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E-Book

Demografischer Wandel und Weiterbildung

Strategien einer alterssensiblen Personalpolitik

Verlagwbv Media
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl168 Seiten
ISBN9783763944866
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,90 EUR

Zwar gibt es bereits eine Vielzahl differenzierter Handlungsempfehlungen und erprobter Konzepte alternsgerechter Personalentwicklung und Weiterbildung. Vielen Maßnahmen fehlt es jedoch am bedarfsgerechten Zuschnitt. Die zehn Beiträge aus Wissenschaft und Praxis dokumentieren den aktuellen Stand der Diskussion und regen zum Weiterdenken an:Konzepte einer differenzierten Personalentwicklungspolitik, empirische Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen demografischen Wandel und betrieblicher Weiterbildung, Gesundheitsprävention und alternsgerechte Arbeitsgestaltung an Beispielen des öffentlichen Personennahverkehrs.Der Sammelband ist aus dem Projekt "Promet - Erfahrene Produktionsmitarbeiter entwickeln ihre Medienkompetenz" gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie entstanden.

Der Autor

Herbert Loebe ist Geschäftsführer des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft (bbw). Eckart Severing ist Geschäftsführer des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb).

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Leseprobe
Vintage und Weiterbildung (S. 9)

Defizitmodelle oder bildungsbiografische Unterschiede als Referenzpunkte der Personalentwicklung?

Nicolas Schöpf

Wer die Veränderungen der Altersstruktur in unserer Gesellschaft einerseits und in den Unternehmen andererseits betrachtet, sieht sich mit gegenläufigen Entwicklungen konfrontiert.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts steigt die durchschnittliche Lebenserwartung der Bevölkerung in Deutschland kontinuierlich an. Frauen haben im Alter von 60 Jahren im Durchschnitt noch annähernd 25 Lebensjahre vor sich, Männer im gleichen Alter über 20 Lebensjahre. Ein in weiten Teilen der Bevölkerung relativ guter Gesundheitszustand erlaubt es, ein bis ins hohe Alter hinein aktives und sinnerfülltes Leben zu führen. Insgesamt wird die Gesellschaft in Deutschland wie in vielen anderen Ländern immer älter.

Die Belegschaften in den Unternehmen haben sich in den vergangenen Jahren dagegen in der Tendenz eher verjüngt. In den Unternehmen war lange und ist zu großen Teilen immer noch eine abnehmende Verweildauer der Mitarbeiter zu beobachten, die Altersgrenze für Erwerbsarbeit in Deutschland sinkt deutlich wahrnehmbar.

Jugendkult in der Personalentwicklung

Die betriebliche Personalpolitik war in den letzten Jahrzehnten oftmals von systematischen Verjüngungskuren in den Unternehmen gekennzeichnet, für die Instrumente wie Altersteilzeit, Vorruhestandsregelungen und Abfindungen genutzt wurden. Die Unternehmen setzten vor allem darauf, das für Innovation, Dynamik und Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Konkurrenz notwendige aktuelle Fachwissen in die Organisation zu integrieren, das vor allem bei den jüngeren Mitarbeitern und den Fachhochschul- und Hochschulabsolventen vermutet wurde.

Junge Mitarbeiter, die gerade ihre Ausbildung oder akademische Laufbahn abgeschlossen haben, so die Einschätzung, wären der entscheidende Wettbewerbsfaktor, um den es sich zu bemühen gelte. Internationale Konkurrenzfähigkeit durch altersselektive Personalpolitik, so könnte man diesen Standpunkt – etwas überspitzt – beschreiben.

Die „Theorie der Defizite" und die Herstellung von Alter im Betrieb

Nachhaltigen Einfluss auf das Denken und Handeln (auch) in der betrieblichen Personalentwicklung hatten lange Zeit Vorstellungen vom Altern, die heute gemeinhin als Defizittheorie bezeichnet werden. Unter dem Einfluss amerikanischer Studien zur Intelligenzentwicklung aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Altern als Prozess des kontinuierlichen Abnehmens geistiger Leistungsfähigkeit aufgefasst.

Sie hatten gemessene Unterschiede in der Intelligenzleistung von älteren und jüngeren Probanden auf einen generellen Intelligenzverfall mit zunehmendem Alter zurückgeführt und in statistischen Durchschnittskurven zusammengefasst. Ihnen zufolge war der Höhepunkt der Intelligenzentwicklung zwischen dem 18. und dem 25. Lebensjahr anzusiedeln. Es folgte ein zunächst allmähliches, vom 30. Lebensjahr an dann rapide fortschreitendes Abfallen der Intelligenzleistung.

Dieses sogenannte „Defizitmodell" des Alterns wird in der Wissenschaft von Psychologie, Gerontologie und Theorie der Erwachsenenbildung mittlerweile nahezu einhellig abgelehnt. Dabei werden mehrere Argumentationsstränge verfolgt: Zunächst wurde das Konzept der allgemeinen Intelligenz, mit dem die Studien zu Beginn des letzten Jahrhunderts häufig operierten, infrage gestellt.

Neue Instrumente, beispielsweise der Wechsler-Bellevue- oder der Hamburg- Wechsler-Intelligenztest, führten zu verfeinerten Messungen. Studien, die auf dieser Basis angefertigt wurden, bestätigten zwar noch den statistischen Verlauf in seiner Gesamtheit, konnten aber bereits unterschiedliche Intelligenzdimensionen aufschlüsseln.

Als altersbeständige Fähigkeiten wurden beispielsweise der Wissensumfang, die praktische Urteilsfähigkeit, die Fähigkeit zur alltäglichen Problemlösung, die Konzentrationsfähigkeit oder das Unterscheidungsvermögen von weniger altersbeständigen Fähigkeiten wie Gedächtnis und Merkfähigkeit, geistiger Beweglichkeit und Umstellungsfähigkeit, abstrakt-logischem Denken oder psychomotorischer Geschwindigkeit unterschieden. Das Konzept der allgemeinen Intelligenz wurde zugunsten einer differenzierteren Betrachtung aufgegeben.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt4
Vorwort6
I. Altersdifferenzierung in Weiterbildung und Personalentwicklung8
Vintage und Weiterbildung10
Nicht alle gleich behandeln! Personalentwicklung für ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter28
Employability Management - lebenslange Beschäftigungsfähigkeit als Antwort auf den demografischen Wandel40
Alter und Leistung in der Erwerbsarbeit60
Generationenbezogene Personalpolitik im Zeichen des demografischen Wandels72
II. Demografischer Wandel und betriebliche Weiterbildung - Daten, Zahlen, Fakten80
Betriebliche Personalpolitik und Weiterbildungsengagement gegen ber ‚lteren Besch‚ftigten - Ein Überblick mit den Daten des IAB- Betriebspanels82
Betriebliche Weiterbildung älterer Mitarbeiter im Produktionsbereich - Ergebnisse einer Unternehmensbefragung100
Was halten Unternehmen von älteren Mitarbeitern? Eine Zusammenfassung empirischer Studien118
III. Gesundheitsprävention und alternsgerechte Arbeitsgestaltung Ò Konzepte und Beispiele aus dem Bereich öffentlicher Personennahverkehr132
Fahrdiensttauglich bis zur Rente - Gesundheitsmanagement und alternsgerechte Arbeitsgestaltung im öffentlichen Personennahverkehr134
55+ oder: Alter(n)sgerechte Arbeitsbedingungen im Fahrdienst als Führungsaufgabe150
Autoren168

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