Das Chakrensystem
HERZLICH WILLKOMMEN!
Chakren sind geheimnisvoll. Wie unsere Persönlichkeit. Chakren sind bunt. Wie wir. Und weder Chakren noch unsere Persönlichkeit sind auf den ersten Blick sichtbar, dabei aber dennoch spürbar vorhanden. Und genau das macht es so spannend, die Persönlichkeit und die Chakren miteinander in Verbindung zu setzen. Denn so können wir viel über unsere Einzigartigkeit und die Einzigartigkeit der anderen lernen. Das kann uns dabei helfen, uns wieder und immer stärker verbunden zu fühlen, mit uns selbst und mit anderen Menschen. Dieses Buch trägt dazu bei, dass wir mehr in Beziehung treten können, indem es zeigt, wie vielfältig und gleichzeitig individuell wir Menschen sind. Durch dieses Buch können Sie lernen, sich selbst und andere nicht mehr als fremd zu erleben, sondern als miteinander verbundene Wesen, die jeweils mit anderen Qualitäten und Herausforderungen ausgestattet sind.
EINES WIE KEINES
Chakra bedeutet übersetzt aus dem Sanskrit wörtlich: Rad. Und dahinter verbirgt sich eine komplexe und dabei sehr zugängliche Lehre, die von vielen Kulturkreisen seit Jahrtausenden zunächst mündlich und dann auch schriftlich überliefert wurde. So finden sich die Chakren nicht nur im Yoga, sondern auch im tantrischen Hinduismus, im Vajrayana-Buddhismus sowie in esoterischen Lehren weiterer Kulturen. Auch wenn Anzahl und Symbolik der Chakren voneinander abweichen, so betrachten doch alle Lehren die Chakren als Energiezentren, die man nicht sehen, aber auf verschiedenen Ebenen – der physischen, der mentalen oder der spirituellen – spüren kann. Ziel ist es, diese drei Bereiche im Menschen zu harmonisieren, damit wir ein ausgeglichenes Leben führen und uns in unserem Bewusstsein weiterentwickeln können.
Philosophie und Symbolik
Jedes Chakra verfügt über ganz eigene Charakteristika, die sich in verschiedensten Bereichen ausdrücken. Physisch ist jedes Chakra in einer bestimmten Körperregion zu finden und einem jeweils anderen Sinnesorgan zugeordnet. Auf visueller Ebene verfügen sie jeweils zum Beispiel über eine eigene Farbe und eine eigene Symbolsprache. In psychologischer Hinsicht trägt jedes Chakra unterschiedliche Qualitäten und Entfaltungsspielräume in sich. Diese Besonderheiten, die in ihrem Gesamtbild helfen, das jeweilige Chakra besser zu verstehen, sind in diesem Buch erklärt und für eine gute Übersicht am Ende jedes Chakrenkapitels (ab >) zusammengefasst.
Die Chakrenpersönlichkeit
Man hört oft, dass ein Chakra »offen« sein sollte oder »Blockaden« einen freien Fluss verhindern. Aber wann ist ein Chakra offen, und was sind Blockaden? Die Chakrenphilosophie bezieht sich auf zwei verschiedene Felder:
Im ersten Fall geht es um die Zusammenhänge zwischen Körperteilen, Krankheiten und die dazugehörigen Chakren, im zweiten um die Dimension der Psyche und den Zusammenhang der Chakren als Bereiche unserer Persönlichkeit.
In den folgenden Kapiteln setzt jeweils der theoretische Teil den Fokus auf die philosophische und psychologische Dimension. Sie zu verstehen, kann helfen, besser mit den Anforderungen des Alltags zurechtzukommen. Es folgen dann jeweils Körper- und Geistesübungen, die dafür sorgen, dass das zuvor Gelesene in der Praxis körperlich erfahrbar werden und auf diese Weise sogar körperlich wirken kann (ohne hier einen Anspruch auf Heilung stellen zu wollen).
In der Yoga-Psychologie heißt es, dass jeder Mensch mit einem oder zwei besonders ausgeprägten Chakren auf die Welt kommt, die ihn im Laufe seines Lebens und seiner Entwicklung maßgeblich begleiten. Damit ist gemeint, dass hier seine größten Stärken liegen, aber vielleicht auch die meisten inneren Kämpfe stattfinden. Spannend wird es, wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, deren Individualität auf ganz unterschiedlichen Chakren beruht. Chakrenwissen kann hier vieles ins rechte Licht setzen, und manchmal liegt die Lösung dann darin, über ein weiteres Chakra miteinander in Verbindung zu treten.
Chakrenqualitäten und ihre Schatten
1. | Mooladhara Chakra: Vertrauen / Angst |
2. | Swadhisthana Chakra: Sinnlichkeit / Scham |
3. | Manipura Chakra: Lebenskraft / Dominanz |
4. | Anahata Chakra: Empathie / Egozentrik |
5. | Vishuddi Chakra: Klarheit / Engstirnigkeit |
6. | Ajna Chakra: Intuition / Größenwahn |
7. | Sahasrara Chakra: Transzendenz |
ZUSAMMEN SIND SIE STÄRKER
Bei aller Einzigartigkeit der Chakren bilden sie zusammen ein ganz fein aufeinander abgestimmtes System mit unglaublicher Wirkungskraft. Im Yoga, insbesondere im Kundalini Yoga, geht man davon aus, dass der Mensch durch eine Energie – Kundalini (Sanskrit für: die Aufgerollte, die schlafende Schlangenkraft) – in einen Zustand der absoluten Ausgewogenheit kommen kann. Und um diesen zu erreichen, sind die Chakren von fundamentaler Bedeutung. Die schlafende Schlange, die im Wurzelchakra (Mooladhara) ruht, kann durch Übungen erweckt werden und nach oben bis zum Kronenchakra (Sahasrara) aufsteigen. Auf dem Weg zu Ausgewogenheit, Entspannung, Stille oder Erleuchtung – für diesen finalen Zustand gibt es unterschiedliche Begriffe – muss sie die entlang der Wirbelsäule aufeinanderfolgenden Chakren durchlaufen. An jeder Station kann sie wieder auf die vorherige Stufe zurückfallen oder die nächste erklimmen, was davon abhängt, ob das Bewusstsein so weit mit den Anforderungen des Chakras im Einklang oder zumindest im Dialog ist, dass immer weniger Verdrängtes oder Ungeliebtes im Dunklen schlummert und den Weg zu mehr Erkenntnis versperren könnte.
Die Chakrenleiter
Am besten ist der Zusammenhang zwischen den Chakren anhand eines kleinen Fragenreigens erklärt: Wie soll man genießen können (Qualität des 2. Chakras), wenn man voller Angst ist und sich nicht sicher fühlt (Schattenseite des 1. Chakras)? Wie soll man auf der Basis dieser existenziellen Unsicherheit und einer angezogenen Handbremse in Sinnesfreuden (Schatten des 1. und 2. Chakras), Dinge mit Lebensfreude in die Tat umsetzen (Qualität des 3. Chakras)? Wie kann man für andere sorgen und seine Empathie uneigennützig ausdrücken (4. Chakra), wenn man vorher noch nicht für sich gesorgt hat und die Ressourcen leer sind? Und wie soll man klar und gewaltfrei kommunizieren (5. Chakra), wenn man für den anderen überhaupt keinen Raum hat? Wie sollen sich Visionen zeigen können und Intuition spürbar werden (6. Chakra), wenn man damit beschäftigt ist, physisch und psychisch zu überleben? Und wie soll ein Gefühl von Verbundenheit entstehen können (7. Chakra), wenn sich all die genannten Aspekte wie im Krieg gegenüberstehen?
Kundalini ist also nicht nur eine physisch erlebbare Energieform, sondern auch eine psychologische Kraft, die uns helfen kann, den Zustand der Verbundenheit und eine neue Stufe des Bewusstseins zu erlangen. Bei aller Entwicklung aber, die wir im Prozess der Chakrenleiter gehen – am Ende lösen wir uns nicht in der Transzendenz auf. Vielmehr nehmen wir alles Gelernte wieder mit hinab, indem wir das gewachsene Bewusstsein zurückintegrieren in unser weltliches Leben.
WIE SIE MIT DEM BUCH ÜBEN
Dieses Buch bietet für jedes Chakra, nachdem dieses in Symbolik und Psychologie vorgestellt wurde, Yogaübungen und eine Meditation, die leicht im Alltag ausgeführt werden können. Die Übungen sind als Sequenzen komponiert, die im Zusammenspiel wie eine einzige Yogaübung wirken. Mit jeder Ein- und mit jeder Ausatmung bewegt sich der Körper ein Stück weiter in die Tiefen des Chakras hinein. Die Übungen öffnen Bereiche in Körper und Geist, die mit dem jeweiligen Chakra korrespondieren. Sie entfalten ihre Wirkung, indem sie Raum für das eigene Empfinden und die fast unbewusst ablaufende Selbstregulation in diesem Chakra ermöglichen. Die...