1 Zur Verwendung ätherischer Öle
Ätherische Öle werden gern als die Lebenskraft oder Essenz der Pflanzen bezeichnet. Die Aromatherapie verwendet ätherische Öle zum Schutz, zur Heilung und um Schönheit zu schenken.
Am häufigsten werden diese Öle bei Massagen eingesetzt, doch dieses Buch wird Ihnen noch viele weitere Möglichkeiten zeigen, Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden mithilfe von Aromaölen zu steigern. Das Herrliche an ätherischen Ölen ist, dass sie jedem zur Verfügung stehen. Und es ist so einfach – wenn Sie wissen, wie sie anzuwenden sind und sich an die entsprechenden Methoden und Verfahren halten.
Was sind ätherische Öle?
Naturreine Aromaöle werden durch Destillation oder Kaltpressung der Aromastoffe oder Essenzen (aber auch auf anderem Weg) aus Pflanzen gewonnen. Es handelt sich um stark duftende, flüchtige Öle (das heißt, sie verdunsten an der Luft). Im Gegensatz zu Speiseölen oder fetten Ölen fühlen sich Aromaöle nicht ölig an.
Ätherische Öle werden schon seit Jahrhunderten verwendet. Viele Bücher legen nahe, dass, abgesehen von ihrem religiösen Nutzen, ätherische Öle in früheren Zeiten, also lange bevor Hygienemaßnahmen in unserer Gesellschaft eingeführt wurden, vor allem dazu dienten, unangenehme Gerüche an Menschen und Orten zu überdecken. Dieser Gedanke jedoch tut all jenen Unrecht, die schon damals Aromaöle verwendeten, und historische Belege zeugen davon, dass ihre Heilkraft durchaus bekannt war. Kräuter, Aromaöle und andere Naturheilverfahren bildeten die Grundlage der medizinischen Versorgung, bevor die Wissenschaft Wege fand, Arzneistoffe synthetisch herzustellen.
Unser Geruchssinn existiert seit Urzeiten und er ist der Sinn, der die stärksten Erinnerungen in uns auslösen kann. Er ist mit unserem limbischen System verknüpft, jenem Teil des Gehirns, das für das Gedächtnis, die Atmung, die Blutzirkulation und den Hormonhaushalt verantwortlich ist. Wer von uns wurde nicht schon einmal durch den Hauch eines besonderen Geruchs gedanklich an einen bestimmten Ort oder zu einer bestimmten Person oder zu einem besonderen Moment zurücktransportiert? Auf der anderen Seite kann ein stechender Geruch auch ganz leicht Übelkeit auslösen. Und wen von uns hat nicht schon einmal der Duft nach frisch gebackenem Brot oder frisch aufgebrühtem Kaffee dazu verleitet, in einer Bäckerei einzukehren? Unser fantastischer Geruchssinn ist verantwortlich dafür, dass wir Wein und Speisen genießen können. Ohne ihn könnten wir kaum etwas schmecken.
1.1 Aromaöle - kleine Alleskönner
Heutzutage sind Kräuter und Aromaöle sehr beliebt und aufgrund wissenschaftlicher Nachweise auch als Heilmittel anerkannt. Wir wissen mittlerweile, warum und wie bestimmte ätherische Öle heilen, während sich uns andere Öle noch nicht erschlossen haben. Skeptiker werden Sie verhöhnen, wenn Sie keine »wissenschaftlichen« Beweise für die Wirkung dieser Öle liefern können. Gleichzeitig jedoch kann kein Arzt bislang erklären, wie Aspirin es schafft, Schmerzen zu lindern. Ist das nicht ironisch? Denn der Hauptbestandteil von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID) und schmerzlindernden Cremes ist eine synthetische Form der Salizylsäure und ihrer Derivate (z. B. Methylsalicylat), die in natürlicher Form im ätherischen Öl der (Zucker-)Birke (Betula lenta) und des Wintergrüns (Gaultheria procumbens) sowie in anderen Pflanzen enthalten sind.
Dieses Buch ersetzt nicht den Besuch bei einem Arzt oder Heilpraktiker. Die Rezepte sollen dazu beitragen, diagnostizierte Beschwerden zu lindern bzw. ihre Heilung zu unterstützen. Denken Sie bitte stets daran, dass auch leichte Symptome zu schweren Erkrankungen führen können! Wenn die Krankheitszeichen sehr schwer sind oder schon längere Zeit bestehen, müssen Sie sich damit unbedingt in professionelle Behandlung begeben.
Basierend auf traditionellem Wissen und aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen soll dieses Buch Ihnen stichhaltige Informationen liefern zum sicheren und verantwortungsbewussten Einsatz von Aromaölen zur Linderung alltäglicher Gesundheitsbeschwerden. Ätherische Öle können dem Körper helfen, kleinere Wehwehchen zu heilen, sie können Immunsystem, Organe und Drüsen stärken, Bakterien, Pilze und Viren bekämpfen, Stress verringern und die Muskeln stärken, straffen und entspannen. Tatsächlich helfen sie dem Körper, sich selbst zu heilen. Darüber hinaus können sie die Lebensfreude steigern, indem sie Ihnen unter anderem dabei helfen, Haut und Haare schön und gesund und Ihr Zuhause sauber und duftend zu halten.
Patch-Test (Pflastertest)
Vor der ersten Verwendung eines ätherischen Öls ist es ratsam, einen Hauttest (den sogenannten Patch- oder Pflaster-Test) durchzuführen. Dieses Vorgehen ist jedoch umstritten. Denn der Patch-Test kann zwar eine Überempfindlichkeit gegen ein Aromaöl anzeigen, sagt aber nichts darüber aus, ob das Öl an sich reizend wirkt oder ob es eine (echte) allergische Reaktion auslöst. Außerdem kann der Test auch ein sogenanntes falsch positives oder falsch negatives Ergebnis anzeigen. Im schlimmsten Fall verursacht solch ein Patch-Test selbst die Sensibilisierung.
Die Entscheidung für (oder gegen) den Test liegt allein bei Ihnen. Wenn Sie ihn anwenden möchten, gehen Sie folgendermaßen vor: Geben Sie 1 Tropfen des zu testenden Öls auf 1 TL (5 ml) Traubenkern- oder Mandelöl. Vermischen Sie die Öle gut und tragen Sie eine kleine Menge davon auf die Ellenbeuge auf. Bedecken Sie die Stelle mit einem Pflaster und kontrollieren Sie nach 24 Stunden, ob es eine Hautreaktion gibt. Zeigt sich ein Ausschlag, waschen Sie die Stelle sofort mit Wasser und Seife und verwenden Sie das getestete ätherische Öl nicht in Ihren Mischungen.
1.2 Allergien, Sensibilisierung und ätherische Öle
Bei der Destillation werden den Pflanzen Proteine entzogen, sodass diese in den ätherischen Ölen nicht mehr enthalten sind. Da nur Proteine allergische Reaktionen auslösen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass ein ätherisches Öl eine solche allergische Reaktion hervorruft. Trotzdem kann es passieren, dass die Proteine in Ihrer Haut auf ein aufgetragenes Aromaöl reagieren.
Um den Hautkontakt zu vermeiden, kann der Duft eines ätherischen Öls auch eingeatmet werden. Manche Bestandteile könnten die Atemwege reizen, doch bislang gibt es keinen belegten Fall einer allergischen Reaktion durch das Einatmen eines Aromaöls (und sollte solch eine Reaktion auftreten, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass synthetische Duftöle verwendet wurden). Wenn Sie unter Atemwegserkrankungen leiden, sollten Sie Zitrus- und Kieferndüfte nicht über einen längeren Zeitraum einatmen (z. B. Grapefruit, Zypresse, Kiefer), da diese Öle die Atemwege reizen können.
Wichtig ist auch zu wissen, dass ätherische Öle auf verschiedene Weisen vom Körper abgebaut (metabolisiert) und ausgeschieden werden. Ein Öl, das über längeren Zeitraum verwendet wird, kann sich im Körper anreichern und braucht länger, um abgebaut und ausgeschieden zu werden. Darum möchte ich Ihnen ausdrücklich empfehlen, dass Sie sich auch Auszeiten ohne jegliche Aromaölmischungen gönnen. Es gibt eine Reihe von Anwendungsmustern, die in der Aromatherapie gelehrt werden. Das einfachste (das etwa bei chronischen Beschwerden oder langfristiger Verwendung eingesetzt wird) ist: 5 Tage anwenden, 2 Tage pausieren. Viele Menschen, die regelmäßig Aromaöle verwenden, lassen einfach das Wochenende aus. Um die Wahrscheinlichkeit einer Sensibilisierung zu verringern, setzen Sie ein Antioxidans wie Vitamin E zu. Es bremst die Oxidation und kann allergische Reaktionen und Überempfindlichkeiten gegenüber ätherischen Ölen verringern, die reich an d-Limonenen sind. Geben Sie auf jeden Teelöffel (5 ml) Ihrer Mischung (inklusive Trägeröl) 1 Tropfen Vitamin E (mit verschiedenen Tocopherolen).
Spielen Sie mit Ihren Möglichkeiten
Wenn wir Sie für die Aromatherapie begeistern können, sollten Sie die ▶ Bezugsquellen erkunden. Mit zunehmender Erfahrung können Sie die Rezepte variieren. Und vergessen Sie nicht, dass auch ▶ fette Öle einen therapeutischen Nutzen haben. In Kombination mit Aromaölen können sie deren Wirkung verstärken.
Tipp
Was bei einem Menschen hilft, wirkt beim anderen vielleicht überhaupt nicht. Kopfschmerzen etwa kann der eine mit Aspirin lindern, während der andere dafür Ibuprofen braucht. Die Mittel sind zwar chemisch unterschiedlich, können aber bei ähnlichen Beschwerden eingesetzt werden. Ätherische Öle wirken im Wesentlichen genauso. Während ein Mensch Lavendel entspannend und beruhigend findet, wirkt beim anderen Römische Kamille besser. Sollte also ein Rezept in diesem Buch bei Ihnen nicht wirken, probieren Sie ein anderes aus. Oder passen Sie die Mischung an, indem Sie andere Öle mit ähnlichen Eigenschaften verwenden (Vorschläge dazu finden Sie zu Beginn jedes Abschnitts im Teil 2:...