Dorset
Von der Küste geprägt
Jedes englische Schulkind erfährt im Erdkundeunterricht von den Küstenformationen Dorsets, von Lulworth Cove, Durdle Door, Chesil Beach, Fossil Forest, Old Harry, und natürlich von Fossilien. Kein Lehrbuch aber kann auf die Realität vorbereiten, den ersten Blick auf die kreisrunde Bucht von Lulworth Cove oder die lang gestreckte goldene Zunge von Chesil Beach. Seit 2002 gehört dieser beeindruckende Küstenabschnitt unter dem Namen Jurassik-Küste zum UNESCO-Welterbe. Über 150 Kilometer lang, von Poole Harbour bis Exmouth, mit Buchten und Stränden, Klippen und Säulen, zeugt diese Küste von 185 Millionen Jahren Geschichte. www.jurassiccoast.com
Landschaftliche Höhepunkte
Lulworth Range Truppenübungsgelände, meistens am Wochenende zugänglich – Fahne und Aushang in West Lulworth beachten, bei Rot ist das Gelände gesperrt. Bester Zugangspunkt Lulworth Cove (kostenpflichtiger Parkplatz mit Informationszentrum und Ausstellung) oder Kimmeridge. Unbedingt den gut erkennbaren Wegen folgen und sie nicht verlassen; mit Steigungen ist zu rechnen. Der Wanderer wird mit herrlichen Ausblicken und einsamen Stränden belohnt. Gerade weil dieser Abschnitt der Küste nur bedingt zugänglich ist, sind Flora und Fauna gut erhalten; im Gegensatz zu dem unter dem Massenbetrieb leidenden Weg zum Durdle Door vom West Lulworth Parkplatz aus ist dieser Abschnitt nie überlaufen.
Chesil Beach Ein riesiger, 28 Kilometer langer, von Wasserkraft geschaffener Haufen Kies. Am besten zu bewundern vom Aussichtspunkt beim Portland Heights Hotel (Natursteinmauer mit eingebauten Ammoniten) oberhalb von Fortuneswell und von der B3157 zwischen Bridport und Weymouth. Die First CoastLin Busse X53 und X54 verkehren zwischen Poole und Exeter entlang dieser Straße.
Portland und Portland-Bill-Leuchtturm Die Steingrube von London; von hier stammt der Naturstein für die St.-Pauls-Kathedrale und weitere wichtige Bauten der Stadt. Die Halbinsel, nur durch Chesil Beach mit dem Festland verbunden, ist karg und windig; sie beherbergt neben den vielen Steinbrüchen seit jeher ein Gefängnis. Der Portland-Bill-Leuchtturm (immer noch in Betrieb, mit Besucherzentrum) an der Südspitze der Insel ist einen Besuch wert, und sei es auch nur, um die raue Natur und die Kraft des Meeres zu spüren.
Privatgarten an der Küste
Die Gärten von Dorset
Die Grafschaft Dorset ist ein Geheimtipp, weit weg von großen Städten und der Metropole begegnet man hier Olde England. Als uralte Kulturlandschaft, in der Spuren früherer Besiedlungen noch sichtbar sind, mit einer aufregenden Küste und kleinen Städten, in denen die Uhren scheinbar stehen geblieben sind, hat diese Grafschaft etwas Liebliches. Für viele Gartenliebhaber ist sie ein unbekannter Fleck, dabei bietet sie unzählige schöne Gärten. Wenige von ihnen haben regelmäßige Öffnungszeiten – acht sind hier aufgeführt –, viele sind nur gelegentlich zu Wohltätigkeitszwecken geöffnet; die Mehrzahl aber ist absolut privat. Es empfiehlt sich, besonders im Sommer, Ausschau nach den gelben Schildern des NGS (National Garden Schemes) zu halten und den einen oder anderen Spontanbesuch einzulegen.
Viele Quadratkilometer von Dorset gehören zum Großgrundbesitz der Illchester Estates um Abbotsbury und der Duchy of Cornwall, Prince Charles’ Ländereien, um Dorchester. Die Besitzer dieser Anwesen haben nicht nur großen Einfluss auf die Kulturlandschaft, sondern auch auf die Architektur. Prince Charles ist bekannt für seine kritische Einstellung zur modernen Architektur, seinen Hang zur Tradition und seine Unterstützung des Handwerks. In Poundbury am westlichen Rand von Dorsets Hauptstadt Dorchester hat er seine Vorstellungen von urbanem Leben in einer Siedlung mit unterschiedlichen Baustilen für Arbeit und Leben verwirklicht.
2 Abbotsbury Subtropical Gardens*
Bullers Way, Abbotsbury, Weymouth DT3 4LA
Telefon +44 (0) 1305 871 387
www.abbotsbury-tourism.co.uk
info@abbotsbury-tourism.co.uk
Besitzer Illchester Estates
Der Garten in Stichworten Subtropischer Waldgarten, Wald- und Schattenpflanzen, Liebhabergarten, Sumpfgarten, Ziergräser-Rabatten, Mittelmeergarten, Seerosenbecken, Frühlingsblüher, Nationale Sammlung von Hoheria
Entstehungszeit 1765 als Küchengarten
Größe 12 ha
Denkmalgeschützt Grade I
Abbotsbury Garten ist ein geologischer Sonderling in einer sonst von Kalkstein dominierten Landschaft, geprägt von dünnen alkalischen Böden. Ein Streifen Sandstein, gerade so breit wie der Garten, läuft fast in Nord-Süd-Richtung das Tal entlang bis zum Meer hin. Durch die umliegende Hügellandschaft und die mächtige Aufschüttung von Chesil Beach von allen Seiten windgeschützt und vom Meer erwärmt, herrscht hier ein besonders mildes, gleichmäßiges Kleinklima; ideale Voraussetzung für frostempfindliche immergrüne Pflanzen wie Kamelien, Rhododendren und Skimmia, auch Palmen (Trachycarpus fortunei). 1765 als Nutzgarten für die Countess of Illchester begonnen, entwickelte sich der Garten über die Jahrhunderte zu einem Schaugarten für exotische Pflanzen, die von den Nachfahren der Countess gesammelt wurden. Im »Bothy«, der Gartenhütte neben dem alten ummauerten Garten, hängen Kopien von Fotos aus dem Jahr 1899. Sie vermitteln einen Eindruck, wie der Garten in seinen jüngeren Jahren aussah. Die jetzt über 30 Meter hohen Palmen waren zu jener Zeit nur etwa 1,20 Meter hoch. Ein Mittelmeer- wie auch ein Neuseelandgarten ergänzen die umfangreiche Sammlung. Als Kontrast zu den lieblichen, üppigen Gärten und als Erinnerung an den Standort lohnt sich der Aufstieg zum Aussichtspunkt (steil und bei Nässe rutschig). Von dort wird man mit einem herrlichen Panoramablick auf die Jurassik-Küste bis Portland im Osten und Lyme Regis im Westen belohnt.
Die stolzen Eintrittspreise sind nicht nur mit dem Inhalt und Pflegebedarf des Gartens zu erklären, sondern auch mit Abbotsburys Rolle als touristischem Ausflugsziel. Der Garten aber ist es wert. Er ist intim und weitläufig, voll interessanter Pflanzen. Er ist sehr gut gepflegt und vermittelt in Teilen den Eindruck eines gezähmten Dschungels. Verlässt man den Hauptrundweg, entdeckt man Partien wie das Seerosenbecken und die warmen Hänge des Mittelmeergartens. Das Angebot an gut verteilten Sitzbänken, teilweise abseits vom Rundweg in Nischen, von denen aus man die gekonnte Staffelung der Vegetationsschichten bewundern kann, ist erstaunlich. Wenn man die Stoßzeiten zwischen 11.30 und 15.30 Uhr vermeidet und in dieser Zeit eher einen Spaziergang ins romantische Dorf und zum Chesil Beach macht (Parkplatz ist gebührenpflichtig), erhält man einen besseren Eindruck von der Gegend und dem Stellenwert des Gartens.
Empfohlene Jahreszeit Ganzjährig, doch ist der August wegen des Besucherandrangs zu meiden.
Mindestzeit für einen Besuch 1 Stunde
Anfahrt Öffentliche Verkehrsmittel: First Coast Küstenbus X53 von Weymouth nach Exeter
Pkw: Am Ortsrand von Abbotsbury, gut beschildert; die Fahrt nach Abbotsbury führt über eine der schönsten Straßen Englands, die B 3157 von Bridport nach Weymouth.
Öffnungszeiten Ganzjährig, außer 20. Dezember bis 3. Januar, 10.00–17.00 Uhr, letzter Einlass 1 Stunde vor Schluss
Eintrittspreise (2017) Erwachsene £ 12,50, Rentner £ 5,50, Kinder £ 9,50, RHS-Mitglieder in der Nebensaison frei,
Chesil Beach Oktober Abendbeleuchtung; teilweise;
In der Nähe Chesil Beach, Abbotsbury Swannery (Mai), Mapperton Gardens** (8), Kingston Maurward Park and Gardens (6)
3 Athelhampton House and Gardens*
Athelhampton, Dorchester, Dorset DT2 7LG
Telefon +44 (0) 1305 848 363
www.athelhampton.co.uk
Besitzer Patrick Coole
Der Garten in Stichworten Historischer Garten mit modernen Ergänzungen, Gartenräume, Rosengarten, Staudenrabatten, weißer Garten, Parterre, Formschnitt, Fluss, Wasseranlagen, Taubenschlag
Angelegt und gestaltet von Alfred Cart de Lafontaine, Francis Inigo Thomas und Robert Victor Cooke
Entstehungszeit 1891–1899, ergänzt 1969–1971
Größe 6 ha
Denkmalgeschützt Grade I
Der Garten, seit 1891 in Etappen angelegt, ist eine beispielhafte Mischung aus Tradition und Moderne, aus architektonischem Stil und Countrystil. Jeder Gartenraum steht für sich, bildet aber zusammen mit allen anderen ein einmaliges Gartenerlebnis. Obwohl Alfred Cart de Lafontaine einige Teilbereiche gestaltet hat, tragen die italienisch angehauchten Gartenräume die Handschrift von Francis Inigo Thomas. Im Maßstab wie auch im Detail sind diese Bereiche, ausgeführt zwischen 1891 und 1899, beispielhaft.
Was aber vor allem besticht, sind die Gartenteile, die Sir Robert Cooke, Vater des jetzigen Besitzers, zwischen 1969 und 1971 angelegt hat. Er war ein bekannter Chirurg mit Talent für Gartengestaltung; der Klostergarten und der daran angrenzende Kanal stammen von ihm. Sie zeigen eine gewisse Verwandtschaft mit Sutton Place, was nicht erstaunlich ist, wenn man bedenkt,...