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Intim - Endlich fit im Schritt

Der persönliche Ratgeber für die moderne Frau bei Vaginalinfektionen

AutorArmin Witt
VerlagBerenkamp-Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783850935340
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Brennen, Juckreiz, Ausfluss, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr - Zustände, die fast jede Frau bzw. jedes Paar kennt. Mediziner haben üblicherweise kein Problem bei der Behandlung von vaginalen Infektionen. Aber warum gibt es dann doch viele Frauen, die an chronischen oder wiederkehrenden Vaginalinfektionen leiden? Aus welchem Grund verändert sich diese einfach zu behandelnde Erkrankung in ein 'Monster', das den Alltag und vor allem das Sexualleben nachhaltig beeinflusst? In diesem Buch werden diese und andere Fragen eingehend beleuchtet und Antworten gegeben. Der Autor behandelt das Thema mit dem nötigen wissenschaftlichen Hintergrund, aber auch mit viel Einfühlungsvermögen, getragen durch persönliche Erlebnisse, tägliche Erfahrung und Gespräche mit sogenannten 'hoffnungslosen Fällen', denen man 'nicht mehr helfen kann'. Erster Wunsch dieses Buches ist, mit dem Tabuthema vaginale Infektionen aufzuräumen. Armin Witt zeigt auf, wie man zur richtigen Diagnose und Therapie kommt und welche therapeutischen Ansätze vermieden werden sollten. Durch die Verknüpfung von persönlichen Geschichten, wissenschaftlichem Hintergrund und Hausverstand dient dieses Buch einer breiten Leserschaft.

Angaben zur Person: Armin Witt, Dr., Univ.-Prof., geboren 1966, Medizinstudium in Wien, Promotion 1994, Ius practicandi 2002, Facharzt 2003. Gründung des Instituts GYNINFEKT. Habilitation mit dem Thema 'Spezielle Aspekte von Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe'. Oberarzt an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien. Seit 2005 Ordination als Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Wien.

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Leseprobe

CIRCULUS VITIOSUS


Arztwechsel und Arztsuche


Nachdem man bei einem Arzt in der Sache nicht weiterkommt, ist man logischerweise geneigt, andere Mediziner zu konsultieren. Die Folge ist ein häufiger Arztwechsel in der Hoffnung, endlich doch den Richtigen zu finden. Meiner Erfahrung nach ist das aber nicht grundsätzlich eine Frage der Krankenkassenverträge. Natürlich ist im Rahmen einer Kassenpraxis, bei der die Kosten der Behandlung ausschließlich über die Krankenkasse abgewickelt werden, eine zeitlich aufwendige Behandlung und aufgrund des Patientenandrangs deutlich schwieriger. Es gibt aber durchaus Kassenärzte, die mit dem Thema sensibel umgehen, andererseits kenne ich Privatärzte, honorige Dozenten oder Professoren, die sich bei Infektionen nur so recht und schlecht auskennen.

Wie bei anderen Spezialisten, Handwerkern und sonstigen Berufsgruppen ist auch die richtige Arztwahl schwierig. Wie soll sich der medizinische Laie orientieren? Zumeist folgt man Empfehlungen von Freundinnen oder Familienmitgliedern, wählt in weiterer Folge nach Bekanntheitsgrad bzw. Prominenz, teilweise definiert durch dubiose Zeitungsumfragen. Glauben Sie wirklich, dass sogenannte Experten tatsächlich und ausnahmslos wegen ihres fachspezifischen Könnens in diversen Zeitschriften zu Wort und Bild kommen? Natürlich sind medial auch tatsächliche Experten vertreten, aber wie erkennt man sie?

Im Zeitalter des allgemeinen Internetzugangs ist es natürlich richtig und logisch, dass man sich von verschiedenen Foren bzw. Suchergebnissen in der Arztwahl leiten lässt. Das Problem dabei ist natürlich die Fülle an Möglichkeiten, die das Internet generell, aber auch im Besonderen beim Tabuthema „vaginale Infektionen“ zur Verfügung stellt. Es sind nicht nur offizielle, sondern auch versteckte Suchbegriffe, die zu entsprechenden Verlinkungen auf diverse Webseiten führen. Mit einigem Know-how kann der Betreiber der Homepage die Anzahl der Treffer rasch erhöhen. Diverse Firmen bieten dazu ständig professionelle Hilfe an.

Eine weitere Schwierigkeit stellt die relativ häufige Anonymität im Netz dar. Eigentlich weiß man doch zumeist gar nicht, wer sich hinter einem Pseudonym, z. B. „hasi99“, im Forum verbirgt. Ist es tatsächlich eine ehemals Leidende, die den richtigen Arzt oder die richtige Therapie gefunden hat? Oder ist es eine Firma mit irgendeinem tollen Produkt? Oder ist es sogar ein Arzt, der über ein Forum oder dergleichen für sich wirbt oder werben lässt?

Ich kann Ihnen als Arzt mit mittlerweile doch einigen Jahren Berufserfahrung sagen, dass ich selbst manchmal noch immer Probleme habe, nach objektiven Kriterien eine richtige Arztwahl zu treffen, wenn es um fachfremde Angelegenheiten geht. Auch wir werden oftmals von Eigenschaften geleitet, wie „Studienkollege“, „guter, alter Turnusarztkollege“, „Therapeut eines Freundes, einer Freundin“, „Primarius im Krankenhaus so und so“, „guter Redner“, „guter Wissenschaftler“ und viele, viele andere „Vorzüge“.

Aber woher soll ich wirklich wissen, ob die- oder derjenige wirklich ein Experte in seinem Bereich geworden ist? Wenn ich einen Zahnarzt oder HNO-Arzt für meine Familie oder auch meine Patientinnen suchen muss, kann ich das trotz Publikationsliste, Operationshäufigkeit, Fortbildungsaktivität, Hygiene oder anderer Hilfsmittel nicht sicher sagen, wer seriös und gut ist. Aber wie schwierig muss das erst für einen medizinischen Laien sein?

Ich vergleiche das gern mit meinen Erfahrungen beim Hausumbau. Natürlich waren alle Handwerker bei Anbotsunterzeichnung unheimlich freundlich und entgegenkommend, sie haben sich auch „kompetent“ meinen Bedürfnissen angepasst. Natürlich waren sie alle von besten Freunden und Bekannten wärmstens empfohlen. Ich habe mich bei der Entscheidung hinsichtlich der diversen Handwerker nicht ausschließlich vom Preis des Anbots leiten lassen – und dennoch war der ganze Umbau ein Desaster. Angefangen von undichten Leitungen über gröbere Mängel im Bereich der Elektronik bis hin zu einem zwar neuen, aber völlig undichten Dach liefen so viele Dinge schief, dass ich allein darüber ein Buch schreiben könnte.

Aber zurück zur Medizin: Am Ende einer Reise durch verschiedene Ambulanzen und Ordinationen verlässt man sich auch gern auf therapeutische Empfehlungen von Apothekenangestellten, die ja auch so viel Erfahrung mit dem Thema Infektionen haben. Zumeist sind die empfohlenen Präparate aber nicht einmal Arzneimittel, sie sind fast immer privat zu bezahlen und in den seltensten Fällen in ihrer Wirksamkeit wissenschaftlich belegt. Apotheken sind oft Anlaufstellen für akute Beschwerden, da sich diese ja häufig erst nachts oder am Wochenende äußern. Apotheken verfügen sogar über Folder mit der entsprechenden Vorgangsweise bei Beschwerden (habe selbst einige mitgestaltet). Nichtsdestotrotz liegt der Schwerpunkt der Apotheken im Vertrieb von Medikamenten, Arzneimitteln und anderen Therapeutika, nicht in der Diagnostik von Krankheiten. Nur durch entsprechende Diagnostik kommt man auch zu einer effektiven Therapie. Das Pharmakologiestudium unterscheidet sich wesentlich vom Medizinstudium – das sollte nie vergessen werden!

Problematik der Alternativmedizin


Bei wiederkehrenden Infektionen ist es wie mit vielen anderen Erkrankungen. Menschen, die darunter leiden, erleben eine ziemliche Dominanz der Krankheit über ihr Leben. Das wichtigste Thema für die Betroffenen ist die Krankheit, und man versucht alles, um sie loszuwerden. Dabei nützt man, bildlich gesprochen, jeden Strohhalm, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass man sich nach den Erlebnissen mit der Schulmedizin auch in die alternative Medizin begibt. Ein Eintrag bei Google „Scheidenpilz Homöopathie“ brachte mir auf Anhieb in 0,2 Sekunden 59.400 Einträge, „Scheidenpilz Alternativmedizin“ 50.000 Einträge (0,25 s), „Scheidenpilz natur“ 36.000 (0,36 s), und „Scheidenpilz Bioresonanz“ förderte immer noch beachtliche 1.130 Treffer (0,58 s).

Ich möchte keinesfalls falsch verstanden werden, ich schreibe hier kein Pamphlet gegen alternative Medizin, aber es geht mir um ein gewisses Maß an Objektivität. Ich selbst habe 1996 meine TCM-Ausbildung (Traditionelle Chinesische Medizin) nach einer wirklich sehr schweren Abschlussprüfung erfolgreich und daher stolz absolviert. Ich bin noch immer von den Möglichkeiten der für die westliche Welt so ungewöhnlichen Medizin fasziniert. Ich bin auch überzeugt, dass gerade die TCM in vielerlei Hinsicht der „abendländischen“ Medizin überlegen ist. Ich wende die TCM auch mit Erfolg bei vielen Indikationen an, aber ich erkläre hiermit, dass ich – obwohl ich mich relativ intensiv mit der Materie befasst habe – bei vaginalen Infektionen überhaupt keinen Erfolg hatte. Ich kann natürlich nicht erklären, warum dies so ist, ebenso wenig kann ich Erklärungsmodelle liefern, aus welchem Grund es funktionieren sollte. Auch wenn man mit TCM das Immunsystem stärken kann, ist sie offensichtlich doch nicht in der Lage, auf Dauer vor chronischen genitalen Infektionen zu schützen. Eine mögliche Erklärung wäre, dass man ja eigentlich noch gar nicht weiß, warum manche Menschen zu rezidivierenden Infektionen neigen. Einerseits werden genetische Defekte (sog. „Polymorphismen“) wissenschaftlich diskutiert, andererseits bringt man Immunschwächen im Bereich der T-Zellen (Teil der weißen Blutkörperchen) als möglichen Faktor ins Gespräch. Darüber hinaus wird eine allergische Komponente diskutiert. Zusammengefasst muss man aber – ausgehend vom heutigen Stand des Wissens – zugeben, dass man noch keine Erklärung für das Entstehen chronischer Vaginalinfektionen gefunden hat. Deshalb ist es auch so schwierig, eine entsprechende therapeutische Strategie zu entwickeln.

„Alternativmedizin“ (auch: Alternative Medizin) ist eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche Behandlungsmethoden und diagnostische Konzepte, die sich als Alternative oder Ergänzung zur wissenschaftlich begründeten Medizin verstehen.

Die Vielzahl der Verfahren kann grob unterteilt werden in

–Homöopathie (auch Schüssler-Salze)

[Eine Anmerkung zur Homöopathie: Jeder Mensch mit einem gewissen Maß an Wissen im Bereich Physik bzw. Chemie sollte keinen Zweifel aufkommen lassen, dass Homöopathie als Substanz nicht wirkt. Aber man kann den sogenannten Placebo-Effekt gelten lassen, der ja erwiesenermaßen wirkungsvoll ist.],

–Akupunktur,

–Bach-Blütentherapie,

–Ernährungstheorien und Diäten,

–Verfahren, die eine allgemeine Steigerung der Funktion des Immunsystems bewirken sollen.

Placebo-Effekt


Aufgrund der Nachfrage haben sich viele Menschen, Ärzte und Nicht-Akademiker für eine oder...

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