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Die Einführung von ERP-Systemen in der Industrie 4.0

Eine qualitative Analyse der Erfolgsfaktoren und Risiken

AutorDaniel Finkler
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl138 Seiten
ISBN9783668317116
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Informatik - Wirtschaftsinformatik, Note: 1,3, Universität des Saarlandes (Institut für Wirtschaftsinformatik), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Zukunftsprojekt Industrie 4.0 wird die industrielle Produktion grundlegend verändern. Die Volatilität der Absatzmärkte, steigende Kundenanforderungen und kürzere Produktlebenszyklen bei gleichzeitig höherer Komplexität der Produkte und Produktionsprozesse stellen die Unternehmen der Industrie vor erhebliche Herausforderungen, die flexiblere und reaktionsfähigere Produktions- und Logistiksysteme erfordern. Kunden wünschen sich mehr denn je individuell zugeschnittene Produkte - und erwarten dabei hohe Qualität zu geringerem Preis. Für viele Unternehmen lohnt sich daher die Investition in ein modernes Enterprise Resource Planning (kurz: ERP)-System, um ihre Effizienz über alle Wertschöpfungsstufen hinweg zu steigern. Doch welche Maßnahmen müssen heute ergriffen werden, um zukünftige ERP-Projekte vor dem Hintergrund Industrie 4.0 erfolgreich zu gestalten? Der Autor Daniel Finkler beantwortet in 'Die Einführung von ERP-Systemen in der Industrie 4.0' diese und weitere grundlegende Fragen nach der zukünftigen Rolle der ERP Systeme. Dabei werden zukünftige Anforderungen herausgestellt und entsprechende Maßnahmen abgeleitet, die eine erfolgreiche Wahl und Einführung von ERP-Systemen im Zeitalter Industrie 4.0 unterstützen. Hierauf aufbauend wird ein Konzept mit Maßnahmen zur Optimierung anstehender ERP-Projekte präsentiert, das auch die Ideenfindung und Konzeption zukünftiger Geschäftsmodelle als vorgelagerten Prozess in den Auswahl- und Einführungsprozess aufnimmt. Die Einführung eines ERP-Systems ist ein komplexes Vorhaben: Der zeitliche und finanzielle Aufwand von ERP-Projekten ist enorm - und ihr Erfolg keinesfalls garantiert. Dennoch sind ERP-Systeme auch in Zeiten der Industrie 4.0 eine zentrale Planungs- und Steuerungsinstanz. Die zentralen Anforderungen, die sich im Rahmen des Zukunftsprojekts Industrie 4.0 für ERP-Systeme ergeben, sind dabei: erhöhte Flexibilität, Echtzeitfähigkeit, verbesserte Konnektivität sowie die Fähigkeit große Datenmengen effizient auszuwerten und dabei auf sicherem Wege global benutzerorientiert und mobil verfügbar zu machen bzw. den Menschen in seiner Rolle als effizienter Arbeiter, Systemgestalter und -Optimierer bestmöglich zu unterstützen. Finklers Ausführung enthält eine ausführliche Risikoanalyse und stellt außerdem Konzepte zur bestmöglichen Optimierung zukünftiger Projekte vor: 'Die Einführung von ERP-Systemen in der Industrie 4.0' ist daher ein lesenswerter Überblick für Unternehmen am Puls der Zeit.

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Leseprobe

1. Exposition


 

1.1. Ausgangssituation


 

Die Volatilität der Absatzmärkte, steigende Kundenanforderungen und kürzere Produktlebenszyklen bei gleichzeitig höherer Komplexität der Produkte und Produktionsprozesse stellen die Unternehmen der Industrie vor erhebliche Herausforderungen, die flexiblere und reaktionsfähigere Produktions- und Logistiksysteme erfordern.[1] Die zunehmende Wettbewerbsintensität nagt in nahezu allen Branchen an der Marge und Unternehmen müssen entsprechende Maßnahmen ergreifen, um im hart umkämpften Wettbewerbsumfeld zu bestehen. So wünschen sich Kunden mehr denn je individuell zugeschnittene Produkte mit höherer Qualität zum geringeren Preis. Diesen Spagat können Unternehmen nur meistern, wenn ihre Produktions- und Logistiksysteme an Effizienz und Flexibilität zulegen.

 

Die Investition in ein modernes ERP-System ist dabei ein beliebtes und vielversprechendes Mittel, die Effizienz eines Unternehmens über alle Wertschöpfungsstufen hinweg, durch die Integration der Funktionen und Daten, zu steigern. Unter einem ERP-System wird ein betriebswirtschaftliches Softwaresystem verstanden, das die Abwicklung der Geschäftsprozesse im Unternehmen sowie über seine Grenzen hinaus informationstechnisch unterstützt. Die standardisierten Module des ERP-Systems sind durch einen zentralen Datenbestand integriert und ermöglichen somit eine effiziente Auswertung zur Planung, Steuerung und Kontrolle der Unternehmensprozesse.[2]

 

Die Einführung eines ERP-Systems ist allerdings ein sehr komplexes Projekt, das eine Vielzahl unterschiedlicher Personen über einen langen Zeitraum zur Lösung von anspruchsvollen Aufgaben zusammenbringt und die Prozesse des gesamten Unternehmens berührt. Nach einer Studie des Beratungsunternehmens Trovarit AG, bei der über 2000 ERP-Anwender befragt wurden, liegt die mittlere Dauer eines ERP-Projektes bei mittelständischen Unternehmen bei 8 – 14 Monaten, inklusive Vorbereitungszeit und Einführung. Bei Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern liegt die durchschnittliche Dauer bei über 15 Monaten. Dabei setzt sich das engere Projektteam, das sich intensiv mit dem Projekt beschäftigt, bei den Mittelständlern im Schnitt aus 4-7 internen Mitarbeitern und 2-3 externen Beratern zusammen. Größere Unternehmen müssen entsprechend mehr Personal bereitstellen. Ab 1000 Mitarbeitern setzt sich das Team schon aus durchschnittlich 12 internen Mitarbeitern und 5 Beratern zusammen. Insgesamt fallen auf diese Weise pro ERP-Arbeitsplatz durchschnittlich zwischen 5000€ und 6000€ Investitionskosten an. Unterstellt man, dass im Schnitt 25% - 30% der Mitarbeiter eines Unternehmens das ERP-System nutzen bzw. einem ERP-Arbeitsplatz zugeteilt sind, so fallen beispielsweise bei einem Unternehmen mit 1000 Mitarbeitern schnell Kosten in Höhe von durchschnittlich 1,8 Mio. € an. Hervorzuheben ist zudem die Tatsache, dass es insbesondere bei den Durchlaufzeiten zu erheblichen Schwankungen bzw. Unterschieden kommen kann. So liegen zwei Drittel der Projekte unterhalb der durchschnittlichen Zeiten. Das restliche Drittel liegt zum Teil deutlich darüber. Hier treten Werte auf, die bis zum Dreifachen des angegeben Durchschnitts streuen.[3]

 

Dabei ist die hohe Rate an Misserfolgen bzw. nicht erfolgreich abgeschlossenen Projekten ein weiteres Indiz für die enormen Herausforderungen, die ein Unternehmen bei der Einführung eines ERP-Systems bewältigen muss. So waren nach dem sog. Chaos Report der amerikanischen Unternehmensberatung Standish Group lediglich 39% der ERP-Projekte wirklich erfolgreich. Erfolgreich war ein Projekt nur dann, wenn alle Anforderungen im vollen Umfang erfüllt wurden und zudem Termin- und Budgetpläne eingehalten werden konnten. 43% der Projekte werden als problematisch eingestuft, d.h. es wurden Zeit- oder Budgetvorgaben nicht eingehalten oder die Anforderungen konnten nicht komplett erfüllt werden. Erschreckend ist zudem der hohe Anteil in der Kategorie der komplett fehlgeschlagenen Projekte, zu der 18% der ERP-Vorhaben gehören.[4]

 

Wie die vorangegangene Ausführung zeigt, ist der zeitliche und finanzielle Aufwand von ERP-Projekten enorm und der Erfolg ist keinesfalls garantiert. Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit dient dieser Umstand daher als Anlass für eine umfassende Analyse der Erfolgsfaktoren und Risiken von ERP-Projekten. Neben allgemeinen Faktoren, werden insbesondere auch erfolgskritische, ERP-spezifische Faktoren dargestellt, die sich in den einzelnen Projektphasen ergeben.

 

Zusätzlich stehen die Unternehmen im Zuge der weiteren Digitalisierung der Wirtschaft und Industrie heute am Anfang eines Transformationsprozesses. So wird das Zukunftsprojekt „Industrie 4.0“ die industrielle Produktion deutlich verändern. Im Fokus stehen dabei die weltweite Vernetzung von Maschinen, Lagersystemen und Betriebsmittel als sog. Cyber-Physical Systems (CPS), die als intelligente Systeme eigenständig Informationen austauschen, Entscheidungen treffen und sich dabei wechselseitig selbst steuern. Auch zu den Produkten, die sich im Produktionsprozess befinden, werden zu jedem Zeitpunkt umfassende Informationen in Echtzeit abrufbar sein. So wird ein einzelnes Teilstück oder halbfertiges Produkt jederzeit identifizierbar und lokalisierbar sein. Zudem kennen diese intelligenten Produkte ihre Produktionshistorie, den aktuellen Zustand und alternative Wege zum Zielzustand. Die eingebetteten Produktionssysteme sind dabei vertikal mit betriebswirtschaftlichen Prozessen innerhalb von Fabriken und Unternehmen vernetzt und horizontal zu verteilten, echtzeitfähigen Wertschöpfungsnetzwerken verknüpft.[5] Auch die nachgelagerten Wertschöpfungsketten, die in der Industrie 4.0 entstehende „Smart Products“ durchlaufen, nachdem sie die Fabrik verlassen haben, sind Teil der Betrachtung. Diese intelligenten Produkte werden mit physischen und digitalen Dienstleistungen zu sog. Smart Services kombiniert und anschließend flexibel und bedarfsgerecht als Service zur Verfügung gestellt.[6] Industrie 4.0 betrachtet somit die gesamte horizontale und vertikale Wertschöpfungskette über den gesamten Lebenszyklus von Produkten. Eben dieser Zyklus orientiert sich gleichzeitig an zunehmend individualisierten Kundenwünschen und umfasst die Entstehung des Produktes von der Idee, der Entwicklung, dem Auftrag und der Fertigung bis hin zur Auslieferung, dem Recycling und der Bereitstellung von zusätzlichen Dienstleistungen in Form von Smart Services. Voraussetzung ist die Verfügbarkeit aller relevanten Informationen in Echtzeit durch die Vernetzung aller an der Wertschöpfung beteiligten Akteure, sowie die Fähigkeit, aus den dabei generierten Daten zu jedem Zeitpunkt den optimalen Wertschöpfungsfluss abzuleiten.[7]

 

Der Beherrschung der ansteigenden Komplexität in der Produktion, samt ihren Technologien und der komplexen Informationen, ist eine enorm herausfordernde Aufgabe, die bewältigt werden muss, um langfristig im hart umkämpften Marktumfeld zu überleben. Der Aufbau des entsprechenden Knowhows ist entsprechend wichtig und bietet Unternehmen langfristige Wettbewerbsvorteile.[8] Entsprechend hoch ist die Bedeutung der Industrie 4.0 Thematik in den Unternehmen. Zahlreiche Studien und Umfragen belegen diesen hohen Stellenwert auf der Agenda. Nach einer Studie der Hochschule Aaalen, die sich mit den Nutzenpotentialen von Industrie 4.0 befasst, schätzen ca. 80% der Unternehmen den Nutzen von Industrie 4.0 als hoch und 65% der Unternehmen planen den Einsatz solcher Technologien in der nahen Zukunft.[9] Letztendlich geht die weitere Digitalisierung und Vernetzung der Wirtschaft im Zuge der Realisierung des Zukunftsprojekts Industrie 4.0 mit tiefgreifenden Veränderungen einher, die bestehende Prozesse und Geschäftsmodelle tangieren.

 

Im zweiten Teil der Arbeit soll dieser Umstand daher als Anlass genommen werden, die zukünftige Rolle der ERP-Systeme im Zeitalter der Industrie 4.0 umfassend zu beleuchten und darauf aufbauend zentrale Anforderungen zukünftiger Systeme abzuleiten. Zusätzlich soll ein Optimierungskonzept vorgestellt werden, um den bevorstehenden Transformationsprozess bzw. die Realisierung des Zukunftsprojekts Industrie 4.0 bereits heute bei der Wahl eines geeigneten ERP-Systems ausreichend zu berücksichtigen. Die allgemeinen Ziele der vorliegenden Arbeit und die Herangehensweise werden im folgenden Kapitel zusammengefasst.

 

1.2. Ziel


 

Im Rahmen dieser Arbeit findet die fundierte Bearbeitung der folgenden Forschungsfragen statt, die mit Hilfe von relevanter Literatur, aktuellen Studien, der Meinung führender Experten und greifbaren Anwendungsszenarien im Rahmen einer qualitativen Analyse beantwortet werden sollen:

 

Welche Erfolgsfaktoren und ggfs. Risiken sind zu beachten, um ERP-Projekte zum Erfolg zu führen?

 

Welche Rolle nehmen ERP-Systeme im Zuge des bevorstehenden Transformationsprozesses im Rahmen einer Industrie 4.0 ein?

 

Welche zentralen Anforderungen ergeben sich hierdurch für zukünftige ERP-Systeme?

 

Welche Maßnahmen müssen...

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