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E-Book

Praxishandbuch Heilpraktiker für Psychotherapie

Therapieleitfaden, Recht und Praxisführung

AutorSusanne Juliana Bosch
VerlagHaug
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl184 Seiten
ISBN9783132053212
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Endlich da! Das erste Praxishandbuch für Heilpraktiker für Psychotherapie - mit allen notwendigen Informationen für die Eröffnung und Führung einer Praxis: Gesetzliche Grundlagen, Therapieleitfäden, Rahmenbedingungen und Ethikrichtlinien in der Psychotherapie, Befundberichte, Abrechnung und Supervision. Hier finden Sie direkt umsetzbare Anleitungen zu allen Themen der Praxisorganisation. Zahlreiche Kopiervorlagen auf CD und zum Download unterstützen Sie dabei und sparen richtig Zeit. Außerdem bekommen Sie Antworten auf Ihre Fragen zu den Therapiesitzungen selbst: - Wie sollte der Erstkontakt mit meinen Klienten verlaufen? - Welche Rahmenbedingungen für die Psychotherapie setze ich? - Wo sind meine Grenzen? - Wie gestalte ich meine therapeutische Beziehung zum Patienten? - Welche Therapieverfahren darf ich anwenden? Perfekt für Ihren Start und als Nachschlagewerk in der laufenden Praxis. Ideal auch für Diplom-Psychologen, die ohne Kassenzulassung nach dem Heilpraktikergesetz arbeiten wollen.

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Leseprobe

2 Erstkontakt mit dem Klienten


„Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“

Astrid Lindgren, Pipi Langstrumpf

2.1 Einleitung


Der Erstkontakt mit Ihrem Klienten ist in mehrerlei Hinsicht wichtig. Zum einen ist Ihr eigener Auftritt dafür entscheidend, ob ein Klient wirklich zu Ihnen kommt oder nicht. Zum anderen habe ich schon sehr häufig die Erfahrung gemacht, dass Laien nicht wissen, dass die Therapie bei einem Heilpraktiker für Psychotherapie eine Privatleistung ist. Es ist schwierig, die verschiedenen Ausbildungswege zu verstehen und zu wissen, wer von diesen Personen nun eine Kassenzulassung hat und wer nicht. Auch die Unterschiede zwischen den Therapieverfahren sind für Laien schwer zu erkennen. Welches Verfahren für welches Störungsbild geeignet ist, das ist nicht einfach zu durchschauen.

Ihr erster Kontakt mit einem neuen Klienten sollte deshalb möglichst strukturiert sein und ihm alle wichtigen Informationen vermitteln. Hierzu möchte ich Ihnen einen „roten Faden“ an die Hand geben, den Sie als Grundlage für den Erstkontakt am Telefon verwenden können.

Nach dem ersten Telefonat folgt die erste Sitzung. Auch hier sollten wichtige Informationen von beiden Seiten ausgetauscht werden. Ebenso sollte Ihr persönliches Auftreten kompetent, sympathisch und authentisch sein, damit die Anbahnung einer guten, vertrauensvollen therapeutischen Beziehung möglich ist. In den ersten Sitzungen wird der Befund erhoben und die Anamnese erstellt. Auch der Beziehungsaufbau findet in dieser ersten Phase der Therapie statt. Wie Sie sich auf diese Faktoren gut vorbereiten können, möchte ich Ihnen in diesem Kapitel erläutern.

Zum Thema Befunderhebung und Anamnese stelle ich Ihnen 2 Fragebögen vor. Eine Struktur für den psychopathologischen Befund (AMDP-System) und einen sehr ausführlichen Fragebogen zur Lebensgeschichte nach Lazarus. Schließlich ist noch das Abschließen eines schriftlichen Behandlungsvertrages mit Ihrem Klienten ein wichtiger Aspekt der ersten Sitzung. Auch hierzu erhalten Sie Informationen und einen Mustervertrag, den Sie für Ihre Bedürfnisse als Vorlage verwenden dürfen.

2.2 Erstes Telefonat


Meist beginnt die Kontaktaufnahme mit einem neuen Patienten mit einem ersten Telefonat. Der Klient hat Ihre Telefonnummer entweder im Internet recherchiert oder als Empfehlung bekommen. Häufig kommt der Anstoß, eine Psychotherapie durchzuführen, von außen, von einem Arzt oder von jemandem aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis. Hinzu kommt, dass es für die meisten Menschen eine große Überwindung darstellt, einen solchen Schritt zu wagen. Sie sollten deshalb unbedingt auf alle wichtigen Informationen hinweisen, sowie einen kompetenten Eindruck machen und dem Klienten Akzeptanz vermitteln, um so seine Therapiemotivation zu stärken.

2.2.1 Roter Faden beim ersten Telefonat


Hier folgt eine Liste ( ▶ Abb. 2.1) für Ihren ersten Telefonkontakt mit einem Klienten, die Ihnen als roter Faden dienen kann (nach Franziska Luschas, kleiner KVT Boss: www.youtube.com). Sie können sich sowohl wichtige Notizen machen als auch Dinge abhaken, die Sie im Gespräch erwähnt haben. Ergänzen Sie nach persönlichem Empfinden die Punkte, die Ihnen am Herzen liegen.

Abb. 2.1 Formular für Notizen beim telefonischen Erstgespräch.

2.2.1.1 Hinweise zur Liste „Der rote Faden“

Beginnen Sie mit allgemeinen Informationen wie Datum, Name und Telefonnummer.

Eine wertvolle Frage ist, woher der Klient Ihre Telefonnummer hat. Damit erfahren Sie, ob man Sie weiterempfohlen hat und ob Sie im Internet gut zu finden sind. Vielleicht waren ja andere Werbemaßnahmen von Ihnen erfolgreich? Zu Beginn des Telefonates sollten Sie nach dem Grund des Anrufes fragen. Ich habe mir angewöhnt, die Formulierung so zu gestalten: „Können Sie mir kurz schildern, worum es geht?“. Das erste Telefonat soll keine vollständige Beratungssituation sein. Aber Sie möchten gerne einschätzen können, ob der Klient bei Ihnen richtig ist und nicht zum Beispiel Physiotherapie mit Psychotherapie verwechselt hat.

Fragen Sie dann nach, ob der Anrufer weiß, dass Sie Heilpraktiker für Psychotherapie sind und keine Kassenzulassung besitzen. Danach nennen Sie bitte Ihr Honorar. Der Klient muss genau wissen, welche Kosten auf ihn zukommen. Erklären Sie ihm auch die möglichen Sondersituationen, die entstehen können: Eine Paarsitzung dauert vielleicht 90 Minuten (statt 60 Minuten). Deshalb ist sie entsprechend teurer. Eine Sitzung mit einem Kind beträgt 45 Minuten und ist deshalb entsprechend günstiger. Fragen Sie nach, ob eine private Krankenversicherung oder eine private Zusatzversicherung vorliegt und notieren Sie sich das. Falls Ihr Klient das bejaht, dann müssen Sie eine Rechnung nach dem Gebührenverzeichnis für Heilpraktiker (GebüH) ausstellen, die ganz bestimmte Informationen enthalten muss (Kap. ▶ 3). Sie können dem Klienten erklären, dass in diesem Fall eventuell eine Teilkostenerstattung über seine private Versicherung möglich ist. Ich rate dem Klienten, bei der privaten Kasse anzurufen und nachzufragen. So erfährt er schnell, ob die Kosten für Heilpraktiker (Psychotherapie) im Leistungsumfang der Versicherung enthalten ist (Ziffer 19 des GebüH) und wenn ja, wie viel ihm erstattet wird.

Wenn der Anrufer es bereits weiß, dass er einen Eigenanteil zu finanzieren hat, können Sie zur Terminvereinbarung kommen. Ich nenne zuerst den nächsten freien Termin, der in meiner Praxis meist in wenigen Wochen verfügbar ist. Gleichzeitig frage ich jedoch nach bestimmten Tagen und Zeitfenstern, die für den Patienten am besten umsetzbar sind. Sollte es zu einer Psychotherapie mit regelmäßigen Terminen kommen, müssen die Zeiten der Sitzungen natürlich für beide Seiten gut koordiniert sein.

Dann folgen Hinweise zum Ablauf der ersten Sitzung und wie lange diese dauern wird. Beschreiben Sie kurz, wie Sie arbeiten werden.

  • Werden Sie vorwiegend zusammen sprechen, damit eine Befunderhebung stattfinden kann?

  • Werden Sie im Verlauf weiterer Sitzungen auch andere Methoden anwenden?

  • Welche Methoden könnten das sein und was sollte Ihr Klient im Vorfeld darüber wissen?

Sprechen Sie auch an, ob der Patient zum Termin etwas mitbringen soll. Wenn Sie zum Beispiel Barzahlung bevorzugen, muss der Klient genügend Bargeld dabei haben. Oder Sie möchten, dass gewisse Informationen vom Patienten notiert werden. Dann sollte er etwas zum Schreiben dabei haben.

Vergessen Sie bitte nicht anzusprechen, wie bei einer kurzfristigen Absage vorzugehen ist.

Ein Punkt des „roten Fadens“ ist, die Anfahrt zu Ihrer Praxis zu klären. Auf meiner Homepage habe ich die Anfahrt beschrieben und Fotos des Hauses eingefügt. So kann der Klient sich vorab ein „Bild“ machen. Sie sollten auf Parkplätze hinweisen und auch etwas dazu sagen, ob der Klient im Wartebereich warten soll bis Sie ihn aufrufen. Soll er anklopfen, wenn er vor Ihrer Zimmertür steht?

Zuletzt fragen Sie nach, ob es etwas gibt, das vergessen wurde. Möglicherweise hat der Anrufer noch eine Frage oder möchte noch eine zusätzliche Information loswerden.

2.2.2 Therapeutisches Verhalten beim Telefonat


Ihr Verhalten am Telefon entscheidet mit, ob der Klient in der Folge zu Ihnen kommen wird. Sie sollten einen klaren, kompetenten und freundlichen Eindruck hinterlassen. Um dies zu erreichen, ist es wertvoll, sich mit ein paar Hinweisen auseinanderzusetzen.

Das erste Telefonat ist kein Beratungsgespräch. Achten Sie bitte unbedingt auf die Zeit und vermeiden Sie ein zu detailliertes Einsteigen auf die Problembereiche des Klienten. Auch zum Schutz des Patienten ist dies hilfreich. Sie brauchen zwar eine kurze Information, um welche Schwierigkeiten es geht, um sicher zu sein, dass der Anrufer auch richtig bei Ihnen ist. Bedenken Sie aber auch, dass eine minutiöse Schilderung einer belastenden Situation emotional sehr aufwühlend sein kann. Eventuell ist es notwendig, den Klienten etwas in seinen Schilderungen zu bremsen. Sie können ihm Ihre Beweggründe ruhig offen nennen. Er wird es verstehen, dass Sie nicht möchten, dass schon das Telefonat tiefe Gefühle bei ihm auslöst.

Achten Sie bei Ihren Ausführungen darauf, sich kurz zu fassen. Vermutlich ist der Mensch am anderen Ende der Leitung nervös oder hat Angst und ist gar nicht aufnahmefähig für fachspezifische Informationen. Auch Fremdwörter sind möglichst zu vermeiden oder Sie erklären diese direkt. Das vermittelt auch den Eindruck einer Gleichwertigkeit.

Werten Sie die Schilderungen Ihres Gegenübers nicht. Der Klient braucht eine wertneutrale Atmosphäre, um sich angenommen zu fühlen. Damit er Vertrauen in Sie fassen kann. Sprechen Sie wichtige Informationen direkt an. Reden Sie bitte nicht um den heißen Brei, wenn es zum Beispiel um Ihr Honorar geht. Seien Sie bitte auch ehrlich, wenn Sie den Eindruck haben, dass der Anrufer bei Ihnen falsch ist, weil Sie die Kompetenz für die Behandlung nicht besitzen. Sagen Sie das offen und ehrlich! Lassen Sie Ihrem Gegenüber Zeit, damit der Patient Fragen formulieren kann, die eventuell im...

Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Susanne Juliana Bosch: Praxishandbuch Heilpraktiker für Psychotherapie1
Innentitel5
Impressum6
Widmung7
Danksagung8
Vorwort9
Zur Arbeit mit diesem Buch10
Inhalt11
Teil 1 Gesetzliche Grundlagen: Rechte und Pflichten15
1 Praxisinformationen16
Einleitung16
Gesetzliche Grundlagen für die Praxis16
Heilpraktiker für Psychotherapie17
Das Heilpraktikergesetz und die 1. Durchführungsverordnung17
Verbote für den Heilpraktiker19
Pflichten und Berufsordnung für Heilpraktiker19
Berufsbezeichnung23
Patientenrechtegesetz24
Werbung26
Eröffnung einer Heilpraktikerpraxis33
Meldung der Praxis33
Praxisname33
Logo35
Praxisräume35
Businessplan37
Patientenakquise/Werbung37
Homepage und Internet39
Versicherungswesen41
Berufsverband42
Steuerliche Hinweise43
Buchführung45
Umsatzsteuer45
Teil 2 Klientenkontakt und therapeutischerRahmen47
2 Erstkontakt mit dem Klienten48
Einleitung48
Erstes Telefonat48
Roter Faden beim ersten Telefonat49
Therapeutisches Verhalten beim Telefonat51
Erste Sitzung51
Therapeutisches Verhalten im Gespräch52
Grundstruktur des Erstgesprächs52
Befunderhebung/Anamnese56
Anmerkungen zur Liste56
Behandlungsvertrag60
3 Rahmenbedingungen einer Psychotherapie62
Einleitung62
Dauer der Sitzung63
Dauer der Psychotherapie64
Kontakt zwischen den Sitzungen65
Ausnahmesituationen für eine Kontaktaufnahme zwischen den Sitzungen66
Aufbau einer therapeutischen Sitzung67
Arbeitsbereich: die Sitzgruppe67
Gespräch im therapeutischen Prozess68
Besondere Gesprächssituationen69
Honorar71
Möglichkeiten der Kostenerstattung für Patienten72
Einzelfallentscheidung der Kostenübernahme durch gesetzliche Kassen72
Beispielbericht Kostenerstattungverfahren75
Fortführungsantrag ambulante Psychotherapie75
Rechnung nach dem GebüH77
Checkliste nach dem GebüH80
4 Therapeutische Beziehung81
Einleitung81
Übertragung und Gegenübertragung82
Übertragung82
Gegenübertragung83
Eigenreflexion und Supervision83
Nähe und Distanz84
Michelangelo-Prinzip85
Psychohygiene für Therapeuten85
Risiken für Therapeuten86
Michelangelo-Prinzip in der Anwendung87
Kleine Klopfübung88
Meditation89
Körper abklopfen89
Verbindung mit Himmel und Erde90
Supervision90
Intervision91
Teil 3 Psychotherapieverfahren93
5 Therapieverfahren94
Einleitung94
Psychotherapieverfahren94
Kassenzugelassene Therapieverfahren95
Anerkannte Therapieverfahren95
Psychotherapieschulen und zugeordnete Verfahren95
Psychoanalytische und psychodynamisch orientierte Therapieverfahren95
Kognitiv-Verhaltenstherapeutische Ansätze97
Humanistische Ansätze99
Systemische Ansätze100
Ergänzende spezielle Therapieverfahren101
Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen105
Kriterien seriöser Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen105
6 Interventionen in der Psychotherapie107
Einleitung107
Basisinterventionen107
Welche Behandlung bei welchem Krankheitsbild109
Interventionen ICD-10, Kapitel F 0109
Interventionen ICD-10, Kapitel F 1111
Interventionen ICD-10, Kapitel F 2115
Interventionen ICD-10, Kapitel F 3118
Interventionen ICD-10, Kapitel F 4121
Interventionen ICD-10, Kapitel F 5130
Interventionen ICD-10, Kapitel F 6136
Interventionen ICD-10, Kapitel F 7142
Interventionen ICD-10, Kapitel F 8143
Interventionen ICD-10, Kapitel F 9144
Tabellarische Kurzzusammenfassung146
Interventionen Kapitel F 0146
Interventionen Kapitel F 1146
Interventionen Kapitel F 2147
Interventionen Kapitel F 3147
Interventionen Kapitel F 4148
Interventionen Kapitel F 5149
Interventionen Kapitel F 6150
Interventionen Kapitel F 7151
Interventionen Kapitel F 8151
Interventionen Kapitel F 9151
Schlussbemerkungen: Interventionen152
7 Sondersituationen in der Behandlung153
Einleitung153
Kompetenzgrenze wahrnehmen153
Intensive Gefühle – Gegenübertragung153
Kompetenzgrenze erreicht155
Notfälle155
Störungsbilder, die von einem Arzt begutachtet werden müssen155
Adressen Krisenintervention162
Traumatisierte Patienten163
Psychoedukation163
Unterscheidung der Traumatypen164
Übungen zur Stabilisierung und zur Aktivierung von Ressourcen166
Teil 4 Anhang173
8 Kontakt mit anderen Berufsgruppen174
9 Abkürzungen177
10 Glossar178
11 Adressen und nützliche Links180
12 Literatur182
Sachverzeichnis185
Leere Seite2

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