♦ Vom Umgang mit Kräutern
Die meisten in diesem Buch erwähnten Kräuter wachsen bei uns in der freien Natur. Wie du sie am besten sammelst und konservierst, beschreibe ich in diesem Kapitel. Aber du kannst auch selbst dafür sorgen, deinen Bedarf an Kräutern abzudecken, indem du einige ausgewählte Kräuter anpflanzt. Auch dazu findest du hier hilfreiche Hinweise. Schließlich sollen die Kräuter in unterschiedlichen Formen genutzt werden – z.B. als Tees oder als Öle. Wer meine ersten beiden Bücher kennt, ist mit diesen Tipps schon weitgehend vertraut, aber gerade jene, die neu in das Thema einsteigen, sollten diese Bemerkungen unbedingt sorgfältig lesen.
Denke bei der Gestaltung deines Gartens auch an Kräuter
Kräuter pflanzen
Warum Kräuter selbst anpflanzen?
Das Sammeln in der freien Natur ist etwas mühselig und für manche Menschen aus zeitlichen und gesundheitlichen Gründen nicht möglich. Außerdem: Je mehr Menschen der Kraft der Kräuter vertrauen und auf den Geschmack kommen, desto größer wird die Gefahr, dass der Bestand gewisser Pflanzen schrumpft. Die Naturschutzbestimmungen sind ja aus gutem Grund eingeführt worden. Deswegen möchte ich einige Hinweise geben, wie man selbst einen Kräutergarten anlegen kann. Da mir bewusst ist, dass (leider) nicht jede Leserin bzw. jeder Leser einen Garten sein Eigen nennen darf, habe ich auch und besonders an jene gedacht, die nicht viel Raum zur Verfügung haben.
Die Pflege von Kräutern ist sehr einfach
Tipps für das Anlegen eines kleinen Kräutergartens
Man kann ausgehöhlte Baumstämme, Blumentröge aller Art, in Birkenholz eingefasste Kleingärten bzw. Gefäße nach Lust und Liebe (auch aus Ton) verwenden. Sowohl selbst gebaute als auch in Gärtnereien gekaufte Gefäße kommen in Betracht. Diese kann man übrigens überall aufstellen, also etwa auch am Balkon. Die Pflanzenerde besteht am besten aus Erde von Maulwurfshügeln (auf Tirolerisch „Scherhaufen“), denn Maulwürfe fördern die mineralstoffreichste Erde von unten nach oben. Früher verwendeten Bäuerinnen fast ausschließlich diese Besonderheit als Blumenerde. Man kann dieses Ausgangsmaterial mit Kompost oder Mist mischen.
Meiner Meinung nach kommt man im Leben grundsätzlich mit nur drei Pflanzen aus. Es handelt sich um die drei wichtigsten Pflanzen, die sogenannten Universalpflanzen, die den größten Bereich unserer Gesundheitsvorsorge abdecken: Brennnessel, Schafgarbe und Ringelblume. Sie sind leicht auch im Blumentopf zu kultivieren, mit einer kleinen Einschränkung bei der Brennnessel, die innerhalb von 2 bis 3 Jahren auch im Blumentopf überhandnehmen und unkontrollierbar wuchern wird. Insofern würde ich empfehlen, Brennnesseln lieber aus der Natur zu holen, denn man findet sie praktisch überall. Man kann die Brennnessel im Blumentrog durch eine andere Pflanze ersetzen. Gut eignen sich Gundelrebe, Beifuß oder Käsepappel. Letztere Empfehlung mag manche überraschen, aber ich lege die Käsepappel jedem deswegen so ans Herz, weil ich sie für eine schützenswerte Pflanze halte, die auf Grund ihrer positiven Wirkung für Haut und Magen eine Berechtigung hat, im Garten zu sein, heutzutage aber oft übersehen wird. Wie setzt man die ausgewählten Pflanzen nun ein? Am besten ist es, einfach Wildpflanzen zu nehmen. Teilweise gibt es sie auch in Gartengeschäften, wenn man Schwierigkeiten hat, sie in freier Natur zu finden.
Auch auf kleinstem Raum kann eine Kräutervielfalt gedeihen
Wenn man die gewünschte Pflanze gefunden hat, entnimmt man sie mit der Wurzel, indem man sie vollständig ausgräbt, und zwar so unbeschädigt wie möglich. Man schneidet sie anschließend auf circa 15 cm zurück und lässt sie neu austreiben (Ausnahmen: Gundelrebe wächst immer, ebenso wie die Käsepappel).
Eine Ausnahme ist die Ringelblume, hier sollte man sich Samen besorgen und diese in die Erde stecken.
Pflege
Kräuter sind sehr pflegeleicht. Man muss sie nur gießen, wenn sie sichtbar ausgetrocknet sind und wenn es lange nicht geregnet hat. Auf keinen Fall darf man sie düngen, es sei denn, man verwendet reine Kräuterdüngemittel (z.B. Brennnesseljauche). Wenn, dann düngt man erst beim Umtopfen ein wenig. Viel effektiver ist es allerdings, jedes Jahr die Erde zu erneuern.
Nun muss man die Kräuter nur noch regelmäßig ernten, ernten, ernten.
Am schonendsten lassen sich Kräuter in Körben transportieren
Kräuter sammeln
Nur die richtigen Kräuter sammeln
Werden Pflanzen in der freien Natur gesammelt, denk bitte daran, nur Pflanzen zu verwenden, die du wirklich gut kennst (insbesondere bei Doldengewächsen ist Vorsicht geboten, denn die sind zum Teil giftig). Lass dich beim Sammeln nicht auf Pflanzen ein, die du nicht genau bestimmen kannst.
Den geeigneten Platz finden
Außerdem solltest du es vermeiden, Pflanzen an stark befahrenen Straßen zu sammeln, weil die Qualität der Kräuter dort natürlich schlechter ist. Auch sollte es kein bevorzugter Spazierweg von Hundehaltern und ihren Tieren sein, wo du deine Pflanzen sammelst.
Die Wahl des Zeitpunktes
Grundsätzlich wird allerorts von Kräuterkundigen empfohlen, Wurzeln im Frühjahr und Herbst bei Vollmond zu sammeln, da sie zu diesem Zeitpunkt die größte Kraft haben. Bei Blüten und Blättern gibt es von Pflanze zu Pflanze sehr unterschiedliche Empfehlungen (siehe die einzelnen Kräuterporträts). Nicht immer kann man diesen Empfehlungen genau Folge leisten, da manchmal Wetter und sonstige Umstände dies verhindern. Ich glaube jedoch, dass man grundsätzlich besser etwas tun sollte, als es sein zu lassen. Es hat keinen Sinn, sich sklavisch an ein festgesetztes Datum zu halten, wenn die äußeren Umstände es nicht zulassen. Am besten sammelt man die Pflanzen möglichst bald vor oder nach dem vorgesehenen idealen Termin, sobald sie abgetrocknet sind. Die Inhaltsstoffe sind nachweislich immer da. An einem ungünstigen Tag gesammelt fehlt höchstens die gewisse letzte Schwingung, das i-Tüpfelchen.
Am geschicktesten ist es, Pflanzen zu sammeln, die von vornherein frisch und sauber sind; ein sehr günstiger Zeitpunkt ist etwa ein sonniger Tag nach regnerischem Wetter. Die Kräuter müssen nicht extra gewaschen werden, wodurch die Öldrüsen schwer geschädigt würden. Man erntet prinzipiell am Vormittag nach dem Tau, wenn die Pflanze bereits trocken ist.
Die Regeln einhalten
Vergiss nicht, bei der Wildsammlung alle Naturschutzbestimmungen einzuhalten, um den Pflanzenbestand nicht zu schwächen. Unter keinen Umständen dürfen geschützte Pflanzen gepflückt werden, auch nicht in kleinen Mengen.
Am besten ist es ohnehin, jene Pflanzen, die man braucht, wie unsere Vorfahren dann gleich im Garten anzusetzen und so seinen Eigenbedarf zu decken. Ansonsten kann ich dir nur empfehlen, die benötigten Kräuter in der Apotheke zu besorgen.
Die gesammelten Kräuter unbeschadet nach Hause bringen
Die Kräuter sollte man nicht zu lange herumtragen und luftig transportieren. Ich schwöre auf die wunderbare Tradition, Kräuter in Körben zu tragen. Auch Stofftaschen erfüllen ihren Zweck. Festes Zusammenpressen der Kräuter ruft eine Erwärmung hervor, die bereits eine Verpilzung in Gang setzen kann.
Die weiteren Schritte
Die Kräuter müssen so rasch wie möglich weiterverarbeitet werden. Einfach die Blätter vom Stängel abstreifen, den Stängel extra trocknen (er trocknet schneller als der Rest der Pflanze) und am Ende wieder zum Tee hinzufügen.
Nicht alle Kräuterkundigen sind dieser Meinung. Ich vertrete den Standpunkt, dass es besser ist, die gesamte Pflanze zu verwenden, weil die Einheit der Pflanze besser in der Lage ist, die Einheit unseres Körpers wiederherzustellen. Alle Teile zusammen können ihre Wirkungsweise noch besser entfalten als die Aromastoffe etwa der Blätter alleine. Ich glaube fest daran, dass die Härte des Stängels in die Wirkkraft des Tees einfließt und beispielsweise den Stützapparat stärkt.
Es ist besser, die gesamte Pflanze zu verwenden, weil die Einheit der Pflanze der Einheit unseres Körpers entspricht
Welche Kräuter angepflanzt werden sollen, hängt von den Bedürfnissen der einzelnen Familienmitglieder ab
Kräuter trocknen
Nicht ausschließlich trocknen
Man sollte grundsätzlich alle Pflanzen so frisch wie möglich verwenden, denn dann besitzen sie die meisten Inhaltsstoffe. Aber gerade in unseren Breitengraden, wo der Winter oft sehr lang sein kann, kommt man um das Trocknen nicht herum. Es ermöglicht eine gewisse Bevorratung, aber Kräuter sollen nicht ausschließlich getrocknet werden.
Einen Jahresplan erstellen
In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass man sich rechtzeitig darüber Gedanken machen sollte, wie man seinen Eigenbedarf das ganze Jahr hindurch abdecken kann. Selbstver-ständlich kann man nicht alle Kräuter...