Ausbildung und Studium
Man merkt nie, was schon getan wurde, man sieht immer nur,
was noch zu tun bleibt.
Marie Curie
Eine Ausbildung dient dazu, dich in einem Fachgebiet zum Experten zu machen. Du erlernst die speziellen Kenntnisse eines Berufes. Und das ist eine tolle Sache. Du bist nach einer erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung ein Profi auf diesem Gebiet. Logischerweise besitzt du unmittelbar nach deiner Ausbildung keine jahrelange Berufserfahrung, das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Aber du bist trotzdem ein Experte auf deinem Gebiet und kannst stolz auf dich sein. Und wenn du bereit bist, in deinem Beruf stets das Beste zu geben und deine Kunden, die deine Produkte oder Dienstleistungen kaufen, in höchstem Maße zufrieden zu stellen, dann wirst du deine Erfüllung finden. Ein schöneres Geschenk als zufriedene Kunden gibt es nicht. Sie schenken dir nämlich ihr Vertrauen.
Handwerk hat goldenen Boden, so lautet ein altbekannter Spruch. Und der hat bis heute noch volle Gültigkeit. Egal welches Handwerk es nun ist: Gute Handwerker werden jederzeit gebraucht. Vor allem in Krisenzeiten sind sie die Garantie schlechthin. Vor allem, wenn sprichwörtlich Not am Mann ist, braucht man Handwerker mehr denn je. Solltest du dich für einen handwerklichen Beruf entscheiden, so kann ich dich nur beglückwünschen.
Leider werden handwerkliche Berufe oftmals als »einfache« Berufe abgetan und leider oftmals viel zu gering bezahlt. Man hat zuweilen das Gefühl, dass nur akademische Berufe »bedeutend« sind und Ansehen genießen. Das stimmt aber nicht.
Wenn wir einmal ganz ehrlich zu uns selbst sind, so sind gerade die vermeintlich einfachen Berufe diejenigen, welche die eigentliche Arbeit machen. Sie schaffen unsere Wertschöpfung. Hier wird das getan, was anderswo nur »verwaltet« wird. Ohne diese Berufe hätten die anderen nämlich nichts zu tun. Und der Erfolg, der durch diese einfachen Berufe erwirtschaftet wird, das ist der Wohlstand, von dem unsere gesamte Gesellschaft lebt. Das sollten wir nicht vergessen.
Ein ganz spezieller Vorteil in überwiegend praktischen Berufen liegt darin, dass die mit körperlicher Arbeit verbunden sind. Am Feierabend bist du zwar körperlich fix und alle, aber du hast den Kopf frei. Stressige Energien können nur über den Körper abgegeben werden und das ist bei solchen Arbeiten möglich.
Reine Theoretiker und »Bürohengste« hingegen arbeiten mit dem Kopf. Natürlich sind auch sie nach Feierabend reif für die Insel, aber die »Birne« ist nicht frei. Die überwiegend kopflastige Arbeit ist mindestens genauso anstrengend wie die körperliche, auch das muss klar gesagt werden. Man sitzt nicht nur am PC und spielt Solitär. Auch planerische, buchhalterische und denkende Arbeit kostet unglaublich viel Kraft. Der entscheidende Nachteil der theoretischen Berufe ist aber, dass stressige Energie am Tage nicht über den Körper abgegeben werden kann. Somit bleibt sie im Körper und belastet die Leute am Abend. Sie können nämlich schlecht abschalten und nehmen viele Probleme mit nach Hause.
Die einzige Möglichkeit, diese stressige Energie loszuwerden, ist körperliche Betätigung. Deshalb besuchen nicht umsonst viele Akademiker Fitnessstudios oder ähnliche Einrichtungen. Ich glaube nicht, dass ein hart arbeitender Bauarbeiter nach einem 10-Stunden-Tag noch 2 Stunden joggen geht.
Die Entscheidung, ob du eine Ausbildung machst, studierst oder beides machst, liegt vollständig bei dir. Du allein entscheidest, welchen Bildungsweg du einschlagen wirst. Und im Alter von 15 Jahren kann man das verlangen.
Wichtig ist, dass du dich und deine Leistungen ehrlich und realistisch einschätzt. Das Abitur macht nur Sinn, wenn du in mindestens zwei Fächern die Note 1 bringst, ohne dich großartig anzustrengen. Du musst hier gute Noten aus dem Ärmel schütteln in diesen Fächern, auch ohne große Vorbereitung. Diese Fächer sind nämlich dein »Rettungsboot« beim Abitur und halten dich über Wasser und bei Laune. Die Laune wird dir sehr schnell vergehen, wenn du in jedem Fach büffeln musst wie ein Ochse und zum Schluss doch nur Note 4 oder schlechter herausspringt. Das macht auf Dauer überhaupt keinen Spaß, sondern frustriert. Dann sei lieber ehrlich zu dir selbst und wechsele die Schule. Dann bringst du dort bessere Leistungen und bist zufriedener.
Du solltest kein Abitur machen, nur weil das deine Eltern vielleicht gern sehen würden. Oder vielleicht wollen sie auch, dass du ihre Firma übernimmst und nun unbedingt das oder jenes werden »musst«. Bedenke: Es ist DEIN Leben. Du sitzt am Lenkrad und entscheidest, wohin die Reise geht. Denn im späteren Berufsleben musst du glücklich werden, nicht deine Eltern.
Eine Bitte an alle Eltern: Vielleicht konntet ihr früher einen bestimmten Beruf aus verschiedenen Gründen nicht erlernen und wollt nun unbedingt, dass dies euer Nachwuchs schafft. Bedenkt bitte, dass euer Kind für sich selbst sorgen muss und darf und ihm allein die Entscheidung obliegt, welchen Beruf es erlernt. Ihr helft ihm nicht, wenn ihr euer Kind in eine Sache hineindrängt, in der es möglicherweise unglücklich ist. Euch zuliebe wird es das eventuell tun, aber darum geht es nicht. Es geht um euer Kind selbst, nicht um euch und eure Vorstellungen und Wünsche.
Bist du gut in der Schule und bringst hervorragende Leistungen in allen Fächern, so bietet dir das Abitur sehr gute Möglichkeiten für dein späteres Berufsleben. Du erwirbst damit die allgemeine Hochschulreife. Der tiefere Sinn des Abiturs liegt im späteren Studium, darum macht man normalerweise Abitur. Nur um die Zeit herumzubringen und mal zu schauen, ob man dann weiß, was man werden will, ist nicht unbedingt Sinn des Abiturs. Aber es ist immer deine persönliche Entscheidung.
Hast du das Abi in der Tasche, dann bewirbst du dich um einen Studienplatz bzw. schreibst dich direkt an der Universität ein. Man nennt das Immatrikulation. Erkundige dich am besten zeitig vorher (noch beim Abi), ob es für deinen gewünschten Studiengang einen Numerus clausus gibt. Der besagt, dass du diese Fachrichtung nur studieren darfst, wenn du einen bestimmten Notendurchschnitt beim Abitur vorweisen kannst. Es lohnt sich daher in jedem Falle, rechtzeitig vorher nachzufragen, um späteren bösen Überraschungen vorzubeugen.
Das Studentenleben ist eine coole Sache, ich spreche da aus eigener Erfahrung. Man hat, vergleicht man es mit dem späteren Berufsleben, viel freie Zeit. Die kannst und sollst du auch in vollen Zügen genießen, du hast es dir verdient.
Nichtsdestotrotz kommt irgendwann die Stunde der Wahrheit und die Prüfungen stehen an. Das Studium kann nicht unendlich dauern, sondern muss einmal fertig gebracht werden. Es ist nämlich auch kein Sinn des Studiums, bis zum 30. Semester an der Uni zu hängen und sich von einer Hiwi-Stelle zur nächsten zu schaukeln.
Bereite dich gründlich, frühzeitig und am besten im Team auf die Prüfungen vor. Gemeinsam macht Lernen viel mehr Spaß und man motiviert sich gegenseitig, falls der eine mal nicht so gut drauf ist. Beginne in kleinen Einheiten zu lernen, nicht alles auf einmal. Und dann wiederhole, wiederhole und wiederhole. Das ist das Geheimnis erfolgreichen Lernens.
Wenn du dein Studium erfolgreich absolviert hast, so bewirbst du dich für einen Beruf. Der Vorteil ist, dass du Berufe ergreifen kannst, die einem normalen Schulabgänger verwehrt sind, weil ihm das theoretische Wissen dazu fehlt. Das ist der Vorteil, den Akademiker haben. Und es ist gut so, dass es kluge Köpfe in der Gesellschaft gibt. Die Gesellschaft lebt vom gesunden Mix aus Akademikern und Handwerkern, aus Häuptlingen und Indianern eben.
Manchmal fragen sich Studenten, wenn sie die Uni verlassen, was sie eigentlich »können«. Nun, du hast eine sehr wichtige Sache beim Studium gelernt: dich in unbekannte Fachgebiete einzuarbeiten und hierfür Lösungen zu erarbeiten. Das kann nicht jeder.
Nach dem Studium bist du ein Wissenschaftler. Wie der Name es bereits sagt, bist du da, um Wissen zu schaffen. Wer soll es sonst tun außer dir? Du hast schließlich lange studiert und das Zeug dazu, in unbekannte Gefilde vorzudringen.
Und gerade das Neue ist es, was das Leben so spannend macht. Es gibt immer wieder Änderungen, Veränderungen, Erfindungen usw. Und dafür braucht es kluge Leute, die die Welt verändern. Und du als Studierter trägst deinen Teil dazu bei.
Warte als Student bitte nicht, bis du dein Abschlusszeugnis in der Hand hältst, und suche dann einen Arbeitgeber. Draußen wartet in der Regel niemand auf dich. Ergreife noch während deines Studiums die Initiative und schaue dich nach potentiellen Berufsmöglichkeiten um. Mache Praktika, auch ohne Bezahlung. Schnuppere in verschiedene Jobs hinein und bereite deinen Weg bereits im Studium vor – für danach.
Während des Studiums solltest du deine viele freie Zeit auch genießen. Wenn du es planst, einige Zeit im Ausland zu verbringen oder einfach einmal die Welt zu erkunden, so ist das die beste Zeit hierfür. Auch wenn der Geldbeutel nicht immer der dickste ist:...