Die erste große Tour
Sonntag morgen, genau weiß ich nicht mehr was mich weckte, war es die mallorquinische Morgensonne die mich wach kitzelte oder der Duft frisch gekochten Kaffees der mir in die Nase stieg. Ich schaute auf meine Uhr und dachte mir „man es ist doch erst acht Uhr“.
Schnell schlüpfte ich unter die Dusche und stand wenige Minuten danach schon im offenen Wohnbereich der Finca. Hier am großen Esstisch war schon alles für ein opulentes Frühstück angerichtet. Respekt für meinen Fotografen, das hatte er ganz ordentlich gemacht.
Bei so einem Frühstück lässt es sich aushalten und dabei auch die Zeit vergessen. „Ach Mensch wir wollten doch heute eine größere Tour machen“, schoss es mir noch in den verträumten Kopf. Und so war es dann plötzlich schon elf Uhr bevor ich endlich im Sattel saß. Am Vorabend hatten wir noch ordnungsgemäß die Akkus aus den Rädern genommen und diese über Nacht aufladen lassen. Die kleinen roten Leuchtdioden strahlten mich freudig an und riefen los nutze uns endlich. Gesagt getan, das Tor der Finka hinter uns zu geschlossen und schon ging es über die holprige Nebenstraße Richtung Can Picafort.
Für einen Sonntagmorgen war schon ganz schön was los, auf den Straßen Mallorcas, doch weniger die Autos vielen mir auf sondern eher die kleinen und größeren Gruppen von Rennradfahrern die uns entgegen kamen oder uns überholten. „Oh was wird das heute für ein Fremdschämen, wir hier auf zwei „Rentnerräder“ und um uns herum nur Sportmaschinen“. Ich glaube ich muss meine Vorurteile zu diesen e-Bikes noch abbauen. „Rentnerrad“ das klinkt schon diskriminierend.
In Can Picafort ging es dann im zweiten Kreisel nach links ab Richtung Alcúdia. Die Straße, auf der am Vortag noch unsere Radverleiher immer auf und ab gefahren sind um uns zu finden.
Diese Straße entlang der Playa de Muro ist schön breit angelegt, ein ausreichend und großzügiger Seitenstreifen vermittelt und bringt mehr Sicherheit, da der Abstand zu überholenden Autos hier viel größer ist. Am Anfang der Fahrt sind auf der rechten Straßenseite hauptsächlich Büsche und Pinien, welche eine Sicht auf die Dünenlandschaft unmöglich machen. Man weiß dahinter ist das azurblaue Meer und der schöne naturbelassene Stand, man sieht ihn aber nicht. Links der Straße kann man ab und zu durch die Sträucher hindurchschauen und hat dann einen schönen Blick auf das Naturschutzgebiet „S’Albufera“, eine weite, sumpfige Ebene und Rückzugsgebiet für viele Insekten und Vogelarten.
Gut sahen Sie aus, die meist männlichen Radler in ihrem engen Dress, wenn Sie einem auf der anderen Straßenseite entgegen kamen. Doch die Sympathie meinerseits wurde orkanmäßig weggeblasen wenn sie uns mitleidig anlächelten, sobald Sie festgestellt hatten da kommen zwei e-Biker. Mein Fotograf war sich schon seit 20 Minuten am fremdschämen und sagte schon nichts mehr. Ich dachte mir nur, da muss man durch.
Die ersten Häuser tauchten jetzt rechts am Straßenrand auf und endlich eine kleine Straße Richtung Meer. Sofort bog ich rechts ab und radelte die Straße zum Meer hinunter, oder ist das mehr ein leichtes Bergauf gewesen. Man hatte das Gefühl die Hauptstraße lag tiefer. Doch das ist ja eigentlich auch unwichtig, wichtig war: „Ja da ist der Strand“ Rad abgestellt und schnell dorthin. Der doch noch kalte Februarwind blies mir ins Gesicht und ich stellte fest auf der geschützten Straße war es angenehmer. Trotzdem, der Ausblick aufs Meer und die Bucht von Alcúdia ist schon etwas was einen innerlich wärmt. Bevor ich vor lauter Träumerei unser Tagesziel vergaß und mich am liebsten in den feinen Sand werfen mochte ging es aber weiter. Also wieder zurück auf die MA-12 und weiter Richtung Alcúdia.
Nach einiger Zeit kamen wir zur Brücke kurz vor Port d’Alcúdia hier fließt der „Gran Canal“ ins Meer und ist zu dieser Jahreszeit gut gefüllt. Ich schaute mal zu Abwechslung auf meinen Tacho. Oh mein Gott dachte ich. Wir fuhren jetzt die ganze Zeit im höchsten achten Gang, alles ohne Anstrengung und der Tacho zeigt 22,8 km pro Stunde an. So langsam gewöhnte ich mich an diesen Vorteil eines e-Bikes. Dazu muss gesagt werden, die ganze Fahrt bisher war nur im Eco-Modus.
Doch zurück zur Straße, die MA-12 als Hauptstraße bekommt ab hier rechts und links danebenliegend je eine begleitende Nebenstraße. Diese ist zwar vom Fahrbahnbelag nicht so schön, doch dafür ist die Straße verkehrsberuhigt. Einige Autos stehen hier am Straßenrand und ansonsten hat man freie Fahrt und wird auch nicht ständig überholt. Nun gut, ab und zu trifft man auf einen Läufer der hier seinem sonntäglichen Frühsport nachgeht.
Fast alle Geschäfte und viele Hotels die sich hier angesiedelt haben sind jetzt noch geschlossen, die Fenster sind mit Zeitungen abgeklebt oder von innen weiß getüncht. Überall sieht man Handwerker die am arbeiten sind, um für den anstehenden Touristenansturm alles rechtzeitig in Schuss zu bekommen. Wer Port d’Alcúdia als Tourist einmal im Sommer erlebt hat wird seinen Augen nicht trauen. Der gesamte Ort, die sogenannte Halsschlagader die MA-12 und auch die Nebenstraßen wo viele kleine Bars und Geschäfte liegen, wirkt wie ein ausgestorbenes, seit Jahren verlassenes Wüstendorf.
Entspannt fuhren wir durch dieses für den Erstbesucher eintönig wirkende Bild in Richtung Hafen.
Port de Alcúdia
War in der vortouristischen Zeit Port d’ Alcúdia noch der Hafen der gleichnamigen Stadt Alcúdia, so ist dies heute ein Hafen für Touristen, eine der Touristenhochburgen auf Mallorca.
Viele kleine Bars, Restaurants und Boutiquen säumen die Hafenpromenade. Eine riesige Holzbrücke, von der aus man einen guten Überblick hat, verbindet den Strand mit dem schmucken Jachthafen. Doch was zieht jährlich Tausende von Besuchern hier her? Es ist der Strand, das Meer, die vielen Restaurants und natürlich die Sonne. Alles zusammen ergibt den perfekten Strandurlaub. Ein fast weißer, feiner Sandstrand, der lang abfallend ins flache, türkisfarbene Mittelmeer übergeht, macht den Urlaub hier, besonders für Familien, zu einem unvergessenen Erlebnis.
Wenn die Kleinen im Sand spielen oder im Flachwasser toben, können die Eltern, unter einem der Natursonnenschirme, entspannt einen Roman lesen und am Sangria aus der nahen Strandbar schlürfen. Familienurlaub, wie er besser nicht sein kann. Und wer etwas von der Natur sehen oder ein wenig Kultur erleben möchte, fährt mit dem Bus ins nahe Alcúdia oder hoch zum Cup Formentor.
Der Tourist der im Ort bleibt kann jeden Freitag den Wochenmarkt auf der Plaza de Cas Vicari besuchen. Sich dort in das Getümmel zwischen den kleinen Verkaufsständen stürzen. Denn hier heißt es dann, Mitbringsel aus dem Urlaub organisieren, kräftig mit den Händlern feilschen oder einige der mallorquinischen Spezialitäten erwerben.
Besucher, die an der Strandpromenade in Richtung Hafen gehen und von dort aus den vielen kleinen Geschäften ausweichen, kommen am Ende der Bucht an eine Stelle, von wo aus er einen malerischen Blick auf die kleine, vorgelagerte Insel Illa d’Alcanada hat. Besser ist jedoch die Strecke per Auto oder Rad zu nehmen, da man sonst zu Fuß an den Industrieanlagen vorbei muss. Man folgt dabei immer der Carrer Gabriel Roca, welche nachher in die Camí Alcanada übergeht.
Oder man mietet sich im Hafen ein kleines Boot und fährt direkt bis zur Insel.
Abseits des Hafens Richtung Süden befinden sich an der Hauptstraße gelegen unzählige Bars und Restaurants, die hier abends für Stimmung sorgen.
Wir waren in Port d’ Alcúdia angekommen. Kurz vor den Hafen, direkt am oberen Ende der „Platja d’Alcudia“ machten wir erst einmal Rast. Das Erste was ich von meiner Begleitung, dem absoluten Vorurteiler gegenüber E-Bikes, erstaunt vernehmen konnte war: „Man, war das ein Easy Ritt...“ und weiter „...nicht schlecht so ein Elektrorad.“. „Hah“, dachte ich mir, die Umerziehung fängt an zu wirken. Also erst einmal etwas stärken, Hunger hatte ich keinen also nur etwas trinken. Bänke zum hinsetzen gibt es hier ausreichend. Wir hätten uns aber auch an den breiten Strand legen können, denn soviel freien Platz habe ich hier noch nie angetroffen.
Nach einiger Zeit und paradiesischer Bildaufnahme für die Augen wollte ich dann aber weiter, schließlich sind wir hier nicht für einen Standurlaub angereist. Ich überprüfte meinen Akku, von den drei blauen Leuchtionen war noch keine am blinken. Das ist gut, also noch fast keinen Strom verbraucht.
Nach dem wir uns also bis jetzt in keiner Weise verausgabt haben lag gleich der erste Anstieg mit dem e-Bike an. „Mal sehen wie das wird“. Also ging es dann weiter nach Alcúdia.
Wir schlängelten uns durch die Gassen von Port d’Alcúdia bis hin zur MA-12. Doch schon beim zweiten Kreisel habe ich nicht aufgepasst und war plötzlich schon auf dem Weg zum Cap Formentor. Also auf der MA-3460 anhalten und eine 180° Kehrtwende hingelegt. Endlich waren wir richtig und es ging auch gleich ein wenig bergauf, vorbei an der kleinen Kirche „Oratori de Santa Anna“.
Oratori de Santa Anna
Oratori de Santa Anna ist im 13. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut und liegt an der Calle del Cementiri. Wie der Name schon sagt ist die Kirche der Heiligen Anna geweiht. Ihr gegenüber liegt der typische mallorquinische...