsprechenden Führungswerkzeuge, des gelungenen Auftritts in der Öffentlichkeit und vor allem eines Unternehmers, der offen ist für neue Wege der Unternehmensentwicklung.
Die Aufgaben des Unternehmers beschäftigen sich in erster Linie mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Stefan Merath beschreibt in seinem Buch „Der Weg zum erfolgreichen Unternehmer“ sieben Unternehmeraufgaben:
- Vision und Werte des Unternehmens: Was ist der Beitrag des Unternehmens für die Gemeinschaft und die Gesellschaft? Nach welchen Grundprinzipien und Spielregeln soll es funktionieren?
- Strategie und Positionierung des Unternehmens: Bei diesen Überlegungen stehen die Kunden im Mittelpunkt, etwa der Kundennutzen, das Erschließen der Zielgruppen, das Finden der geeigneten Zielgruppen, die Kundenbindung.
- Externe Energie und Wachstum: Wie soll das Unternehmen wachsen und was wird dafür benötigt: begeisterte Kunden, motivierte Mitarbeiter, Kapital …?
- Entsorgung von Überflüssigem: Alles Überflüssige belastet, kostet Geld und bindet Energie. Eine permanente Durchforstung und ein Aussortieren in allen Bereichen helfen: Produkte, Materialien, Prozesse, Kunden, Daten und Informationen, Akten, Mitarbeiter … Was dauerhaft belastet, wird abgeschafft.
- Umsetzung sicherstellen: Es gilt, Strategien und Visionen umzusetzen. Dazu ist eine Planung auf den verschiedenen zeitlichen Ebenen und eine entsprechende Kontrolle der Pläne und Ziele erforderlich.
- Persönlichkeit entwickeln und weiterentwickeln: Das Unternehmen ist der Spiegel der Unternehmerpersönlichkeit. Soll sich das Unternehmen entwickeln, ist die Voraussetzung dafür eine authentische und wachstums-bereite Unternehmerpersönlichkeit.
- Unternehmen für einen potenziellen Nachfolger attraktiv gestalten: Für wen eigentlich verrichtet der Unternehmer seine tägliche Arbeit? Es braucht hier noch keine konkrete Nachfolgeregelung, aber der Nutzen für den Unternehmensnachfolger muss bei den Planungen und den täglichen Entscheidungen Berücksichtigung finden.
Diese Unternehmeraufgaben stellen eine Auswahl dar; sie können in Abhängigkeit von der Betriebsgröße und der Unternehmensstruktur von den genannten Hauptaufgaben abweichen. Immer aber sind die folgenden sieben Handlungsfelder von Bedeutung.
Handlungsfeld 1: Sich selbst führen – Führungspersönlichkeit sein
„Wer sich selbst nicht zu führen versteht, kann auch andere nicht führen.“
(Alfred Herrhausen)
Die Entscheidung, Unternehmer zu werden, ist eine weitreichende. Neben dem eigenen Potenzial und dem Engagement bedarf es des „Ja“ des Lebenspartners, der Familie, der eventuell schon vorhandenen Mitarbeiter und des Umfelds – denken Sie nur an die Lieferanten und den Freundeskreis. Und: Der Unternehmer ist nicht derjenige, der täglich die meisten Arbeitsstunden ableisten und den größten Stress haben muss. Vielmehr geht es um die klare Ausrichtung der eigenen und unternehmerischen Aktivitäten und die Ausbalancierung der verschiedenen Lebensbereiche.
Die nachfolgend beschriebenen Fragestellungen und Methodenansätze sollen dabei helfen, dass Sie sich Klarheit darüber verschaffen, wie Ihnen dies gelingt. Die Bearbeitung erfordert Zeit, Ruhe und den nötigen Freiraum. Dies scheint im operativen Alltag vielleicht schwer möglich, die Mühe lohnt sich jedoch. Spätestens wenn die ersten Erfolge eintreten und Entscheidungen aufgrund einer klaren Zielvorstellung leichter getroffen werden können.
Balancieren Sie Ihre Lebensbereiche aus und erstellen Sie Ihre Lebensplanung
Das „Große Ganze“ besteht aus mehreren kleinen Bausteinen, die das Gerüst unseres Lebens darstellen. Alle diese Bausteine sind wichtig; es ist wichtig, dass sie miteinander harmonieren. Entscheidend sind die folgenden Lebensbereiche:
- Familie
- Beziehungen und Freunde
- Arbeit (Unternehmen)
- Körperliche Fitness, Gesundheit
- Geist und Spirituelles
- Finanzen
- Gesellschaft (Gemeinde, Kommune, Politik etc.)
Die Gewichtung dieser Bereiche fällt sicher individuell unterschiedlich aus und ist abhängig von der Lebenssituation, dem Alter und den Prioritäten. Ein jeder Bereich sollte aber bei der Lebensplanung berücksichtigt werden, bei der Sie die folgenden Fragen reflektieren sollten:
- „Was will ich am Ende meines Lebens erreicht haben?“
- „Welche Ziele setze ich mir für das kommende Jahr / die nächsten Jahre, die mich meiner Vorstellung von der Zukunft näher bringen?“
- „Wer / Was unterstützt mich auf meinem Weg? Worauf liegen meine Prioritäten? Was ist unwichtig und soll keine weitere Beachtung finden?“
Die Lebensplanung ist weit mehr als eine klassische Zeitplanung. Es geht nicht darum, möglichst viele Termine in kürzester Zeit zu absolvieren. Vielmehr geht es um die „richtigen“ Termine und Tätigkeiten. Dabei empfiehlt sich eine Planung in verschiedenen Zeithorizonten:
- Lebensalter/Ruhestand (das „Zielfoto“)
- 7-Jahres-Planung: Ein Lebensabschnitt dauert etwa sieben bis zehn Jahre, dann treten neue Aspekte in den Vordergrund und neue Prioritäten entstehen (vgl. Knoblauch; Hüger; Mockler 2009).
- Jahresplanung: Das Jahr ist ein gut planbarer Abschnitt, bei dem konkrete Ziele und Richtungen formuliert werden können.
- Woche: Innerhalb der Wochenplanung sollten die einzelnen Lebensbereiche berücksichtigt werden. Nur so lässt sich Ausgewogenheit herstellen.
- Tag: Neben dem operativen Tagesgeschäft müssen hier Freiräume für Unvorhergesehenes und für die Planung und Strategie Berücksichtigung finden.
Wie weit diese Planung differenziert wird, ob zusätzlich eine Quartalsplanung hilfreich ist oder wie im Detail vorgegangen wird, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Sie sollten Ihren eigenen und für Sie besten Weg finden und aus diesen Überlegungen einen Masterplan erstellen – in der Abbildung 10 finden Sie eine entsprechende Vorlage.
Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Lebensplanung
Häufig kommt hier ein Einwand wie: „Ich habe ohnehin schon so viele Termine und keine Zeit. Wann soll ich mich denn auch noch mit all...