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E-Book

Ehrliche Arbeit

Ein Angriff auf den Finanzkapitalismus und seine Raffgier

AutorNorbert Blüm
VerlagGütersloher Verlagshaus
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783641054458
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Der Finanzkapitalismus ist ein Angriff auf ehrliche Arbeit - eine Streitschrift
- Norbert Blüm lässt die Blase der Finanzwirtschaft zerplatzen

- Ein leidenschaftliches Plädoyer für die Rehabilitierung einer aussterbenden Spezies: ehrliche Arbeit

»Wer nur in Geldkategorien denkt, ist kein Unternehmer, sondern eher ein Unterlasser. Er lässt die Chancen ungenutzt, die sich daraus ergeben, dass der Mensch nicht ein ständig von Vorteilssuche getriebener Homo oeconomicus ist.« Norbert Blüm im manager magazin, 6/2006

Geld regiert die Welt, Geld ruiniert die Arbeit. Arbeit und Einkommen werden entkoppelt, Realwirtschaft und Finanzwirtschaft trennen sich. Geld »arbeitet« und verdient mehr als man mit Arbeit verdienen kann. Unternehmen werden reduziert auf eine Geldgröße und gemessen an ihrem Augenblickswert (cash flow). Der arbeitende Mensch scheint in diesem Szenario nur noch eine lästige Größe zu sein, die auf Dauer eliminiert werden muss.

Aber: Der Aufstand der alten Arbeit wird kommen! Die existenzielle Schwere der Arbeit ist ein anthropologisches Grundbedürfnis, welches durch die virtuelle Leichtigkeit des Geldspiels nicht befriedigt werden kann. Schon deuten sich Vorboten einer Renaissance der Arbeit an. Miteinander handeln wird wichtiger als Produzieren.

Norbert Blüm ist ein Freund deutlicher Worte und als gelernter Werkzeugmacher weiß er wovon er spricht, wenn er über Arbeit redet. Der frühere Arbeitsminister legt hier eine kluge Analyse unserer modernen Wirtschaftswelt vor und wagt mutige Prognosen darüber, wie ein tragfähiges Zukunftskonzept aussehen muss.

Dr. Norbert Blüm, geboren 1935 in Rüsselsheim, katholisch, verheiratet, drei Kinder, Werkzeugmacherlehre, Studium der Germanistik, Geschichte, Theologie und Philosophie, Promotion in Philosophie. Von 1972 bis 1981 und von 1983 bis 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages, 1977-1987 Bundesvorsitzender der Sozialausschüsse der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, seit 1981 Mitglied des Präsidiums der CDU, 1982-1998 Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung, 1987-1999 Landesvorsitzender der CDU Nordrheinwestfalen. Mitglied der CDU, der IG Metall, der Kolpingsfamilie und von amnesty international.

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Leseprobe
II. Der Kapitalismus hat seine beste Zeit hinter sich (S. 214-215)

1. Arbeit und Eigentum


»Mein« und »Dein« sind nicht nur Besitz anzeigende Pronomina. Mein und dein teilen die Welt in Eigenes und Fremdes. Schon bei Kindern entwickelt sich die Grenze zwischen mein und dein zum wichtigen, ja elementaren Orientierungsmittel. Die frühkindliche Erfahrung dieser Aufteilung behält im Erwachsenenleben ihre die Welt strukturierende Geltung und verfestigt sich sogar noch.

Ob aber das »Mein« und »Dein«, die Aufteilung der Welt in Eigenes und Fremdes, wirklich schon immer galt, ist mehr als fraglich. Viel wahrscheinlicher scheint mir, dass die Unterscheidung von »Uns« und »Euer« lange Zeit wichtiger war als die zwischen »Mein« und »Dein.« Das paradiesische Gemeineigentum Die Bibel jedenfalls erzählt von einem Paradies, in dem das Privateigentum unbekannt war und erst nach der Vertreibung aus dem eigentums – und natürlich arbeitslosen Garten Eden notwendig wurde. Das Eigentum ist »der Sünde Sold« ebenso wie die »verfluchte« Arbeit. Auch außerhalb der Bibel ist in vielen Mythen und Erzählungen der Anfang der Menschheit mit der Eigentumslosigkeit verbunden.

Der Aufklärer Jean-Jacques Rousseau sah in dem Menschen, der Pfähle in den Boden rammte, um sein Eigentum, seinen Grund und Boden zu umzäumen, den Stifter aller Streitereien. Der Ökonom Pierre-Joseph Proudhon, ein radikaler, der Anarchie zugeneigter geistiger Verwandter von Karl Marx, sah im Eigentum sogar Diebstahl. Karl Marx wiederum erkannte im Eigentum jenen Stoff, aus dem die Klassengesellschaft ihr Konfliktpotenzial gewann. Das goldene Zeitalter der Eigentumslosigkeit wurde von vielen politischen Revolutionären zum erstrebenswerten Ziel der Geschichte erklärt.

Bis in die jüngste Zeit kennt die Geschichte viele Versuche, die Idee des paradiesischen Gemeineigentums zu reanimieren. Der uralte Streit um das Eigentum sollte damit beigelegt werden. Doch diese Hoffnung hat sich immer wieder als Illusion erwiesen. Denn die Funktionäre des Gemeingutes gerieten sich bisweilen nicht weniger in die Haare, als wir es von Besitzern des Privateigentums kennen. Selbst die Gemeinschaften frommer Ordensleute kamen mit ihrem Armutsgelübde, das von ihnen Verzicht auf Privateigentum verlangte, nicht immer wirklich gut zurande.

Oft war das Gebot der Eigentumslosigkeit sogar der Sprengstoff von Ordensspaltungen und – neugründungen. Benediktiner und Zisterzienser, Franziskaner und Kapuziner können davon ein Lied, ein garstiges Lied singen. Die Reichen taten sich mit der Nachfolge Jesu immer schwer. Schon im Lukasevangelium steht, dass leichter ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als ein Reicher ins Reich Gottes gelangt. Nicht dem reichen Prasser versprach Jesus das Himmelreich, sondern dem reuigen Dieb, der an seiner Seite gekreuzigt wurde. »Amen, ich sage Dir: Heute noch wirst Du mit mir im Paradiese sein.«
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