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E-Book

Egozentriker gekonnt abholen

Ein Ratgeber für Alltag und Beruf

AutorMichael Kirchhoff, Wolfgang Hinz
VerlagKreutzfeldt digital
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl157 Seiten
ISBN9783866235731
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Virtuos spielen oder ausgenutzt werden: Liebend gern pflegen wir die Illusion, dass das Zusammenleben mit unseren Mitmenschen von gegenseitigem Vertrauen, Kooperation, Wertschätzung, Respekt, Gerechtigkeit, Vernunft und Liebe geprägt ist. Egozentriker kommen in dieser schönen, heilen und vollkommenen Welt nicht vor. Aber in der realen Welt gibt es überwältigend viele. Im Umgang mit Egozentrikern gibt es kein Gleichgewicht. Entweder dominiert der Egozentriker Dich oder Du dominierst den Egozentriker. Die meisten Interessenkonflikte ergeben sich aus dem Versuch, diese Dominanz zu erringen. In 'Egozentriker gekonnt abholen' lernen wir Sven kennen: Er versucht, die auftretenden Konflikte mit den Egozentrikern in seinem Leben sachlich und vernünftig zu lösen. Dabei fällt er immer wieder auf die Nase. Bis es ihm dämmert, dass seine Welt gar nicht so sachlich und vernünftig ist, wie er sie sich immer gedacht hat. Und so beginnt die Entwicklung vom unkundigen Sven zum kundigen, der mit den Egozentrikern gekonnt umgehen kann. Der unkundige Sven denkt, dass er mit seiner sachlichen und vernünftigen Art sein Leben gut gestalten kann. Wenn doch nur alle so wären wie er. Doch da gibt es die vielen Egozentriker, mit denen er nicht zurechtkommt. Die prägen und gestalten sein privates und sein berufliches Leben. Und sie versuchen immer wieder, ihn auszunutzen. Der kundige Sven hat es gelernt, virtuos mit Egozentrikern umzugehen. Er erkennt und unterscheidet ihre unterschiedlichen Ausprägungen und versteht ihre Interessenstruktur. Ihm geht es immer darum, einvernehmliche Konfliktlösungen zu erzielen. Der unkundige Sven riskiert, dass er ausgenutzt wird, der kundige Sven spielt virtuos seine eigene Melodie. Er ist aktiv und übernimmt die Führung im Umgang mit Egozentrikern. Er holt sie ab und kann so eine Win-Win-Situation zustande bringen. Dieses Buch zeigt Ihnen, wie auch Sie das erreichen: Egozentriker gekonnt abholen.

Wolfgang Hinz war über 30 Jahre in unterschiedlichen Führungsaufgaben tätig. Er war Geschäftsführer bekannter Familienunternehmen, bevor er sich auf Sanierungsaufgaben konzentrierte. Der Gründer des PbI Instituts hat bereits sieben Bücher veröffentlicht. Michael Kirchhoff ist Persönlichkeitsscout. Seit 2004 coacht er andere Menschen. Dabei geht es um Stärken- und Schwächenanalyse, Entwicklungsmöglichkeiten und Werte ebenso wie um die Art des Denkens, das Lesen von Emotionen und das Erkennen von Unstimmigkeiten. 2015 ist sein erstes Buch 'Machtspiele? Macht nichts!' erschienen.

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Leseprobe

 

Unsere Interessen:
Ich will die Freundschaft nicht gefährden, aber die Angeberei auch nicht länger hinnehmen. Statt Bewunderung werde ich ihm Respekt und Anerkennung für seine Erfolge ausdrücken. Das ist besser als Applaus. Wenn er wieder angibt, werde ich nicht bewundern, sondern mich interessieren und hinterfragen. Das nimmt den Druck aus dem Kessel.

 

Grundmuster:
FÜNF – Der Denker

 

Meine Interessen:
Ich will, dass mich mein Freund mit seiner Angeberei verschont. Die ist mir lästig.

 

Tiefere Interessenstruktur (Pbi):
Ich will Wissen und Analyse, will beobachten und verstehen. Persönliche Eigenwerbung ist mir zuwider.

 

Stressauslöser:
Eine zu starke Einbeziehung oder eine emotionale Überforderung löst bei mir Stress aus.

 

 

 

Grundmuster:
DREI – Der Erfolgsmensch

 

Deine Interessen:
Du willst bei jeder Gelegenheit herausstellen, was für ein toller Kerl Du bist und wie wichtig.

 

Tiefere Interessenstruktur (Pbi):
Deine Versuchung ist Deine Tüchtigkeit und die Sucht, dafür bewundert zu werden. Dahinter verbirgt sich allerdings eine tiefe Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung.

 

Stressauslöser:
Wenn Dir die Mitmenschen nicht die Bewunderung und den Applaus geben, für die Du Deine Aktivitäten inszenierst.

Der Kollege


Ein Kollege von Sven ist ein richtiger Rechthaber und Besserwisser. Er weiß, wie alles sein muss. Gerade in Meetings ist er besonders unerträglich. Er muss immer das letzte Wort haben, immer Recht behalten. Das kostet auch enorm viel Zeit. Sven beschließt, mit seinem Kollegen ein vernünftiges und sachliches Gespräch über dessen Rechthaberei zu führen und das Problem aus der Welt zu schaffen. Das Gespräch führt zu keinem Ergebnis. Aber nach dem Gespräch behandelt sein Kollege Sven immer mit ganz harten Bandagen nach dem Motto „Ich mache keine Fehler, du machst die Fehler.“ Das macht er immer, wenn sich eine Gelegenheit dazu ergibt. Das Klima unter den Kollegen wird dadurch enorm vergiftet.

 

Geben wir auch hier Sven einen zweiten Versuch mit der Nutzung des Interessenblattes.

 

„Das übergeordnete gemeinsame Interesse ist sicherlich eine gute und produktive Arbeitsbeziehung. Beide wollen wir unsere Aufgaben erfolgreich bewältigen. Dazu gibt es Ziele und einen Unternehmenszweck, an denen wir uns beide messen lassen müssen.

 

Die Besserwisserei und die Rechthaberei werde ich nur schwer abstellen können. Ich muss unbedingt vermeiden, ihm einen Fehler nachzuweisen. Dann wandelt er Besserwisserei und Rechthaberei in nörgelnde Kritiksucht oder sogar Rachegelüste um. Aber ich kann ihn bereits im Vorfeld auf potenzielle Fehler aufmerksam machen. Ich kann ihn weiter darauf hinweisen, wie er Unvollkommenes bereinigen kann und wie er Ärger bereits im Vorfeld vermeiden kann. Mit diesen drei Steuerungselementen kann ich meinen Kollegen zur erträglichen Zusammenarbeit veranlassen und meine Vorstellungen verwirklichen.“

 

Soweit die Gedanken von Sven. Er verhindert damit zwar die Besserwisserei und die Rechthaberei seines Kollegen nicht, kann aber eine gute und produktive Arbeitsbeziehung herstellen. Mit den drei Steuerungselementen Unvollkommenheit, Fehler und Ärger reagiert der Kollege tadellos auf Svens Vorstellungen. Da kann er ruhig Recht haben und besser wissen. Das stört Sven nicht mehr.

 

 

Unsere Interessen:
Unser gemeinsames Interesse ist eine gute und produktive Arbeitsbeziehung. Unter keinen Umständen darf ich ihm einen gemachten Fehler nachweisen, aber auf potenzielle Fehler hinweisen. Auch, wie er Unvollkommenheit bereinigen und Ärger vermeiden kann.

 

Grundmuster:
FÜNF – Der Denker

 

Meine Interessen:
Ich möchte mit meinem Kollegen eine kooperative Arbeitsbeziehung.

 

Tiefere Interessenstruktur (Pbi):
Ich will alles beobachten, alles verstehen, intellektuelle Gewissheit haben.

 

Stressauslöser:
Eine zu starke Einbeziehung oder eine emotionale Überforderung.

 

 

 

 

 

 

 

 

Grundmuster:
EINS – Der Perfektionist

 

Deine Interessen:
Du willst immer das letzte Wort haben, willst immer Recht behalten.

 

Tiefere Interessenstruktur (Pbi):
Die Suche nach Vollkommenheit ist Deine Versuchung. Du vermeidest Fehler und Ärger. eine Versuchung ist Deine Tüchtigkeit und die Sucht, dafür bewundert zu werden. Dahinter verbirgt sich allerdings eine tiefe Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung.

 

Stressauslöser:
Jede Unvollkommenheit löst bei Dir Stress aus. Weiter, wenn Mitmenschen Dir einen Fehler nachweisen.

 

Michaels Kommentar:

 

Das Interessenblatt macht das Üben viel leichter. Zuerst schreibe ich meinen Typ, meine Interessen, meine Bedürfnisse und meinen Stressauslöser auf. Das Gleiche mache ich dann mit meinem Gegenüber. So wird es viel einfacher, eine Lösung zu finden, die beiden Interessenstrukturen gerecht wird. Wenn ich so vor Augen habe, was dem Anderen und mir wichtig ist, finde ich zumeist eine Lösung, die passt. Am besten kopiere ich das Blatt und fülle es gleich für einen konkreten Fall aus. Übung macht den Meister.

 

 

Kapitel 16:
Fallbeispiele aus dem beruflichen Umfeld


 

Es folgen fünf Fallbeispiele aus dem beruflichen Umfeld. Sie zeigen, dass mit dem hier vorgestellten Vorgehen im Umgang mit Egozentrikern nicht nur persönliche, sondern auch ganz handfeste berufliche Vorteile verbunden sind.

Fallbeispiel 1 – Die Firma


Peter Perfekt und Willi Wichtig sind zu gleichen Teilen Inhaber einer IT-Firma mit 50 Mitarbeitern. Das Geschäft läuft gut. Willi holt die Aufträge herein und Peter wickelt sie mit den Mitarbeitern ab. Sie ergänzen sich dabei ausgezeichnet.

 

Peter ärgert sich nur immer wieder, dass Willi in der Außendarstellung alle Lorbeeren für sich selbst einheimst. Willi ist ein richtiger Angeber. Peter hat doch einen genauso großen Anteil am Erfolg.

 

Die Spannungen nehmen immer mehr zu. Schließlich schlägt Peter vor, sich zu trennen. Sie beschließen, die Firma zu teilen und jeder seinen Weg selbst fortzusetzen. Gesagt, getan. Beide stellen nach einer Weile fest, dass ihnen die Ergänzung fehlt. Die beiden Firmen werden immer kleiner und bald werden sie aufgelöst.

 

Schauen wir uns an, ob Peter mit Einsatz des Interessenblattes möglicherweise auf eine andere Lösung kommt:

 

 

Unsere Interessen:
Es geht um unsere Firma. Eifersüchteleien haben da keinen Platz. Ich werde zukünftig meinem Partner Willi den Respekt und die Anerkennung geben, die er für seine Vertriebserfolge verdient. Respekt und Anerkennung ist wertvoller als Bewunderung. Das wird Willi nur noch mehr anspornen und unsere Firma wird weiter florieren.

 

Grundmuster:
EINS – Peter Perfekt

 

Meine Interessen:
Ich trage zur Hälfte zum Erfolg der Firma bei und möchte, dass das auch entsprechend gewürdigt wird.

 

Tiefere Interessenstruktur (Pbi):
Das Verhalten meines Partners empfinde ich als ungerecht.

 

Stressauslöser:
Jede Unvollkommenheit löst bei mir Stress aus.

 

 

 

Grundmuster:
DREI – Willi Wichtig

 

Deine Interessen:
Du willst den Erfolg unserer Firma allein für Dich verbuchen.

 

Tiefere Interessenstruktur (Pbi):
Du willst für Deine Tüchtigkeit bewundert werden. Das ist für Dich wie eine Droge.

 

Stressauslöser:
Du hast Stress , weil ich Dir die Bewunderung, nach der Du so süchtig bist, verweigere.

 

Mit Einsatz des Interessenblattes wird Peter Perfekt klar, dass er seinem Partner mit seinem eigenen Verhalten Stress verursacht hat. Hier geht es nicht um Gerechtigkeit. Hier geht es darum, seinem Partner den Respekt und die Anerkennung zukommen zu lassen, die er so dringend braucht und für die er seine Imageaktivitäten inszeniert. Respekt und Anerkennung sind wertvoller als Applaus oder Bewunderung. Nachdem Peter sein Verhalten umgestellt hat, gestaltet sich die Zusammenarbeit reibungslos und die Firma floriert weiter.

Fallbeispiel 2 – Der Dauerstress


Walter Wichtig ist Vertriebschef, Zach Zweifel ein junger Mitarbeiter in der Reklamationsbearbeitung. Dort laufen ja alle Fehler in der Vertriebsarbeit zusammen. Jedenfalls erlebt Zach das so. Er ist frisch von der Uni gekommen.

 

So ist es auch nicht verwunderlich, dass Zach eine negative Meinung zu der Leistung der Verkäufer entwickelt und immer mehr zum Nörgler und Querulanten wird. Als ein Vertriebsgebiet frei wird, steckt Walter Zach kommissarisch in dieses Gebiet. „Jetzt kann er sich beweisen“, sagt er.

 

Zach ist natürlich überfordert, bringt wenig Aufträge herein und steht sichtlich unter...

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