Fitness
Ich hatte das Glück, in einem Dorf inmitten der Natur aufzuwachsen. Oft sind wir dort spazieren gegangen, in die nächste Stadt geradelt oder eine Runde Inliner gefahren. Meine Eltern haben mich zudem ermutigt, verschiedene Sportarten auszuprobieren. Von Turnen über Volleyball bis hin zu Ballett, Reiten und Schwimmen habe ich mich daher immer verausgabt.
Sport und tägliche Bewegung sind für mich also ganz natürlich. Ich muss mich nicht überwinden, zum Sport zu gehen, die Laufschuhe anzuziehen oder ins Yoga-Studio zu radeln. Im Gegenteil: Ich weiß, dass mir das Training guttun wird, dass mein Körper für die Bewegung dankbar ist und ich mich fit und entspannt fühlen werde, auch wenn ich vorher gestresst oder nervös war. Eine vollwertige Ernährung ist eine Sache – doch Bewegung ist mindestens genauso wichtig!
Über die Jahre habe ich festgestellt, dass ich mich mit der Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining sowie Yoga fit und ausgeglichen fühle. Ich liebe Schwimmen dafür, dass ich zugleich abschalten und Ausdauer sowie Kraft verbessern kann; ich liebe eine schweißtreibende HIIT-Einheit („High Intensity Interval Training“), bei der mir vor Anstrengung die Luft wegbleibt; ich liebe das Laufen dafür, dass Sorgen und Ängste quasi mit jedem Schritt kleiner werden; und ich liebe Power-Yoga dafür, dass ich sowohl Beweglichkeit als auch Kraft trainieren kann. Mehr zum Thema Yoga findest du hier.
Um einen kleinen Teil meiner Trainingsroutine mit dir zu teilen, gehe ich hier detaillierter auf das HIIT ein und stelle dir dort auch eine Trainingseinheit zum Nachmachen vor. Wenn du es bisher immer auf Zeitmangel geschoben hast, der dich am Sporttreiben hindert, lässt dir das HII-Training keine andere Wahl, als einfach loszulegen: Es ist genauso schnell wieder vorbei, wie es angefangen hat, löst Fettpolster im Nichts auf und du kannst es so gut wie überall praktizieren, egal ob drinnen oder draußen, ganz ohne Hilfsmittel.
Aller Anfang ist schwer
Wer gerade erst beginnt, sich mit Sport auseinanderzusetzen, kann leicht überfordert oder demotiviert sein. Vielleicht gibst du den Versuch, eine halbe Stunde ohne Pause zu joggen, schon auf dem Weg in den Park auf, oder findest Ausreden, warum es wirklich unmöglich ist, die Spinning-Stunde, die du dir für den Feierabend in den Kalender notiert hast, zu verschieben. Glaube mir eines: Das ging uns allen schon so. Jeder Anfang ist schwer! Bis wir herausgefunden haben, was uns guttut und woran wir Spaß haben, führt leider kein Weg daran vorbei, durch Hochs und Tiefs zu gehen, aufgeben zu wollen, alles infrage zu stellen und wieder neu anzufangen. Ich glaube, das ist ein ganz natürlicher Prozess, und wenn es eines gibt, was ich mir von Herzen wünsche, ist es, dass du dir niemals selbst sagst, du seist unsportlich, faul, schwach oder gar nutzlos. Das bist du nicht! Du bist so viel stärker, als du denkst.
Versuche doch zunächst einmal, deine Einstellung zum Sport zu ändern: Statt die Welt auf dem Weg ins Fitnessstudio zu verfluchen, betrachte die abendliche Sport- einheit als Belohnung für deinen Körper und Geist. Beide sind dir dankbar für die Bewegung und werden dich hinterher mit Glücksgefühlen, Stolz und Entspannung belohnen. Sport ist nicht nur dazu da, uns fitter, stärker und gesünder zu machen; regelmäßige körperliche Betätigung macht uns zudem selbstbewusster sowie weniger gestresst, nervös und ängstlich.
Sport kann Spaß machen, aufregend sein und entspannend wirken, während er dir gleichzeitig dabei hilft, deinen Körper in Form zu bringen. Stelle dir nur vor, wie schön nach einem langen Tag im Büro eine Laufrunde in der Abendsonne sein kann oder welche interessanten Menschen du in der Spinning-Stunde treffen könntest. Versuche, die frühmorgendliche Trainingseinheit nicht als Monster zu betrachten, das dich zwingt, noch früher als nötig aufzustehen: Glaube stattdessen daran, dass Sport am Morgen der beste Weg für dich ist, Kräfte zu sammeln, von denen du den ganzen Tag lang profitieren kannst. Klar, du wirst die Welt für einen Moment hassen, wenn der Wecker dich bei absoluter Dunkelheit aus dem Schlaf holt. Doch das gute Gefühl beim Laufen oder Sprung ins menschenleere Schwimmbecken macht dann alles wieder gut!
Falls du dich nicht traust, dich im Fitnessstudio anzumelden: Mir ging es lange genauso! Dann hat mir eines Tages der Kassenwart im Schwimmbad ein Sonderangebot für die Fitnessstudio-Mitgliedschaft aufgedrückt, in die auch die Schwimmbadnutzung integriert ist. Der Preis war fantastisch, ich konnte also kaum anders als annehmen. Einen Tag später stand ich dann mit schlotternden Knien im Studio, und als mein Trainer noch auf mich zulief, kam ich nicht umhin zu sagen, wie sehr ich diesen Ort verabscheue. Er schaute mich schief an und erwiderte dann seelenruhig: „Hi Lea. Nice to meet you. Fangen wir also an.“ Und das taten wir. Er erklärte mir die Geräte, zeigte mir Übungen und eine Übersicht der Kurse, und er erstellte einen Trainingsplan. Ganz schnell merkte ich, dass ich wirklich gar keinen Grund hatte, Angst zu haben.
Heute weiß ich, dass all die gestählten Männerkörper, das Stöhnen und Ächzen kein Grund zur Unruhe ist. Wenn ich mir einer Sache sicher bin, dann, dass sie Besseres zu tun haben, als sich über mich lustig zu machen und mich dabei zu beobachten, wie ich noch immer daran arbeite, zumindest einen einzigen Klimmzug zu schaffen.
In Zeiten, in denen es mir doch mal schwer fiel, mich zum Training zu motivieren, habe ich es oft als hilfreich empfunden, mir das Gefühl, das ich nach dem Sport habe, so gut wie möglich ins Gedächtnis zu rufen. Ich schreibe generell vieles, was mir durch den Kopf geht, in Notizbücher, so also auch kleine Erinnerungen daran, wie viel stärker, ausgeglichener und fröhlicher ich bin, wenn ich den inneren Schweinehund überwunden habe. Ein Film auf der Couch mag für einen Moment in der Tat verführerisch sein – doch langfristig mit Ausgeglichenheit, Glückseligkeit, Entspannung und einem gesunden Körper belohnen wird dich leider eher die Laufrunde (oder das Schwimmtraining oder die Zumba-Stunde …), zu der du dich aufraffst. Es ist wichtig, sich immer wieder ins Gedächtnis zu rufen: Wer den Verführungen und Ablenkungen im Jetzt widersteht, wird langfristig mit einem gesunden, glücklichen Selbst belohnt werden! Und davon mal ganz abgesehen: Den Film kannst du auch nach einer Stunde Schwitzen noch schauen!
Da ich von klein auf immer viel Sport getrieben habe, hatte ich nie den erleuchtenden Moment, von dem viele sprechen, wenn sie etwa das erste Mal eine Stunde am Stück durchlaufen (vielleicht kommt er noch, wenn ich endlich diesen einen Klimmzug schaffe). Und doch habe ich eine prägende Erfahrung gemacht, als ich vor gut zwei Jahren mit Yoga begonnen habe. Ich konnte regelrecht sehen – von fühlen ganz abgesehen –, wie sich mein Körper veränderte: Je mehr Muskeln ich bekam, um mich in die verschiedensten Positionen zu heben, und je beweglicher ich wurde, desto mehr hatte ich das Gefühl, mich auf meinen Körper verlassen zu können. Ich fühlte mich, als bräuchte sich mein Kopf nicht mehr immer um alles zu sorgen und auf mich aufzupassen: Mein Körper war ja auch noch da, stärker und fitter als je zuvor! Sport sollte nicht verflucht werden oder als etwas betrachtet werden, das dich aus deiner Komfortzone holt. Im Gegenteil: Sport hilft dir, dich langfristig wohlzufühlen, gesund zu bleiben und auch mental stärker, belastbarer, ausgeglichener und glücklicher zu sein. Es ist dein Körper, und der muss ein Leben lang funktionieren. Es liegt also an dir, dich gut um ihn zu kümmern und mit Bewegung, Muskel- oder Ausdauertraining und mit Stretching fit zu halten!
Jeder Topf hat einen Deckel
Natürlich hat es keinen Sinn, dich in die nächste Pilates-Stunde zu kämpfen, wenn du einfach nicht der Pilates-Typ bist. Es ist wichtig, dass du akzeptierst, ein Individuum zu sein und somit andere Schwächen, genauso wie Stärken, Vorlieben und „No-Gos“ hast als deine Mitmenschen. Nimm mich als Beispiel: Wenn mir jemand einen Ball in die Hände drückt, ganz egal ob das nun ein Fuß-, Hand- oder Volleyball ist, bin ich hilflos wie ein Kleinkind. Sogar meine Sportlehrer in der Schule haben irgendwann sämtliche Versuche aufgegeben, mir beizubringen wie ich einen Ball weiter als fünf Meter werfen kann, und auch ich habe das Kapitel dann irgendwann abgeschlossen. Ballsport ist nichts für mich, und das ist in Ordnung so.
Um herauszufinden, welcher Sporttyp du bist, frage so viele Leute wie möglich nach ihren Lieblingssportarten, -fitnessstudios, -schwimmbädern, -laufstrecken und -trainern. Wenn möglich, begleite deine Freunde zu ihren Sportstunden, lies Bücher und schau Youtube-Videos über die (neue) Sportart, die du gern ausprobieren würdest. Erstelle eine Playlist mit Musik, die dich regelrecht anspornt oder gönne dir ein neues Sportoutfit, in dem du dich wohlfühlst. So kommst du in Stimmung! Vielleicht hast du ja auch ein festes Ziel vor Augen, auf das es sich hinzuarbeiten lohnt: einen Halbmarathon in ein paar Monaten, fit werden für den Skiurlaub oder ein paar Kilogramm Gewicht verlieren für die Sommermonate zum Beispiel. Vergiss dabei nicht, dein Ziel immer messbar zu machen, das heißt konkret: Wie viele Monate bleiben dir bis zum Halbmarathon bzw. bis zum Skiurlaub oder wie viele Kilo möchtest du abnehmen? Halte deine Trainingsfortschritte immer schriftlich fest und mache dir einen genauen Plan, was du bis zu welchem Zeitpunkt erreichen möchtest.
Bedenke jedoch, dass nichts demotivierender ist als unrealistische Ziele! Anfangs eventuell noch übermotiviert, wirst du sehr wahrscheinlich schnell frustriert sein, wenn die...