PROLOG
Im wahren Selbst sein bedeutet im Atman sein. Atman (aus dem Sanskrit) ist ein Begriff aus der indischen Philosophie und bezeichnet das höhere Selbst, die unzerstörbare, ewige Essenz des Geistes, was auch mit Seele übersetzt wird. Die Bhagavad Gita gilt als das grundlegend mystisch-spirituelle Werk, das vor tausenden von Jahren entstanden ist und Seinsfragen zu Liebe, Freundschaft, Tod, Sinn und Ziel des Lebens und den Zyklus der Wiedergeburten beantwortet.
Wir, die wir in westlichen Gefilden weitgehend unbewusst aufwachsen, kommen nun durch ein Phänomen, das wir als Dualseelenprozess beschreiben und erkennen, unweigerlich mit Atman (dem höheren Selbst) in Kontakt. So zeigt uns dieser Prozess auf wer wir sind und lässt uns erspüren was unser Leben sinnerfüllt machen könnte, wenn wir den Dualseelenprozess als das anerkennen, was er in Wahrheit ist. Eine Auferweckung.
Das Wesen eines Yogis ist im Atman zu sein, in seinem wahren Selbst. In meiner Kindheit und Jugend erfuhr ich nichts über Yogis und den Atman, nichts über den Zustand, wenn man als verkörperter Mensch in diesen eintritt, ja überhaupt, dass es ihn gibt. Ein höheres Selbst? Ein Ausdruck, der in westlichen, christlich orientierten Kulturen kaum Verwendung findet, kennt kein höheres Selbst. Gott ähnlich zu sein, zu werden wie Jesus Christus, ihm nachzueifern, ihm ähnlich zu sein, begründet den Nähr- und Lehrboden der christlich-katholischen Erziehung, die mir zuteil geworden ist. Ein Konstrukt, das im täglichen Leben kaum erfasst und umgesetzt werden kann, da sich eine derartige Vorstellung stets auf das Außen und nicht auf das Innere in einem selbst bezieht. Man sucht außen, nicht innen, man sucht vergebens. Und dennoch lernt man, wenn man achtsam bleibt, dass es allein angezettelt durch die Suche im außen etwas gibt, das dort draußen irgendwo existieren muss, etwas das größer ist als das Außen. Wenn man es im außen nicht findet, wird man unweigerlich eines Tages auf das Innere im Menschen gestoßen. Auf das Innere im anderen. Es ist immer erst das Andere, das erkannt und gesehen wird, sofern man weiß worauf man achten muss. Erst dann begibt man sich auf die Suche nach seinem eigenen Atman, sich seinem eigenen Inneren zuzuwenden.
Wir alle, jedes verkörperte Lebewesen, sind beseelt. Im Atman sein bedeutet sich dieser Beseelung bewusst zu sein. Sich bewusst zu sein, dass man einen Körper hat, aber nicht sein Körper ist. Der Körper ist verwundbar, ist endlich und wird sterben, eines Tages. Im Atman ist und bleibt man unverwundbar, das höhere Selbst ist sich bewusst, dass es unendlich, unsterblich ist. Es wurde niemals geboren und wird niemals sterben. Es ist unvergänglich, unzerstörbar.
Jedes Kleinkind lebt im Atman. Es lebt aber auch in einem Körper, der äußeren Umständen ausgesetzt ist. Die Umstände schaffen den Rahmen, in dem sich das heranwachsende Kind aufzuhalten und zu leben hat, damit es dauerhaft dazu gehören kann. Der gesellschaftliche Rahmen des Kindes begrenzt seine Wahrnehmung auf das, was im Allgemeinen als real, wertvoll und unterstützenswert angesehen wird. Alles darüber Hinausgehende wird gesellschaftlich abgelehnt. Die Umgebung schafft also den Rahmen, der dem Kind seine Entwicklungschancen bietet, weil es sich anpassen muss, um im Körper zu überleben. Jeder Mensch hat einen etwas anderen Rahmen zur Verfügung gestellt, es gibt nicht einen einzigen, der haargenau im selben Rahmen lebt wie ein anderer. Dieser Umstand bekräftigt die Tatsache, dass der Mensch frei nach seinem Willen die ihn umgebenden Dinge und Zweckmäßigkeiten deutet und nach seinem eigenen Gutdünken und Glauben umsetzt. Was aber allen Rahmen zu Eigen ist, ist der Umstand, dass jede Verkörperung mit biologischen, natürlichen Sinnen ausgestattet ist, die Begehrlichkeiten wecken und in Handlungen eingefordert werden. Wie groß die Begehrlichkeiten sind, bestimmen der Rahmen und das Umfeld, in dem man sich aufhält. Und es sind ausnahmslos stets die Begehrlichkeiten, die den Menschen von seinem Atman entfernen. Atman ist für die biologischen Sinne nicht wahrnehmbar, daher existiert es auch nicht.
Wenn also dem Kind, das heranwächst, das abhängig davon ist wie mit ihm umgegangen wird, zu viele äußere Begehrlichkeiten aufgedrückt werden, es aufgrund der Begehrlichkeiten seines Umfeldes durch Ausbeutung seines Urvertrauens in das Leben beraubt wird, entsteht Trennung und Abspaltung. Das körperliche Überleben-Müssen zwingt den kleinen Menschen dazu sich dem Unbewussten zu unterwerfen, das sich am Begehren und Besitzen-Wollen aufhängt. Wohingegen das Atman in Vergessenheit gerät oder aber, und dies ist bei mir geschehen, durch Dissoziation die Ebene des Atman aufsucht, in dem man dauerhaft verweilt. Die Verbindung zwischen Atman und Körper kann also auf zweierlei Weisen durchtrennt werden. Wir sind nicht unser Körper, wir sind Atman, doch leben wir in einem Körper, dessen Sinn und Zweck es ist, durch Handlung dem Atman zu entsprechen. Erst dann erkennt man auch im außen (beim Anderen) Atman in sich selbst im inneren, durch das gehandelt oder nicht gehandelt wird. Letztendlich ist alles Handlung. Auch das Nichthandeln ist Handlung.
Ganz gleich also, ob der Mensch sich in den Atman oder aber in den Körper zurückgezogen hat, ihnen beiden ist das Andere abhanden gekommen. Sie suchen beide nach dem anderen Teil und solange dies so ist, wird jeder von ihnen unter Schmerzen und Leid leiden. Der im Atman Verbliebene wird stets durch äußere Reize, die seine Körpersinne wahrnehmen, in den alten Überlebenskampf hinabgezogen und somit seinem nicht erfüllten Begehren nach Liebe, Achtung und Wertschätzung, das ihm verwehrt geblieben ist, begegnen. Das alte Trauma der Abtrennung wird durch seinen Körper also im außen sichtbar. Der ihm Körper verbliebene, sich dem Atman unbewusste Mensch, erlebt in und durch seine Handlungen Lieb-, Acht- und Wertlosigkeit und sehnt sich nach seelischer Liebesnahrung, die ihm Achtung und Wertschätzung entgegenbringen soll. Beide Varianten lassen Begehren an die Oberfläche brodeln und solange Begehren und Wollen den Menschen lenken, kann er nicht wahrhaft glücklich sein.
Der Mensch, ganz gleich aus welcher Richtung er auch kommen mag, hat nur eines zu lernen, Handlungen im Nichtbegehren zu setzen. Ich nenne den Raum, die Ebene, die Atman beheimatet, in dem Atman erfahrbar ist, den Quantenraum. In diesem Leben gab und gibt es für mich keine größere Suche als die, mein Atman mit meinem Körper wieder zu vereinen. Wie es funktionieren kann, beschreibe ich in diesem Buch.
Ein Leben ohne Begehren ist nur schwer vorstellbar. Wie kann man sich also ein solches vorstellen? Ein Beispiel: Wenn ich schreibe, schreibe ich nicht, weil ich mir etwas Besonderes davon erwarte. Ich weiß nicht wie das Ende des Buches sein wird, noch, ob es jemals von anderen Menschen gelesen und wertgeschätzt wird. Es ist mir nicht wichtig. So ergeht es mir auch in der Musik. Wenn ich musiziere oder komponiere, handle ich aus dem Atman heraus, ohne dabei Begehrlichkeiten in meine Handlung während des Komponierens zu legen. Im Atman existiert kein Begehren. Ich komponiere einfach, ohne an Eventualitäten zu denken. Ich denke nicht, sondern bin. So geht es mir auch wenn ich mit Kleinkindern zusammen bin. Was will man sich auch von Kleinkindern erwarten? Mal ehrlich? Das ist es auch, was uns Menschen an Kleinkindern so fasziniert. Warum wir so erfüllt sind, wenn wir eines betrachten. Wir erkennen und erleben Hingabe, Liebe, wir erleben Atman. Und dieses Atman zeigt sich anhand unserer Handlung, die wir in jenem besonderen Moment vollziehen. Wir sind eins. Gemeinsam mit dem Kleinkind. Wir gehen ohne Begehrlichkeiten auf das Kind zu.
Aber es gibt auch die anderen. Stellen wir uns vor, da gibt es einen Menschen, der keine eigenen Kinder zeugen und haben kann, wenn er ein Kleinkind in den Arm nimmt, könnte er sich für seine Existenz einfach nur freuen oder aber, es überkommt ihn der Neid auf dessen Eltern, weil ihm dieses Geschenk nicht zuteil wurde. Er geht also mit einer Begehrlichkeit in die Umarmung dieses Kindes und hinterlässt im Kind einen bitteren neiderfüllten Nachgeschmack, der dem Kind suggeriert, dass es nicht gewollt ist. Eine Frage, die man sich ebenso stellen sollte, ist: Welcher Arbeit gehe ich nach? Was erwarte ich mir davon? Welche Begehrlichkeiten stülpen sich über meine Handlungen, indem ich diesen Beruf ausübe? Solange Begehren deine Handlungen bestimmt, wirst du niemals glücklich und befreit sein, in dem was du tust. Dasselbe gilt für zwischenmenschliche Beziehungen. Das Thema Dualseele spricht hier eine eindeutige Sprache.
Dualseelen – Resetting Effekt ist eine notwendige Fortsetzung meines Buches Dualseelen – Forschungsprojekt im Quantenraum und legt den Fokus auf unsere Körperintelligenz und deren bewusste Verknüpfung und Synchronisierung mit unserem höheren Bewusstsein.
Dieses Buch ist für all jene geschrieben, die den Quantenraum zwar erreichen, aber nicht lange darin verweilen können. Es ist für jene, die geistig und seelisch verstehen, aber im Körper noch nicht zu Ende gefühlt haben, was jedweder Verlust, als Trauma erfahren, in ihnen an Leid und Schmerz hervorgerufen hat und demnach immer wieder als „Quantenraumblockade“ ins eigene Leben tritt. Dieses Buch will zeigen, wie Dualseelen ihren Finger auf genau jene Wunden legen, die durch unseren Körper erlebt, aber noch nicht bearbeitet und radikal, total angenommen wurden. Denn was Geist und Seele längst schon begreifen, ist für den Körper nur durch Fühlen erfahrbar. Erst, indem Körper, Geist und Seele sich als Gesamtheit erfahren, ist...